Statue der Gottesmutter
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Verkündigung des Herrn (25.03.2014)

Exakt neun Monate vor der Geburt Christi feiert die Kirche das Hochfest der Verkündigung des Herrn. Damit gedenken wir der Begegnung Marias mit dem heiligen Erzengel Gabriel, der dazu auserwählt war, der unbefleckten Jungfrau aus Nazareth zu verkünden, dass sie die Mutter des verheißenen Messias werden soll. Maria, als Vertreterin ihres Volkes und aller Menschen, spricht das von der ganzen Menschheit erwartete Ja und „durch die Kraft des Heiligen Geistes empfing die Jungfrau dein ewiges Wort, und das Wort wurde Mensch in ihrem Schoß, um unter uns Menschen zu wohnen. So hast du an Israel deine Verheißung erfüllt und den gesandt, den die Völker erwarten, deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus.“ (aus der Präfation)

In dem Moment, in welchem dem einfachen Mädchen aus Nazareth die größte Würde zuteil wurde, blieb Maria, die neue Eva, das, was sie immer war: Eine demütige Magd des Herrn.

Ihr Wesen bildet zum Wesen der ersten Eva einen absoluten Gegensatz. Durch Evas Hochmut – sein zu wollen wie Gott – wurde die Menschheit aus dem Paradies vertrieben. Marias demütiges Ja öffnete uns die Tür ins himmlische Paradies. Papst Franziskus ging in der heutigen Franziskusperle auf das konträre Handeln dieser beiden Frauengestalten näher ein und meinte, dass jener Weg, der mit einem Akt des Ungehorsams begonnen habe, im Akt des Gehorsams sein Ende finde. Mit diesem Akt des Gehorsams habe Maria den Knoten des Ungehorsams der ersten Eva gelöst. Maria empfing durch das Wirken des Heiligen Geistes den Sohn Gottes, den Immanuel, den „Gott mit uns“. Der heilige Vater stellte fest: „Der Herr ist mit seinem Volk unterwegs.“ Und er fragte weiter: „Und warum ging er mit seinem Volk mit so viel Zärtlichkeit? Um unser Herz zu erweichen. Er sagt dies ausdrücklich: »Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch« (Ez 11,19). Unser Herz erweichen, um diese Verheißung zu empfangen, die er im Paradies gemacht hatte. Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, durch einen anderen kommt das Heil. Und dieser so lange Weg half uns allen, ein menschlicheres Herz zu haben, das Gott näher ist, nicht so stolz, nicht so anmaßend.“ (ebd.)

Einer mehr und mehr säkularisierten Welt, die von Selbsterlösung träumt, hält der Heilige Vater eine unumstößliche Wirklichkeit entgegen: „Das Heil kann man nicht erkaufen, es wird nicht verkauft: es wird geschenkt. Es ist unentgeltlich. Wir können uns nicht aus uns selbst heraus retten: das Heil ist ein völlig unentgeltliches Geschenk. Es wird weder mit dem Blut von Stieren noch von Böcken erkauft (vgl. Hebr 10,4); man kann es nicht kaufen. Um in uns einzutreten, fordert dieses Heil allein ein demütiges Herz, ein fügsames Herz, ein gehorsames Herz. Wie das Herz Mariens. Und das Vorbild dieses Wegs des Heils ist Gott selbst, sein Sohn, der es nicht für ein unverzichtbares Gut hielt, Gott gleich zu sein.“ (ebd.)

Nur in der Demut sind wir fähig, diesen Heilsweg und unseren Erlöser anzunehmen. Aber was bedeutet es, den „Weg der Demut und der Demütigung“ zu gehen? Papst Franziskus gibt darauf eine einfache Antwort. Es bedeute zu sagen: „Ich bin ein Mann, ich bin eine Frau und du bist Gott“ und in diesem Bekenntnis dürfen wir „weitergehen, in der Gegenwart Gottes, im Gehorsam, in der Fügsamkeit des Herzens“. (ebd.)

Im Leben Mariens wird die Gottesmutterschaft zum zentralen Geheimnis, auf das alles andere hingeordnet ist, oder dort seinen Ursprung und seine Erklärung findet. Unter dem Kreuz weitet sich ihre Mutterschaft auf alle Menschen aus. Als Kinder Mariens dürfen wir an ihrem Leben Anteil haben und so selbst, in einem geistlichen Sinne gesehen, die Gottesmutterschaft leben. So wie Jesus gesagt hatte: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk 3,35)

Das Ja Mariens findet seinen Widerhall in unserem Ja zu Christus. In unserem Ja durchdringt das Ja der Gottesmutter Zeit und Raum. Marias Ja war ein dreifaches Ja, denn sie empfing Gottes Sohn mit ihrem ganzen Wesen: mit Geist, Seele und Leib. Diese Empfängnis des Messias vollzieht sich auch in uns in dieser dreifachen Dimension, nämlich im feiern der heiligen Eucharistie und im Empfang des Leibes des Herrn. Gottes Sohn mit Geist, Seele und Leib zu empfangen ist also die grundlegende marianische Haltung, die jeder Christ beim Empfang der heiligen Kommunion einnimmt. Tun wir dies stets in der Haltung der Demut, als Bruder, Schwester und Mutter des Herrn.