Statue der Gottesmutter
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Vortrag von Herrn Gyözö Kindelmann Mitschrift vom 02.05.2014

Es ist schwer etwas zu sagen, wenn man die Gegenwart des Herrn und der Muttergottes so stark spürt. Aber es ist trotzdem meine Aufgabe etwas zu sagen. Besser gesagt, ich hoffe, dass sie durch mich etwas sagen wird. Als wir gestern hier angekommen sind, habe ich mir noch gedacht, dass die M. Oberin uns hierher eingeladen hat. Jetzt, wo ich euch sehe, und auch außer den Schwestern Familien und viele andere Gäste, bin ich schon sicher, dass nicht nur die M. Oberin, sondern wahrscheinlich auch der Herr und die Muttergottes, uns eingeladen haben, um ein bisschen über die Liebesflamme zu sprechen.

Ich wollte so anfangen, dass ich frage, wer noch nie etwas über die Liebesflamme gehört hat. Aber jetzt sehe ich, dass diese Frage ganz überflüssig ist, weil ihr den Liebesflammen-Rosenkranz so schön gebetet habt, dass wahrscheinlich alle schon von der Liebesflamme gehört haben.

Ich bin mit großer Freude hier hergekommen, wo die Muttergottes durch die Schwestern schon seit eineinhalb Jahrhunderten besonders gegenwärtig ist. Zum ersten Mal war ich in Österreich 1988, wo Johannes Paul II. Österreich besucht hat. Ich bin dann durch den damals noch existierenden Eisernen Vorhang durchgekommen. Sehr große Wirkung hatte der Spruch dieses Papstes auf mich: „Ja zum Glauben. Ja zum Leben.“ Ich glaube, sie erinnern sich sicher noch an diesen Spruch. Aber heute möchte ich über das Aussprechen eines dritten Ja sprechen. Und das ist eigentlich nicht nur meine Bitte, sondern die Bitte der Muttergottes an alle Menschen auf der Erde: Das Ja zur Liebesflamme. Wenn trotzdem jemand über die Liebesflamme noch nichts gehört hat, so kann ihre erste Frage sein: Was ist die Liebesflamme? Ganz kurz: Die Liebesflamme ist ein Gnadenmittel. Aber lassen sie es mich ein bisschen ausführlicher darlegen: Wir wissen, dass wir die Gnaden nie auf Grund unserer Verdienste bekommen, sondern ohne Verdienste durch die Barmherzigkeit Gottes, um trotz unserer Sünden heilig zu werden. Also, die Gnadengeschenke ermöglichen uns, heilig zu werden. Ich möchte hier eine kurze Pause machen.

Am Sonntag war, wie sie noch alle wissen, die Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. Ich habe im Internet ein Bild gefunden, wo diese beiden Päpste auf diesem Bild abgebildet sind. Und als ich gestern hier eingetreten bin, ist mir eingefallen, wie schön wäre es, wenn ich hier von den Schwestern ein Foto machen würde, und wenn ich nach zwanzig Jahren sagen könnte, oder meine Enkel sagen könnten: Auf einem Bild 35 Heilige. Weil, wenn ihr die Liebesflamme in eure Herzen aufnehmt, dann habt ihr große Chancen heilig zu werden.

Wir wissen, dass die Gnaden vor allem durch die Hilfe der Sakramente uns helfen, besonders durch die Taufe, die Eucharistie, durch die Firmung und das Bußsakrament. Aber unser liebender himmlischer Vater schenkt uns außer den Sakramenten auch andere Gnadengeschenke. Und unter diesen Gandengeschenken ist für mich das Größte die Liebesflamme. Der himmlische Vater und der Herr haben uns dieses Gnadengeschenk auf die Bitte der Muttergottes hin gemacht. Die Muttergottes als eine liebende Mutter hat unsere Schwachheit gesehen. Und sie hat gesehen, dass unser Kampf mit den Sünden ganz aussichtslos ist, und deshalb hat sie uns das große Gnadengeschenk der Liebesflamme erfleht, damit wir leichter gegen die Sünden kämpfen können.

Die Liebesflamme hat zwei große Gnadenwirkungen: Das eine Wichtige ist, dass ich selbst heilig werde, und das andere ist, dass wir auch andere um uns heilig machen bzw. dabei helfen. Und die Muttergottes verspricht, dass das Licht der Liebesflamme den Satan verblendet, also ohnmächtig macht. Das ist eine bildliche Formulierung. Wenn man versucht hat, nur fünf Minuten in die Sonne zu schauen, weiß man, dass man danach eine Zeit lang nicht sehen konnte. Das können wir jetzt nicht probieren, weil es so regnet. Aber wenn wir noch länger in die Sonne schauen, dann werden wir geblendet. Wir werden am Ende blind. Dann können wir ins Krankenhaus kommen – nach Vorau. Also, die Liebesflamme ist in diesem Sinne die Sonne für den Satan. Er wird durch das Sonnenlicht ganz verblendet.

Als meine Großmutter in ihrem Tagebuch die Frage an die Muttergottes gestellt hat: Was ist die Liebesflamme? Da hat die Muttergottes so geantwortet: „Die Liebesflamme meines Herzens ist Jesus Christus selbst.“ Und in der Karsamstagsliturgie hören wir: „Christus ist unsere Sonne! – Christus unser Licht!“ Wenn wir diese zwei Gedanken verbinden, können wir sagen, dass die Liebesflamme Jesus Christus selbst ist, unsere Sonne, welche den Satan verblendet.

Aber wie wirkt die Gandenwirkung der Liebesflamme? Das ist sehr schwer zu sagen. Wenn wir zum Beispiel das Allerheiligste zu uns nehmen und in uns tragen [die Kommunion empfangen] oder bei der Taufe, die unsere Erlöstheit ausdrückt, oder bei der Firmung der Heilige Geist auf uns herabkommt, wirken alle diese Sakramente auf geheimnisvolle Weise in uns. Also, menschlich unbegreifbar strömt auf uns und wirkt in uns die Gnade Gottes, durch die Sakramente und auch durch die Liebesflamme. Vielleicht ist das jetzt ein bisschen theoretisch, aber hoffentlich verständlich. Als vor 120 Jahren Alexander Popow als erster Radiowellen durchgestrahlt hat, vom Gebäude der Universität in St. Petersburg in ein anderes Gebäude, wurde er gefragt: Wie funktioniert das? Er hat geantwortet: Ich habe keine Ahnung, aber es funktioniert. Seht ihr, so ist es auch mit der Liebesflamme.

Ich erzähle auch öfters ein Gleichnis: Wenn wir durch einen Spiegel das Licht der Sonne in die Augen eines Menschen lenken, wird die betreffende Person ihre Hand genauso plötzlich vor ihre Augen halten, wie wenn sie direkt in die Sonne schauen würde. Und wenn wir die Liebesflamme in unsere Herzen aufnehmen, wird dieses Licht wie ein Widerschein den Satan verblenden. Stellen wir uns vor: Wenn auf der ganzen Erde sehr viele Menschen die Liebesflamme in ihre Herzen aufnehmen würden, dann wäre Satan verblendet durch diesen Widerschein des Herrn. Er würde verblendet werden, überall wohin er schaut und er würde seine Macht verlieren. Man könnte ihm nicht einmal im Krankenhaus von Vorau helfen.

Wir müssen sagen, dass die Liebesflamme kein Zaubermittel ist, wie die Zauberlampe aus dem Märchen „1000 und 1 Nacht“, sie ist nicht die Wunderlampe von Aladin. Sie ist keine Zaubermedizin, die wir nehmen könnten, um mit den Händen im Schoß sitzen zu können um darauf zu warten, dass wir uns freuen können, dass der Satan verblendet wurde. Die Liebesflamme ist zwar ein sehr wirksames Gnadenmittel, das uns hilft, uns in den Himmel zu heben. Aus eigener Kraft können wir nur so fliegen, wie ein altmodischer Doppeldecker.

Dagegen, mit der Liebesflamme in unseren Herzen, könnten wir in den Himmel fliegen wie mit einer Concorde, die mit doppelter Schallgeschwindigkeit fliegt. Aber es gibt ein Problem: Zu dieser Concorde müssen wir den Treibstoff selbst sichern. Gott sei Dank lässt die Muttergottes nicht zu, dass wir das Rezept dafür experimentell herausbekommen. In dem Liebesflammen-Tagebuch sagt sie immer wieder, was dieser Treibstoff ist. Er hat mehrere Bestandteile, aber schauen wir uns die wichtigsten an.

Das Erste ist das Gebet. Das Zweit ist das Fasten. Das Dritte ist Opfer und Verzicht. Das Vierte ist Reue oder Buße. Das Fünfte ist die Sühne. Also, auf jedem der fünf Finger haben wir einen wichtigen Bestandteil. Also: Gebet, Fasten, Opfer und Verzicht, Reue und Buße, und Sühne. Aber niemand soll glauben, dass es ein Geheimrezept ist. Das ist kein neues Rezept. Maria wiederholt das immer wieder an mehreren Erscheinungsorten. Sie hat uns also schon alle diese Bestandteile gesagt in Fatima, Garabandal, Medjugorje, … und ich könnte noch weiter aufzählen. Aber während sie uns in diesen Erscheinungsorten nur das Rezept für den Treibstoff angibt, gibt sie uns durch die Liebesflamme die Concorde, das Flugzeug selbst, mit dem wir uns leicht in den Himmel heben können.

