Statue der Gottesmutter
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Die fünf Sühnesamstage, die Maria dann erbeten hat, sind eine Möglichkeit, die Dornen aus ihrem Herzen zu ziehen. Auf Fragen Sr. Lucias erklärte Jesus, dass jeder Samstag für eine bestimmte Art von Beleidigungen und Lästerung, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen werden, steht. Gesühnt werden die Lästerungen gegen die Unbefleckte Empfängnis, gegen ihre Jungfräulichkeit, gegen ihre Gottesmutterschaft wie auch der damit verbundenen Ablehnung, Maria als Mutter der Menschen anzuerkennen. Die Vierte Verwundung besteht in den Beleidigungen jener, die öffentlich versuchen, den Kinderherzen die Gleichgültigkeit, die Verachtung und sogar den Hass gegen diese unbefleckte Mutter einzuflößen. Als fünfte Art der Beleidigungen nennt Jesus die Beleidigungen jener, womit Maria direkt in ihren heiligen Bildern Verunehrung erfährt.

Nächster Herz-Maria-Sühnesamstag: 07.03.2015. Beginn ist wie immer mit der Beichtgelegenheit ab 16:30 Uhr. Um 17:00 Uhr ist Sühnestunde mit Anbetung, Rosenkranz und Betrachtungen. Den Abschluss bildet die Feier der heiligen Messe.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Em. Pfarrer Johann Schuster

Liebe ehrwürdige Schwestern, liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Herz Gottes steht offen für dich und mich. Das ist die Grundbotschaft, die das heutige Fest uns entgegen bringt. Und dieses Herz Gottes steht uns so offen, dass dieses Herz sogar in uns leben, lieben, schlagen, leiden möchte. Das ist das Geheimnis des Christseins. So wie Paulus es ausdrückt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Das ist entscheidend.

Wir feiern heute den Gedenktag der japanischen Martyrer Paul Micki und Gefährten. Der eine, ich glaube es war der Paul, der hat noch vom Kreuz herab gepredigt. Als er gekreuzigt wurde! Es ist wichtig, dass ihr versteht, dass diese Evangelisatoren, diese Missionare eine Power gehabt haben. Was für eine Auferstehungskraft Christi die Laien schon hatten. Es ist wichtig zu wissen: Du und ich, wir sind hier unvertretbar gefragt. Ich sage nicht, dass ihr alle vom Kreuz herab predigen müsst. Aber, wir denken daran, die vielen Leiden, die ja auch uns begegnen, die Schwierigkeiten, die Mühen, die sollen uns nicht hindern, an der Sorge um Christi Leib. Unsere eigenen Sorgen sollen uns nicht hindern, das Herz zu öffnen und diesen Jesus Christus weiter zu geben. Das ist die Schwäche des Christentums: Wir geben ihn nicht weiter! Oder wir erkennen vielleicht sogar nicht, wie er mit uns geht, er in uns lebt, wie er mit uns liebt und durch uns lebt und liebt.

Sie kennen das Wort von Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Es ist schön, in ein Gesicht zu schauen, wo dieses liebende Herz zum Ausdruck kommt. Meistens ist es getönt und abgedunkelt durch Sorgen und Schwächen. Aber doch, hie und da erlebt man es, dass ein reifer Mensch – meistens sind es die Frauen, die Männer haben da einen Nachteil: Sie können zwar gut predigen, aber die Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, das gelingt vielen Frauen besser. Das erkennt jeder.

Ich habe einen Jugendlichen jetzt vor kurzem bei mir gehabt, und der hat an einer Frau sofort erkannt: Diese Frau liebt, die strahlt, die liebt. Die Kinder passen gut auf und die Jugendlichen auf uns (Erwachsene). Die schauen, ob sie dieses Herz entdecken, bei dir, bei den Eltern. Und wenn das Gesicht dann so schmerzverzerrt und vergrämt und verbissen ist, sich ein Lächeln abringt… die durchschauen uns. Ein 14-jähriger hat mir einmal gesagt: Na ja, mit dem Papa, da kann ich nicht reden. Der ist so … mit der Mama kann ich noch ein bisserl reden…“ Er hat sofort die Nuancen erkannt, und konnte wie ein Seismograf liefern, wie die Eltern zu ihm stehen. Und er hat ein gutes Auge.

Die Liebe Gottes drängt uns, sagt der Apostel Paulus. Und diese drängende Liebe sollen wir leben. Die müssen wir nicht selber machen, weil dann wird es ein Krampf. Es gibt so viele verkrampfte Christen. Und gerade die Eltern sind hier in Gefahr, in diesen Krampf zu fallen. Wenn das Herz krampft, dann kommt das Herzstolpern. Wenn das Herz stolpert, dann ist der Herzinfarkt nicht mehr weit usw. Unser Herz soll in Christus ruhen. „Unruhig“, sagt der heilige Augustinus, „bis mein Herz in dir ruht.“ Und dieses Herz Gottes soll in mir leben. Es gilt nicht nur, was wir in diesem schönen Lied singen:

„Ein Priesterherz ist Jesu Herz.“

Das gilt für jeden Getauften und Gefirmten, denn wir sind Abbild Gottes. Nicht Abbild der Sorgen Gottes oder der Nöte Gottes. Sondern Abbild Gottes! Der ein Herz „weit hat wie ein Bergwerk“, hat einmal jemand gesungen. Und jemand hat in der Nähe der Mutter Teresa gespürt: Die betet wie ein Kraftwerk, da geht Power aus ihrem Herzen aus. Kraft, Vollmacht! Nicht weil wir so gut sind, nicht weil wir so brav sind – ich bin weder gut noch brav. Und die Kinder brauchen es auch nicht sein. Es steht nirgends im Evangelium, dass sie gut und brav sein müssen. Aber sie sollen leben dürfen, die Liebe erfahren, das Herz Gottes berühren dürfen, bei dir! Wo sollen sie es sonst berühren? Bei dir! Durch dich! Wenn dich das Kind berührt, dann soll es spüren, es berührt jetzt Christus. Diesen Glauben zu leben, wird das Kind zum Jugendlichen heranreifen lassen, der gefestigt und stark genug ist, in den Schwierigkeiten zu bestehen.

Was machen wir? Wir kümmern uns um die Sorgen – da könnte etwas passieren, und dort muss man schauen, das muss man verhindern – und mein Gott, was da so alles Gefährliches in der Welt ist und durch den Computer und alles Mögliche heranschwirrt… Ja, wenn ich stark bin in Christus, dann kann der Mist schon heranschwirren, denn dann wird er gleich wieder wegschwirren. Das hängt von der Kraft ab, von der Kraft meiner Liebe! Dann brauche ich doch diesen Mist nicht. Der ist nur dann eine wirkliche Gefahr, wenn ich sehr bedürftig bin, wenn ich schwach bin, wenn ich abhängig bin; wenn ich keinen Glauben habe und wenig in der Liebe gefestigt bin. Ich weiß, Kindererziehung ist schwer. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder mit Menschen zu tun, wo ich merke, die Eltern tun sich schwer. Vor allem, wenn sie sie christlich erziehen wollen. Da tun sie sich noch einmal so schwer, weil das so schwierig ist in der heutigen Gesellschaft. Aber ich habe vor kurzem in einem spirituellen Buch gelesen, das Lehren, das Dozieren, das Belehren, kommt im Lateinischen mehr im Sinn von „einsichtig machen“. Ich brauche mein Kind nicht hunderttausendmal über meine Weisheit, Sorgen und Ängste belehren, sondern ich brauche es nur durch mein Leben einsichtig machen, was Leben ist; wer das Leben ist! Und da geht es zuerst in der Familie darum, wie ich lebe, wie ich liebe. Nicht, wie ich rede.

Bei einem 15-jährigen ist das Reden schon vorbei. Da wirkt nur mehr das Leben: Fühle ich mich geliebt, gehalten in meiner Situation? Fühle ich mich verstanden, oder muss ich bei den Eltern aufpassen? Der Papa hört mir ja gar nicht zu… die Mama leiert immer das Gleiche… Ich höre ja diese Leiden der Kinder. Und da sagte ich dann einmal einer Mutter, wie wir so gesprochen haben: „Ja, wir waren ja auch einmal jung! Und ich kann mich nicht erinnern, dass ich immer so brav gewesen wäre, wie ihr Sohn!“ Verstehen Sie? Es geht nicht um das Bravsein. Es geht darum: Die Kinder und Jugendlichen bekommen Schwierigkeiten, wenn sie nicht leben können. Wenn sie das Leben nicht erfahren haben, wenn sie die Liebe, diesen Halt und diese Kraft der Liebe Gottes nicht erleben können. Das ist entscheidend. Ob sie jetzt viel wissen oder wenig wissen, das ist nicht entscheidend. Wir glauben immer, das viele Wissen, das macht frei. Ja – das macht Kopfweh! Viel Wissen macht Kopfweh! Ich sage nicht, ihr sollt in der Schule nicht lernen! Aber ihr sollt einsichtig lernen. Einsicht kriegen! Was nützt dir das ganze Wissen, wie es im Buch steht, wie Leben geht und wie Erziehung geht, aber du kannst es nicht, weil du keine Einsicht hast?! Du brauchst kein Buch, um zu lernen, wie Leben geht. Und oft sind da die Lehrer sehr gefährdet, denn sie wollen es besonders gut machen – und die Kinder leiden dann besonders darunter…

Jesu Herz ist in dir und in mir!

Das gibt schon eine gewisse Gelassenheit. Natürlich provozieren Jugendliche; natürlich versuchen sie ihr Leben, ihr eigenes Ich zu formen und sich durch das Leben zu winden. Natürlich überschießt ein Jugendlicher, aber, wenn wir zurückdenken: Bei uns, da war ja auch so manches Überschießen. Da waren wir ja auch nicht gerade die Braven, die Frommen und die, die nur für die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Eltern und Geschwistern gelebt haben. Wir haben es ja auch erst gelernt, sind gewachsen. Und am besten lernt man von Jesus. Wenn ich ein dickes Problem habe, wo ich aus eigener Kraft nicht weiterkomme, und das habe ich der Mutter auch geraten und dem Sohn auch gesagt, dann gehe ich Jesus ganz lästig und direkt an. Das kann jeder. Lästig sein, glaube ich, können alle, wenn sie wollen.

Und der heilige Pfarrer von Ars sagt, bei Gott darf man lästig sein. Bei der M. Oberin oder beim Chef weiß ich es nicht, aber bei Gott darf man lästig sein. Aber bei Jesus dürfen wir das. Und das vermittle ich den Kindern und Jugendlichen: Du darfst lästig sein. Du darfst dich bei Gott aussprechen. Du darfst auch einmal schimpfen. „Darf ich bei Gott auch zornig sein?“ Selbstverständlich, habe ich gesagt, du darfst bei Gott auch einmal zornig sein, wenn etwas daneben geht. Ich darf sein, wie ich bin, das hat Jesus gesagt. Er hat die Jünger auch so genommen, wie sie waren. Das waren nicht gleich Martyrer vom Babysessel aus. Das ist alles erst gewachsen. Und wie werde ich Martyrer? Indem ich bezeuge. Ich brauche nur Zeuge sein für den, der in mir lebt. Und wenn ich so einsichtig werde, weil ich in der Schule Jesu stehe und er mein Herz in der Liebe weiten darf, dann kann ich auch den anderen in der Not sagen, wie es vielleicht geht, wo wir anstehen, wo etwas in Bewegung kommen kann, wie etwas verändert werden kann, wie kann mein Herz mehr Halt finden und wie kann meine Unruhe in das Herz Gottes übergeleitet werden. Und wenn wir uns dann sammeln können, und vor Gott einmal Dasein dürfen – zum Beispiel in der Anbetung, da gelingt es mir am besten oder jeder nach seinen Möglichkeiten – dann bin ich da. Und wisst ihr, was der Name Gottes ist? Ich bin da! Und der ich da war, der ich da sein werde. Das ist der Name Gottes. Und unser Name ist auch vor diesem Gott: Maria, Franz oder Johann, ich bin jetzt da, Gott, ich bin da. Und dann darf ich diese Gegenwart spüren.

