Statue der Gottesmutter
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Zu Besuch bei Tante Elisabet (02.07.2019)

Elisabet, die Frau des Zacharias, bekommt heute Besuch von ihrer Nichte. Was auf den ersten Blick keine große Besonderheit ist. Aber die Kirche feiert dieses Zusammentreffen der beiden Frauen jedes Jahr am 02. Juli mit einem Fest. Das gilt für den deutschsprachigen Raum. Hier wird erst acht Tage noch der Geburt des Täufers diese schicksalhafte Begegnung von Maria und Elisabet gefeiert. Im römischen Kalender hingegen wurde 1969 der 31. Mai als Festtag für die ganze römisch-katholische Kirche einberaumt. Dieser Termin fügt sich in die biblische Erzählung ein, wonach Maria vor der Geburt des Täufers ihre Base Elisabet aufsuchte.

Der erste, der dieses Fest einführte, war der heilige Bonaventura. Er legte schon im Jahr 1263 den 02. Juli für das Fest Mariä Heimsuchung für den Franziskanerorden fest. Und weil dieser Termin im deutschsprachigen Raum besonder gut verwurzelt war, wird Mariä Heimsuchung in unseren Breiten immer noch am 02. Juli gefeiert. Was feiern wir an diesem Tag?

Zwei Frauen, miteinander verwandt, eine blutjung, die andere erheblich älter, begegnene einander. Beide tragen ein Geheimnis mit sich. Sie sind schwanger. Ihre Kinder von Gott auserwählt. Elisabet galt als unfruchtbar. Ihr Mann, Zacharias, ein Priester, hatte während des Rauchopfers eine Begegnung mit dem Erzengel Gabriel. Dieser verkündete ihm, dass Elisabet ein Kind empfangen wird, dem er den Namen Johannes geben soll: „Du wirst dich freuen und jubeln und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und berauschende Getränke wird er nicht trinken und schon vom Mutterleib an wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Viele Kinder Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, hinwenden. Er wird ihm mit dem Geist und mit der Kraft des Elija vorangehen, um die Herzen der Väter den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zu gerechter Gesinnung zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.“ (Lk 1, 14-17)

Zacharias glaubte seinen Worten nicht und wurde mit Stummheit geschlagen, die bis zur Erfüllung dieser Prophetie andauern sollte. Elisabet wurde bald darauf schwanger und lebte daraufhin fünf Monate zurückgezogen. Nur wenige Worte sind von ihr überliefert. Aber ihre Worte kommen aus einem dankbaren Herzen: „Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schmach befreit, mit der ich unter den Menschen beladen war.“

Als Elisabt im sechsten Monat war, kehrte Gabriel, derselbe Engel, der die Geburt des Johannes angekündigt hatte, bei Maria ein, um ihr die Ankunft des Messias zu verkünden. Sein Gruß „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“, bildet heute den ersten Teil des Ave Maria: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade!“

Wie Zacharias, so erschrak auch Maria, beim Anblick des Engels. Und beiden sagte er: „Fürchte dich nicht!“ Und schon im nächsten Atemzug kündigte er Maria das Geheimnis der Menschwerdung Christi an: „Du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ Anders als Zacharias glaubte Maria dem Engel, willigte in den Plan Gottes ein und wurde schwanger. „Siehe“, sagte Gabriel zu ihr, „auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat.“

Jung und schwanger mit einem Kind, das nicht von ihrem Verlobten war, hätte genug eigene Sorge mit sich gebracht, aber Maria eilte ins Bergland von Judäa, um ihrer schwangeren Tante Elisabet beizustehen.

Gott war mit ihnen und ihre Herzen waren erfüllt von der Freude über jene Geheimnisse, die ihnen anvertraut waren. Maria „ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“  (Lk 1,40-45) Dieser Ausruf der heiligen Elisabet bildet den zweiten Teil des Ave Marias: „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.“ Diese Begrüßung muss für Maria wie Balsam gewesen sein, denn endlich konnte sie sich jemand anvertrauen und ihr Glück teilen.

Es sprudelte aus Maria ja geradezu heraus: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. (Lk 1,46-56)

Dieser herrliche Lobgesang Mariens fehlt bis heute in keinem Abendgebet der Kirche. Jeden Abend stehen wir bei der Vesper mitten im Bergland von Judäa, im Haus der Elisabet, und beten gemeinsam mit der Gottesmutter diese Lobpreisungen, die nicht nur Gott Ehren, sondern auch vom Wesen der Heiligen Jungfrau sehr viel preisgeben. In ihren Worten leuchtet die ganze innere Schönheit ihrer Seele auf. Maria ist die erste Verkünderin der Frohen Botschaft. Gott hat seine Verheißung wahrgemacht und den Erlöser gesandt. Wie das Samenkorn in der Erde war Jesus im Schoß der Jungfrau verborgen. Johannes erkannte wie Elisabet den, dem er vorangehen wird. Und er hüpfte vor Freude im Leib der Elisabet. Rein äußerlich begegneten einander zwei Frauen. Aber der Geist Gottes offenbarte mehr, sodass es zu einer bewegenden Begegnung zwischen Jesus und Johannes kam. Welche Freude, Christus zu begegnen!

Maria ist ihrer Mission bis in die Ewigkeit hinein treu geblieben: Sie will den Menschen Jesus, das Heil der Welt, bringen. Mutter Teresa sagte dazu: „Im Mysterium der Verkündigung und der Heimsuchung ist Maria das Modell jenes Lebens, das wir führen sollten. Zuallererst begrüßte sie Jesus in ihrer Existenz; dann teilte sie mit, was sie erhalten hatte. Jedes Mal, wenn wir die heilige Kommunion empfangen, wird Jesus, das Wort, Fleisch in unserem Leben - ein Geschenk Gottes, der gleichzeitig schön, gütig und einzigartig ist. So war die erste Eucharistie eine solche: Marias Opfergabe ihres Sohnes in ihr, in dem er den ersten Altar errichtet hatte. Maria, die einzige, die mit absoluter Zuversicht behaupten konnte, ,das ist mein Körper‘, bot von diesem ersten Moment an ihren eigenen Körper, ihre Kraft und ihr ganzes Sein an, um den Leib Christi zu formen.“