Meine Großmutter hat dieses Rezept gut gekannt und auch verwendet. Und deshalb möchte ich jetzt einige Geschichten aus ihrem Leben wachrufen, damit sie sehen, wie sie versucht hat, diese Bestandteile zu einem himmlischen Treibstoff zu destillieren. Also, was war der erste Bestandteil? Das Gebet, genau. In meiner Kindheit kam zu uns oft ein alter Mann. Er hat die Großmutter immer wieder befragt und ihre Worte auf Tonband aufgenommen. Einmal waren nur noch fünf Minuten Platz auf der Kassette, und der Mann hat die Großmutter angespornt noch weiter zu sprechen, damit auch diese fünf Minuten auf dem Tonband noch gefüllt werden. Die Großmutter hat dann so wie ich jetzt vor dem Mikrofon gestanden und hat nur gesagt: „Mein angebeteter Jesus!“ Und dann wieder: „Mein angebeteter Jesus!“ Und dann wieder: „Mein angebeteter Jesus!“ Und sie hat fünf Minuten lang nur das wiederholt: „Mein angebeteter Jesus!“ Wir haben die Aufnahme, und in den letzten drei Minuten hat der Mann dann schon mit ihr zusammen gebetet: „Mein angebeteter Jesus!“

Man muss nicht immer lange, komplizierte Gebete sagen, es ist oft besser, einfache, vom Herzen kommende Worte dem Herrn zu sagen. Liebe Schwestern, wenn sie von einem Krankenbett zum anderen laufen müssen, und nur zwei Minuten, oder noch weniger Zeit, aber das können sie auch wiederholen: „Mein angebeteter Jesus!“ Auch auf dem Grabstein meiner Großmutter steht außer dem Namen, dem Geburts- und Todesdatum nur so viel: „Mein angebeteter Jesus!“

Sicher gibt es viele unter euch, die kochen müssen. Wer kocht? Also, ich würde euch eine Gebetsweise empfehlen. Die Großmutter hat außer den Gebeten, die sie in Worten formuliert hat, ein spezielles Zeitmessermittel erfunden, das sie immer während dem Kochen verwendet hat. Die Maßeinheit des Zeitmessens war, sie sollen nicht überrascht sein: Vater unser und Gegrüßet seist du, Maria. Wenn sie zum Beispiel das Gas am Herd angezündet hat, hat sie wegen der Sicherheitsvorrichtung den Schalter für die Zeit eines Vater unsers gedrückt gehalten. Das war nur ein Vater unser, während der Tee ein ganzes Rosenkranz-Gesätzchen lang im Wasser sein musste, um gut zu werden. Das war genau richtig. Sie hat uns immer sehr starke Tees gemacht, weil sie den Rosenkranz langsam gebetet hat. Zum Beispiel, bei der Erbsensuppe, hat sie inzwischen schon einen ganzen Rosenkranz gebetet.

Warum habe ich das erzählt? Damit wir auch tagsüber die Möglichkeiten finden, mit dem Herrn in Kontakt zu sein durch unsere Stoßgebete. Eine der wichtigsten Gebetsformen, wenn wir vor dem Allerheiligsten sind, das ist das vollkommenste Gebet wenn wir vor dem Herrn knien und er selbst in uns wirken kann. Im 16. Jahrhundert hatte Martin Luther einen großen Freund, den berühmten protestantischen Theologen Philipp Melanchthon, der gesagt hat: „Wenn die Katholiken glauben würden, dass Jesus Christus im Allerheiligsten wahrhaftig gegenwärtig ist, würden sie nie aus der Kirche hinausgehen.“ Die Frage ist, ob Melanchthon nicht ein bisschen Recht hätte, dass wir nicht genügend Glauben oder wir es uns zuwenig bewusst machen, dass der Herr im Allerheiligsten gegenwärtig ist und uns mit seinen Gnaden zur Verfügung steht.

Meine Großmutter hat praktisch fast all ihre Freizeit vor dem Allerheiligsten verbracht. Melanchthon wäre überrascht gewesen, wenn er sie getroffen hätte, weil sie wirklich so viel vor dem Herrn, vor dem Allerheiligsten war, wie sie nur konnte, so dass der Pfarrer ihr auch schon einen Schlüssel für die Kirche gegeben hatte, damit sie ihn nicht ständig störte mit der Bitte, dass er sie in die Kirche einlässt, um zur Anbetung zu gehen.

Das nächste ist Opfer und Verzicht. Das ist sehr schwierig, denn in der heutigen Zeit sind die Worte Opfer und Verzicht nicht sehr beliebt. Aber das Leben der Großmutter war voller Opfer und Verzicht. Das war für die Großmutter sehr schwierig, weil sie einen sehr starken Eigenwillen hatte. Stellen sie sich folgendes vor: Als ich drei Jahre alt war, ist meine Mutter gestorben und mein Vater hat in dieser Situation einen Nervenzusammenbruch bekommen. Er musste bis zum Ende seines Lebens gepflegt werden.

Von da an hat uns dann die Großmutter erzogen. Wir drei Buben waren ein, zwei und drei Jahre alt. Sie hat dieses Opfer gebracht und fünfzehn Jahre lang ihre drei Enkelsöhne erzogen, nachdem sie schon sechs eigene Kinder erzogen hatte.

Beim Opfer müssen wir nicht immer auf große, langwierige Dinge denken. Es gibt auch viele kleine Opfer, die wir bringen können. Zum Beispiel, einmal ist unser Nachbar zu uns gekommen und hat meiner Großmutter ein interessantes Buch gegeben. Sie hat gleich angefangen, die ersten Seiten zu lesen. Am nächsten Tag ist aber eine katholische Zeitung in ihre Hände gekommen, in der über die kleine heilige Therese von Lisieux geschrieben wurde. Dort stand: Wenn Therese ein Buch gelesen hat, hat sie das Buch beim interessantesten Teil zugemacht und erst am nächsten Tag weiter gelesen, damit sie den Verzicht übt, der die größte Waffe ist. Als meine Großmutter das gelesen hat, hat sie das interessante Buch gleich zugemacht, und es weder am nächsten Tag, noch später einmal, aufgemacht. Das hat sie nicht gemacht um die kleine Therese übertreffen zu wollen, sondern sie wollte einfach nur Opfer bringen für Jesus.

Ich möchte diejenigen fragen, die in der Welt leben – also nicht die Ordensschwestern – ob in Österreich auch lange Fernsehserien mit vielen Teilen im Fernsehen gezeigt werden. Niemand hier schaut Filmserien im Fernsehen hier? Sonst hätte ich vorgeschlagen, dass sie bei einer Fernsehserie, die aus 86 Teilen besteht, schon bei der zehnten ausschalten und nicht alle weiterschauen, damit sie ein bisschen den Verzicht üben können.

Ich erzähle ihnen einen anderen Fall: Ich war ungefähr zehn Jahre alt, als wir wach wurden – ich und meine Brüder – haben wir festgestellt, dass die Großmutter mit großem Geräusch ihren Kleiderschrank von der Wand weggezogen hat, und in den so entstandenen Spalt ihr eigenes Bett hinein geschoben hat. Wir haben gefragt, warum sie das tut, aber sie hat nichts geantwortet. Erst nach vielen Jahren habe ich erfahren, damals hat sie nicht mehr gelebt, dass sie das morgendliche Sonnenlicht ausgesprochen geliebt hatte. Damals fielen die ersten Sonnenstrahlen gerade auf ihr Bett. Und ich habe verstanden, als sie ihr Bett in die Düsterheit geschoben hat, hat sie auf den Genuss des Morgenlichtes für Jesus verzichtet.

Aber bevor jemand zurückschrecken würde vor solchen Opfern, die so sinnlos erscheinen, lassen sie mich zitieren, was der Herr und die Gottesmutter über das Opfer und den Verzicht gesagt haben. Das bezieht sich auch auf uns persönlich, das können wir im Liebesflammen- Tagebuch lesen: „Ist der Verzicht schwierig? Hab keine Angst, ich werde dir dafür dankbar sein.“ Das hat Jesus versprochen. Also, niemand soll Angst haben, Opfer zu bringen. Der Herr ist sehr großmütig, wir werden nie enttäuscht werden über seinen Dank.

Schauen wir weiter: Das Fasten. Im Liebesflammen-Tagebuch können wir lesen, dass der Herr die Großmutter um folgendes gebeten hat: „Übergib dich keinerlei Vergnügungen, dein Frühstück und Abendessen bestehen bescheiden aus Brot und Wasser. Nur bei der Hauptmahlzeit nimm auch etwas anderes zu dir, aber auch das mache für dich unschmackhaft.“ Das ist sehr schwierig! Aber trotzdem hat die Großmutter das erfüllt.

