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Verklärung des Herrn (06.08.2016)

Am Fest „Verklärung des Herrn“ führt uns Jesus mit Petrus, Jakobus und Johannes auf den Berg Tabor. „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne“, verrät uns Matthäus über Jesus in seinem Evangelium. (Mt 17,2)

Petrus Venerabilis (1092 – 1156), Abt von Cluny, fragt in der ersten Predigt über die Verklärung des Herrn: „Was ist Erstaunliches daran, dass das Antlitz Jesu der Sonne ähnlich wurde, da er doch selber die Sonne war? Er war die Sonne, war aber hinter einer Wolke verborgen. Jetzt zieht die Wolke weiter, und für einen Augenblick leuchtet sie. Was ist das für eine Wolke, die da weiterzieht? Es verschwindet einen Moment lang nicht das Fleisch selbst, sondern die Schwäche des Fleisches. … Die Sonne, die von diesem Fleisch verdunkelt wird, ist nicht „die, die aufgeht über Bösen und Guten“ (Mt 5,45), sondern „die Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20), die nur für die Gottesfürchtigen aufgeht. Gewöhnlich wird sie von der Wolke aus Fleisch verdeckt, heute aber strahlt „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9) in seinem vollen Glanz. Heute verherrlicht es dieses gleiche Fleisch; den Aposteln erscheint es vergöttlicht, damit sie die Welt mit ihm bekannt machen.“

Der Psalmist betet: „Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten und ihr braucht nicht zu erröten.“ (Ps 34,6) Denn „mit ihm leuchten auch wir, erkennbar für geisterfüllte Augen. Unsere Seele ist erneuert, vergöttlicht und seinem Bild gleichgestaltet. So werden wir immer mehr der göttlichen Natur teilhaftig und für die höheren Dinge bereitgemacht.“, erklärt uns der heilige Anastasius vom Sinai in einer Predigt über die Verklärung des Herrn. Und er fügt hinzu: „Auf den Berg wollen wir voll Zuversicht und Freude eilen und in die lichte Wolke eintreten, wie Mose und Elija, wie Jakobus und Johannes.“ Die lichte Wolke beschreibt Petrus Venerabilis als die Wolke, von der der Prophet Jesaja sagt: „Seht, der Herr fährt auf einer leichten Wolke daher“ (Jes 19,1). Sie besteht aus dem Fleisch, das die Göttlichkeit verhüllt. Sie ist leicht, weil dieses Fleisch nichts Böses in sich trägt. Sie verbirgt die Herrlichkeit Gottes, sie ist leicht, weil sie hochsteigen muss bis zur ewigen Herrlichkeit. Es ist die Wolke, von der es im Hohenlied heißt: „In ihrem Schatten begehre ich zu sitzen“ (Hld 2,3). Die Wolke ist leicht, denn ihr Fleisch ist das des „Lammes Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Und wenn diese Sünde einmal weggenommen ist, wird die Welt, von aller ihrer Sündenlast befreit, in die Höhen des Himmels erhoben.“

Anastasius fordert uns auf: „Wie Petrus lass dich ergreifen von der göttlichen Schau und Erscheinung, lass dich verwandeln durch diese wunderbare Verklärung. Erhebe dich über die Welt, verlass die Erde, verlass das Fleisch, lass die Schöpfung hinter dir und wende dich dem Schöpfer zu, zu dem Petrus, wie außer sich, spricht: »Herr, es ist gut, dass wir hier sind!« Der heilige Anastasius ruft uns zum Nachdenken auf, wenn er fragt: „Was wäre besser und beglückender, als bei Gott zu weilen, mit ihm gleichgestaltet und im Licht zu sein?“

Jeder Ort, an dem Jesus in seiner eucharistischen Gegenwart angebetet wird, ist ein Berg Tabor. Bei der Anbetung lässt uns Jesus erfahren: „Die Überfülle Deines Hauses hat die Jünger gesättigt und mit den tosenden Wogen deiner Wonne hast du ihren Durst gestillt: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht schauen wir das Licht.“ (Responsorium des Nachtgottesdienstes am Fest der Verklärung des Herrn)