Und glauben Sie mir, wie oft ich das erlebe, wenn ich so Einzelgespräche führe und nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, auch bei Erwachsenen. Jetzt war einmal eine ältere Frau da. Die Altersfrage ist nicht entscheidend. Bei Kindern und Jugendlichen geht es halt oft schneller, weil sie noch nicht so viel verbogen wurden – ich sage das mal vorsichtig – von der Sünde, von der Gesellschaft und von den Sorgen. Aber wenn wir durch diese Not durchdringen und durch diese Sorgen… und ich merke dann, der Mensch geht hinaus und kann wieder lachen, aus dem Herzen befreit lachen, dann danke ich Gott, dass seine Gnade durch mich wirken durfte. Immer gelingt das nicht. Aber je mehr ich versuche, selber in Christus zu sein, desto besser gelingt es. Und desto weniger schwierig ist es, dem Menschen und im Menschen Gott zu begegnen. Ich muss sagen, die Begegnung von Ich und Du, die berührt mich. Ein Mensch, der Gott ausstrahlt, der berührt mich. Oder er macht mich zumindest betroffen. Oder er ruft in meinem Gewissen etwas wach. Wir brauchen nur zu wissen, das Leben, das Jesus uns gesagt hat. Und das meine ich, wäre das Lehren, das Dozere, das Einsichtigmachen: Dass sie Einsicht bekommen in ihr Leben, dass die Kinder Einsicht bekommen, wie der Vater und die Mutter miteinander umgehen, dass hier Liebe ist, die Liebe Gottes. Dass sie selber erfahren und spüren: Auch in meinen Schwierigkeiten werde ich nicht nur kontrolliert und bestraft und weiß ich was … und dann bin ich frustriert und komme mit der Mutter nicht zurecht … sondern, ich bin trotz allem geliebt. Und dieser Paul Micki hat das schön ausgedrückt. Wenn man am Kreuz hängt, dann weiß man, es geht dem Ende des Lebens zu. Und er hat weiterverkündigt, als hinge er gar nicht am Kreuz. Er hat weiter das getan, was er bis jetzt getan hat. Und ich denke, das ist dann ein Zeichen dafür, wie weit wir in Gott sind. Wie weit wir in ihm sind. Und wenn, und so stelle ich mir den Himmel vor, wenn wir da so im Herzen Gottes ruhen, das ist dann das Hineingehen in die Fülle. Ohne Bedrängnis, ohne Unterbrechung. Das ist ein nahtloser Übergang. Nicht ein Vorher und Nachher, wie wir uns das vielleicht früher vorgestellt haben. Dieser Gott spricht uns wirklich persönlich an. Ich habe einen 15-jährigen gefragt und er hat gesagt: „Ja, ich habe das noch nicht gespürt.“ Ja das glaube ich dir, habe ich gesagt, aber Gott spricht dich trotzdem an. Und er hat dann gesagt: „Ja, ein oder zwei Mal kann ich mich erinnern, da hat er mich berührt.“ Einsichtig machen. Und die Eltern und die Lehrer hätten da große Chancen, das wach zu holen, ins Bewusstsein zu holen, was eigentlich in einem Kind schon da sein kann und ist. Und ich meine, das gilt auch für die Ordensgemeinschaft.

Wenn ich in einer Ordensgemeinschaft lebe, dann muss das wachgerufen werden, was mir Gott mitgegeben hat, was mir entspricht; auch die Gotteserfahrungen, auch die Liebeserfahrungen in der Begegnung mit Gott. Berührung mit der Ewigkeit, mit Gott selber. Und ich sage immer zu den Jugendlichen, wenn sie mit mir unterwegs sind: Sie müssen Gott erfahren, ganz konkret erfahren. Erst dann kommt dieses unruhige Herz zur Ruhe. Es ist dann gefestigt genug, um sich dann weit aufzumachen; weit sich für Gott zu öffnen, für die Gabe Gottes, für den Heiligen Geist. Und aus dieser Weite heraus, und das merke ich, dass dann der Mensch gesünder wird. Automatisch gesünder wird, reifer wird und mit dem Leben besser umgehen kann,auch mit sich selbst besser umgehen kann.

Jesu Herz schlägt für uns.

Und unser Herz darf in diesem göttlichen Rhythmus im Heiligen Geist schlagen. Das ist kein Herzstolpern oder Rhythmusstörungen, nein, das ist ein eigener Rhythmus. Ein Rhythmus der aus der Liebe, dem Leben, aus der Kraft und der Vollmacht Gottes kommt. Und das sagt ja Jesus zu den Jüngern, als er sie beauftragt: Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Warum bin ich dann machtlos? Wenn Jesus sagt, mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden? Weil ich das Vertrauen nicht habe, dass Jesu Macht in mir ist. Das ist das Problem der Ohnmacht. Und das merken schon Kinder, die Ohnmacht. Und wenn ich in dieser Ohnmacht die Erfahrung mache, dass durch diese Ohnmacht hindurch Gott mich rausholen kann, dann beginnt das interessante Leben mit Gott, die Liebe mit Gott. Und Sie und Ihre Familie werden lebendiger werden. Es wird zwar Schwierigkeiten geben, es wird auch Streit geben. Es wird auch einmal lauter werden, aber das macht alles nichts. Weil das Kind im Grunde weiß: Ich bin geliebt, wie ich mich auch verhalte. Und das ist dann das Zeichen, dass es die Gottesliebe gut in sein Leben hinein nehmen kann und integrieren kann und aus dieser Kraft leben, reifen und wachsen kann. Und diese Liebe, die strömt dann über. Es ist kein Belehren des Kopfes, sondern, ich werde einsichtig, wie groß und barmherzig dieser Gott ist. Wie groß seine Liebe ist, für mich! Und wie kleinlich ich bin. Und dann bitt ich immer: Herr, mach mein Herz weit wie deines. Voller Erbarmen, voller Mitleid, voller Güte. Denn mit Strenge allein erreicht man nichts. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Wenn man mit Pubertierenden sehr streng ist, erreicht man gar nichts. Denn der macht dann zu und sagt weiter: Mir geht es eh gut. Und er sagt nichts. Und wenn er nichts sagt, dann kann ich mit ihm nicht arbeiten. Aber wenn ich ihn freundlich anschaue, wenn ich versuche, ihn zu verstehen und zuzuhören… Das ist wichtig: Mit dem Herzen zuzuhören und mitzufühlen mit ihm. Und dann rückt er raus mit seinen Nöten und dann kann ich beten und ihm zeigen, wie er zu Jesus gehen kann. Nämlich so wie er ist und nicht so, wie ihn die Mutter oder der Vater haben wollen. Und dann kommt Gott in seinem Leben vor. Und dann wird er reif und wird dem Internet und allen anderen Versuchungen widersagen können.

Schauen wir zuerst auf Gott. Er gibt das Übrige dazu. Wenn Sie zuerst auf die Not des Kindes schauen, auf seine Fehler, dann werden Sie mit den Fehlern und der Not konfrontiert sein. Aber wenn Sie zuerst auf Jesus schauen, und mit Jesu Augen den Mitbruder, die Mitschwester oder das Kind anschauen, dann geschieht Beziehung. Dann kann sich der andere öffnen, auch wenn er schwierig ist. Ich bin auch schwierig und ich habe es auch mit schwierigen Menschen zu tun. Wie komme ich da weiter? Manchmal spüre ich auch die Ohnmacht. Was soll ich jetzt tun? Der geht mir schon so am Hammer und das ist schon so arg, ich kann mich nicht mehr halten, weil da gar nichts geschieht.

Und dann habe ich mir gesagt: Johann, machst es einmal anders. Diese Frau, mit der hast du Schwierigkeiten, die geht dir am Hammer – du schenkst ihr jetzt etwas. Und ich habe mir gedacht: Was könnte ich ihr schenken? Ein paar CD’s vom letzten Einkehrtag von P. Antonius Sagardoy: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Und auf einmal sagt sie: „Ja, das ist schön. Den wollte ich gerne hören. Ich habe schon ein Buch von ihm gelesen.“ Und der Krieg war schon gewonnen. Und Sie sollen nicht glauben, wie die Frau aufgegangen ist. Wie sie das Herz geöffnet hat. Und wie sie mir ihre Not anvertraut hat. Und das sind Gnadenstunden, um die ich für euch bete und bitte. Dass immer mehr diese Begegnungen, diese Widerstände, diese Herzenshärte, diese Ängste, diese Nöte überwinden und das liebende Herz Gottes euch einen Weg zeigt zum Nächsten. Und Ihnen dann zeigt, dass Gott in ihm ist und es zu einer tiefen Begegnung kommt. Wenn es so mit euren Kindern zu einer herzlichen Begegnung kommt, dann können sie nicht verloren gehen. Was immer sie auch haben. Denn sie haben das Wichtigste: Sie haben die Liebe Gottes. Und wer sie nicht hat, der ist arm. Aber wir dürfen sie schenken. Wir dürfen das lernen, die Liebe zu schenken. Wieviele Ehekriege würden wir uns ersparen, wieviele Kriege unter den Völkern und Nationen, im Beruf… Das Herz schenken, wenn wir das wieder im Westen lernen, dann wird die Kirche wachsen. Denn Gott ist nur sehr gerne in einem liebenden Herzen, das versucht, aus seiner Kraft zu lieben. Mögen uns die Martyrer dazu befähigen und das erbitten: Dass wir das Wesentliche erkennen. Das Wesentliche ist nicht die Not, sondern die Liebe Gottes. Amen.

Die Übung der 5 Sühnesamstage

An fünf aufeinander folgenden ersten Samstagen eines Monats soll man
1. beichten
2. die heilige Kommunion empfangen,
3. den Rosenkranz beten,
4. während einer Viertelstunde die Geheimnisse des Rosenkranzes betrachten,
in der Absicht, dem Unbefleckten Herzen Mariens dadurch Sühne zu leisten. ”
(Ohne diese gute Absicht sind die Bedingungen für die Versprechen nicht erfüllt.)

Diese Absicht muss
vor der heiligen Kommunion,
vor der heiligen Messe,
vor dem Rosenkranz und
vor der Betrachtung gemacht werden.

Man kann dazu die folgenden Worte verwenden:
Ich will jetzt die heilige Beichte empfangen (die heilige Kommunion empfangen, den Rosenkranz beten, die viertel Stunde Betrachtung mit Maria halten) zur Sühne für die Beleidigungen und Lästerungen gegen das Unbefleckte Herz Mariens.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer em. Johann Schuster

Liebe Mitbrüder, ehrwürdige Schwestern, Brüder und Schwestern im Herrn, liebe Kinder und Jugendliche!

Wir haben gehört, wir befinden uns am Anfang. Und das ist gut so. Nicht nur am Anfang eines neuen Jahres, sondern oft auch spirituell am Anfang – oder am Ende – wie man es oft sehen will, am Ende unserer Weisheit. Und das ist gut so, denn es ist menschliche Weisheit.

Am Anfang hat unser geistliches Leben mit der Taufe begonnen – in der Regel. Aber ich habe heute gelesen, es werden in Deutschland nur mehr 50% der Kinder getauft. Und auf diesen unseren Anfang möchte ich jetzt eingehen, weil dieser Anfang unser Leben ganz grundsätzlich bestimmt bis heute. Ob wir die Taufe leben, wie die Bischöfe ihre Weihe oder die Ordensfrauen ihre Gelübde, ihre Weihe, ihr Versprechen, ob wir überhaupt leben und wer wir sind. Johannes wird gefragt, wer er ist. Und wenn ich jetzt einzelne fragen würde: Wer bist du? – Ich weiß nicht, welche Antworten ich bekäme. Wer bin ich? Das ist wichtig! Ich bin ein getaufter Christ, und vielleicht auch noch fromm. Und vielleicht zahle ich meinen Kirchenbeitrag… Die ehrwürdigen Schwestern lieben Christus ganz und sie geben ihr Leben hin für Christus, für die Menschen im Dienst, für die Notleidenden. Das ist auch eine schöne Antwort: Ich gebe Zeugnis für die heilende Kraft Christi im Spital. Oder: Ich gebe Zeugnis für das ehelose Leben, weil Christus das auch gelebt hat. Das wären schöne Antworten. Wer bin ich, das ist eine wichtige Frage, die sich Jugendliche in der Regel ganz gut fragen. Ich habe einen Namen, ich bin getauft. Und der Christ ist der, der einen Namen hat. Er ist nicht namenlos. Er hat einen Namen. Und dieser Name ist im größten aller Namen – wir feiern ihn morgen – das Fest des Namens Jesu. Jesus Christus selber gibt mir seinen Namen. Ich bin getauft auf seinen Namen, auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und ich bin gesalbt. Ein Christ, das heißt wortwörtlich übersetzt: Ein Gesalbter – gesalbt mit dem Heiligen Geist. Johannes wurde genau gefragt, was er war. Er hat sogar das Prophet-Sein abgelehnt für sich, obwohl Jesus von ihm gesagt hat, er ist der größte aller Propheten. Ein Jugendlicher hat einmal gesagt, es hat ihm einer gesagt, er hätte eine prophetische Berufung – und er war ganz erschrocken und sagte: Ich will nicht Prophet sein, das ist unangenehm. Und so hat jeder einen Namen, der mit einer Berufung verknüpft ist. Johannes ist der, der als Stimme in der Wüste ruft. Auch heute rufen wir in die religiöse Wüste, oder besser gesagt, in die glaubenslose Wüste hinein; es ist alles tot und leer. Beim Gottesdienst merke ich das oft: Wüstenrufer zu sein, den Weg zu bereiten. Aber wie sollen wir den Weg bereiten, wenn wir uns nicht selber kennen? Wenn wir uns nicht trauen, keinen Mut haben? Vielen Jungen fehlt der Mut! Sie wissen nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Gute Ausbildung, bestes Studium, alles… Wo beginne ich jetzt im Beruf? Wo habe ich einen Anfang? Und da ist es wichtig, auf den Grund zu gehen, auf den Grund unseres Lebens.