Einmal habe ich zu meinem Cousin, der zehn Jahre älter ist als ich, gesagt, dass die Großmutter zum Abendessen immer nur Toast[brot] isst. Dann hat er einfach nur gesagt, er weiß aus sicherer Quelle, dass der Magen der Großmutter das Fett nicht vertragen kann. Sie hat Allergie gegen Milchprodukte und Käse. Und ich wurde dadurch beruhigt. In meiner ganzen Kindheit war ich davon überzeugt, dass meine Großmutter Magenkrank war. Ich hatte sehr großes Mitleid mit ihr gehabt, weil sie so Magenkrank war. Erst später, nach ihrem Tod, als ich ihr geistliches Tagebuch gelesen hatte, habe ich die Wahrheit erfahren.

Aber schauen wir die Hauptmahlzeiten an, wo Jesus gesagt hat, auch diese sollst du unschmackhaft machen für dich. Und ich kann beweisen, dass es ihr vollkommen gelungen ist, diese unschmackhaft zu machen! Als ich sie als Erwachsener einmal besucht habe – ich war immer hungrig – hat sie mich gefragt: Hast du Hunger? Ich habe gesagt: Ja, gibt es etwas Warmes zu essen? Sie hat gesagt: Ja, es gibt ein bisschen Sauerampfersauce, aber wenn du willst, ich kann dir auch etwas anderes kochen. Ich habe gesagt: Ja, die Sauce ist für mich ganz gut.

Aber bevor ich hierher gekommen bin, habe ich nachgeschaut, wie man eine Sauerampfersauce richtig macht, und ich habe die Zutaten von dieser Speise für vier Personen notiert: 1 kg Sauerampfer, 1 großer EL Zucker, Salz, Öl, 1 großer EL Mehl, 2 EL Sauerrahm, frischer Zwiebel, Winterlauch und 2 dcl Sahne.

Und jetzt zurück zu der Sauerampfersauce von meiner Großmutter. Als ich nach dem Schlucken des ersten Bissens sie gefragt habe: Großmutter, was gibst du da rein? Da hat sie gesagt: Na ja, klein geschnittene Sauerampfer und Wasser. Und als sie gesehen hatte, wie „gut“ mir das schmeckt, hat sie leider hinzugefügt: „Du weißt, mein Sohn, satt kann man nicht beten, weil der volle Bauch zieht auf die Erde zurück. Der volle Bauch lässt nicht zu, dass wir uns zu Gott erheben.“ Denkt vielleicht daran, wenn es ums Fasten geht.

Liebe Brüder und Schwestern, ich würde noch gerne weiter sprechen über die Treibstoffe der Liebesflamme. Aber unsere Zeit ist beschränkt. Ich möchte nur noch eines sagen. Es kann sich in uns die Frage stellen: Wenn die Liebesflamme eine solch große Gandenkraft ist, warum verbreitete sie sich nicht mit großer Sturmgeschwindigkeit unter den Menschen?

Auch in meiner Großmutter ist diese Frage wahrscheinlich aufgekommen, weil sie einmal die Muttergottes gefragt hat: „Meine himmlische Mutter, warum wirkst du keine großen Wunder, damit man dir glaubt, so wie in Fatima?“ Und die Muttergottes hat geantwortet: „Meine Tochter, umso mehr Wunder ich wirken würde, umso weniger würde man mir glauben.“

Wir könnten dagegen sagen, wenn der Heilige Geist zu Pfingsten auf die Apostel herabgekommen ist, haben sich 5.000 Männer bekehrt. Oder schauen wir den heiligen Paulus an, der vom Pferd gestürzt ist, und in nur einer Minute bekehrt wurde. Diese großen Wunder existieren auch.

Aber die Muttergottes hat ein ganz neues Missionsmittel in unsere Hände gegeben: Die Liebesflamme. Langsam und auffallend sanft und ohne Verletzungen entzündet sie diese Flamme in uns und unter uns. Sie hat das selbst so formuliert: „Habt keine Angst vor der Flamme, die unbemerkt zünden wird. Ihr sanfter Schein wird keinen Verdacht erwecken, denn die Wunder werden sich in den Herzen vollziehen.“

Trotzdem könnten vielleicht einige von ihnen sagen: Mir genügen das Evangelium und die Sakramente. Ich brauche die Liebesflamme nicht. Aber wenn das jemand sagt, sollte er überlegen: Wie oft hat er schon versucht, sein Leben zu ändern? Sicher hat er öfter schon Ergebnisse erreicht. Es kann auch vorkommen, dass das was er zuerst eifrig aufgebaut hat, bald wieder zusammengebrochen ist.

Es gibt eine ungarische Volksballade, über eine Burg. Sie heißt „Burg von Deva“. Die Mauer dieser Burg bauen die Maurer sehr eifrig. Aber was sie tagsüber aufbauen, bricht in der Nacht zusammen. Nachdem das immer wieder geschah, setzten sich die Maurer nach vielen Tagen zusammen, um zu besprechen, was zu tun ist. Und sie entschließen sich, dass sie die Frau, die am nächsten Tag zuerst zu ihnen kommt, gefangen nehmen werden, und sie lebendig zwischen die Steine einmauern werden. Und so hoffen sie, dass dieser Fluch aufgehoben werden würde. Sie machen das dann auch so. Und auf dem Preis der aufgeopferten Frau werden die Mauern aufgebaut.

Als ich zwölf Jahre alt war und diese Volksballade auswendig lernen musste, hat uns meine Großmutter öfters gefragt, ob wir den Text schon können. Und nach ein paar Tagen kam ein Gast zu uns, der darüber geklagt hat, dass er umsonst probiert hatte, seine guten Vorhaben zu verwirklichen, denn nach ein paar Tagen brach immer wieder alles zusammen. Da ist der Großmutter gleich die Literaturaufgabe eingefallen. Und sie hat den Mann gefragt: „Kennst du die Ballade von der Burg von Deva?“ Er hat gesagt: „Ja.“ Dann lass dir sagen, dass die Liebesflamme ähnlich ist wie diese Geschichte. Solange du die Wände aus eigener Kraft aufbauen willst, kann sie der Satan leicht zusammenbrechen. Aber wenn du die Liebesflamme als Mörtel in dein Leben einbaust, dann wird die Kraft der Liebesflamme die Ziegel fest zusammenhalten, trotz der Angriffe Satans. Die Liebesflamme ist nämlich der Mörtel des Seelenbaues.

Ich weiß nicht, ob ich sie überzeugen konnte, oder ob ich sie überhaupt überzeugen musste davon, dass sie die Liebesflamme in ihr Herz aufnehmen sollten. Aber einen Gedanken möchte ich noch sagen: Der ungarischen Mathematiker Johannes Neumann, der die Wissenschaft als den Vater des Computers bezeichnet, hat einmal gesagt: „Wenn ich so lebe, wie es Christus rät, dann kann nichts schlechtes passieren – auch wenn die Auferstehung nicht wahr ist. Aber wenn die Auferstehung doch wahr ist, und ich nicht so lebe, wie es das Evangelium lehrt, dann kann ich riesige Probleme haben.“ Das können wir auch auf die Liebesflamme konvertieren: Wenn ich nach den Offenbarungen über die Liebesflamme lebe, kann ich keine Probleme daraus haben, wenn es nicht wahr wäre. Aber wenn es doch wahr ist, und ich doch nicht so lebe, wie Jesus und Maria darum bitten, dann kann ich große Probleme davon haben. Also, es ist gut zu überlegen.

In das Liebesflammen-Tagebuch ist ein Satz nicht hineingekommen, mit dem ich aber dieses Zeugnis abschließen möchte. Aber die Großmutter hat das immer wieder zitiert als die Worte des Herrn, als Versprechen des Herrn. „Bald wird das Angesicht der Erde erneuert und vom Lächeln meiner Mutter wird die Erde im lichtvollen Glanz erstrahlen.“ Jemand hat in den vorhergehenden Tagen gesagt, er mag dieses Liebesflammen-Bild, weil die Muttergottes auf diesem Bild lächelt. Es liegt an uns, ob sie noch mehr lächeln wird oder nicht. Sie würde sich sehr freuen, wenn sie in unserem Herzen die Liebesflamme entzünden könnte. Sagen wir ja, damit diese Erneuerung verwirklicht werden kann. So soll es sein. Amen. Dankeschön!

