Statue der Gottesmutter
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Wandtafel über die Entstehung des Fronleichnamfestes (23.06.2011)

Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, stellt uns noch einmal das Ostergeheimnis vor Augen: Fleisch und Blut Jesu Christi als sichtbare Zeichen von Tod und Auferstehung. „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit“ beten wir in jeder Heiligen Messe. Wenn wir mit dem Leib des Herrn in der Monstranz durch die Straßen gehen, zur besonderen Verehrung Station machen bei festlich geschmückten Altären, sein Wort hören und ihn loben und preisen durch unsere Gebete und Lieder, zeigen wir der ganzen Schöpfung und allen Menschen, denen wir begegnen, das, was die Mitte unseres Glaubens ausmacht.

Das erste Fronleichnamsfest

wurde im Jahre 1246 in Lüttich gefeiert, eingeführt durch den zu dieser Zeit gerade neu bestellten Bischof Robert von Thourotte.

Die Zeit davor war eine Zeit der Verfolgung und des Kampfes für die Ordensschwester Juliana vom Mont Cortillon, auch Juliana von Lüttich genannt.

Sr. Juliana war eine große Verehrerin der Hl. Eucharistie. Sie hatte eine Vision, in der sie Gott erkennen ließ, dass die Kirche erst dann in vollem Glanz erstrahlen würde, wenn die Gläubigen in einem speziellen Fest der Einsetzung dieses erhabenen Sakramentes in besonderer Weise gedächten. ‚Diese „sonnengleiche Feierlichkeit“ würde auch dazu beitragen, den Glauben der Getreuen zu stärken,“ eröffnete der Herr Sr. Juliana.

Anfänglich fühlte sich Sr. Juliana nicht fähig, zudem auch unwürdig, diesen Auftrag an die Obrigkeiten der Kirche heranzutragen, und darum bat sie den Herrn, dass ein anderer diesen Dienst tun möge. Im Jahre 1222 wurde sie selbst Oberin des Klosters und es ließ ihr keine Ruhe, dass sie dem Auftrag Gottes noch nicht entsprochen hatte. So wandte sie sich an das Domkapitel von St. Martin. Der heiligmäßige Vorsitzende, auch bekannt als Gelehrter, befragte zu diesem Thema mehrere Theologen, die einen guten Ruf hatten. Sie beurteilten die Sache einmütig:
„Das neue Fest, dessen Einsetzung vorgeschlagen war, würde nicht nur nichts Gegenteiliges zu den Gesetzen und der Disziplin der Kirche darbieten, sondern könnte zur Quelle großen Ruhmes für die heilige Eucharistie werden, durch die öffentlichen Huldigungen, die diese umgeben würden.“

Die Freude über diese Aussage war bei Sr. Juliana und einigen getreuen Mitschwestern des Klosters groß. Dennoch dauerte es bis zum Jahre 1246, dass zum ersten Mal Fronleichnam gefeiert werden konnte. Nur zwei Jahre später, verließ sie mit drei getreuen Gefährtinnen in Demut das Kloster vom Mont Cornillon und ging ins Exil, weil sie der festen Meinung war, dass die Streitigkeiten von Mitschwestern und Priestern um die Einführung des Fronleichnamsfestes kein Ende nehmen würden, solange sie in diesem Haus wäre. Sr. Juliana starb in der Klause von Fosses nahe Namur am 5. April 1258 im Alter von 66 Jahren.

Ihr Werk blieb allerdings sichtlich Gegenstand göttlicher Fürsorge. Obwohl das Fest erst einmal von zwei päpstlichen Legaten bestätigt wurde, stellte sich der Dekan des Generalkapitels von St. Lambert in Lüttich gegen das Fest und verbat es schließlich ganz. In dieser Zeit geschah in Italien das

Wunder von Bolsena

Ein Priester wurde in Versuchung geführt, an der Realpräsenz Jesu Christi in der Hl. Hostie zu zweifeln. Darauf erlebte er und die ganze feiernde Gemeinde, dass plötzlich aus der konsekrierten Hostie Blut floss, in so reichlichem Maß, dass der Priester es nicht verbergen konnte. Das Blut tränkte das Korporale, das Altartuch und den Marmorstein des Altares. Man zeigte das blutgetränkte Korporale Papst Urban IV., der nicht unweit von Bolsena in Orvieto weilte. Dort kann man das kostbare Tuch auch heute noch sehen.

Dieses und noch andere eucharistische Wunderzeichen in dieser Zeit veranlassten Papst Urban IV., der Juliana von Cornillon noch gut gekannt hatte, im Jahre 1264 das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche einzuführen. In einem päpstlichen Schreiben namens TRANSITURUS, verkündete er einen wahren Lobgesang zum Ruhm der heiligen Hostie. Kraft seiner apostolischen Autorität bestimmte er auch den Tag des Festes.

Im Text seiner berühmten Bulle TRANSITURUS setzte Papst Urban IV. auch der hl. Juliana von Lüttich ein Denkmal durch eine sehr klare Andeutung auf ihre Visionen, indem er schrieb: „Im übrigen haben Wir zu jener Zeit, da Wir mit geringerer Würde bestallt waren, Kenntnis von der Offenbarung bekommen, die einige fromme Personen erhalten hatten: dass eines Tages dieses Fest von der ganzen Kirche gefeiert würde.“

Papst Urban IV.

erbat von Thomas von Aquin die Erstellung eines eigenen, ganz besonderen Offiziums, um dem Fest den vollen Glanz zu verleihen, den es verdiente. Die Fürsorge des Papstes ging so weit, dass er an die letzte noch lebende Gefährtin Julianas, an die Klausnerin Eva, ein persönliches Schreiben richtete, in dem er ihr selbst die gute Neuigkeit ankündigte. So versetzte er auch diejenige in große Freude, die so viel darum gebetet hatte, dass die Wünsche Julias, welche sie mit ihr teilte, vollständig in Erfüllung gingen. Papst Urban IV., der einstige Erzdiakon von Lüttich, hatte von allem Anfang an in der Demut Julianas das Zeichen ihrer göttlichen Berufung erblickt.

Etwa 50 Jahre später wurde das Fronleichnamsfest sogar mit Oktav gefeiert. Papst Johannes XXII. ordnete im Jahre 1317 an, dass der göttliche König in Prozessionen, die Triumphzügen gleichen sollten, über die Straßen und Plätze der Städte und über Wiesen und Felder am Land getragen werden sollte.

Für uns ist das Fronleichnamsfest Routine geworden. Der Triumph ist nicht mehr so groß, der Gesang weniger laut, die Freude etwas verhalten. Entstanden ist das Fest aus der großen Liebe zum Herrn in der Eucharistie, die Juliana von Lüttich erfüllt hat. Lassen auch wir uns von dieser Liebe ergreifen, erwidern wir die unendliche Liebe, die der Herr zu uns hat und uns zu allen Zeiten schenken will. Viele Heilige haben die Liebe des Herrn mit Hingabe ihres Lebens in der Nachfolge und im Dienst für ihre Mitmenschen erwidert sowie durch besondere Verehrung seines Heiligen Leibes in der Hostie. In allen Jahrhunderten der Kirchengeschichte gab es jene, die aus der Kraft der Eucharistie lebten und Zeugnis für die Liebe Gottes gaben. Warten wir nicht auf das einmal jährlich stattfindende Fest Fronleichnam. Besuchen wir den Herrn, so oft wir können im Tabernakel, beten wir an.

Beten und verehren wir ihn aus ganzem Herzen, der die ewige Liebe ist. (Quellen beim Verfasser)