Johannes hat getauft, das ist die eine Ebene unseres Lebens, mit Wasser zur Umkehr. Aber die meisten behaupten ja, sie brauchen keine Umkehr. Aber ich brauche Umkehr, immer wieder. Umkehr zum Leben, Umkehr zur Liebe, Umkehr zum Frieden und das Loslassen – die Mütter können oft ihre Söhne und die Söhne ihre Mütter nicht loslassen. Oder Väter die Töchter… Loslassen, umkehren, es ist oft so schwer, von etwas loszulassen. Also, Johannes ist der Rufer, die Stimme. Der Hirte – und wir feiern heute zwei Hirten (Basilius der Große und Gregor von Nazianz) – hat eine Stimme, und es soll die Stimme Christi in den Hirten wach werden. In Johannes wurde auch die Stimme Christi wach, als Vorläufer. Aber wir sind Nachläufer, wir sind ja getauft mit dem Wasser und – das ist entscheidend – mit dem Heiligen Geist. Das erst macht das Christsein aus: Mit dem Heiligen Geist getauft zu sein. Johannes sagte: Ich taufe nur mit Wasser, aber der, der nach mir kommt, dem bin ich es nicht wert, seine Schuhe aufzuschnüren. Es braucht ein Stück Demut. Demut, das ist auch wichtig als Anfang. Und Dankbarkeit. Ich habe vor kurzem gelesen: „Sagt in allen Kleinigkeiten Dank und ihr werdet viel weniger Probleme haben.“ Je dankbarer ich bin für jede Kleinigkeit, umso weniger Zeit habe ich, den anderen auszurichten. Da habe ich gar keine Zeit, mich zu bemitleiden. Denn, ich bin ja in der Dankbarkeit. Danken für jede Kleinigkeit – da würden die Ehezwistigkeiten sofort aufhören und auch im Kloster wäre der reinste Friede – es wäre ja gar nicht auszuhalten, vor lauter Schönheit. Dankbar sein…

Ich habe gerade eine Sterbende besucht, die ich schon lange kenne; und wenn ich ins Altenheim meine beiden Schwestern besuchen gehe, die behindert sind, dann bin ich wieder sehr dankbar für meine Wehwehchen, für meine Krankheiten. Verstehen Sie, wo wir so anfangen, gelingt ein neuer Schwung, in Demut, nicht in der Überheblichkeit. Wir Hirten, das ist die Gefahr bei uns, dass wir „steigen“ – aber wir haben keinen Grund uns zu überheben. Am meisten erreicht man in der Demut, im Annehmen. Und das ist auch ein guter Anfang: Ich nehme mich an und den Nächsten, so wie er ist. Ich nehme dieses Reibeisen an, so wie er ist – Punkt. Ja, ich bin ja auch oft ein Reibeisen und muss mich auch annehmen. Das ist ein guter Anfang. Wenn man wieder gestritten hat, den anderen wieder annehmen. Wenn man beleidigt ist, die beleidigte Mine verstecken und annehmen, danken für diesen Menschen.

Mir fällt jetzt die kleine Therese ein: Was hat die mitgemacht mit einer Mitschwester! Und dann hat die Mitschwester sie einmal gefragt, weil sie sich gewundert hat, warum sie immer so freundlich zu ihr war. Sie hat geglaubt, sie sei eine besondere Schwester. Nein, ein Reibeisen war diese Schwester für die kleine Therese. Aber Therese hat sie trotzdem geliebt und ist in den Kleinigkeiten dankbar gewesen. Das ist wichtig: In den Kleinigkeiten dankbar zu sein.

Und wenn wir aufstehen und denken: Ich mag jetzt nicht so zeitig in der Früh, dann heißt es: Raus! Das ist wichtig: Mut zu haben. Und so gelingt das Leben. Was hat uns Jesus vorgezeigt? Johannes war sein Vorläufer, er hat den Weg bereitet, aber Jesus ist gekommen und als dieses kleine, wehrlose Kind hat er einen neuen Anfang gesetzt, nicht als Herrscher, nicht als Mächtiger, nicht als Weiser, er ist nicht als Professor auf die Welt gekommen, nein, als einfaches Kind von Nazareth ist er gekommen. Das war ein guter Anfang in der Jungfrau Maria. So sehen Sie, wo ein guter Grund gelegt wird, oder wo wir uns neu auf diesen Grund ausrichten, und dieser Grund ist immer Gott, Petrus, die Kirche, der Fels, dort können wir neu beginnen.

Wo wir eine gute Beichte machen, dort können wir wieder neu beginnen. Gott trägt nichts nach, was wir bereuen und bekennen. Wo wir uns versöhnen, dort kommt wieder neu der Friede, ein neuer Anfang. So können wir jeden Tag in der Ehe wieder neu beginnen, im Ordensleben, im Priesterstand, in der Jugend, in der Kindheit. Wo ich gerade stehe und bin, kann ich neu werden und einen neuen Anfang machen. Auch wo ich beleidigt war und bedrückt war, da kann ich wieder einen Versuch machen. Auch wenn es nicht leicht ist. Gott schenkt uns durch die Taufe diesen neuen Anfang, dieses neue Leben im Heiligen Geist. Und je mehr wir – und die beiden Bischöfe haben das getan – je mehr wir im Geist Gottes leben, desto mehr werden wir in die Anfechtung kommen. Aha, schon wieder ein neuer Anfang – ich bin doch eh so ein braver Pfarrer und so fromm und so gut, es kommt mir keiner an Güte gleich und dann passiert mir das, wo die Leute mich verschätzen und nicht gut beurteilen. Demut – neuer Anfang. Das ist wichtig: Was uns Gott zumutet, annehmen. Und Gott mutet uns immer zu, neu zu werden, auch noch mit 110 Jahren neu geboren zu werden für das Leben mit Gott. Und wenn wir Christen so neu leben, dann ist die Kirche nicht alt. Dann ist sie neu, dann lebt sie, dann bewegt sie die Herzen der Menschen. Und dann geschieht etwas Neues und wir haben wieder einen neuen Anfang. So wie Johannes diesen neuen Anfang vorbereitet hat. Er ist nicht Elija, nicht der Prophet des Alten Bundes, er ist der Prophet, der für Jesus den Weg bereitet. Und auch heute ist es notwendig, für Jesus den Weg zu bereiten. Zuerst in uns selber. Aber ich mag mich ja nicht, und ich bin ja so, und das habe ich, und dieses Defizit habe ich und mit dem kann ich nicht leben… das ist ein jämmerlicher Anfang, wenn man so lebt! Der ist nicht gut, nicht cool, würden die Jungen sagen.

Neu mit Christus zu leben, das heißt dieses neue Leben! Unter der Führung des Heiligen Geistes, Mut haben, sich zu blamieren, Mut zu haben, zu dienen, Mut zu haben, Neues zu beginnen, Mut zu haben, zu lieben. Dieses kleine Kind von Nazareth, ist die Liebe, sagt Johannes im Evangelium. Dieses kleine Kind von Nazareth ist die Wahrheit. Und dieses kleine Kind von Nazareth ist die Demut, der große König der Herrlichkeit kommt bescheiden – und nicht mit Fertigwindeln und allem Drumherum, bestens medizinisch versorgt im Spital zur Welt, nein, er kommt ganz einfach, draußen wie die Ärmsten, damit keiner sagen kann, ich habe es noch schwieriger gehabt. Und er war auch von vielen nicht erwartet und manche, wie Herodes, wollten ihn töten, wollten den Anfang liquidieren. Aber Gott findet immer einen Weg, sein Heil neu in uns zu ergießen, seine Gnade, seine Liebe neu in uns zu öffnen. Ein Jugendlicher hat gesagt: Der erste Wunsch, den ich habe, ist, in den Himmel zu kommen. Er war 15 Jahre alt und hat gedacht: Der erste Wunsch von mir ist, in den Himmel zu kommen. – Ja, wo ist denn der Himmel? – Dort, wo Jesus ist. – Und wo ist Jesus? – Dort in dir, in der Krippe, wenn du ihn aufnimmst. Und wenn du mit Jesus lebst, dann bist du schon im Himmel. Dann gibt es mehr keinen Tod, der mir das Leben nehmen kann. Denn Gott lebt ewig. Und das ist unsere Freude, das ist der Anfang.

Jesus Christus ist zu uns gekommen, vom Vater gesandt, um uns diesen Neuanfang zu ermöglichen. Gehen wir diesen Weg, Johannes hat ihn bereitet. Seien wir wie Johannes. Bereiten wir den Weg der Menschen zu Jesus – für unsere Kinder, in der Liebe, in der Annahme; für unseren Ehepartner, auch wenn er mir schon seit 50 Jahren mit dem Gleichen auf den Geist geht: Ich liebe ihn trotzdem, ich habe keinen anderen. Nein, ich liebe ihn, weil Gott ihn liebt. Und das gilt auch für die Ordensgemeinschaften. Ich liebe meine Mitschwestern, auch wenn sie mir auf den Wecker gehen, weil Gott sie liebt. Vielleicht gehe ich auch jemanden auf den Wecker, und dann bin ich froh, wenn mich auch jemand liebt. Das ist doch entlastend. Christ zu sein, ist entlastend. Ich trage nicht die Schuld der Welt – meine eigene Schuld auch nicht – dafür bin ich zu schwach, sondern Christus trägt sie für mich. Also, ich möchte in den Himmel kommen, das geht am Schnellsten, wenn man mit Jesus ist. Schon jetzt kannst du mit Jesus neu anfangen, da brauchst du nicht mehr zu warten, bis das Ende des Jahres kommt. Das ist Neuanfang. Amen.

Predigt vom Herz-Maria-Sühnesamstag

Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder und Schwestern in Christus! Gerade hier im Krankenhaus ist es sichtbar. Immer wieder trifft man auf Möglichkeiten, wo man sich nicht nur besonders reinigen kann, ja, wo man sogar, wenn man es wollte, sich septisch rein machen könnte, denn, wir haben Angst. Der Grippevirus könnte uns erfassen oder sonst eine andere Krankheit. Wir könnten verunreinigt werden, wer weiß, was da herauskommt. Wir haben Angst vor der Ansteckungsgefahr. Und dann hören wir noch von Ebola und denken uns: Ist das die neue Pest? Und wir sind froh, wenn es weit weg von uns bleibt. Dort dürfen Menschen ruhig sterben, wenn es nur uns nicht erreicht. Dann lieber alles dicht machen. Interessant. Das ist für uns selbstverständlich. Angst vor Ansteckung. Es gibt eine Ansteckung, es gibt etwas, das von einem Menschen zum anderen geht. Das bei ihm nicht bleibt, das mich infiziert, das mich krank macht. Meine Eltern haben manchmal gesagt: „Pass auf, mit wem du umgehst.“ Und ich dachte mir dann auch: Werde ich da krank? Stecke ich mich da mit etwas an? Ich weiß, ich sage es mit Vorbehalt, ich kenne ihn gut, er ist ungefähr gleich alt wie ich, wir grüßen uns, wenn wir uns in der Stadt treffen. Wir gehen auch manchmal einen Kaffee miteinander trinken. Aber, da war ein Mitschüler, der war Zeuge Jehovas. Oh, haben die Eltern gesagt, aufpassen! Ich habe damals nicht verstanden was das ist, aber ich hatte das Gefühl: Aufpassen, steckt an! Ja, liebe Brüder und Schwestern, wenn es um Krankheit geht, da sind wir alle Spezialisten. Denn wir haben Angst vor Krankheit.

Wenn es um die Sünde geht, da ist die Angst, uns infizieren zu können, schon kleiner. Denken Sie einmal, wenn das so wäre, dass Sünde ansteckend ist. Wenn es so wäre, dass Sünde wie eine Krankheit grassiert, könnte sie mich auch krank machen? So krank, dass am Ende nur der Tod steht, ewiger Tod? Sind wir wirklich sicher, dass unserer Häuser, unsere Familien, unsere Arbeitsplätze, ja, sogar ein Konvent, hygienisch genug ist? Halten wir die Hygienevorschriften in unseren Häusern, in unseren Familien, damit uns die Sünde vom Leib bleibt? Damit wir nicht angesteckt werden, krank werden. Vielleicht, liebe Gläubige, gehen Sie jetzt nach dieser anstrengenden Predigt nachhause, und um sich ein bisschen zu entspannen, schalten Sie mal kräftig den Fernseher ein. Die Frau geht nach ein oder zwei Stunden schlafen, der Mann bleibt noch ein bisschen – zapping nennt man das bei uns. Ob das Fernsehprogramm besser wird, umso mehr die Zeit voranschreitet? Und was sehen wir dort? Ansteckendes, nur Ansteckendes. Und zwar wird es uns so geboten, dass wir immer den Eindruck haben: Das ist normal. DAS ist normal und ihre Kinder kommen nachhause, ihre Jugendlichen, ihre Pubertierenden, sie kommen und sagen: Mama, Papa, alle, alle tun das! Nur wir dürfen nicht! Alle dürfen am Freitag am Abend ausgehen und erst in der Früh nachhause kommen. Nur wir nicht! Was haben wir für Eltern!

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich spreche immer noch nicht von dem, was ich eigentlich sagen möchte. Ich habe mich in Vorbereitung auf diese Predigt nämlich etwas anderes gefragt. Ich habe mich gefragt: Gibt es auch eine andere Ansteckung? Es ist interessant, dass wir das gar nicht einmal denken! Unreinheit kann uns anstecken. Bevor ich hergekommen bin, bin ich in Pitten gewesen, auch in einem Altenheim – überall waren diese Desinfektionsmaschinchen. Und ich habe das am Anfang nicht richtig gemacht, es ist mir jedes Mal auf die Schuhe runter [getropft], so dass ich am Ende nicht mehr wusste, ist das jetzt für die Schuhe oder für die Hände. Aber, das ist interessant, Unreinheit steckt an. Ich habe mich gefragt: Könnte Reinheit ansteckend sein? Wiederum zurück zu meinen Eltern: „Was ist denn das für ein Freund?“ Wir schon gewappnet: „Er geht Kirche, er ist bei der katholischen Jugend.“ – „Ach, so, gut. Passt.“ – Aber die Eltern hatten das Gefühl, auch das Gute kann anstecken. Ja, wenn das einer ist, der betet… Ja wenn zuhause sogar der Rosenkranz gebetet wird… Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen so altmodische Sachen sage. Aber wenn das ist, dann steckt das an, dann ist es gut, dass du diesen Freund hast. Aber jetzt verweise ich auf jemand anderen, ich verweise auf die Jungfraumutter. Ist ihre Reinheit ansteckend? Das ist die Frage, die ich Ihnen stelle. Ich glaube, ja. Ihre Reinheit ist anstecken. Und wir kommen her in all unserer Unreinheit, sprich in all unserer Sünde, wir kommen zu ihr, wir berühren nur den Saum ihres Gewandes, wie es Menschen gemacht haben mit Jesus. Aber wir tun es mit ihr. Und es geht von ihr Reinheit aus. Eine Reinheit, die mich erfassen kann, die mein Herz verwandeln kann. Die mich gesund machen kann. Warum, haben Sie sich das nie gefragt, warum geschehen auf Marienwallfahrtsorten so viele Wunder. Tagtäglich. Ja, weil von Maria etwas ausgeht, was uns gesund macht. Aber gesund im tiefsten Sinne des Wortes. Da kann auch manchmal die Krankheit zurückbleiben, aber unsere Seele ist gesund. Sie ist gesundet zum ewigen Leben, sie hat diese ursprüngliche Kraft wiederbekommen, der der Tod nichts anhaben kann.