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Mag. Guido Martirani (Provisor in Aflenz)

Wenn ich in Google meinen Namen eingebe und dann auf Fotos klicke, wie ich es vor kurzem getan habe, dann kommt unter meinem Namen zuerst: Gebetstreffen der Liebesflamme! Weil hier – voriges Jahr – ein Gebetreffen der Liebesflamme war. Und dann sehe ich diese ganzen Fotos, wie die Leute gekommen sind und wie für diese Leute um diese Gnade der Liebesflamme gebetet wurde. Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum ich bei Google meinen Namen eingebe – Guido Martirani – und nicht vielleicht Liebesflamme. Das hat zwei Gründe. Erstens: Ich bin leider noch ein bisschen eitel – aber vielleicht überwinde ich das noch? Und zweitens, man muss heutzutage auch kontrollieren, ob nicht unter dem Namen eines Priesters etwas Falsches steht. Das passiert nämlich auch immer wieder. Aber, wir haben keinen Grund, uns zu fürchten. Denn wir wissen, wir haben es gehört, diese Liebesflamme verblendet den Satan und alles Böse. Nur die Liebesflamme wird es schaffen, dass auch eines Tages, Gott weiß wann, meine Eitelkeit weg ist. Ja? Ich bin ganz überzeugt, die Liebesflamme wird es schaffen. Ich bin so schön, ich bin so toll – ich bin jetzt der Guido aus Aflenz. Aber, die Liebesflamme wird es schaffen, alles zu verblenden, alles wieder gut zu machen. Weil Maria uns ja keine Gewalt antun will mit dieser Liebesflamme. Sie schaut uns an und sieht uns so, wie wir jetzt sind. Und sagt zum Beispiel „Mei, der Guido, ich liebe ihn so, er ist mein Sohn. Er ist zwar noch ein bisschen eitel, aber das kriegen wir schon hin.“ Sie macht das mit der Liebesflamme, ja? So schön langsam, zack, zack, … sie macht das mit dieser verblendenden Gnade. Vorhin wollte ich reinkommen – ich habe mir gedacht, wenn schon der Enkelsohn von der Elisabeth Kindelmann, der großen Mystikerin, da ist, der wird uns wohl was zu sagen haben. Ich komme rein, gerade als er von den wichtigsten Punkten sprach. Die wichtigsten Punkte: „Das Gebet“ – und ich hab mir gedacht: Ha, das Gebet, ich bete ja, vielleicht ein bisschen zu wenig, aber ich bete. „Fasten“ – Bah, und ich hab dann schon überlegt: Soll ich jetzt rausgehn? Aber er hat das so betont: Das Fasten ist ganz besonders wichtig. Und das war schon ein Mittel, womit die Muttergottes mit ihrer Liebesflamme an meiner Eitelkeit ein wenig gearbeitete hatte. Ein bisschen halt. Und deswegen müssen wir uns keine Sorgen machen. Sonst sind wir wie diese Christen, die ganz verzwickt sind und nur denken: Das muss ich noch machen und das … Die mit den anderen auch streng sind und mit sich selbst noch strenger und nur mehr sagen: Schau, wie der noch unvollkommen ist und wie die noch unvollkommen ist. Ja, und ich bin der Unvollkommenste! Und … Nein! Das ist nicht der Weg der Mutter! Der Weg mit der Mutter ist ein Weg der Liebe! Sie will, dass wir aus Liebe alles annehmen. Auch die Kreuze, die da sind.

Weil wir gerade beim Fasten waren: Heute in der Früh nach der Heiligen Messe – schon mit Anbetung, also ganz fromm – kommen die zwei Frömmsten von der Pfarre Bruck dieses Mal und sagen: „Also, eines müssen wir dir schon sagen. Wir sind sehr besorgt um deine Gesundheit. Du solltest einmal fasten.“ Ich habe mir gedacht, die werden sagen: Du hast eine tolle Anbetungsstunde gestaltet. Aber Gott machte es, die Muttergottes macht es. Die täglichen Kreuze mit Freude und vielleicht auch mit Humor anzunehmen – das ist die Liebesflamme. Das ist das Geschenk ihrer Liebe für euch – für uns alle. Könnte die Mutter einen anderen Rettungsweg für uns auserwählen, als diesen Rettungsweg, der aus ihrem Herzen kommt? Der aus ihrem Herzen ausströmt? Nur dieser Rettungsweg ist der ihre, weil sie uns ja liebt. Und sie könnte nichts anderes von uns verlangen, als das, dass wir unseren Alltag annehmen. Dass wir sagen: Danke, o Gott, dass ich da bin, wo ich bin! Danke, dass ich die Familie habe, die ich habe. Danke, dass ich die Nachbarn habe, die ich habe. Danke, dass ich in der Pfarre lebe, in der ich lebe und den Pfarrer habe, den ich habe. Danke für den Bischof! Danken wir Gott, dass heute auch ein Bischof [Jean Damascène Bimenyimana aus Ruanda] da ist, das ist ja nicht so selbstverständlich. Danke für diese Dankbarkeit! Die Kreuze sind da, eine Krankheit … aber diese wollen wir annehmen mit Gebet. Aber die Liebe und die Freude muss siegen. Der ganz einfache Alltag, diesen anzunehmen, im Vertrauen auf die Gnade der Liebesflamme. Ihr seid alle berufen, Apostel der Liebesflamme zu werden – im Alltag. Was muss ich machen als Apostel der Liebesflamme? Was hat Elisabeth Kindelmann gemacht? Was war ihr Leben und ihr Feuer? Wir haben es gehört: der Alltag. Die Schwierigkeiten der damaligen Zeit: Kommunismus, und, und, und … Das war ihr Kreuz, ihr Alltag. Aber sie hat geliebt, sie war verbunden mit dem Herrn und sie hätte mit keinem anderen getauscht, weil sie dort war, bei Jesus, bei der Anbetung. Das hat Maria mit ihr gemacht. Dort hat sie die Muttergottes hingeführt.

Und wenn wir bei Jesus sind, merken wir, dass bei ihm das Heil ist, die Erlösung ist, die Rettung ist. Dass er Gott ist, das wahre Licht ist. Und das geht durch das Herz der Mutter. Sie zeigt uns das. Diese Flamme der Liebe ist Jesus Christus. Und das Ziel der Muttergottes ist nur das, dass wir in der Tiefe erkennen, wer Jesus Christus ist. Denn sie hat dieses Heil in Fülle bekommen. Das ganze Heil hat sie verstanden, begriffen und hat es von Jesus bekommen. Deswegen ist sie jetzt die Verwalterin dieser Gnade. Sie verwaltet die Gnade. Deswegen sollen und dürfen wir zur Mama gehen. Mama, rette uns durch die Liebesflamme deines unbefleckten Herzens! Amen, Halleluja!

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Kaplan Guido Martirani

So sind wir wieder bei dir, Jesus Christus. Und er ruft uns immer mehr zu sich, er will aus uns Edelsteine machen, er will uns läutern und dass wir erkennen, dass er alles für uns getan hat. Deshalb rufen wir zu ihm in dieser Zeit, besonders dann, wenn wir erkennen, dass unser Weg ein Irrweg, eine Täuschung war. Er ist unser Weg, bei ihm gibt es keine Täuschung. So wollen wir uns formen lassen von ihm, dem Gekreuzigten. Wenn auch wir gekreuzigt sind – in unserer Umgebung, in unserer Familie – dann denken wir daran: Dieses Gekreuzigtsein schenkt uns die Nähe zu Jesus und macht uns ihm ähnlich.

Dort, wo wir Schwierigkeiten haben und dort, wo wir meinen, nicht mehr herauszukommen, dort, wo es schmerzhaft ist, dort begegnen wir Jesus am tiefsten und sind ihm am nähesten. So oberflächlich wollen wir ihm alle begegnen, aber genau in diese Tiefe will Jesus uns hineinführen, die schmerzlich und mühsam ist. Für diesen Schmerz wollen wir danken, und ihn heute annehmen. Dieses Kreuz wollen wir zutiefst annehmen. Und Jesus sagt uns: „Oh, du hast verstanden, dass ich ganz bei dir sein will. Dieser Schmerz vermählt dich mit mir.“ Diese Kreuze sind die Edelsteine.

Mit Kreuz, Müh und Not dürfen wir zu ihm kommen. Die materielle und geistliche Armut und Begrenztheit, die Krankheit, müssen wir annehmen. Wir dürfen diese Kreuze hoffnungsvoll Jesus wieder hinlegen, aber sie trotzdem annehmen, denn vielleicht brauchen wir gerade diese Krankheit um eins zu sein mit ihm. Wir sollen gerade diesen schmerzhaften Bereich annehmen und sehen, dass ausgerechnet dieser Bereich uns zu Edelsteinen macht. Das ist die vollkommene Liebe, wenn wir auch das Kreuz und das Kreuz unserer Mitmenschen annehmen. Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der kein Kreuz zu tragen hat. Der Mensch hat einfach Kreuze, Schwierigkeiten im Leben.

