Statue der Gottesmutter
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Unbeflecktes Herz Mariä (20.06.2020)

„Das Fest des Unbefleckten Herzens Mariä wurde 1944 von Pius XII. eingeführt und auf den Oktavtag von Mariä Himmelfahrt gelegt. Im neuen Kalender fand es seinen Platz als Gedenktag am Samstag nach dem Herz-Jesu-Fest. Johannes Paul II. erhob ihn 1996 zu einem gebotenen Gedenktag.“ Kurz und prägnant wurden mit diesen Worten im Direktorium der Diözese Graz-Seckau die Fakten zum Gedenktag des Unbefleckten Herzens festgehalten.

Die Verehrung des Herzens der Gottesmutter findet ihre Begründung darin, dass kein menschliches Herz Gott mehr, reiner und vollkommener liebte und lieben kann, als das Herz seiner guten Mutter. In Maria findet Christus die vollkommene Gottesliebe.

Das Herz der Gottesmutter ist uns einerseits als Beispiel gegeben, an dem wir unsere Gottesliebe angleichen können. Andererseits beinhaltet die Verehrung des Unbefleckten Herzens auch die Weihe an das Herz der Gottesmutter. Ludwig Maria Grignon von Montfort ist hierfür der bekannteste Vertreter. Er sieht in dieser Weihe den einfachsten und sichersten Weg, um in der Gnade und in der Liebe zu Jesus zu wachsen. Jesus selbst hat in Pontevedra darum gebeten, dass wir das Herz seiner Mutter verehren. Er möchte das Herz Mariens geliebt wissen, weil er ihr Kind ist. Für jedes Kind ist das Herz der Mutter das Himmelreich, der Ort, wo es sich geliebt, angenommen und behütet weiß. Am Kreuz hat er Maria auch uns zur Mutter gegeben, damit auch wir das Herz dieser guten Mutter lieben, wie er es tut. Jesus ist auch wahrer Gott und hat das Herz dieser bescheidenen Frau von Nazareth erwählt, um unter diesem Herzen Mensch zu werden; um von diesem Herzen geleitet und erzogen zu werden, hingeführt zu werden, um seine große Sendung erfüllen zu können.

Gott hat in Maria ein Herz geschaffen, das fähig war, sich allezeit für Gott, für das Gute und gegen das Böse zu entscheiden. Der Schöpfer hat dieses Herz so wunderbar erschaffen, dass man sagen kann: Es ist neben dem (menschlichen) Herzen Jesu das Meisterwerk der Schöpfung, das Juwel unter allem Geschaffenen. Marias Herz ist ein absolut fügsames, demütiges Herz, das niemals aufbegehrte und dadurch zu jeder Zeit in der Freiheit der Kinder Gottes blieb. Von Lukas wissen wir, dass Maria alles, was sie verstand oder auch nicht verstand, in ihrem Herzen bewahrte, es bewegte, bis sie es verstanden hatte, bis sie die Geheimnisse Gottes durchdringen konnte. Dieses Herz, diese Herzenszüge, machten sie zur Frau an der Seite Jesu, zur wahren Stütze und Hilfe des neuen Adams.

Mariens Herz ist ein bräutliches Herz, das nur Gott in reinster Liebe zugetan ist. Diese bräutliche Liebe ist fruchtbar geworden unter dem Kreuz ihres Sohnes und hat unzählige Kinder Gottes hervorgebracht. Und darum geht es vornehmlich bei der Verehrung ihres Unbefleckten Herzens: Dass wir durch die Liebe ihres Herzens für Christus geboren werden.

Im Herzen der Gottesmutter bietet uns Gott alle Schätze und Gnaden des Himmels an

Angelehnt an die Lehren von P. Guillaume-Joseph Chaminade, dem Gründer der Marianisten, legte P. Neubert in seinen Betrachtungen Jesus die Worte über seine Mutter in den Mund: „Mit freier Überlegung schuf ich sie so, wie sie ist, damit ich so werde, wie ich bin…

Die Liebe zu ihr bewog mich, sie mit Vorzügen auszustatten, von denen jeder einzelne das Größte übertrifft, das ich je für alle anderen Geschöpfe getan. Sie und nur sie allein war durch mich unbefleckt in ihrer Empfängnis, frei von jeder Begierde und Unvollkommenheit, voll der Gnade mehr als alle Engel und Heiligen, Mutter Gottes und allzeit Jungfrau, mit Leib und Seele schon vor der allgemeinen Auferstehung verherrlicht…

Es war mir nicht genug, sie an meinen Vorzügen und an meinem Innenleben teilnehmen zu lassen und in innigster Vertrautheit mit ihr zu leben: Ich wollte, dass sie auch an der Sendung, die mir mein Vater anvertraut hat, teilhabe. Wie ich der Erlösser bin, wollte ich, dass sie Miterlöserin sei, und dass sie alles, was ich für das Heil der Welt verdiente, in voller Teilnahme mitverdiente. Sogar im Himmel wollte ich, dass sie Fürbitterin bei mir sei, wie ich Fürbitter beim Vater bin, um den Menschen alle Gnaden auszuteilen, die zu erwerben sie hieniden mitgewirkt hat.“

In weiterer Folge erklärt P. Neubert, dass die Mutterschaft Mariens nicht von Jesu Worten „Siehe, deine Mutter“ abhing, was Maria lediglich zu unserer Adoptivmutter machen würde. Er hüllte seine Erklärungen wieder in Jesu Worte und lässt ihn weiter sprechen: „Suche also zu verstehen, dass Maria in der übernatürlichen Ordnung deine wahre Mutter ist, ähnlich wie jene, die dich gebar, deine wahre Mutter ist in der Ordnung der Natur.