Unbeflecktes Herz Mariens, das bedeutet, ihre Reinheit wirkt ansteckend. Und für mich ist es interessant, ich gebe es ganz ehrlich zu, ich war noch nie in Medjugorje gewesen. Aber, ich bin vielen Menschen begegnet, die sind nach Medjugorje gefahren, und die kamen geheilt zurück. Die kamen bekehrt zurück! Ich hatte einen Lehrer, beispielsweise, kommunistisch bis auf die Knochen! Ich war einmal beim Direktor und habe gesagt: Dieser Mann indoktriniert uns! Irgendwann einmal sitzt er vor mir in einer Vorlesung und ich dachte mir: Jetzt wird diese Geschichte doch nicht wieder von vorne anfangen?! Und er sagt: Ich habe mich bekehrt. Und ich frag noch: „Wohin denn?“ Ich dachte mir: „Wohin denn?“ Und er sagt: „Wissen Sie was, ich habe eine Frau kenne gelernt, eine junge, hübsche Frau im Rollstuhl. Ich habe diese Frau kennen gelernt und ich habe mich Hals über Kopf in diese Frau verliebt. Und ich war so was von eifersüchtig, krankhaft eifersüchtig. Ich wollte sie nicht mehr aus den Augen verlieren – und die fährt nach Medjugorje! Ich bin in meiner Eifersucht ihr nachgeeilt, damit sie mir nicht ein anderer aushängt. Und ich fuhr runter und sehe da, wie alle beichten. Und ich habe mir gedacht, vielleicht kann ich ihr damit auch noch imponieren, indem ich da einfach so pro forma zu diesem Priester hingehe. Ich beichte, und danach war kein Stein mehr auf dem anderen. Mein Leben hatte sich geändert.“ Das heißt: Ihre Reinheit hat ihn infiziert und hat seine Krankheit geheilt, hat seine Seele umgedreht. Und er ist mit ihr zurückgekommen, sie haben geheiratet. Sie können keine Kinder haben, aber sie beten viel und tun Buße für uns alle.

Liebe Brüder und Schwestern! Das wäre jetzt so die Voraussetzung, dass ich erst richtig anfangen könnte zu predigen, nämlich über das Evangelium. Nämlich über etwas, wo wir total staunend davor stehen und sagen: Wie ist denn das möglich, dass Jesus sagt, nicht nur, geht und verkündet das Himmelreich und sagt, das Himmelreich ist nahe. Sondern, er sagt, heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus.

Das ist ein blinder Fleck in unserer Kirche geworden. Das trauen wir uns nicht mehr zu, weil wir das ihm nicht mehr zutrauen. Aber ich bin tief drinnen in meinem Herzen überzeugt, dass es das gibt. Nicht, dass wir in gewisser Weise um jede Ecke herum ein Wunder erwarten. Nicht, dass wir uns überall dort Wunder erwarten, wo wir ein Kreuz zu tragen haben und wo das Wunder eigentlich nur dazu dienen sollte, mir das Kreuz abzunehmen. Nein, nicht das! Aber, ich glaube, überall dort, wo wir als Christen, wo wir Christus, wo wir Maria bringen, wo wir diese Reinheiten den Menschen bieten und nichts anderes; in der Berührung mit ihm wird alles heil! In der Berührung mit ihm geschehen Wunder! Gibt es immer einen Übergang von der Krankheit zu der Gesundheit, von der Finsternis zum Licht, vom Tod zum Leben. Aber bringen wir wirklich Christus? Und das muss ich mich als Priester fragen, denn meine Heilungsbilanz ist noch gering. Bringe ich wirklich Christus oder bringe ich letztlich nur mich selbst? Meine ganze Eitelkeit, meine Rhetorik, mein Wissen. Will ich ihr Weihrauch schenken oder ihm? Oder beanspruche ich das für mich?

Lassen Sie sich auf Maria ein, scheuen Sie die Berührung nicht. Lassen Sie sich auf ihren Sohn ein. Lassen Sie sich von ihm umarmen, drücken. Sein Leben, seine Reinheit, die Reinheit seiner Mutter, sie wirken ansteckend. Und wenn ich Ihnen sage und garantiere, dass diese Ansteckung in den Himmel führt? Ich würde sagen: Lassen wir uns anstecken, tun wir nix dagegen. Denn Besseres kann uns nicht blühen als der Himmel. Sie [Maria] ist ja schon dort. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder und Schwestern! Machen Sie mir bitte einmal einen Gefallen und schließen Sie ganz fest Ihre Augen. Ich sage es ihnen, wann es anfängt und ich sage es Ihnen, wann es aufhört. Dauern tut es nicht lange – und ich mache sie auch zu, damit Sie nicht Angst haben, ich würde Sie jetzt unverschämt anstarren. Also, machen Sie jetzt Ihre Augen ganz zu, so gut Sie es vermögen. Ich mache es auch. – Sie können die Augen jetzt wieder aufmachen. Vielleicht meint jetzt die eine oder der andere von Ihnen, jetzt wissen Sie ungefähr wie das ist, wenn man blind ist.

Aber blind sein ist ganz anders, denn Sie haben noch ein Licht wahrgenommen, durch die Augenlider hindurch. Sie haben gemerkt, dass hier Licht ist. Und würden Sie an einem sonnigen Sommertag rausgehen, dann würden Sie genau merken, wo Schatten ist; würden Sie unter einer Laube durchgehen und immer wieder die Stangen, wo die Rebe festgemacht ist, einen Schatten werfen, Sie würden fast zusammenzucken, so deutlich würden Sie wahrnehmen, dass hier ein Schatten ist. Nein, Blindheit ist ganz anders. Blindheit ist totale Dunkelheit, totale Finsternis. Ich sage Ihnen das, weil ich selbst mit dem Blindenapostolat in unserer Diözese zusammenarbeite, weil es im Blindenapostolat eine Kamillianische Familie gibt, und weil ich der geistliche Assistent dieser Kamillianischen Familie bin, und weil ich deswegen fast jeden Tag, wenn ich zuhause bin, mit Blinden zu tun habe. Und diese Blinden im Blindenzentrum in Bozen haben ein Dunkelrestaurant eingerichtet. Und da kann man sich zum Essen melden, es ist immer ausgebucht über Monate hinweg. Und man kann sich dort melden und man merkt dann erst, was es heißt, blind zu sein. Absolute Finsternis.

Zwei Blinde werden uns heute im Evangelium vorgestellt, die in der totalen Dunkelheit lebten, die nichts wahrnahmen, außer, – ja, was haben sie wahrgenommen? Was haben sie wahrgenommen von diesem Jesus von Nazareth?

Wir sind Sehende und was nehmen wir von ihm wahr? Habe ich heute etwas von ihm wahrgenommen? Habe ich heute etwas von Gott wahrgenommen in meinem Leben? Wir gehen hinaus in diese Welt und nehmen unendlich viel wahr: Lichter, Reklame, … wir haben den Eindruck, unsere Aufmerksamkeit soll überall hin gelenkt werden, aber weit weg von ihm!

Diese beiden Blinden im Evangelium, sie mussten von Jesus gehört haben, sie mussten etwas von ihm wahrgenommen haben. Und sie nähern sich ihm und schreien. Aber zunächst geht Jesus an ihnen vorüber. Er geht vorüber und geht weiter. Jesus bleibt nicht gleich stehen. Es ist fast so, als wollte Jesus sie hinter sich herziehen. Als wollte er sie herausfordern, zu schreien, aufzuschreien, ihm nachzuschreien.

Das ist ein Sinnbild für unser Leben. Jesus geht an uns vorüber und er möchte, dass wir ihm nachgehen. Er möchte, dass wir nicht locker lassen. Er möchte, dass auch wir schreien: „Hab Erbarmen mit uns! Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids!“

Hab Erbarmen mit uns!

Jesus möchte diesen Aufschrei. Aber es kommt noch etwas anderes: Diese beiden Blinden, die sich nicht sehen können, bestenfalls abtasten, sie müssen gemeinsam schreien, ihn gemeinsam anrufen. Es geht nicht darum, dass jeder von uns schreit, aufschreit, ihm nachschreit. Es geht darum, dass wir es gemeinsam tun. Probieren Sie es einmal aus, Sie, die Sie verheiratet sind. Beten Sie gemeinsam, schreien Sie auf, wenn es nicht so geht, wie Sie es sich vorgestellt haben. Lassen Sie gemeinsam nicht locker!

Oder, ich weiß es nicht, ob es so etwas bei Ihnen noch gibt, bei uns jedenfalls gibt es das noch, wenn zwei verlobt sind oder zumindest wissen, sie möchten heiraten, einen gemeinsamen Weg gehen, eine Familie gründen. Schreien Sie gemeinsam auf, beten Sie gemeinsam. Oder, wenn Sie Kinder haben, versuchen Sie es einmal mit den Kindern selbst. Oder, wenn Sie Ordensschwestern sind, tun Sie es nicht immer nur alleine, Gott hat Ihnen eine Gemeinschaft geschenkt. Tun Sie es in ihrer Gemeinschaft, mit Ihrer Gemeinschaft. Werden Sie beim Beten konkret, sagen Sie dem Herrn, wo es drückt. Tun Sie es gemeinsam. Wir werden heute noch den ganzen Abend über miteinander beten. Wir werden um Heilung beten, aber wir tun es nicht alleine. Wir tun es zusammen. Und dabei müssen wir nicht immer wissen, was den anderen bedrückt, wir brauchen seine Krankheit nicht immer zu wissen. Aber wir wissen, wir sind alle schwache Menschen, die ganz, ganz schnell an die Grenzen stoßen, überfordert sind. Wir sind Menschen, die sich nur Gott überlassen können, die nur Vertrauen aufbringen müssen, ihm gegenüber, für den nichts unmöglich ist. „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“, frägt Jesus diese beiden, armen Blinden.

Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Glaubst du, dass er dir helfen kann? Glaubst du das wirklich? Und ganz schnell beginnen wir als Menschen unserer Zeit zu sprechen und sagen: „Ja, also bitte, es muss nicht um jede Ecke ein Wunder passieren. Ich möchte nicht wundergläubig sein oder gelten.“ Glaubst du, oder glaube ich, dass er mir helfen kann? Oder bin ich eher geneigt zu sagen: „Ja, da will ich mal versuchen, die Ärmel hochzukrempeln. Da will ich mich mal ein bisschen zusammenreißen. Da muss ich was tun. Ich muss etwas tun!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Diese Frage hat mich bewegt, als ich mich für diese Predigt vorbereitet habe: Glaubst du, du als Priester?

Glaubst du daran, dass Jesus helfen kann?

Ich lege Ihnen diese Frage vor, geben Sie selber eine Antwort. Denken Sie sich hinein in die möglichen und unmöglichen Situationen unseres Lebens. Denken Sie sich hinein in die Ausweglosigkeit dieser Welt, denken Sie sich hinein in die Familien, dort hin, wo Sie selber nichts bewegen können – schon längst nichts mehr bewegen können. Denken Sie sich hinein in ihre Ehe, wo alles erlahmt ist, wo die Liebe keine Lebendigkeit mehr hat. Wo man angefangen hat, sich auszuhalten, wo man vom anderen nichts mehr erwartet. Denken Sie sich hinein in unsere heutige Gesellschaft, wo wir als Christen dastehen und sagen: Was sollen wir tun? Es wird nicht mehr lange dauern, dann dürfen wir uns gar nicht mehr als Christen erkennen zu geben. „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“ Ja, glaubt ihr das?

Ich persönlich kann eigentlich nur antworten: „Ich glaube, aber hilf du bitte ganz, ganz schnell meinem Unglauben! Ja, ich möchte glauben, ich möchte es glauben, ich möchte darauf vertrauen, aber hilf du meinem Unglauben. Hilf du mir, wenn mir Zweifel kommen.

Hilf du mir, wenn ich dich runterschraube auf Mittelmaß, wenn ich dir nicht alles zutraue, wenn ich dir nicht alles übergeben, wenn ich dich nicht zum Herrn über mein Leben, über meine Gesundheit, über meine Zukunft, über alles – über meine Ehe, über meine Kinder, über meine Kongregation, mache.

Liebe Brüder und Schwestern!
Und dann wird uns Jesus berühren. Und in dieser Berührung geschieht auch heute immer noch Heilung. Lassen Sie sich von ihm berühren! Von ihm selber, er heilt Sie, er heilt mich, er heilt unsere kranken Herzen, indem er uns sein Herz gibt.

Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen.