Wir betrachten Jesu Wunden, sein Leid. Wir betrachten ihn, der alles hat und ist, wie er der Ärmste und Kränkeste geworden ist. Die Schwestern hier wissen es, denn sie betreuen Jesus in den Kranken, sie kennen seine Armut und seine Nöte. Jesus sagt zu uns: „Ich will verstanden werden in meinen Nöten.“ Wir brauchen nicht lange zu suchen, wir finden Jesus überall – in unserer Familie, in unserer Gemeinschaft, in unseren Pfarren, … Dort wo wir leben, öffnen wir die Augen und erkennen wir, wie Jesus sagt: „Mich dürstet!“

Tragen wir das Kreuz der anderen mit? Wenn sie krank sind, wenn sie leiden, wenn sie depressiv sind? Das ist der Weg der Umkehr! Jesus sucht seine Schafe – und er findet uns. Und er sagt zu uns: „Mein Schaf, mein vielgeliebtes Kind, komm mit nach hause!“ Im Sakrament der Versöhnung spricht Jesus zu uns: „Mein geliebtes Schäfchen, komm!“ Und dann umarmt er uns und heilt uns mit dem Balsam seiner Liebe. Aber wir dürfen auch sagen: „Meine Schuld!“ Und Jesus wird sagen: „Ist gut, beginnen wir wieder neu!“ In der Karwoche dürfen wir wieder in Fülle erkennen, wie groß die Liebe Gottes ist. Bitten wir die Gottesmutter, dass sie uns dabei hilft.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Kaplan Guido Martirani

Liebe Gläubige! So sind wir wieder hier, um die Nähe Jesu, die Nähe Gottes, zu erfahren. Jesus ist bei uns und er möchte uns berühren. Er spricht mit uns durch diese Gegenwart im Wort Gottes und will jeden einzelnen von uns berühren. Und wir dürfen nicht faul und träge sein im Lesen und Betrachten des Wortes Gottes. Wir wollen diesen Auftrag ernst nehmen und sagen: „Ja, die Heilige Schrift, das Wort Gottes, es lebt!“ Es ist kein totes Wort, es ist kein Wort der Menschen, es ist das Wort Gottes! Und wo das Wort Gottes ist, dort ist die Gegenwart Gottes. Wir können die Bibel öffnen – bei uns zu hause – und sie lesen, betrachten. Allein das öffnen der Bibel und das Betrachten des Wortes in einer Gebetsecke bei uns zu hause hat schon eine Wirkung, eine kostbare Wirkung. Gott ist da! Aber Gott ruft: „Komm zu mir und lies doch! Ich hab dir so vieles zu sagen! So viel Gutes zu sagen, so viel Weisheit zu sagen! Komm zu mir!“ Stellt euch vor: Diese Bibel zu hause, die offen liegt und Gott selbst, der da heraus spricht und sagt: „Komm und lies bitte! Ich bin da! Ich warte auf dich!“ Das ist der Kuss Gottes, die Begegnung Gottes. Gott will uns mehrmals am Tag küssen, einen heiligen Kuss geben durch dieses Wort Gottes. Denn für uns ist das Wort Gottes Nahrung: „Nicht nur vom Brot lebt der Mensch“, lesen wir, sondern vom Wort Gottes. Das ist die Hauptnahrung für uns, das ist große, wichtige Nahrung für uns. Und oft haben wir dann Aha-Erlebnisse: Ah, so ist Gott, er ist ja ganz anders, als wir Menschen oft denken.

Wie am heutigen Tag bei der Votivmesse zum Heiligsten Herzen Jesu, wo Jesus spricht: „Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen hast.“ Er hat es den Weisen und Klugen verborgen – sie erkennen etwas nicht, was andere erkennen. „…den Unmündigen aber offenbart hast.“ Also Unmündigen, den Armen und Schwachen, den Auserwählten, will Gott etwas offenbaren, etwas Besonderes geben. Unglaublich ist dieses Gebet von Jesus: Er dankt dem Vater, dass er uns, den Armen und Unmündigen etwas gibt, und den anderen eben verbirgt. Das ist die Gerechtigkeit Jesu, die sich mit der Liebe Jesu vereint. Denn es gibt Menschen, die ärmer sind, es sind Menschen, die eben mehr mitgemacht haben in ihrem Leben, vielleicht verspottet worden sind, die einfach arm sind oder einfach nicht die Möglichkeit gehabt haben, weise zu werden. Denen will Gott eben in seiner Gerechtigkeit etwas Besonderes geben. Das heißt nicht, dass die anderen nichts bekommen, aber denen gibt Gott etwas ganz Besonderes: Seine Weisheit. Und so will er uns erziehen und vieles sagen, innerlich aufbauen und erneuern. Er will, dass wir ihn erkennen.

Und dann sagt Jesus: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Und so ruft er uns zu sich und wir wissen, er ist ganz da, er ist gegenwärtig im Wort Gottes und in der Eucharistie. Er ruft uns und will, dass wir bei ihm sind. Er will, dass wir Zeit mit ihm verbringen. Jesus ist verlassen, Jesus ist traurig, weil so wenige Menschen diesen Ruf hören: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Und das ist unser Glaube. Wir wollen daran glauben, dass es Jesus ist, der uns aufrichten kann, der uns helfen kann, der uns seine Nahrung durch seine Gegenwart geben kann, der uns das geben kann, was uns kein Mensch und kein Geschöpf geben kann. Jesus kann alles! Jesus ist da und er ruft uns! Jesus hat uns hier her gerufen, weil er uns liebt, weil er uns wieder etwas schenken möchte, weil er uns wieder etwas sagen möchte. Wir wollen unseren Glauben erneuern lassen, unsere Sehnsucht erneuern lassen. Wir wollen zulassen, dass Gott uns rüttelt und schüttelt in dieser Zeit der Gnade, in der wir unsere Herzen öffnen wollen. Es ist eine Zeit der Gnade und Gnade ist etwas, das man umsonst bekommt – aus dem Herzen Jesu. Wer will diese Gnade bekommen? Jesus, schenk uns diese Gnade! Jesus, du selbst bist unsere Gnade, Halleluja! Jesus will, dass wir uns ihm öffnen, dass wir Ja sagen zu ihm, denn er will uns beschenken, weil wir die sind, die Sehnsucht nach ihm haben. Wir sind das Elend, ja, aber das berufene Elend, die armen Menschen, die Jesus in seine Nähe holen möchte. Wir wollen uns mit dieser Liebe beschenken lassen, die nur er geben kann. Wir sind und leben in dieser Begrenztheit. Wir merken, dass ohne der Gnade Gottes wir begrenzt sind. Aber die Gnade ist uns geschenkt. Die Gnade will Gott uns immer wieder schenken. Dieses große Geschenk will Jesus uns geben – immer wieder neu.

Jesus will, dass wir eine Familie werden, dass wir einander Gutes tun, dass wir einander Barmherzigkeit erweisen. Er will, dass hier keine Streitigkeit ist, kein Neid, kein böser Gedanke. Er will, dass wir die Liebe lernen, denn wir brauchen die Liebe. Der neben uns, der braucht unsere Liebe. Gott will uns die Vollkommenheit schenken. So wie der Vater, der die Sonne strahlen lässt über den Guten und Bösen, so wollen auch wir selbstlos alle die uns begegnen lieben. Gutes tun, Gutes wünschen, segnen, keine verwünschen! Bitte, verwünschen wir keinen, sondern lieben wir die Menschen! Egal wer uns begegnet, lieben wir die Menschen, segnen wir sie, beten wir für sie. Und wenn irgendwer über den Nächsten in unsere Umgebung schimpft, oder auch wir selbst, dann müssen wir sofort erkennen, dass es die List des Teufels ist, denn wir wollen einander lieben! Wir wollen die lieben, die gehasst werden. Wir wollen auch die unmöglichsten Menschen lieben! Wir alle brauchend die Liebe. Auch wir Priester brauchen die Liebe, wie ich voriges Mal gesagt habe. Und wir sind oft die unmöglichsten Menschen, wirklich unmöglich – ja, ich kenne mich gut! Aber wenn uns die Gläubigen mit Liebe entgegenkommen, da schmelzen dann die Herzen, das ist wohltuend. Nur mit der Liebe können wir frei werden, wenn wir den Menschen wirklich annehmen, und zwar so, wie er ist! Wir dürfen nicht sagen: Ja einen Teil von diesem Menschen nehme ich schon an, aber das nicht. Weil dort weiß ich, dort erkenne ich, (denn ich bin ja fast wie Gott), dass er sich ändern muss. Nein, wir sind nicht wie Gott! Zum Glück sind wir nicht wie Gott! Denn Gott liebt seine armen Kinder. In der Liebe dürfen wir sein wie Gott, OK, aber nur in der Liebe, in der Güte, im Frieden. Aber das Gericht übergeben wir unserm Herrgott. Und wir werden einmal staunen, wer alles im Himmel sein wird! Und wir werden sagen: Du bist da? Das gibt es ja nicht! Dass ich in den Himmel komme, ja natürlich, ich war ja so fromm! Aber dass du auch hier bist? Bist nicht du der … von …? Was machst du eigentlich hier? Ich habe dich ja immer verurteilt … Lassen wir Gott das Urteil! Gott weiß, wieso einer vielleicht den falschen Weg eingeschlagen hat. Vielleicht wurde er falsch beraten, falsch erzogen oder es wurde in der Kindheit schon etwas fehlgeleitet. Man weiß es nicht. Gott schon. Und das macht die Liebe aus. Die Liebe ist alles.