Eine Mutter ist eine Frau, die das Leben gibt. Maria hat dir das Leben gegeben, das wertvollste Leben. Sie gab es dir in Nazareth, auf Kalvaria und bei deiner Taufe. Als sie mich in Nazareth empfing, hat sie zugleich auch dich empfangen. Sie wusste, dass sie mit einem Ja oder Nein an Gabriel dir das Leben schenken oder dich im Todes lassen würde. Sie antwortete mit einem Ja, damit du das Leben habest… Von dieser Stunde an gehörtest du nach den Absichten Gottes und auch nach den ihrigen – weil sie Gottes Absichten erkannte und mit ganzer Seele zustimmte – meinem mystischen Leib an.

Ich war das Haupt dieses Leibes, du ein Glied desselben. Und beide trug Maria in ihrem Mutterschoß… Auf dem Kalvarienberg gebar sie dich, indem sie mich für dich zum Opfer brachte… In diesem Augenblick kam ihre Mutterschaft über dich zur Vollendung… In der Taufe gab dir Maria das Leben selbst, nicht nur das Recht darauf, wie auf Kalvaria… Maria war es, die dir diese heiligmachende Gnade erwirkte, sie, ohne die nie eine Gnade gewährt wird. Als du aus einem Kinde des Zornes ein Kind Gottes wurdest, da war es Maria, die dich zum neuen Leben gebar.“

Wir alle sind aus dem guten Herzen unserer Mutter geboren für die Ewigkeit. Ihr Herz ist die Pforte, die in den Himmel führt. Ihr Herz bildet uns heran für die Ewigkeit. Es ist sozusagen die Erziehungsanstalt für die Kinder Gottes und ein Pflegeheim für die verwundeten und kranken Herzen. Als Mutter gibt sie uns Anteil an den Schätzen ihres Herzens. Man kann sagen, dass das Unbefleckte Herz der Gottesmutter die Schatzkammer Gottes ist. Und wir haben Zugang zu den Schätzen des Herzens Mariens. Im Herzen der Gottesmutter bietet uns Gott alle Schätze und Gnaden des Himmels an. Deshalb ist es Jesus ein so große Anliegen, dass wir das Herz seiner und unserer Mutter mit besonderer Andacht und Liebe verehren.

Sein Wunsch danach, wie auch sein Leiden angesichts der vielen Beleidigungen die das Herz seiner Mutter treffen, war so groß, dass er im Zusammenhang mit den Fatimaerscheinungen in Pontevedra selbst kam, um uns durch Sr. Lucia am 10. Dezember 1925 aufzufordern:

„Habe Mitleid mit dem Herzen deiner heiligsten Mutter, umgeben von Dornen, mit denen die undankbaren Menschen es ständig durchbohren, ohne dass jemand einen Sühneakt leisten würde, um sie herauszuziehen.“

Mit dieser Aufforderung begrüdete er selbst die Verehrung des Unbefleckten Herzens, das, wie Maria einst verheißen hat, am Ende triumphieren wird.

Authentische Marienverehrung kommt um das Herz der Gottesmutter nicht umhin. Und das bedeutet, das wir ihr Herz mit allen Vorzügen, die Gott ihr hinsichtlich ihrer Erwählung zur Mutter Gottes gewährt hat, betrachten. Diese Betrachtungen müssen in unserem täglichen Leben einen Wiederhall finden. Sie müssen in unseren Herzen Fuß fassen und Wurzeln schlagen, damit der Same der Betrachtung aufgeht und reiche Frucht bringt.

Die Betrachtungen und Erwägungen müssen uns aber auch dazu führen, dass wir sie als unsere wahre Mutter erkennen und wir uns ihr anvertrauen und letztlich vollkommen überlassen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass das Herz Mariens das Herz ihres Sohnes gebildet hat – das fleischliche in ihrem Leib, das geistliche in ihrem Herzen. Sie allein war würdig, Gottes Sohn zu erziehn, zu leiten und auf die Erfüllung des Willens Gottes vorzubereiten. Wenn wir Jesus bitten: Bilde unser Herz nach deinem Herzen, so zeigt er uns seine Mutter, die fähig ist, auch unser Herz dem Herzen Jesu nachzubilden.

Maria ist die Herzensformerin und ihr Herz ist das Modell, oder wie Grignion es ausdrückte: die Gussform der reinen Herzen. Die Verehrung ihres Herzens beginnt mit der Bewunderung ihrer Gandenvorzüge und muss damit enden, dass wir unsere Herzen von ihr umgestalten lassen.

Maria versprach Lucia: „Niemals werde ich Dich verlassen, mein Unbeflecktes Herz wird Deine Zuflucht sein und der Weg, der Dich zu Gott führen wird.“