Da wurden ihre Augen geöffnet. Wie ihr geglaubt habt! Und ich musste schmunzeln, wie ich den Text gelesen habe. Denn auf der einen Seite dachte ich: Ja, einige Male in meinem Leben habe ich tatsächlich geglaubt. Und da ist viel geschehen. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich hier wäre, hätte ich nicht einige Male geglaubt. Aber schmunzeln musste ich, weil ich dazu dachte: Was wäre alles geschehen, hätte ich mehr geglaubt!? Was wäre da noch alles geschehen? Was ist da alles brach liegen geblieben? Was ist da noch an Möglichkeit in meinem Leben drinnen, von dem ich überhaupt nichts weiß? Herr, ich glaube, hilf du meinem Unglauben. Amen.

Einleitung zur Heiligen Messe

Lieber Brüder und Schwestern!

Vielleicht haben Sie es schon vernommen. Ich komme nicht aus dem Süden und nicht aus Vorarlberg oder Nordtirol, sondern aus Südtirol. Wir in Tirol insgesamt verehren das Herz Jesu sehr! Und da gibt es nicht nur ein eigenes Herz Jesu Fest, sondern auch einen eigenen Herz Jesu Sonntag. Und am Abend dieses Sonntags – das war für uns Kinder immer der Höhepunkt im ganzen Jahr – da werden Bergfeuer entzündet. Das geht zurück auf das Ende des 18. Jahrhunderts. 1796 haben sich die Tiroler dem heiligsten Herzen Jesu verlobt. Aber das will ich Ihnen gar nicht erzählen.

Denn es war an einem Herz Jesu Sonntag, wie wir sagen, da kam ein Mitbruder von mir aus Augsburg, wir hatten uns im Studium im Priesterseminar kennen gelernt, auf Besuch. Ich hole ihn am Abend ab und damals war das noch keine verkehrsberuhigte Zone. Er steigt bei mir ins Auto ein, wir fahren los und er sagt zu mir: „Du, Hansjörg, ich hab ein neues Herz!“ Was sollte ich mir dabei denken? Ich sagte zu ihm: „Hast Du Dich bekehrt?“ „Nein!“, sagt er, „Ich hab ein neues Herz!“ Ich dachte mir: bekehrt hat er sich nicht, was ist mit ihm passiert? Und er sagt es noch einmal: „Hansjörg, ich hab ein neues Herz!“ Und ich wurde stutzig und er erklärt mir: „Weißt du, vor ein paar Monaten wurde mir ein neues Herz implantiert. – Und seitdem lebe ich wieder!“

Lieber Brüder und Schwestern!

Schauen sie jetzt alle auf dieses (Herz-Jesu) Bild hier vorne. Ich hatte heute das Glück bei einer Anbetung eine halbe Stunde vor diesem Bild knien zu dürfen!

Da ist Jesus, der sein Herz in der Hand hält, als wollte er es uns reichen.

Bitte glauben Sie mir, es ist nicht einfach an ein neues Herz zu kommen! Und wenn dieses Herz fast nicht mehr schlägt, man keine Stiegen mehr gehen kann, kaum mehr aufstehen und wenn man nur mehr wenige Tage zu leben hat, und plötzlich kommt der Anruf: „Wir haben jetzt ein Herz für Sie! Machen Sie sich bereit, wir holen Sie ab. Wenn Sie möchten, dürfen Sie vom OP aus noch irgendjemand anrufen!“ Ich habe meinen Mitbruder gefragt: „Wen hast du angerufen? Deine Eltern, deine Geschwister?“ „Nein, ich habe bei Schwestern angerufen und gesagt: ‚Bitte beten Sie für mich’“

Aber dieser Jesus, der hält uns heute ein Herz hin.

Er hätte eines für uns! Brauchen Sie ein neues Herz? Ein Herz ohne Verkrustungen? Ein Herz ohne Verhärtungen? Ein Herz, das Sie aufleben lässt? Ein neues Herz? Ein Herz nicht aus Stein, sondern aus Fleisch? Er hält es Ihnen hin. Er hält es mir hin. Nehmen wir es an? Ein neues Herz? Beginnen wir diese Eucharistiefeier mit viel Demut in unserem Herzen.

Aus dem Evangelium nach Lukas 5,33-38

Da kamen die Leute zu Jesus und sagten zu ihm: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.

Predigt zum Abend der Barmherzigkeit Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Ein bisschen nachvollziehen können wir es schon, dass da welche sind, die sagen: „Die Jünger des Johannes fasten und beten viel! Und die Jünger der Pharisäer auch! Deine Jünger aber essen und trinken!“ Locker vom Hocker, hat man den Eindruck, nichts mit Fasten. Ja, das kennen wir. „Wenn ich faste, dann hast du auch zu fasten! Wenn wir fasten, dann sollen es doch auch die anderen tun!“ „Gea Mama, hea recht auf!“, sagen wir bei uns im (südtirolerischen) Dialekt. „Des mit’n Fascht’n!“ Das deckt zunächst nur etwas Menschliches auf: „Ich tu es, dann sollen es gefälligst die anderen auch machen!“

Jesus will uns etwas deutlich machen. Er bezieht sich darin auf eine Hochzeit. In der Tora, im Gesetzbuch der damaligen Zeit – sagen wir es einmal so – da war festegelegt: selbst wenn die Hochzeit in die Fastenzeit fällt, selbst wenn der Hochzeitstag ein Fasttag wäre, dann sind alle entpflichtet! Das Fasten ist aufgehoben! Das Fest, die Freude hat Vorrang! Und Jesus sagt, dass solange der Bräutigam da ist, die Hochzeitsgäste nicht fasten können. Und er spricht dann von Tagen, die kommen werden, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein. In jenen Tagen werden sie fasten. Wir denken an den Tod Jesu am Kreuz. Wir denken an den Karfreitag. Wir denken an seinen kurzen Aufenthalt im Grab, sagen wir einmal Karsamstag. Und das sind bis zum heutigen Tag Fasttage. Nicht mehr für uns Christen, wenn wir uns am Karfreitag mit Fisch voll fressen und mehr essen als an allen anderen Tagen. Und am Karsamstag haben wir schon das Ostermahl im Kopf.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn Ihnen der Bräutigam genommen ist, dann werden Sie fasten! Wenn Ihnen Christus abhanden gekommen ist, wenn Ihnen Gott abhanden gekommen ist, dann werden Sie fasten. Ja, Sie werden es vielleicht nicht tun, sollten es aber!

Blicken wir in unsere Welt hinein. Wie vielen Menschen ist Gott abhanden gekommen? Wie vielen ist der Bräutigam genommen? Da werden sie, da sollten sie fasten. Mitten in einer Welt, in der der Glaube abhanden gekommen ist, in der Gott abhanden kommt, sollten wir durchaus wieder den Mut haben zu fasten! Aber bitte tun wir es nicht aus Gesundheitsgründen! Tun wir es nicht in einer Fastenklinik! Tun wir es freiwillig im Verborgenen! Tun wir es für die Rettung der Seelen! Warten Sie nicht darauf, bis Ihre Kinder es tun! Ihre Enkelkinder. Tun Sie es selber! Tun Sie es für sie! Damit Ihre Kinder wieder zum Glauben zurück finden. Damit Ihre Kinder wiederum den Weg finden. Damit Ihre Kinder gerettet werden!

Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist jedes Jahr dasselbe, wenn ich Allerheiligen noch spät am Abend nach Hause fahre, dann sehen unsere Südtiroler Straßen fast wie Friedhöfe aus. Entlang allen Straßen Kerzen über Kerzchen an all jenen Stellen – und es gibt bei uns ganz viele – wo junge Menschen meist tödlich verunglückt sind. Und ich denke mir oft – ich habe jetzt unwillkürlich solche Bilder vor Augen – Ecken, Straßenabschnitte wo ich weiß, da steht ein Kreuz, dort steht ein Kreuz, da eines, da ein Lichtchen. Und ich denke oft und unwillkürlich: „Wie sind diese Menschen gestorben? Vorbereitet? War das ein guter Tod? Eine gute Sterbestunde?“

Eltern machen sich mit Recht Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Eltern mühen sich ab, um ihnen vielleicht etwas zu hinterlassen. Eltern möchten, dass die Kinder eine Schule besuchen, eine Ausbildung haben, morgen einmal Geld verdienen und eine eigene Familie erhalten können. Und das ist wichtig! Aber Eltern heute müssen sich mehr Sorgen machen auch um das Heil der Seelen ihrer Kinder. Sorgen darüber, dass die Kinder nicht verloren gehen!

Es werden Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein. In jenen Tagen werden sie fasten. Denn was tun wir ohne diesen Bräutigam, was tun wir ohne Christus? Was tun wir ohne den, der für uns am Kreuz sein Leben gegeben hat? Was tun wir ohne die Eucharistie, was tun wir ohne die Beichte, ohne die Sakramente? Ja was tun wir?

Vielleicht gibt es einige, die es nicht einmal merkten, würde sich Gott klammheimlich verabschieden. Aber Jesus in seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit möchte uns jetzt ein bisschen Mut machen. Und er wählt dabei ein Gleichnis, dass es uns nicht gerade leicht macht. Aber ich glaube jetzt am Abend tue ich mich leichter das zu erklären, als am Morgen den Schwestern. Wissen Sie warum? Weil Sie alle so bunt gekleidet sind. Und ich würde jetzt die am buntesten Gekleidete herausholen – aber haben Sie bitte keine Angst – und stellen wir uns vor, wir würden von diesem bunten Kleid ein Stück herunter schneiden um das Ordenskleid einer Schwester ein bisschen aufzumotzen. Die Dame mit dem bunten Kleid würde dann sagen: „Das ist mir ganz peinlich, ich gehe dann mit einem Loch im Kleid nach Hause! Das Kleid ist zerstört!“ Und bei der Schwester würde darauf kommen: Das macht aus ihr auch nicht ein bessere Schwester. Auch wenn sie ein bisschen bunter daher käme.

Jesus will uns damit etwas sagen. Er möchte uns sagen: In unserem Leben im Glauben, in unserem Leben als Christen, darf es das Flickwerk nicht geben! Es darf keine Halbheiten geben! Ein bisschen das, ein bisschen jenes, immer nur ein bisschen, bitte nie zuviel!

Was meinen Sie, wie das bei uns zuhause zugegangen ist? Es wurde jeden Tag konsequent der Rosenkranz gebetet. „Aber der ist so lang!“, haben wir Kinder gesagt.

„Könnte man nicht ein bissel weniger, würde es nicht mit einem Gsatzl reichen?“ Sehen Sie, das ist Flickwerk. Ein Stückchen runter schneiden und wo anders dazukleben und schon meinen wir, wir sind andere Menschen. Das sitzt in uns ganz tief. Das sitzt ganz tief. Was tun wir nicht jeden Tag. Ein bisschen drapieren und schon meinen wir, es ist alles anders! Natürlich verstehe ich, dass man sich ab einem gewissen Alter nicht den Hals ansehen muss. Aber meinen Sie wirklich, dass der Schal, den wir dann herumbinden, dass uns der jünger macht? Dass uns der einen Tag mehr an Leben schenkt? Wenn ich noch genug Haare hätte, meinen Sie ich werde jünger, wenn ich mir Gel rauf streiche? Aber das ist unsere tägliche Mentalität, das wird uns überall angeboten. Vitalität, Jugend so viel Sie wollen, Sie brauchen nur Geld investieren. Aber verlängert das unser Leben auch nur eine Sekunde? Nein, ich stehe hier vor Ihnen und weiß wovon ich spreche. Morgen wird es zwei Wochen, dass meine Mutter begraben wurde. Ich hätte alles getan, um ihr Leben auch nur einen Tag zu verlängern! Aber am Ende, als sie schon längst irreversibel im Koma war, haben wir alle gebetet: „Herr, bitte, hole sie heim!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Den Glauben kann man nicht drapieren. Glaube ist keine Maske, er ist keine Schminke. Glauben können wir nur leben. Und Jesus möchte sagen: Ihr müsst das neue Kleid anziehen! Ihr müsst Christus anziehen!

Hören Sie was jeden Tag passiert in der Welt draußen? Hören Sie was im Irak beispielsweise passiert? Passiert das irgendwann auch bei uns? Natürlich hoffen wir nicht, aber sicher wäre ich mir nicht! Wir Christen müssen wieder aufwachen! Nicht zu den Schwertern greifen, aber aufwachen und als Christen in dieser Welt leben! Farbe bekennen, dass wir Christen sind! Die Schwäche von uns Christen ist unsere Lauheit! Christus ganz anziehen und das alte Kleid, den alten Menschen sausen lassen! Der alte Mensch ist der, der auf eigene Kräfte sein Leben aufbaut. Der meint: „Ich kann alles selbst machen! Da brauche ich niemanden, schon gar nicht Gott!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Christus als Kleid anziehen, davon kann ich mir nicht irgendein Stück abschneiden und es mir irgendwo hinkleben. Wir Christen sind aufgerufen unser Christ sein ernst zu nehmen. Als Mitte der neunziger Jahre Johannes Paul II in der Nachbarschaft von uns, in Trient war und sich mit sehr vielen Jugendlichen getroffen hat – ich kann mich noch gut erinnern, ich war selbst da – schüttete es aus vollen Eimern. Der arme Mann saß da oben und sah diese Jugendlichen, die alle durchnässt waren. Er gab als erstes seine Predigt dem Sekretär, schaute zu den Jugendlichen hinunter und sagte zu ihnen: „Ich werde es mit euren Müttern zu tun kriegen, denn Ihr kommt alle mit einer dicken Grippe nach Hause!“ Und dann sagte er diesen Jugendlichen Mitte der neunziger Jahre: „Ich muss Euch eines sagen. Viele von Euch, die Ihr jetzt jung seid, werden im dritten Jahrtausend zu Märtyrern!“ Ich war selber unter diesen Jugendlichen nicht mehr als Jugendlicher, aber es hat mich schwer betroffen! Ich dachte mir: „Ist das jetzt ein prophetisches Wort? Was sagt der Papst?“

Liebe Brüder und Schwestern!
Der Glaube wird uns retten! Seien wir froh, dass wir diesen Glauben haben! Lassen wir uns diesen Glauben immer wieder neu schenken! Entdecken wir die Schönheit unseres Glaubens! Gehen wir diesen Weg gemeinsam! Unterstützen wir uns gegenseitig im Gebet, in den kleineren und größeren Opfern unseres täglichen Lebens! Fasten wir für den anderen! Und Sie wissen, Fasten tut man nicht nur mit Brot und Wasser. Fasten kann man auch mit Fernsehen. Fasten kann man auch mit Internet. Fasten kann man auch mit dem Handy. Auch das ist ein Fasten, weil es uns etwas kostet! Weil wir uns überwinden müssen! Weil wir durch diese Spielereien, wenn wir sie mal weglassen, Zeit gewinnen! Zeit gewinnen für IHN! Weil eine Familie dann nicht auf den Fernseher glotzt, sondern weil man sich einmal eine halbe Stunde gegenseitig angucken kann.