Das ist das Rezept Gottes: Wer Liebe gibt, der bekommt Liebe. Umso mehr man Liebe gibt, umso mehr bekommt man sie. Deswegen: Ich entscheide mich alle zu lieben, auch den unmöglichsten Menschen, und wir werden uns im Willen Gottes befinden. Und Gott wird eins sein mit uns. Gott wird unser Freund sein, weil wir in seinem Willen sind. Werden wir hingegen nur ein bisschen im Willen Gottes sein, und ein bisschen der Ankläger und Richter sein, dann sind wir nicht in Gott. Also, wenn wir nicht aufhören mit den Anklagen in der Kirche, in der Familie, bei unseren Nachbarn, dann werden wir keinen von der Botschaft des Glaubens überzeugen. Keinen! Wieso hat dieser Papst jetzt so viele Zuhörer? Weil er ein Papst der Liebe ist, der alle liebt, der die Kirche liebt, der alle umarmt und aufs Wesentliche geht: auf Jesus Christus. Und Jesus Christus ist die Liebe! Er ist diese einfache Liebe. Der Papst will keinen Klerikalismus – weder auf der einen Seite noch auf der anderen. Der Priester ist der Diener, er ist beauftragt, zu lieben. Er ist beauftragt, im Namen Jesu Gutes zu tun, das Volk zu speisen, auszuteilen das Brot – und alle werden vom beim Brot des Lebens, der heiligen Eucharistie, in der sich Gott ganz gibt – jedem einzelnen! Es könnt einer sagen: Ja der Priester bekommt ja das größere Stück von der Hostie! Und ich bekomme nur ein kleineres. Er könnte ja sagen: Ich will auch einen großen Jesus haben! Aber wir wissen, dass auch im kleinen Stückchen der ganze Christus ist. Denn wenn sich Christus gibt, dann gibt er sich ganz. Und er macht keinen Unterschied, er gibt sich ganz. Er gibt seine Liebe ganz, seine Erlösung ganz. Und das macht er durch dieses Brot, durch sich selbst. Diese Speise der Liebe bekommen wir in bei jeder Kommunion von Jesus selbst. Er selbst gibt uns diese Speise. Er gibt sich selbst.

Und er will uns erlösen in der Beichte, das ist unglaublich. Wir müssen bekennen: Ich habe falsch gehandelt – nicht die anderen immer anklagen. Die arme Maria Magdalena! Ja, wir stehen alle gleich mit dem Stein in der Hand und sagen: Ja, die hat gesündigt! Aber was hat Jesus gesagt? Sie hat gesündigt, ja, aber diese Anklage ist nicht die Haltung, die Gott wünscht! Und das ist schön. Ich bete sehr oft, auch in den Pfarreien wo ich tätig bin, das Schuldbekenntnis: „Durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld…“ Weil es wichtig ist zu erkennen: Ich habe da einen Fehler gemacht. Ich habe den Menschen nicht vergeben. Ich habe den Menschen nicht geliebt. Was hat Jesus alles mitgemacht? Und was betete er am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Er hat noch immer alle geliebt. Er hat nicht nur alle geliebt, sondern er hat sogar seinen Schmerz, sein Leiden, für uns hingegeben. Schmerz und Leid Jesu wird dadurch zu unserer Rettung und Erlösung. Er hat keinen verurteilt. Das ist Jesus. Jesus ist der, der sein Herz öffnet für alle. Jesus ist der, der sich freut, umso mehr Menschen zu ihm kommen. Und in diesen Kampf wollen wir eintreten, in diesen Kampf für die Seelen. Wir wollen wie Jesus die Menschen lieben. Wir wollen verzeihen wie Jesus und hoffen, dass die Menschen anfangen, die Kirche zu lieben. Wir wollen lieben, vergeben und den Menschen nur Gutes tun. Und wir wollen allen Menschen nur Gutes wünschen. Wehe, wir wünschen auch nur einem nichts Gutes! Das ist auch Beichtmaterie, wenn wir zur nächsten Beichte gehen: Ich habe zu wenig geliebt! Ich habe zu wenig verziehen! Viele kommen und sagen: Meine Kinder sind schwierig, mein Ehemann ist schwierig, meine Ehefrau ist schwierig, mein Pfarrer ist der Schwierigste, … Ja, wie verblendet sind wir denn? Und du selbst, frage ich dann den Beichtenden? Aber diese Frage kommt oft gar nicht an. Und du selbst? Das merken wir nicht, dass wir hier verblendet sind, dass wir im Einfluss des Geist des Bösen sind, dem Geist des Anklägers. Das wollen wir aber nicht mehr. Wir wollen stattdessen lieben und versuchen, die anderen wahrzunehmen und anzunehmen und zu lieben. Wie geht es meinem Nächsten zu hause? Wie geht es meinem Nachbarn wirklich? Gehe ich hin? Frage ich nach? Wie geht es meiner Ehefrau/meinem Ehemann wirklich? Frage ich nach? Wie geht es meinen Kindern wirklich? Wie geht es meinem Pfarrer? Mache ich etwas Gutes für ihn, frage ich nach? Ist mir der andere wirklich ein Anliegen?

Das ist der Wille Gottes: Gutes zu tun in beiden Richtungen – zu den Menschen hin und natürlich auch zu Gott hin. Denn auch Gott braucht unsere Nähe, auch Gott braucht unsere Liebe, auch Gott sehnt sich nach uns. Gott will sich uns offenbaren, besonders bei der heiligen Messe. Er will sich selbst schenken – er sehnt sich nach uns! Er hat eine Riesensehnsucht nach uns! Aber es kommt keiner zu ihm! Es bleibt keiner bei ihm, wenigstens für eine Zeit lang. Nehmen wir uns doch Zeit für ihn im Allerheiligsten Sakrament oder in der Heiligen Schrift. Er will uns ja nur lieben und seine Liebe ausschütten!

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Kaplan Guido Martirani

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, wir haben gehört, wie Johannes der Täufer im heutigen Evangelium wieder auf Jesus hinweist. Es ist immer wichtig für uns, dass einer kommt und aufzeigt, wo unsere Aufmerksamkeit hingehen soll. Unsere Aufmerksamkeit soll zum Retter, zum Erlöser, zu Jesus Christus hingehen. Denn Johannes der Täufer sagt eben von sich selbst: „Ich bin gekommen und taufe mit Wasser.“ Er tauft zur Umkehr. Deswegen ist er auch eine große Person im Advent, auf die wir schauen. Aber richten wir unseren Blick wieder auf Jesus: Denn er wird kommen und wird taufen mit dem Heiligen Geist. Sind wir bereit diese Taufe zu bekommen? Ja? Ja, ein bisschen? Ein bisschen Heiliger Geist, der als „kleines Vogerl“ kommt und auf unserer Schulter zu landen versucht? Den wir verjagen können, wenn er uns stört? Aber Jesus möchte mit der Fülle des Heiligen Geistes taufen. Wir müssen uns ernsthaft fragen: Nehmen wir ihn an, wenn er kommt, oder nicht? Komm Heiliger Geist, entflamme uns neu, entzünde uns neu und lass uns Überraschungen erfahren in deiner Liebe und deiner Güte. Jesus will uns wirklich bereichern und beschenken. Er möchte die Gabe unseres Lebens sein. Er ist gekommen und hat sich selbst geschenkt, ist Mensch geworden und will geliebt werden, will angenommen werden. Er will, dass wir Ja zu Ihm sagen und ihn in unsere Herzen hinein nehmen. Er will uns ausstatten und er hat vor, eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes in dieser Zeit zu schenken. Wir wollen diese Ausgießung des Heiligen Geistes annehmen.

Einen neuen Geburtstag, eine neue Geburt Jesu Christi haben wir zu Weihnachten gefeiert. Wir wollen uns freuen für diese Gabe des Heiligen Geistes, dieses Wiederkommen Jesu Christi – jetzt ganz besonders in dieser Endzeit, durch Maria. Maria, die Mutter Gottes will die Kirche erneuern. Sie will, dass wir voller Glauben und Kraft Jesus in dieser Zeit bekennen. Deswegen sammelt Maria die Gläubigen, um sie zu stärken, um sie an sich zu drücken. Sie formt uns, sie macht uns fähig, bereit zu sein für das Erkennen Jesu Christi. Deswegen wollen wir das Angebot der Liebe annehmen.

Es gibt keinen Abend der Barmherzigkeit, wenn wir die Muttergottes nicht wirklich annehmen. Und so ist es wunderbar, wenn wir an jedem Abend der Barmherzigkeit zu ihr gehen und sagen: „Maria, wir nehmen diesen Weg mit dir an. Hilf uns dabei.“ Und sie hilft uns tatsächlich. Sie nimmt uns in ihr Herz hinein und dort finden wir Wohnung. Dort finden wir Schutz vor allen Gefahren, vor allem Bösen. Sie stattet uns aus, denn Sie betet für uns um die Gaben des Heiligen Geistes, die wir so notwendig brauchen. Deswegen lassen wir uns von der Muttergottes formen und nehmen wir diese große, unglaubliche Hilfe an. Immer wieder dürfen wir in dieser Zeit erfahren, dass es nur diesen einen Weg gibt, den sicheren Weg, den Weg mit Maria. Sie schenkt uns immer wieder neu den Glauben. Sie schenkt uns immer wieder neu Jesus Christus. Sie will, dass wir Jesus Christus erkennen und lieben lernen, so wie sie ihn liebt. Die Schule der Liebe der Muttergottes ist eine einfache Schule, keine hohe Theologie, sondern ein einfacher Weg. Wir brauchen nur zu ihr gehen, zu ihrem Herzen und sie führt uns dann zur Liebe, sie führt uns zu Jesus Christus. Sie führt uns zur Eucharistie und sagt: „Schaut, wo Jesus ist. Schaut, wie sehr er euch liebt. Schaut, wie er euch vergibt und Vergebung schenkt. Schaut, wie er da ist, stärker wie nie zuvor.“ Denn Gott ist ein starker Gott. Er ist geboren als kleines Kind, aber er ist der starke Retter. Wir wollen ihn annehmen, denn wir brauchen in dieser Zeit einen starken Retter. Gott rettet! Nur er kann retten und niemand anderer. Das ist das kleine Kind: Der starke Gott, den wir brauchen. Heute feiert die Kirche den heiligsten Namen Jesu. Gott rettet. Wollen wir diese Liebe Gottes annehmen? Ja oder Nein? Ja? Denn Gott ist gekommen, um uns zu retten, Halleluja.

