„Naja, soviel habe ich ja wieder nicht angehäuft, es gibt ja noch viel größere Sünder.“ Das ist die falsche Rechnung. Ich bin zuerst derjenige. Die östlichen Mystiker sagen, dass die ganze Welt nicht die kleinste Sünde gut machen kann. Das heißt, vor Gott wiegt die Schuld immer ganz anders, als wir sie beurteilen. Wir müssen uns natürlich gleich entschuldigen, manche tun das auch in der Beichte, dass sie sich gleich entschuldigen für das, was sie getan haben. Das heißt, ich anerkenne eigentlich meine Schuld und hier beginnt die Misere des heutigen Evangeliums. Dort, wo ich die Schuld anerkenne, und zwar ganz, da werde ich dankbar sein. Und dort werde ich auch froh sein, wenn jeder andere zugleich auch das Reich Gottes entdeckt. Ich werde entdecken, dass Gott mich meint und, dass er mich ins Heil gehoben hat, unverdient und die Liebe Gottes, die unbegrenzt ist, auch mich meint und mir das Heil geben möchte. Gott selber hat sich eine Grenze gesetzt für das Himmelreich. Die Grenze für das Himmelreich ist in der Geheimen Offenbarung beschrieben. Es heißt in der Geheimen Offenbarung 21,27 „Nichts Unreines kommt in den Himmel.“ Das heißt, ich kann nur vollkommen in den Himmel kommen. Ich muss reinen Tisch machen. Oder ich kann natürlich darauf spekulieren, dass da ein Reinigungsort noch ist. Das ist auch gut so, ist eine frohe Botschaft. Ich darf auch ein Stück unvollkommen ankommen, ich darf ankommen. Aber diese Grenze gibt es. Nichts Unvollkommenes kommt in das Himmelreich. Ansonst wäre ja der Himmel nichts anderes als eine Fortsetzung der Erde und das ist oft ein Tal der Mühsal. Wir hoffen ja, dass der Himmel besser ist und schöner ist und, dass da Gott wirklich im vollen Sinn da ist. Und weil es so ist und weil wir es ja auch so wollen und so erhoffen, deshalb gibt es diese Grenze – nichts Unreines kommt hinein. Und das ist das Schöne auch unseres Christseins. Ich muss gar nicht alles selber machen. Ich darf darauf vertrauen, dass der liebe Gott mir alles erlässt. Das ist ja das heutige Evangelium. Gott erlässt in einem Handstreich alles dem, der ihn darum bittet. Christus geht dafür ans Kreuz. Das heißt, hier wird uns schon gesagt, dass die Schuld etwas Großes ist und nicht einfach nur so was nebenbei. Bei jeder Schuld klagen wir Christus an oder verurteilen wir Christus oder geben ihm neu das Kreuz und was auch immer. Christus ist aber zugleich gemäß dem Römerbrief 8,34 unser Anwalt im Himmel. „Er hat uns reingewaschen von unseren Sünden, er hat uns geheiligt“, heißt es im 1. Korintherbrief 6,11. Das heißt, er hat den Preis für uns schon bezahlt. Durch ihn sind wir in den Himmel hineingenommen. Gott vergibt alles und da ist nichts ausgenommen. Man muss ihm nur glauben, dann ist alles auch schon weg.