Liebe Brüder und Schwestern!
Jesus fügt dann noch hinzu – und ich denke mir, das passt gut in die Steiermark, ich würde in die Südsteiermark gehen um Wein zu kaufen, eine ganze Ladung guten Wein – auch füllt niemand alten Wein in neue Schläuche. Jesus möchte sagen, dass der neue Wein damals ein noch nicht ausgegärter Wein war. Ein Wein, der noch gearbeitet hat. Ein explosiver Wein würde man sagen. Aber Jesus sagt, wer zum Glauben kommt und diesen Glauben annimmt, der nimmt etwas Lebendiges an, etwas das nicht ruht, etwas, das explosiv ist. Und dieser neue Wein gehört nicht in alte Schläuche. Auch hier wiederum sagt er uns: Wir müssen wieder neu werden! Wir müssen uns verwandeln lassen! Und er tut es! Das wesentliche der Messe ist die Verwandlung! Und ganz zum Schluss sagte er dann – und auch das können wir nachvollziehen – und niemand, der alten Wein getrunken hat, will Neuen. Gut, steirische Weißweine trinkt man jung. Aber einen Bordeaux trinkt man alt. Und Jesus möchte sagen: wer alten Wein getrunken hat, der ausgeglichen ist, harmonisch, rund, ja, der könnte schon in der Versuchung sein zu sagen: „Neuen will ich keinen mehr, ich bleibe beim Alten!“

Ja liebe Gläubige, so sind wir! Uns von Jesus stören lassen, dort, wo wir es uns gemütlich eingerichtet haben, da bleiben wir lieber beim alten Wein. Wer weiß, was dieser neue Wein in meinem Leben noch alles anrichtet? Amen.

Vortrag zum 50. Abend der Barmherzigkeit

Pater Andreas Skoblicki

„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.“

Danke Jesus, dass wir da sein können, dass du deine Kirche sammelst. Wir bitten Dich, sende uns deinen Heiligen Geist und öffne unsere Herzen für den kommenden Geist Gottes. Damit wir nicht nur aussprechen können, was der Herr will, sondern hören, was er mit jedem einzelnen von uns vorhat. Manchmal ist das eine Botschaft, die wir nicht erwarten, aber der Herr hat schon einen Plan mit jedem von uns. Darum singen wir jetzt ein Lied zum Heiligen Geist.

Schwestern und Brüder!
Das Thema für diese kurze Katechese ist angekommen, als ich im Tagebuch über die Heilige Schwester Faustyna gelesen und an den Besuch von ihr hier in Vorau gedacht habe. Ich frage mich, ob sie den vollen Namen von Schwester Faustyna kennen? Wir sagen immer Sr. Faustyna, aber das ist nur eine Abkürzung ihres Namens.

Sie wurde im Jahr 2000 am 30. April vom heiligen Papst Johannes Paul II. als erste Heilige des dritten Jahrtausends heilig gesprochen. In seiner Predigt sprach er über sie als Gabe Gottes für unsere Zeit. Mit ihrem Leben, ihrem prophetischen Weg und mit der Botschaft, die sie wirklich angenommen und erfüllt hat, ist uns allen damit eine Gabe Gottes für das dritte Millenium geschenkt worden. Natürlich wollen wir gerne Gaben empfangen, manche Gaben sind schwierig zu erhalten, nicht immer leicht, aber Sr. Faustyna ist selbst eine Gabe Gottes an unsere Zeit. Apostelin der göttlichen Barmherzigkeit, oder von Jesus auch „meine Sekretärin“ genannt. Zugleich ist sie auch eine der größten Heiligen der heiligen Eucharistie, was kaum bekannt ist.

Ihr voller Ordensname lautet: Maria (jede Ordensschwester ist Maria) „Maria Faustyna vom Allerheiligsten Sakrament.“ Die Heilige Theresa vom Kinde Jesus heißt auch Heilige vom Antlitz Christi. Sr. Faustyna hat die Eucharistie als „Geheimnis meiner Heiligkeit“ genannt und „es ist das Geheimnis meiner Ähnlichkeit zum Herrn“. Eucharistie – dieses Sakrament ist das Geheimnis meiner Nähe zu Gott. Schon im Tagebuch Nr. 524, wenn sie das nachlesen wollen im Heft II. spricht Sr. Faustyna darin: „O Jesus, verborgener Gott, mein Herz empfindet dich, obwohl ein Vorhang dich verdeckt, weißt du, dass ich dich liebe!“ Mein Herz empfindet dich.

Die Spiritualität der Sr. Faustyna ist sehr gesund. Natürlich ist zu unserer Sicherheit dieser Weg der Sr. Faustyna von der Kirche geprüft worden bevor sie überhaupt selig oder heilig gesprochen wurde. Aber man kann diese Spiritualität im eigenen Leben auch nachahmen. Einerseits schützt sie vor bloßer Devotion (Unterwürfigkeit), weil der Weg eine Fülle von Taten der Barmherzigkeit gebietet und andererseits wirkt sie einer pragmatischen Verflachung entgegen. Denn sie verlangt lebendigen Kontakt zu Gott. So sagt auch Jesus: „Nicht jeder, der zu mir Herr, Herr, sagt wird in das Reich Gottes kommen.“ Das ist diese leere Devotion. „Herr, wir haben mit dir gesprochen, du musst uns kennen.“ Doch er sagt: „Ich kenne euch nicht!“ Ihr habt den Willen meines himmlischen Vaters nicht erfüllt!

Bei Schwester Faustyna sind einerseits die Werke der Barmherzigkeit und andererseits die lebendige Beziehung zum Herrn. Eucharistie ist lebendige Beziehung zum Herrn. Es ist also ein Weg der Freundschaft mit dem Herrn! So lade ich sie heute an diesem Jubiläumsabend der Barmherzigkeit ein, in die Schule und in die Spiritualität der Sr. Faustyna mit mir hinein zu gehen. Vielleicht wollen sie einmal das unbekannte fünfte Werk der Barmherzigkeit, was Gott, was Jesus verlangte, die so genannte apostolische Bewegung auch betrachten. Soll ich mich nicht auch selber auf diesem Weg der Kirche begeben, wo ich auch apostolisch werde mit dieser Botschaft in der Kirche und in der Welt? In der Schule der Sr. Faustyna kann man folglich gründliches Wissen erwerben.

JESUS, ICH VERTRAUE AUF DICH

Also im Geiste des kindlichen Vertrauens zu Gott und den Menschen und die Barmherzigkeit meinem Nächsten gegenüber zu leben. Also diesen zweifachen Weg zu leben. „Du sollst deinen Gott mit ganzer Kraft, mit all deinen Gedanken und aus ganzer Seele lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das ist ein großes Merkmal ihrer Spiritualität. Die Grundlage dafür ist das Erkennen und die Kontemplation des Geheimnisses der Barmherzigkeit im Alltag.

Wir können in einem persönlichen Gebet, vielleicht privat dasalleine tun. Aber im Alltag dieses kindliche Vertrauen zu Gott auszuüben, wenn Gegenwind mein Gesicht trifft, das ist schon etwas anderes. Auch das Erkennen dieser Barmherzigkeit Gottes, das hat die selige Mutter Teresa wunderschön zu einem Journalisten gesagt, als er sie beim Pflegen eines kranken Mannes auf der Straße fragte: „Schwester, wow, für eine Million Dollar würde ich das nie tun! Und sie sagte: Ich auch nicht, das ist zu wenig! Er fragte nach: „Warum tun sie das?“ Sie sagte: „Weil ich versuche, in ihm den lebendigen Jesus zu sehen! Und ich sehe ihn und deswegen tue ich das!“ Das ist der Alltag.

Manchmal müssen wir all unsere Vorstellungen durchbrechen, um das zu sehen. Also diese Grundlage der Spiritualität ist das Erkennen und die Kontemplation dieses Geheimnisses im Alltag. Wir brauchen Nahrung und Kraft um das zu erkennen.

Nahrung und Kraft war für Sr. Faustyna die Liebe zur Eucharistie.

Die Eucharistie ist das Geheimnis meiner Heiligkeit, d.h. sie ist auch meine Nahrung. Das ist meine Kraft. Ich bin nicht heilig von mir selbst aus, weil ich es will. Das bringt nichts, sondern es ist eine Gnade. Es muss zugelassen werden. Der Heilige Geist soll mir diese Türe öffnen und mich einführen in die Geheimnisse Gottes. Noch einmal, diese Nahrung und Kraft ist die Liebe zur Eucharistie.

Sr. Faustyna ist mit einer Sicherheit im Leben gegangen, nicht wie eine Träumerin in der Finsternis. Die Spiritualität von manchen Menschen ist wie eine Träumerei. Das ist reine Selbstanbetung. Was ich produziert habe, das bete ich an. Aber ihre Sicherheit schöpft Sr. Faustyna im Gehorsam gegenüber der Kirche. Die Kirche prüft auch meine Erkenntnis. All das, was Jesus von ihr verlangte, hat sie auch dem Beichtvater anvertraut. Natürlich mussten ihre Beichtväter auch sehr schnell wachsen. Plötzlich gab es eine Herausforderung an diese Priester und die haben das wirklich geprüft in ihrem eigenen Leben. Die mussten sich auch auf den Ozean fahren lassen. „Duc in altum! Geht in die Tiefe!“ Das war auch ein Aufruf an die Priester, die Sr. Faustyna getroffen hat. Sonst wäre dieser Weg nicht möglich. Ihre Sicherheit schöpfte sie also aus dem Gehorsam gegenüber der Kirche. Denn der Heilige Geist ist die Seele der Kirche. Viele charismatischen Gruppen sind einfach in die Irre gegangen, weil sie den Gehorsam als Ursprung und Tugend in der Kirche vergessen haben.

Die Nahrung und die Kraft für die Spiritualität der Sr. Faustyna war die Eucharistie. So war es schon seit ihrer Kindheit. Wenn sie einmal ihre Taufpfarre „Lichen“, in der Nähe ihres Geburtsortes in Polen besuchen, kann man das lesen, was ich jetzt aus ihrem Tagebuch Nr. 14/04 vorlesen möchte. Sie schreibt dort über die Entdeckung ihrer Liebe zum Geheimnis der Eucharistie:

„Verborgener Jesus, in dir ist meine ganze Kraft! Seit frühester Kindheit zog Jesus mich im allerheiligsten Altarsakrament an sich. Im Alter von sieben Jahren, als Jesus während der Vesperandacht in der Monstranz ausgestellt war, erfuhr ich zum ersten Mal die Liebe Gottes. Sie füllte mein kindliches Herz und der Herr ließ mich Dinge Gottes verstehen. Von diesem Tag bis heute wächst meine Liebe zum verborgenen Gott bis zur engsten Vertrautheit. Die ganze Kraft meiner Seele fließt aus dem allerheiligsten Altarsakrament. Jede freie Minute bin ich im Gespräch mit ihm. Er ist mein Meister.“

Diese Worte finden sie auch in ihrer Taufkirche, wo sie diese Erfahrung als siebenjähriges Mädchen hatte. Das war auch ein Moment ihres Lebens, wo sie heilig sein wollte. Wenn Jesus so nahe ist und schon mystische Erfahrung den Kindern schenkt, so „lasst die Kinder zu mir kommen!“ Folgen sie nie den dunklen Vorstellungen, dass Kindern gar nichts begreifen. Wir müssen Kinder werden, damit wir in das Reich Gottes gehen können!

Aufgrund dieser Erfahrung wollte sie an jeder Heiligen Messe teilnehmen. Das war der Anfang. Wir kämpfen darum, dass die Kinder nach der Erstkommunion am nächsten Sonntag darauf noch den Tag des Herrn feiern. Aber dieses Kind, das damals Helene Kowalska hieß, wollte täglich die Heilige Messe besuchen. Täglich! Weil sich Jesus in ihrem Leben offenbart hat! Die Eltern hatten einen kleinen Bauernhof. Manchmal hat sie in der Früh alles getan was sie tun sollte, damit sie ein paar Kilometer zur Heilige Messe gehen konnte. Wenn sie aber nicht gehen konnte, hat sie genau in der Zeit der Heiligen Messe die Gebetsbüchlein genommen, hat sich versteckt und dort diese Zeit der Heiligen Messe gebetet. Wenn sie die Mutter gerufen hatte und sie nicht finden konnte, kam sie nachher zu ihr und sagte zur Mutter: „Mama, bitte verzeih, aber jetzt wurde die Heilige Messe in unserer Pfarrkirche zelebriert. Ich musste mit Jesus sein, obwohl ich nicht dort sein konnte.“ So hat sie auch diese Erfahrung dort weiter geführt und wirken lassen.