Euch alle liebt er in einer unglaublichen Art und Weise. Und er liebt die gesamte Kirche. Und er will durch seine Kirche Heil und Rettung über das Volk Gottes bringen. Wir sind das Volk Gottes! Schaut, wie viele Getaufte es auf der Welt gibt, wie viele Getaufte hier in Österreich, wie viele Priester und Bischöfe – und das ist die Kirche Gottes, die im Auftrag Jesu Christi rettet, Halleluja! Nehmen wir die Rettung an? Ja? Wunderbar! Gott hat uns alles gegeben, wir sind eine starke Kirche. Gott hat uns alles geschenkt: Bischöfe, Priester, Brüder und Schwestern – wir sind sein Körper, sein Leib. Schaut den Nachbarn neben euch an, berührt ihn. Das ist der Leib Jesu Christi. Wir sind ein Leib und können uns einander so viel helfen, wenn wir nur erkennen: Das ist der Leib Christi. Bitte umarmt eure Lieben auch öfter. Indem ihr sie umarmt, umarmt ihr Jesus Christus, seine Kirche. Umarmen wir im Geiste auch unsere Bischöfe, unsere Priester, denn sie sind ein Geschenk Gottes, unsere Hirten. Umarmen wir auch unseren Heiligen Vater, der nicht müde wird zu lieben. Auch unser Papst Franziskus geht auf die Straße, umarmt die Kinder und küsst sie, weil er weiß: Jesus Christus ist dort, die menschgewordene Liebe. Viele erkennen das nicht, aber die menschgewordene Liebe ist dort, bei den Armen.

Jesus will jetzt da sein, bei uns und seine Liebe, sein Herz, uns und den Gläubigen dieser Welt schenken. So viele dürsten und hungern nach Liebe. Am Petersplatz rufen die Menschen: „Viva el Papa!“ Aber in Wirklichkeit schreien sie: „Wir brauchen die Liebe Gottes! Diese kostbare Gabe Gottes: Geliebt sein von ihm.“ Durch Papst Franziskus, der im Namen Gottes da ist, zeigt Gott uns, dass er uns liebt. In seiner Art zu sein, zeigt er uns, dass Gott uns liebt. Und das brauchen die Menschen, die Gläubigen. Egal, wer mich verurteilt, Gott liebt mich. Das ist unglaublich! Nehmen wir jetzt im Geiste auch diese Umarmung des Papstes an.

In der Umarmung unserer Hirten nehmen wir auch die Gaben und Charismen an, die Gott ihnen für uns gegeben hat. Umarmen wir unsere Familie – besonders jene, die etwas schwieriger sind und schenken wir ihnen unsere Liebe. Das ist jetzt der Beginn von Weihnachten: Frieden auf Erden! Und so entsteht die Neugeburt Jesu in unseren Herzen. Wenn wir nicht einüben, unsere Mitmenschen zu umarmen – auch die schwierigen – dann kann Jesus nicht in unsere Herzen kommen. Und Jesus freut sich, wenn wir einander umarmen: Jetzt darf ich leben! Wir müssen Stroh und Disteln aus unseren Herzen nehmen, damit Jesus in uns wohnen und leben kann. Er darf in uns lieben und aus unserer Mitte heraus Frieden und Liebe schenken. Jesus liebt uns so sehr, er beschenkt jeden einzelnen mit seiner Liebe, mit seinem Erbarmen.

Gott wurde Mensch, ein kleines Kind, aber durch ihn kam eine so große, allmächtige Liebe und so viel Licht in diese Welt. Wir wollen diese Liebe annehmen, weil er Durst hat nach uns, nach unserer Nähe, nach unserem Ja.

Jesus wir brauchen Dich. Danke, dass Du gekommen bist. Wir freuen uns, dass das Jesuskind da ist. Jesus schenkt uns seine Liebe ganz umsonst, weil er nicht anders kann als zu lieben – euch zu lieben, uns alle zu lieben. Das ist Weihnachten, die Fülle der Gnade. Das ist seine Stärke, seine Freude. Wir dürfen uns freuen und diese Rettung und Erlösung annehmen. Die Erlösung ist absolute Freiheit! Und die wollen wir heute annehmen. Egal was wir machen – wir sind Kinder Gottes, wir sind geborgen und brauchen keine Menschenfurcht mehr zu haben. Er ist in unserer Mitte, er lebt und wirkt in seiner Kirche.

Ihr seid kostbar in seinen Augen. Er hat euch erschaffen und ihr dürft so sein, wie ihr seid. Er will, dass wir leben, dass wir die Freude in dieser Welt sind. Wir sollen seine Freude in diese Welt bringen. Wir sollen auch feiern – Christen sollen auch feiern können, wie bei der Hochzeit zu Kana. Könnt Ihr Euch auch vorstellen, wie Jesus feiert? Das ist auch Jesus. Er ist auch der Dornengekrönte – natürlich. Aber wir können nicht immer die Dornenkrone tragen – und wenn einer kommt und sie uns wegnimmt, sagen wir: „Gib uns die Dornenkrone wieder!“ Nein: Er hat uns errettet, er hat uns erlöst. Das ist die heilige Messe: Die Rettung, die Erlösung und Befreiung. Wir sind mitunter in einer falschen Leidensmystik verfangen. Die Leidensmystik gibt es natürlich auch, aber wir müssen aufpassen, dass wir unsere Leiden nicht falsch einschätzen oder überbewerten. Wir sind oft in dieser falschen Leidensmystik drinnen, so dass wir es gar nicht zulassen, dass er uns befreit! Bei jeder heiligen Messe erfahren wir diese Erlösung und Befreiung!

In jeder heiligen Messe hilft uns Jesus das Kreuz zu tragen. Aber wir wollen es nicht zulassen, dass er uns hilft. Wir wollen das Kreuz lieber selber tragen. Jesus kommt und will uns das Kreuz abnehmen und wir sagen: „Lass mich in Ruhe, ich muss erst noch ein bisschen Sühne machen!“ Oder wir gehen mit der Dornenkrone umher und jammern – und nehmen damit Jesus den Platz weg, denn er hat sie ja für uns getragen. Heute wollen wir aber alles Unnötige weggeben. Wir wollen uns an diesem Abend der Barmherzigkeit von Jesus beschenken lassen mit diesen Gaben, die er uns schenken will. Wir wollen auch die Gabe der Freude annehmen. Das andere, das Leiden, kommt ohnehin in unserem Leben, aber wir wollen uns in erster Linie einmal beschenken lassen von ihm. Danke Jesus, für deine Gnaden und Gaben. Danke Jesus, dass du da bist. Danke, dass du mit uns bist. Danke für deine Mutter Maria, die uns hilft und die für uns betet. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics

Wer schon einmal zum Bruder Klaus von der Flüe gepilgert, in die Ranftschlucht hinunter gestiegen ist, kennt die Kapelle mit der angebauten Einsiedlerzelle, in der Bruder Klaus fast 20 Jahre hauste. Diese Zelle hat 3 winzige Fenster. Durch das eine Fenster blickt man auf den Weg, auf dem man herunter gekommen ist. Das andere Fenster gibt den Blick frei auf die Strecke, die zum Talschluss führt. Durch das dritte Fenster blickt man auf den Altar in der Kapelle. Schauen wir in dieser Stunde aus der Enge unseres Ich durch diese drei Fenster auf unser Leben.

Durch das erste Fenster schauen wir zurück, auf unseren bisherigen Lebensweg, den wir gegangen sind. Wir danken Gott zuerst für das Geschenk des Lebens, unseren Eltern, dass sie dieses Geschenk von Gott angenommen haben. Obwohl wir heute im Wohlstand leben, sagen nur wenige Eltern JA zu einem Kind! Wir danken Gott für die Berufung und Wegbegleitung durch Höhen und Tiefen. Es gibt einen weiteren Grund, dankbar zu sein: Seit 70 Jahren ist uns das Glück der Freiheit und des Friedens geschenkt. Wir dürfen in einem Land leben, in dem wirklich Milch und Honig fließen. Ein Blick auf andere Länder, auf die Elendsviertel, Hunger, Seuchen, Naturkatastrophen, Krieg und Terror zeigt, dass auch unser Wohlstand nicht selbstverständlich ist. Wie oft sind wir Menschen unzufrieden und jammern wegen Kleinigkeiten. Ordensleute bezeugen mit ihrem einfachen Leben einen anderen Weg, der glücklich und zufrieden macht! Schließlich findet jeder von uns in seinem persönlichen Leben noch vieles, wofür es zu danken gilt. Wir denken dankbar an unsere Eltern und Geschwister, Lehrer, Seelsorger, Mitschwestern und Freunde, die uns durchs Leben begleiten. Wir denken an den Beruf, an Erfolge und Misserfolge, an die geschenkte Kraft, Schweres zu meistern. Das sehen wir durch das erste Fenster, das uns dankbar zurückblicken lässt auf unseren bisherigen Lebensweg.

