Statue der Gottesmutter
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Von Maria in Schmerzen geboren (15.09.2021)

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Wie unzertrennbar die Mutter mit dem Sohn verbunden ist, zeigt auch der Gedenktag der Schmerzen Mariens an. Die Kirche gedenkt der Leiden der Gottesmutter immer am Tag nach dem Fest Kreuzerhöhung. Diese beiden Tage zeigen eine hierarchische Ordnung des Heilsgeschehens sowie ihre untrennbare Verbundenheit an. Unsere Erlösung wäre ohne das Mitwirken der Gottesmutter nicht denkbar. Erlöser ist Christus: „Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um euch heilig, untadelig und schuldlos vor sich treten zu lassen.“ Miterlöserin ist Maria. Und auch wir sind mithineingenommen in dieses Miterlösen. Paulus sagt: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“

Wenn uns heute die Kirche die Schmerzen der Gottesmutter vor Augen stellt, dann will sie uns auf ihre opfervolle Hingabe aufmerksam machen, durch die sie als neue Eva, als die Frau an der Seite des neuen Adams, Christus, an den Leiden Christi ergänzte, was noch fehlte.

Wenn wir heute auf Maria schauen, die unter dem Kreuz steht, dann dürfen wir uns in der Rolle der Heiligen Jungfrau wiederfinden. Mit ihr dürfen wir auf den Gekreuzigten schauen. Von ihr können wir die glühende Liebe ablesen, die sie mit Jesus verband. Hierin sollen wir ihr ähnlich werden. Eine zweite Maria werden, eine zweite neue Eva werden. Wenn wir unter dem Kreuz Jesu stehen, dann bedeutet das in erster Linie, dass wir durch sein Leiden und durch das Fiat der Gottesmutter neu geboren werden sollen. Hier unter dem Kreuz findet die Geburt der Christen statt.

 

Im Sakrament der Taufe stehen wir unter dem Kreuz und werden zu Kindern Gottes, weil Jesus uns in seinen Tod und in seine Auferstehung mit hinein nimmt. Die Umwandlung in ein Kind Gottes bewirkt der Heilige Geist, die Erlangung der Gotteskindschaft hat uns der Sohn erwirkt. Die Taufe ist auf Golgotha begründet. Und Maria hat uns alle in Jesus angenommen. Noch mehr, sie hat uns in Jesus, zu dessen mystischen Leib wir gehören, empfangen, geboren und hingegeben. Alles, was sie für ihren Sohn getan hat, hat sie für uns getan, weil wir im Sakrament der Taufe eingegliedert wurden in den Leib Christi. Maria hat in Christus diesen Leib Christi geboren – schmerzlos in Betlehem, leidend unter dem Kreuz auf Golgotha.

Die Lehren des P. Chaminade, dem Gründer der Marianisten, verfasste P. Emile Neubert als Dialog mit Jesus, den er darin zu uns sprechen lässt: „Eine Mutter ist eine Frau, die das Leben gibt. Maria hat dir das Leben gegeben, das wertvollste Leben. Sie gab es dir in Nazareth, auf Kalvaria und bei deiner Taufe. Als sie mich in Nazareth empfing, hat sie zugleich auch dich empfangen. … Sie war bereit, mir das Leben zu geben und dadurch auch dir. Indem sie meine Mutter wurde, wurde sie auch die deine. Von dieser Stunde an gehörtest du nach den Absichten Gottes und auch nach den ihrigen – weil sie Gottes Absichten erkannte und mit ganzer Seele zustimmte – meinem mystischen Leib an. Ich war das Haupt des Leibes, du ein Glied desselben. Und beide trug Maria in ihrem Mutterschoß (wenn auch auf verschiedene Weise), denn Haupt und Glieder sind voneinander nicht getrennt. Auf dem Kalvarienberg gebar sie dich, indem sie mich für dich zum Opfer brachte… Auf Golgotha verdiente ich dir durch meinen Tod die Gnade, mein Leben zu leben. Es war aber in Vereinigung mit ihr, Maria, dass ich dieses Werk vollbrachte.

Als Opferlamm hat sie mich empfangen; im Hinblick auf meine Opferung hat sie mich ernährt, erzogen; in meiner Todesstunde brachte sie mich zu deinem Heil dem Vater dar und verzichtete zu deinen Gunsten auf alle ihre Mutterrechte über mich. Sie, die allzeit Jungfrau geblieben, die ihren Erstgeborenen in Freude geboren hatte, gebar dich und deine Brüder in den furchtbarsten Schmerzen.

In diesem Augenblick kam ihre Mutterschaft über dich zur Vollendung. Das ist der Grund, weshalb ich in diesem Augenblick diese ihre Mutterschaft laut verkünden wollte, indem ich Maria Johannes anvertraute und Johannes Maria anempfahl. Meine Worte bewirkten nicht diese Mutterschaft, sondern bezeugten, bekräftigten und vollendeten sie in der feierlichsten Stunde meines Lebens, in jener Stunde, in der meine Mutter die deine ward im wahrsten Sinne des Wortes, und in der sie am besten ihre mütterliche Sendung zu begreifen imstande war.

In der Taufe gab dir Maria das Leben selbst, nicht nur das Recht darauf, wie auf Kalvaria. Deine irdische Mutter brachte bloß ein totes Kind zur Welt. Die heiligmachende Gnade musste dir in der Taufe eingegossen werden, und erst dann kamst du zum Leben.

 

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Maria war es, die dir diese heiligmachende Gnade erwirkte, sie, ohne die nie eine Gnade gewährt wird. Als du aus einem Kinde des Zornes ein Kind Gottes wurdest, da war es Maria, die dich zum neuen Leben gebar. … Um dich zu gebären, opferte sie unvergleichlich mehr als deine irdische Mutter; sie opferte in bitterstem Leid das Leben, das ihr unendlich teurer war als ihr eigenes Leben.

Sie sorgt für dich dein ganzes Leben lang, während die irdischen Mütter dies nur so lange für ihre Kinder tun, bis sie erwachsen sind. Immer bleibst du Mariens Kindlein, das sie immer von neuem gebiert, bis Christus in dir gebildet ist. …Nun aber ist Maria deine wahre Mutter, sie ist eine so vollkommene Mutter, weil sie meine Mutter ist. Du bist mein teuerster Bruder, meine teuerste Schwester, weil mein Vater dein Vater und meine Mutter die deine ist!“