Statue der Gottesmutter
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Unbefleckte Empfängnis Festgottesdienst zum Patrozinium (08.12.2015)

„Wir alle sind hier versammelt um Maria zu ehren, die sich geöffnet hat für die Botschaft Gottes von Anfang an. Heute wird auch in Rom das Jahr der Barmherzigkeit eröffnet. Das ist auch ein Hinweis für uns, dass wir uns öffnen für den Anruf Gottes und für die Nöte und Anliegen der Mitmenschen.“ Mit diesen Worten eröffnete Propst Gerhard Rechberger als Hauptzelebrant den heutigen Festgottesdienst an unserem Patrozinium.

In der Predigt stellte er Maria als jene vor, „die sich geöffnet hat für den Anruf Gottes“, und ging danach wieder auf das große Ereignis in Rom über – die Eröffnung des Jahres der Barmherzigkeit: „Und wenn heute in Rom die Heilige Pforte der Barmherzigkeit geöffnet wird, dann sollen auch wir uns öffnen, unsere Türen, unsere Herzen. So wie der barmherzige Vater die Türen offen gehalten hat, in dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, und gewartet hat in dem hoffnungsvollen Gedanken: Wenn mein Sohn zurück kommt, dann soll er ein offenes Tor, eine offene Tür, ein offenes Herz, finden und sich wieder herein trauen. Und so ist gerade auch die Kirche berufen, dieses offene Haus des Vaters zu sein.“ Die ganze Predigt können Sie unten nachlesen. Neben zahlreichen Gläubigen, die mit uns diesen Festtag feierten, durften wir auch den Musik- und Gesangverein Vorau begrüßen, der unter der Leitung von Dr. Peter Filzmoser in bewährter Weise für die musikalische Gestaltung sorgte. In Maria, der Unbefleckten Empfängnis, dürfen wir jene Pforte erkennen, die uns in Jesus Christus die Barmherzigkeit gebracht hat. An unserem Festtag wünschen wir Ihnen, dass Maria, die ohne Makel der Erbschuld Empfangene, die Mutter der Barmherzigkeit, auch für Sie zur weit geöffneten Pforte der Barmherzigkeit werde.

Predigt von Propst Mag. Gerhard Rechberger CRSA

Liebe Mitbrüder, liebe Schwestern der Vorauer-Schwesterngemeinschaft, liebe Brüder und Schwestern!

Es ist ein dreifaches Fest, das wir heute feiern dürfen. Einerseits das Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias, das Patrozinium dieser Kirche und dieser Schwesterngemeinschaft.
Maria ist die, die sich geöffnet hat für den Anruf Gottes. So, wie wir es jetzt auch im Evangelium gehört haben.
Sie war von Anfang an erwählt, Mutter des Herrn zu werden.

Als Zweites feiern wir, dass genau heute vor 50 Jahren das II. Vatikanische Konzil beendet wurde.
Dieses Konzil, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kirche auf die Welt hin und auch auf Gott hin neu zu öffnen, um hin zu den Menschen zu gehen, um die Nöte und Sorgen, die Freuden und Leiden der Menschen mitzuleben, mitzubetrachten und zu helfen, wo wir können.

Und genau zu diesem 50-jährigen Gedenken an das II. Vatikanische Konzil, wird heute in Rom unser Papst Franziskus das Jahr der Barmherzigkeit eröffnen, mit der Eröffnung der Pforte der Barmherzigkeit.
In seinem Schreiben zu diesem Jahr beginnt er mit dem Satz: „Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters.“

Es geht also darum, dass wir zunächst auf Christus hinschauen. Wenn wir Christus erkennen und sehen, dann können wir etwas erahnen von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes.
Jesus Christus ist das Antlitz, das Ebenbild der Barmherzigkeit des Vaters.
Und gerade der Evangelist Lukas, von dem wir in diesem Lesejahr C meistens das Evangelium hören – so auch vorhin – hat uns sehr deutlich dieses Antlitz der  Barmherzigkeit Gottes in Jesus Christus beschrieben.

Lukas war ja selber Arzt und hat um die Leiden der Menschen gewusst. Und so beschreibt er uns Jesus in seiner Hinwendung zu den Kleinen und Niedrigen, zu den Armen und Hungernden, zu den Trauernden und Verfolgten, zu den Zöllnern und Sündern.
Und der Evangelist Lukas zeigt uns, wie Christus Partei ergreift, gerade für die Schwachen, für die Armen und Erniedrigten.
So ist dieser Jesus für uns zum Heiland geworden, der heilend gewirkt hat und diese Barmherzigkeit sichtbar gemacht hat.

„Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist.“

Die Barmherzigkeit ist die größte aller Tugenden. Natürlich scheint uns vieles wichtig an Tugenden, die wir Christen leben sollen. Es ist wichtig, dass es Ordnung gibt, Gesetze gibt und Gerechtigkeit. Zentral sind diese aber nicht, diese Gesetze und Verbote. Zentral ist die Liebe und die Barmherzigkeit. Das gilt für jeden einzelnen Menschen, das gilt für jede Gemeinschaft, das gilt für uns alle als Kirche.

Und wenn heute in Rom die Heilige Pforte der Barmherzigkeit geöffnet wird, dann sollen auch wir uns öffnen, unsere Türen, unsere Herzen. So wie der barmherzige Vater die Türen offen gehalten hat, in dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, und gewartet hat in dem hoffnungsvollen Gedanken: Wenn mein Sohn zurück kommt, dann soll er ein offenes Tor, eine offene Tür, ein offenes Herz, finden und sich wieder herein trauen.

Und so ist gerade auch die Kirche berufen, dieses offene Haus des Vaters zu sein. Barmherzigkeit gerade gegenüber den Armen und Fremden zu zeigen. Vielleicht gerade auch gegenüber denjenigen, die wir nicht kennen. Denken sie an dieses Gleichnis vom barmherzigen Samariter, wo dieser Samariter diesen Juden versorgt hat, obwohl sie eigentlich verfeindete Völker waren. Aber dieser Fremde, den ich gar nicht kenne, der braucht jetzt meine Hilfe. Ich glaube auch gerade jetzt, wo so viele Flüchtlinge zu uns gekommen sind, und weiterhin kommen, ist dieses „Barmherzig Sein“ eine Herausforderung. Wie Jesus sagt: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist.“

Oder wie das Motto dieses Heiligen Jahres lautet: „Wie Gott mir, so ich Dir: Barmherzig!“ Wir kennen ja die Werke der Barmherzigkeit, die geistigen und körperlichen Werke der Barmherzigkeit, die ausgehend vom Matthäus-Evangelium unter anderem dann heißen: Hungrige sättigen, Obdachlose aufnehmen, Trauernde trösten.

Bischof Wanke von Erfurt hat diese Werke der Barmherzigkeit neu übersetzt und vielleicht sprechen uns diese auch besonders an. Vielleicht wäre das ein Vorsatz für das Jahr der Barmherzigkeit, wenn es da heißt: „Einem Menschen sagen, du gehörst zu uns. Ich höre dir zu, ich rede gut über dich. Ich gehe ein Stück mit dir. Ich teile mit dir, ich besuche dich und ich bete für dich.“

Gerade hier im Krankenhaus sind diese Worte immer aktuell. Wie Maria sich geöffnet hat, so wollen auch wir uns für diese Botschaft Jesu Christi öffnen, der uns die Barmherzigkeit des Vaters verkündet hat. „Wie Gott zu mir, so ich dir: Barmherzig!“ Amen