Mit 17 Jahren schon, als sie bei verschiedenen Familien um eine Arbeitsstelle ansuchte, so war ihre Bedingung nicht, ob sie schwere oder leichte Arbeit bekomme, sondern sie muss täglich die Zeit frei bekommen, damit sie zur Heiligen Messe gehen kann. Wenn ihr das nicht gewährt wurde, hat sie „adieu“ gesagt. Nur wenn ihr die tägliche Heilige Messe zugesichert wurde, hat sie die Arbeitsstelle angenommen.

Denken wir daran, wie man in der Heiligkeit wächst. Nicht was ich will, sondern was mich immer näher zum Herrn bringt, das ist das Geheimnis des Wachstums in Gott. Ich tue nur das, was mich zum Herrn bringt, alles andere ist unwichtig! Als Sr. Faustyna zur Kirche gegangen ist, hat sie während der Heiligen Messe und der Anbetung  private Reinheitsgelübde abgelegt. Das können wir im Tagebuch Nr. 16 erfahren.

„Es war in der Fronleichnamsoktav. Gott erfüllte meine Seele mit innerem Licht. Um ihn tiefer zu erkennen als höchstes Gut und Schönheit. Ich erkannte, wie sehr Gott mich liebt. Ewig währt seine Liebe zu mir. Es war zur Zeit der Vesperandacht in einfachen Worten, die mir aus dem Herzen flossen, legte ich vor Gott das Gelübde der ewigen Keuschheit ab. Von da an fühlte ich eine innigere Verbundenheit mit Gott, meinem Bräutigam. Von da an richtete ich eine kleine Zelle in meinem Herzen ein, in der ich mich immer mit Jesus aufhielt.“

Als Sr. Faustyna diese Gelübde tat, denken wir an den Weiheakt an das heiligste Herz Jesu und an das heilige Herz Mariens. Die Weihe der Ordenskongregation, der Pfarrgemeinde usw. Was sie bewirkt sagt sie auch: „Von da an fühlte ich eine innigere Verbundenheit mit Gott.“ Obwohl sie schon diese mystischen Erfahrungen hatte, aber Gott lädt mich immer tiefer ein in diese Freundschaft mit ihm. Je nachdem was ich tue und wie weit ich mich öffne, wie weit Gott in meinem Leben der Herr wird. 100% oder nur 80%, so ist auch die Erfahrung der Gnade.

Als Ordensschwester, schon ein paar Jahre später, ist Sr. Faustyna hineingewachsen in das Geheimnis der Eucharistie. Sie hat Gottes Plan bewundert beim Betrachten. Als Jesus beim Weggehen zum Vater in der Eucharistie unter uns geblieben ist, hat er sein Erbarmen damit für alle geöffnet. Das ist wirklich betrachtungsbedürftig und eine unglaubliche Quelle der Erkenntnis für uns, dass der Sohn Gottes ein großes Geschenk hinterlässt, als er zum Vater geht.

„Ich lasse euch nicht allein“, sagt Jesus zu seinen Aposteln.

Schauen wir einmal im Tagebuch Nr. 1747 was Sr. Faustyna dort schreibt:

„Als du o Herr diese Erde verließest hast du dich selbst für uns im Altarsakrament zurück gelassen und uns deine Barmherzigkeit weit geöffnet. Kein Elend vermag dich zu erschöpfen. Du hast Quelle der göttlichen Liebe gerufen, zur Quelle des göttlichen Erbarmens. Hier ist der Tempel deiner Barmherzigkeit. Das Heilmittel für unsere Ohnmacht. Zu dir, du lebendiger Quell, ziehen alle Seelen hin. Einige wie Hirsche nach deiner Liebe dürstend, andere um die Wunden ihrer Sünden zu reinigen. Wieder andere von ihrem Leben erschöpft neue Kraft zu holen. In dem Augenblick als du am Kreuz starbst, hast du uns das ewige Leben geschenkt.“

Sr. Faustyna betrachtet das Geheimnis der Eucharistie. Das können auch wir während der Heiligen Messe ständig tun. „Durch das Öffnen deiner heiligsten Seite hast du uns eine Quelle deiner göttlichen Barmherzigkeit erschlossen. Du gabst uns das teuerste, das du hattest, das Blut und Wasser aus deinem Herzen. Allmacht deiner Barmherzigkeit, aus ihr fließt uns jegliche Gnade zu.“ Und wie groß das Geschenk der Gegenwart Christi ist, sagte Sr. Faustyna, werden wir in Fülle nicht hier, sondern in Ewigkeit erkennen. Und das verstehen wir gut, denn nicht immer können wir das Geheimnis Gottes mit unseren irdischen Augen sehen. Wenn sie im Tagebuch 914 schauen, dort geschieht etwas Schönes! „O welch furchtbare Geheimnisse geschehen während der Heiligen Messe. Dort vollzieht sich ein großes Geheimnis! Mit welcher großen Andacht sollten wir hinhören und teilnehmen an diesem Sterben Jesu!“ Als ich Messwein kaufen wollte, habe ich mit einem Mann dort im Geschäft gesprochen. Er sagte mir: »Wissen Sie, ich gehe erst seit fünf Jahren in die Heilige Messe.«, er war gegen vierzig Jahre alt. Ich sagte; »Wirklich, seit fünf Jahren, aber sie sind etwas älter als fünf?«“

Ja, früher war das nicht so der Fall. Was ist passiert? Ja so eine quasi Bekehrung. Ich sagte, wissen Sie, in die Kirche zu gehen, das bedeutet gar nichts! Ich gehe ungern in die Kirche, auch als Priester. Warum soll ich dorthin gehen, ich kenne meine Kirche auswendig. Jedes Loch, jede Ecke, warum soll ich dorthin noch gehen? Das ist kein Argument für die Leute – gehen Sie in die Kirche! Und er schaut mich groß an und ist etwas verwirrt und ich sagte zu ihm: „Wissen Sie, ich gehe dort nicht in die Kirche, sondern ich gehe dorthin, um meinen Jesus zu treffen! Bei ihm zu sein, deswegen gehe ich dorthin. Aber nicht einfach in die Kirche, ich möchte Jesus dort sehen, treffen, empfangen!“

Sr. Faustyna sagt: „Mit welcher Andacht sollen wir hinhören und teilnehmen an diesem Sterben Jesu! Eines Tages werden wir erkennen, was Gott für uns in jeder Heiligen Messe tut und welches Geschenk er in ihr für uns bereitet! Allein seine göttliche Liebe konnte sich zu einem solchen Geschenk entschließen!“ Und weiter betrachten sie bitte zuhause das Erkennen dieser großen Gabe der Gegenwart Gottes mit uns hat im Leben der Sr. Faustyna die Früchte verursacht. Wenn man erkennt wie der Apostel Thomas, dass mein Herr und mein Gott da ist, dann ist das Demut vor dem Herrn und nicht ein Symbol, etwas, das ich empfange, sondern das ist mein Herr! Dann wird sich mein Verhalten total ändern, wenn diese Erkenntnis im Herzen ist. Das hat auch die Liebe zu Gott der heiligen Sr. Faustyna verursacht, denn sie hat die erneuernde Kraft der Eucharistie gekannt. Eucharistie ist das größte Sakrament der Heilung.

Einige Menschen fürchten sich und wenn sie von der Heiligen Eucharistie mit Heilungsgebet hören, sagen sie: „Das ist eine Häresie!“ Ja aber was ist wirklich Häresie? In Christus ist das Heil zu finden! Wir haben keinen anderen Namen unter dem Himmel bekommen als den Namen Jesu. Wenn Sie daran glauben, brauchen sie wahrscheinlich kein anderes Heilungsgebet. Wenn der Herr vom Himmel kommt und sie kommen von zuhause müssen sie einander nur verstehen können. Sich öffnen. „Jesus, du bist da!“ Vielleicht sollen wir wie diese Frau von Sidon kommen. Sie hat zwar nicht an ihn als Messias geglaubt, aber sie hat gewusst, er hat Kraft. „Herr, lass mich dich berühren!“ Wenn ich dich empfange berührst du mich! Und Jesus fragt mich: „Glaubst du, dass ich dir helfen kann?“

Aber wenn die Leute nicht glauben, dann fürchten sie sich sogar vor dem Heilungsgebet. Diese erneuernde Kraft der Eucharistie ist keine neue Botschaft für die Schwester Faustyna, denn wir finden diese Botschaft bereits im Johannes Evangelium Kapitel 6 Vers 53 und folgende: „Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“ Heilung bedeutet das Leben zurück zu bekommen. Weiter: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Ich bleibe in ihm. Weiter: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“

Diese göttliche Barmherzigkeit zeigt sich für die heilige Sr. Faustyna ständig in der heiligen Eucharistie. Und je mehr sie sich öffnet und reift, desto mehr enthüllt sich Gott ihr. So weit, dass sie begreift, dass es auf dieser Erde für sie unmöglich ist, das ganze Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit zu erkennen. Sie sagte, wenn der Herr das wollte, dass ihr Herz explodieren würde! Sie müsste sterben! Das ist diese Erfahrung vom Alten Testament: Niemand auf dieser Erde kann Gott sehen und leben. Und deshalb hat sie gesagt: „O Jesus, die ganze Ewigkeit wird nicht ausreichen, um deine Barmherzigkeit zu betrachten.“

Die Eucharistie war für sie wie ein Bereich, in dem sie Gott getroffen und erfahren hat – den lebendigen Gott. Also gehen Sie nicht in die Kirche! Gehen Sie, um Jesus zu treffen! Dann wird ihre ganze Familie mit Ihnen gehen! Aber wenn Sie Ihrem faulen Mann oder Ihrem verwirrten Kind sagen: „Ich gehe in die Kirche“ sagen sie, „Ich gehe ins Kino“, Gehen ist Gehen. Aber „Ich gehe zu meinem Herrn“. Vielleicht wird jemand fragen, „Wer ist Dein Herr? Wohin gehst Du?“ Dann kommen wir in den Dialog der Apostel mit Jesus. „Herr, wir wissen nicht wohin du gehst!“ Das kann auch Deine Tochter sagen, „Ich weiß nicht wohin Du gehst.“ „Ich gehe in die Kirche.“ „Ich weiß nicht, ich kenne den Weg nicht!“ Jesus spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Den lebendigen Gott hat Sr. Faustyna hier erfahren. Die Anwesenheit des eucharistischen Jesus. Er füllte ihr Inneres so weitgehend, dass sie sich als lebendiger Tabernakel fühlte. Interessant, denn das war für mich überraschend, als ich das entdeckt habe. Ich habe das Gebet einmal gesehen und es ist bekannt, natürlich:

Maria ist der erste Tabernakel.

Die Mutter Gottes ist der erste Tabernakel der Welt. Sie hat Jesus empfangen und getragen. Zu Elisabeth ist ein Tabernakel gegangen und was ist in dieser Begegnung im Bergland von Judäa passiert? Der Heilige Geist erfüllte Elisabeth und das Kind im Mutterleib bewegte sich. Ja, wenn Jesus im Tabernakel vorbei geht und wenn Du glaubst, dass der lebendige Gott da ist, kannst du nicht einfach wie ein Stein da sitzen! Du wirst sagen: „Herr, ich weiß nicht wer Du bist. Herr, ich preise Deinen heiligen Namen! Herr, segne mich! Herr, berühre mich!“ Du wirst mit ihm zu sprechen beginnen. Als Jesus im Tabernakel kam wurden Elisabeth und Johannes tief berührt! Das geschieht auch in unserem Leben.

Ich schaue auf den Herrn und der Herr schaut auf mich!

Ich habe eine Erfahrung hier in Österreich. Einige Kopfinger wissen das. Wir haben einmal mit der Anbetung begonnen. Ich habe gesagt: „Wir starten mit der Anbetung!“ Und die Leute haben mich nur mit großen Augen angeschaut. Wenn ich jetzt an meine Antwort von damals denke, war diese Antwort frech, aber sie war eine Antwort des Himmels. Denn ich sagte: „Wenn Sie die Anbetung nicht brauchen, dann werde ich alleine kommen, denn ich brauche die Anbetung, damit ich unter euch überleben kann!“ Nach zwei Jahren kamen zwei sechzehnjährige Mädchen und haben mich gefragt: „Dürfen wir auch Jugendanbetung haben?“ Und aus diesen zwei Mädchen ist die bekannte Gruppe „Praysing“ gewachsen. Die Praysing Jugendgruppe war als einzige Gruppe beim Weltjugendtag in Madrid eingeladen, um den Lobpreis zu führen und zu erzählen. Das ist die Frucht der Anbetung. Da habe ich entdeckt, dass Sr. Faustyna im Tagebuch Nr. 1302 sagt: „Heute sind mir viele Geheimnisse begreiflich geworden. Ich erkannte, dass die Heilige Kommunion bis zur nächsten Heiligen Kommunion bestehen bleibt.“ Bis zur nächsten Heiligen Kommunion, also Stunden in diesem Fall 24 bleibt. „Die lebendige spürbare Anwesenheit Gottes währt in der Seele.“ Das ist nicht so wie in den Pfarreien. 10 Minuten nach dem Empfang der Heiligen Kommunion geht es bereits in das Wirtshaus zum Stammtisch. Die spürbare Anwesenheit währt 24 Stunden. „Dieses Bewusstsein versenkt mich in tiefe Sammlung ohne eigene Anstrengung.“ Eine mystische Gnade, ohne eigene Anstrengung.