Blicken wir nun durch das zweite Fenster, das den Weg in Richtung Talschluss zeigt. Er erscheint uns noch unbekannt, geheimnisvoll, voller Gebüsch und Gestein. Er zeigt uns vor allem, dass unser Leben begrenzt ist. Darum sollen wir jeden Tag, der uns geschenkt ist, sinnvoll nützen. Das tun wir dann, wenn wir andere lieben, ihnen helfen und Freude bringen. Jeder Mensch braucht Menschen, mit denen er seine Freude teilen, zu denen er mit seiner Last kommen kann und bei denen er Trost findet.

Die Marienschwestern von Vorau sind solche Menschen – als Christen und als Ordensfrauen! Sie haben Ihr Leben dem Herrn verschrieben, bemühen sich wie Maria seine Liebe den Mitmenschen im Krankenhaus und in der Altenbetreuung weiterzuschenken. Ihr seid eine Tankstelle, eine Hoffnung für andere, weil ihr ihre Freuden und Lasten mittragt. Vergelt’s Gott für den Liebesdienst!

Wer sich so Tag für Tag neu in den Dienst der anderen stellt, folgt Jesus nach, gibt seinem Leben Freude und Sinn, bringt reiche Frucht. Das sagt unser Blick durch das zweite Fenster der Zelle der Bruders Klaus.

Schließlich machen wir noch durch das dritte Fenster der Ranftklause einen Blick. Es war für Bruder Klaus das wichtigste Fenster. Wir sehen durch dieses Fenster direkt auf den Altar der angebauten Kapelle, auf dem immer wieder die Eucharistie, Jesu Tod und Auferstehung, unsere Erlösung gefeiert wird. 20 Jahre hat Bruder Klaus nur von der Eucharistie und vom Blick auf das Kreuz gelebt.

Im Blick auf das Kreuz Christi haben auch sie Vater und Mutter verlassen, auf eine eigene Familie verzichtet und sind dem Herrn ganz nachgefolgt. Sie haben in ihrem bisherigen Leben immer wieder das Kreuz angenommen und sind dem Herrn dorthin gefolgt, wo er sie haben wollte – bis in die Kongregation der Marienschwestern von Vorau. Sie haben wie die beiden Blinden im heutigen Evangelium dem Herrn geglaubt und vertraut, dass er ihnen helfen und sie heilen kann – auch wenn es nicht immer leicht für sie war oder ist – und sind so von Gott gesegnet und vielen Menschen zum Segen geworden. In der Begegnung und Berührung mit Jesus wurden ihre Augen geöffnet, bekommen sie die Kraft für ihren Dienst an den Kranken, erzählen sie von ihm in der ganzen Gegend und bezeugen ihn. Das ist Neuevangelisierung ganz konkret!

Der gekreuzigte und auferstandene Herr in der Eucharistie gibt ihnen die Kraft und Freude für den Dienst, ihr Blick auf das Kreuz Christi, ihr festes Vertrauen auf Jesu Herz, seine Barmherzigkeit und auf Maria, der sie ihr Leben anvertraut haben, ist ihnen in der Nachfolge Wegweisung und Hilfe.

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir diese drei Fenster der Zelle des Bruders Klaus zu Lichtblicken unseres Lebens machen! Ich danke ihnen für ihr Glaubenszeugnis und ihren treuen Dienst! Ich bete mit ihnen um neue geistliche Berufungen für unsere Kirche und besonders auch für ihre Kongregation!

Wenn wir jetzt gemeinsam die Eucharistie feiern, dann danken wir Gott für das Geschenk der Berufung und Erlösung sowie für seine Gnaden und Wohltaten, vor allem aber für seine unendliche Güte und Barmherzigkeit, die er mit uns hat. Bitten und beten wir nun mit dem heiligen Bruder Klaus:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir. Amen.

P. Lukas Hofer SAC leitete im Anschluss an die feierliche Messe das Heilungsgebet und spendete gemeinsam mit P. Domonkos Mèszàros OP den eucharistischen Einzelsegen. Viele haben heute wieder das Sakrament der Versöhnung empfangen.

Nirgends ist uns Gottes Barmherzigkeit näher als in den Sakramenten, in denen er erbarmungsvoll an uns wirkt. Jesus möchte alle Menschen heilsam berühren. Geben Sie ihm die Möglichkeit dazu – vielleicht beim nächsten Abend der Barmherzigkeit, am 3. Jänner 2014. Den Ablauf des Abends finden Sie hier.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Johann Schuster

Was macht einen Getauften zu einem Jünger Jesu? Der Papst sagt, es gibt sogar Kardinäle, die keine Jünger sind. Denn Jünger sein heißt: Hinter Jesus herzugehen und mit Jesus verbunden zu sein. Jesus Christus sagte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“ (Joh 15,16) Jünger sein heißt: Die Erwählung anzunehmen. Was hindert uns daran? Manche glauben, wenn sie sich selbst suchen, dann werden sie Gott finden. Sie suchen ihr Glück, aber sie merken dann, dass sie es nicht finden.

Sich im geistlichen Bereich verführen zu lassen heißt, eigene Wege zu gehen. Diese Menschen werden dann so unnatürlich fromm, dass wir sie letztendlich nicht mehr ertragen können.

Tomislav Ivancic sagt: „Am schwersten zu bekehren ist der, der in der Frömmigkeit erstarrt, versteinert ist.“

Andere suchen das Wissen, die Befriedigung der geistlichen Neugier. Manche glauben, wenn sie nur viele Opfer bringen, dann sind sie Jünger Jesu. Aber wenn wir traurig, düster und erstarrt beten, werden wir keinen Hund vom Ofen hervorholen!

Ein Jünger ist der, der ganz im Meister ist und der Meister ganz in ihm ist.

Ich darf die Liebe nicht in der Erfüllung meiner Wünsche suchen.

Das Gute tut auch ein Atheist – das ist Ethik, Philosophie. Wenn Sie viel tun, Bedeutendes tun, dann sind Sie noch nicht Jünger Jesu. Denn Jesus hat nicht gesagt, dass wir viel tun müssen, er hat gesagt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Lk 9,23) Jünger Jesu zu sein heißt: Jeden Tag sein Kreuz auf sich zu nehmen und in Demut hinter Jesus herzutragen.

Jeder will etwas bewegen, aber nicht der Jünger bewegt, sondern der Geist Gottes bewegt!

Mutter Teresa wurde einmal gefragt: Was muss ich ändern? Den Papst, die Strukturen, die Kirche, die Bischöfe, …? Mutter Teresa sagte: „Ich und Du.“ Wir müssen das Kreuz und die Leiden an und in der Kirche annehmen, um nicht zu verbittern.

Es gibt so viele gerechte Fromme, die verbittern. Jesus sagt uns: Wer mein Jünger sein will, der versöhne sich. Wer noch Feinde hat, ist noch kein Jünger Jesu. Jesus sagt: Vergebt den Feinden! Was möchte Christus von mir? Dass ich lebe!

Jesus sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6) Den Weg Jesu zu gehen bedeutet: Auf die Stimme des Meisters zu hören – und auf die Stimmlage zu achten! An der Stimme erkennen wir, ob es Jesus ist oder der Täuscher. Nicht jede Eingebung ist von Jesus.

Bei Jesus gibt es keine Ehrentitel zu vergeben. Von  der roten Farbe der Kleidung her ist ein Kardinal dazu gerufen, Zeugnis zu geben mit seinem Blut für die Ehre Christi. Das ist die Ehre eines Christen, wenn er sein Blut für Gott hingibt.

Jünger Jesu sein heißt: Einander die Füße zu waschen. Wer glaubt, Steine werfen zu müssen, ist noch sehr weit weg von Christus.

Paulus hat über seine eigene Situation nicht geklagt, sondern gesagt: Freut euch, für Jesus leiden zu dürfen!

Jünger sein heißt: Mit Jesus zu leiden, mit ihm zu gehen, den kleinen demütigen Weg der kleinen Therese zu gehen. Jünger sein heißt: Demut haben, um Verzeihung bitten, den anderen höher einschätzen als sich selber, alles zu ertragen um Christi Willen. Der Jünger steht nicht über dem Meister! Der Meister ist der Herr auch deines Lebens!

Nur Gerechtigkeit zu leben ist eine Fehlform. Wer nur aus seiner Gerechtigkeit leben will, der rühmt sich selber. Was hat Jesus gesagt? Nur der Vater ist gut, wer kann sagen, dass er gerecht ist? Die gerechten Frommen sind Leistungsbeter, die dann meinen, Probleme einfach wegbeten zu können. Wenn es in der Ehe Probleme gibt, dann soll man sie nicht wegbeten versuchen. Man muss dem Problem ins Auge schauen und nicht ins Gebet flüchten! Es gibt heute viele fromme Flüchtlinge!

Der Jünger hat in sich das Herz des Meisters, das weit offen steht für alle, die in Not sind; ein Herz, das nicht verbittert ist ob der Schläge.

Der höchste Akt der Liebe ist die Vergebung bis zur Vollendung. Dorthin bewegt sich der Jünger Jesu und nimmt durch sein Zeugnis viele mit auf diesem Weg.