Ich habe vor kurzem von einer Geschichte gehört, von einem Amerikaner, der in Afrika lebt und der dort seinen Schwiegervater umgebracht hat. Dieser kommt ins Gefängnis und er selber hat vom Glauben nicht wirklich viel gehört. Er wird zum Tode verurteilt. In der Gefängniszelle ist auch ein anderer Mitgefangener und er sieht bei dem eine Medaille und fragt was das ist. Der sagt: „Das weiß ich nicht, wenn du möchtest, kannst du sie haben.“ Und diese Medaille zieht den zum Tode verurteilten jungen Mann an. Er nimmt sie in die Hand und hängt sie um seinen Hals. In der kommenden Nacht hat er einen Traum. Im Traum kommt die Gottesmutter zu ihm und lehrt ihn, dass er seine Sünden beichten soll und, dass er dann in den Himmel kommen soll. Er soll nach einem katholischen Priester rufen lassen. Er wacht dabei auf und schreit: „Bringt´s mir einen katholischen Priester.“ Die Mitgefangenen haben ihn zunächst einmal nicht ernst genommen und am kommenden Morgen haben sie nach einem katholischen Priester gefragt. Dieser kommt auch und gibt diesem jungen Mann einen Religionsunterricht. Und bevor er hingerichtet wird, gibt er folgendes Zeugnis: Er sagt, dass die Gottesmutter ihm gesagt hat, dass er in der Beichte zu Jesus Christus spricht, dass er in der Beichte zu Gott spricht und Gott spricht durch den Beichtpriester zu ihm. Und wenn der Beichtpriester ihm die Absolution gibt, dann hat er die Gewissheit, dass alles gut gemacht ist, von Gott her. Dieser junge Mann lernt den Katechismus, lässt sich taufen, er bekennt seine Sünden und er wird dann auch zum Tode hingerichtet. Mir geht es um diese Aussage. Wenn wir beichten, wird uns alles vergeben. Dieser junge Mann opfert noch seinen Tod für einen anderen Mithäftling auf und er bekehrt sich dann auch.
Dort, wo wir uns Gott anvertrauen, dort wird alles gut. Ausgenommen, wir sind so wie der erste Schuldner. Der geht hinaus und klagt den Nächsten an. Eigentlich erstaunlich was hier passiert. Aber zugleich sind das letzten Endes wir. Wenn wir Heilung wollen, dann müssen wir unsere Schuld bekennen, Gott wird alles in uns gut machen. Wenn wir Heilung wollen, dann müssen wir auch den Nächsten so behandeln, wie Gott uns behandelt hat. Das heißt, jede Kleinigkeit, die wir oft so schnell dem Nächsten anklagen, das darf nicht mehr in unseren Herzen Platz haben. Jede Anschuldigung dem Nächsten gegenüber, die darf nicht mehr in unseren Herzen Platz haben. Heute wollen wir, und dazu lade ich auch ein, allen alles vergeben, mit denen wir im Herzen auch nur eine kleinste Unversöhntheit haben. Im Evangelium passiert etwas. Der geht hinaus, klagt seinen Mitbruder an, seine Mitschwester, seinen Mitmenschen, der ihm etwas schuldig ist und da ist eine Wende in diesem Evangelium. Er wird wieder zurückgeholt zum König. Und all das, was ihm vergeben worden ist, das wird ihm wieder neu aufgelastet. Das heißt, der wird lange im Reinigungsort schmoren. Und die Heilung, die er bekommen hat, die wird zurückgenommen. Dort, wo ich meinem Bruder nicht aufrichtig vergebe, dort darf ich nicht erwarten, dass ich heil werde. Das heißt, da sind uns zwei Dinge jetzt als Vorbedingung zum Heil genannt.
Das erste ist, ich komme mit großem Vertrauen zu Gott. Ich vertraue mein Leben ihm an und ich darf vertrauen, dass er alles gut macht. Zweitens, ich bin eingeladen, das was ich bekommen habe, auch dem Nächsten zu gewähren. Das heißt, ich erlasse jedem alle Schuld und wenn sie noch so groß ist in meinen Augen, sie ist letzten Endes nicht viel. Der erste Schuldner, das ist immer unsere Schuld Gott gegenüber. Das zweit ist, das was wir uns gegenseitig schulden. Das ist eben ein Pappenstiel im Vergleich zu dem, was wir Gott schuldig sind. Ohne Gnade wird das Urteil über den gesprochen, der kein Erbarmen gezeigt hat, heißt es im Jakobus 2,13.
Ein drittes, wenn wir Heilung wollen und das ist noch ein Rat zum Schluss. Manchmal sind wir im Reinen, wir sind im Frieden mit dem Nächsten und haben doch auch trotzdem so riesige Berge von Sorgen. Diese riesigen Berge von Sorgen sind auch schon wiederum meistens eine Behinderung für das Heil. Ich lade heute auch ein, dass wir all unsere Sorgen auf den Herrn werfen. „Werft all eure Sorgen auf den Herrn, denn er kümmert sich um euch.“ Er kümmert sich um unser Heil. Niemand kümmert sich um unser Heil so sehr wie Gott es tut. Ihm wollen wir uns heute ganz anvertrauen. Amen