Wenn Sie nicht wissen, wie Sie beten sollen, dann vielleicht auf diese Art. „Komm Heiliger Geist, bete in mir! Ich kann nichts tun, ich bin einfach so verwirrt! Bete in mir ohne meine Anstrengung!“ Das ist das, was der Heilige Johannes Maria Vianney (Pfarrer von Ars) den Menschen geantwortet hat. „Was machst Du dort in der Kirche, wir haben im Gasthaus eine gute Gesellschaft, komm doch zu uns!“ Und er sagte: „Was mache ich in der Kirche? Ich schaue auf den Herrn und der Herr schaut auf mich!“ Wir haben viel zu tun! Dein Antlitz o Herr suche ich. Wenn Jesus in der Eucharistie kommt, schauen Sie auf ihn! Und sagen Sie: „Herr schaue auf mich, bitte, ich bin da!“ Sr. Faustyna schreibt weiter: „Mein Herz ist ein lebendiger Tabernakel, das eine lebendige Hostie aufbewahrt. Niemals habe ich Gott in der Ferne gesucht.“ Das war für mich ein großer Meilenstein. „Niemals habe ich Gott in der Ferne gesucht, sondern in meinem eigenen Inneren. In der Tiefe des eigenen Seins pflege ich Umgang mit meinem Gott.“ Das konnte ich persönlich nicht verstehen. Wenn ich in mein Herz schaute war da nur Chaos. Und Sr. Faustyna hat dort Gott gefunden. Ich verstehe das nicht und kann das nicht begreifen, was sie hier schreibt. Durch das Chaos in meinem Herzen habe ich versucht Gott wo anders zu suchen.

Interessanter Weise hat mir diesen Abschnitt von Sr. Faustyna die Heilige Theresa von Avila erklärt, obwohl diese schon 500 Jahre vor Sr. Faustyna gelebt hat. Lesen Sie bitte die „Innere Burg“ von der Heiligen Theresa von Avila. Sie beschreibt dort 7 Zimmer oder Kammern.

Eine Seele ist wie eine Burg, wie ein Schloss.

Gott wohnt in der Mitte der Burg. In der Mitte der Seele wohnt der Herr. Er ist dort und um ihm zu begegnen müssen wir von außen durch diese 7 Kammern der Burg zum Herrn gehen. Aber es gibt verschieden Voraussetzungen um von der ersten in die zweite Kammer zu gelangen und von der zweiten in die dritte und so weiter. Du kannst nicht einfach da durchgehen, denn das ist mit Wachstum und Reinigung verbunden. Außerhalb der Burg wohnen Dämonen und viele Menschen. Natürlich kommen zum ersten Zimmer einige Menschen mit ihren besten Freunden, den Dämonen. Sie gehen rein und raus, ganz frei. Sie müssen immer ihre Freiheit genießen.

Also zum ersten Zimmer sind alle zugelassen. Zum zweiten Zimmer aber nicht mehr. Du musst Deine alten Freunde verlassen. Und das wollen nicht alle, deswegen können sie Gott nicht begegnen. Nie im Leben! Denn sie haben Freunde außerhalb der Burg. Sie müssen ihnen begegnen, also bleiben sie auch selbst dort. Für die Wüstenväter waren die Dämonen Ursache für jede Sünde. Die, die ihre Dämonen verlassen haben, sind in die zweite Kammer gekommen. Nach einer Reinigungszeit kamen sie dann in die dritte Kammer. Für viele Christen ist entscheidend die dritte und vierte Kammer! Dort entscheidet sich, ob ich den Herrn in meinem Leben sehen werde, oder nicht. Aus meinen eigenen Beobachtungen denke ich, dass 60 – 70% der Menschen in der dritten Kammer sterben. Oder an der Grenze vom dritten zum vierten Zimmer.

Wissen Sie, diese Spiritualität und das christliche Bild der dritten Kammer ist so in unserer Sprache: Ich bin ein guter Christ, eine gute Christin. Ich habe niemanden getötet. Ich stehle nicht und komme auch mit der Polizei immer zu Recht. Ich gehe vielleicht regelmäßig in die Kirche. Vergessen Sie nicht: ich gehe, um meinem Herrn zu begegnen, nicht in die Kirche! Ich versuche meine Kinder zu erziehen. Ich zahle Steuern und bin kein Betrüger. Ich bete auch ein bisschen, bin aber kein Fundamentalist, sondern eher auf der Seite der Medien. Das ist überall und gut passend.

Das ist die dritte Kammer. Die eigene Gerechtigkeit. In meinen Augen bin ich heilig. Ich töte niemanden und schädige keinen. Ja, meine Zunge ist wie ein Schwert, aber wer sieht das schon. Das ist die dritte Kammer. In meinen Augen bin ich eine gute Christin, ein guter Christ. Und jetzt beginnt eine Revolution, wenn jemand sagt: „Das ist das dritte Zimmer, aber der Herr ist im siebentem Zimmer! Ich möchte ihn jetzt sehen, nicht erst nach dem Fegefeuer!“ Dann beginnt eine Revolution, up side down. In deinem Leben muss alles umgekehrt werden. Das heißt, je weiter man vom fünften, sechsten, siebenten Zimmer entfernt ist, desto mehr kommt der Ausspruch von Johannes dem Täufer zur Geltung: „Christus muss wachsen! Und ich muss immer kleiner werden.“

Bis zum dritten Zimmer bin ich einfach groß und Jesus ist einfach Schmuck. Und jetzt ändert sich alles, also Entäußerung. „Wenn Du vollkommen sein möchtest“, sagt Jesus zu diesem jungen Mann, der meinte: „Ja, ich halte die Gebote! Tuto bene, alles in Ordnung mit den Geboten.“ „Vollkommen möchtest du sein?“ „Ja das ist das, was ich wünsche!“ Erste Probe: „Verkaufe alles was du hast!“ Nicht in die Matratze legen, sondern versuche den anderen zu geben. Viele gehen wie er, vielleicht auch einige von uns, auch ich, traurig weg. Dann muss also dieser Entäußerungsprozess beginnen und in jeder Kammer muss der Herr immer mehr Herr sein. Wir sehen dieses Wachstum beim Apostel Thomas, als er bekannt hat: „Mein Herr und mein Gott!“ Und was bedeutet: „Jesus ist mein Herr!“ Was bedeutet es auch für Ordensschwestern und für Priester? Manchmal bedeutet es für Priester: „Ich mache alles, was der Pfarrer von mir verlangt, aber der Rest ist meine Freizeit.“ Ich schenke keine Sekunde mehr für andere her? Ist wirklich Jesus dein Herr? Wahrscheinlich bist du noch immer in der dritten Kammer. Die dritte Kammer ist überladen in dieser Burg. Denken Sie darüber nach, wo sind Sie und entscheiden Sie sich! Ich glaube, in den nächsten vier Wochen wird das Buch über die innere Burg von Theresa von Avila in Österreich ausverkauft sein.

Mit dieser Einladung beenden wir diese kurze Katechese. Danken wir dem Herrn, dass er wirklich in der Eucharistie als eine Quelle des christlichen Lebens (wie das Konzil es sagt) uns alle Gnaden schenkt. Denn die Eucharistie ist das Ziel aller Sakramente. Alle Sakramente führen uns zur Eucharistie.

Das Ziel ist es, mit dem Herrn zu sein.

„Der Herr ist mit euch!“ Das ist die Begrüßung, wenn der Priester zum Altar tritt. In der alten Liturgie war noch das Stufengebet. Man kam sehr vorsichtig zum Thron Gottes mit viel Rufen um Erbarmen. In der neuen Liturgie küsst der Priester den Altar, aber während der Heiligen Messe ist der Altar Jesus Christus! Mit dem Priester sollen auch wir im Geiste den Altar küssen. Was aber ist dieser Kuss? Ist das ein Kuss eines liebenden Herzen oder ein Judaskuss? Was ist mein Kuss auch für mich als Priester? Bin ich Judas? „Mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn, Judas?“ Das ist schon dieser Anfang, bei dem wir uns sammeln müssen.

Die byzantinische Liturgie von Johannes Chrysostomus besteht aus über 60% aus dem Rufen um Erbarmen. Wir sind unwürdig. Der heilige Johannes Chrysostomus war Nachfolger auf dem Bischofstuhl, Nachfolger des Apostels Andreas. Es wird so viel um Erbarmen gefleht, auch kurz vor der Eucharistie, ständig das Gebet um Erbarmen. Auch für die Kirche das Fürbittgebet, es geht ständig um das Erbarmen Gottes. Wir treten zum Altar Gottes, zum Herrn, der lebendig ist. „Der Herr sei mit euch!“ Das ist eine Ankündigung, denn Himmel und Erde wollen einander bei dieser Zelebration treffen. Die irdischen Erdenbewohner sollen nicht blind da eintreten. Sonst werden die Heiligen erzählen: „Heute Abend haben wir nur die Blinden auf der Erde gesehen! Dann müssen wir etwas für sie beten, damit sie gerettet werden.“ Also wollen sie auch Menschen von der Erde begegnen, die den Herrn schon erkennen, wenn Jesus in der Mitte ist.

Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Mag. Guido Martirani

Halleluja! Jesus lebt! Und das ist schön. Ich arbeite jetzt viel mit Kindern zusammen bei den Schulschlussgottesdiensten. Und mir ist aufgefallen, Kinder haben wirklich etwas Besonderes. Ich sage nur: „Jesus lebt!“, und sie freuen sich sofort; sie strahlen sofort. Sie haben etwas Besonderes. Ich habe gesagt: „Jesus lebt!“ und habe die Hände erhoben – und alle Kinder haben auch die Hände erhoben. Und jetzt schauen wir, ob wir das auch so können: „Jesus lebt!“ – Ja! Das ist schön.

Wir sind in den Augen Gottes wirklich diese kleinen Kinder, die er zu sich sammelt, immer wieder neu. Die kleinen Kinder Gottes, das sind wir. Und es ist etwas ganz, ganz Besonderes, Kind Gottes zu sein, ein Auserwählter Gottes zu sein. Und er will immer wieder neu diese Kindschaft erneuern – auch wenn wir schon erwachsen oder älter sind. Jesus will, dass wir Kind werden, seine Kinder; und dass wir uns versöhnen lassen und dass wir uns verwöhnen lassen von diesem Vater im Himmel. Denn Kinder haben noch den Mut, zu Mama oder Papa zu gehen und um Versöhnung zu bitten. Kinder haben überhaupt noch den Mut, Mama und Papa zu bitten, wenn sie etwas haben wollen.

Kinder sind frei, Kinder sind oft zornig, Kinder weinen, Kinder sind auch frech – und das ist gut so; ja, da schaut ihr jetzt, aber es ist gut so! Bei dem Wort frech wird sich mancher vielleicht denken: Jetzt kommt er mit dem Zeigefinger! Nein, es ist gut so. Es ist oft besser, man sagt: „Du hast echt ein deppertes Gesicht!“ oder „Du bist wirklich ein …!“  Es ist besser. Weil der andere schreckt sich dann ein bisserl, aber dann tut sich etwas. So darf es aber nicht bleiben! Was machen die Kinder dann? Sie spielen wieder miteinander, weil sie das vorher auch gemacht haben; das gehört dazu. Wichtig ist, dass man dann wieder gemeinsam spielt.

Wir müssen raus von diesem „wir sind ja die guten Christen, und wir müssen immer lieb und nett sein, und so … Das ist nix! Das „lieb und nett“, ist das etwas wert? Wir kennen solche Leute: umso lieber umso netter – aber es berührt nicht! Aber wenn einer spontan ist und richtig lebt, wie ein Kind lebt, das berührt. Das ist gut! Das berührt die Herzen. Wir müssen wirklich wieder wie Kinder werden. Es ist unsere Sehnsucht, wie Kinder zu sein. Und wir müssen das Kindsein auch ein wenig herauslassen.

Ich mache zum Beispiel auch bei den Heiligen Messen, wenn ich merke, dass alles so steif ist, dann mache ich ganz etwas Verrücktes zwischendrin, das ist wichtig. Weil, das reißt die Menschen auf, das öffnet sie. Wir müssen leben, wir sollen die Freude an der Liebe haben, die Freude an der Gemeinschaft haben. Die Freude haben, Menschen zu sein, so wie wir sind. Freude, Menschen zu sein – und wenn wir mal grantig sind, sind wir eben grantig, wenn wir Ängste haben, dann haben wir eben einmal Ängste …

Das war voriges Jahr beim Jungscharlager das Schönste: den Kindern Angst zu machen. „So etwas habt ihr gemacht?“, wurden wir gefragt. Ich habe es eh gebeichtet… Und am Schluss haben wir die Kinder gefragt: „Was war denn das Coolste, das Schönste?“ Und sie haben gesagt: „Wie du uns Angst gemacht hast in der Nacht!“ Ja, das war das Coolste! Die ganze Zeit habe ich mich bemüht lieb zu sein und nett zu sein, ja, ganz ein braver Priester zu sein – nix, das war nicht cool. Aber das „Buahhhhhh…“, das war der Höhepunkt. Das ist das Leben.

Stellt euch vor, eure Familie oder auch die Klostergemeinschaft: Ihr schaut mal bei der Tür hinein und macht „Buahhhh…“ Das lockert auf. Hin und wieder halt, nicht immer. Aber das lockert auf, das tut gut, das ist Medizin. Wieso ist es Medizin? Weil es Gemeinschaft fördert. Das Überfromme fördert die Gemeinschaft nicht. Das ist zu verwerfen, denn das ist nur reine Selbstsucht. Die wahre Frömmigkeit fördert Gemeinschaft. Und dann, in diesem Zustand, wenn man Freude hat am Leben, können wir zu Jesus gehen und erkennen, wie tief seine Liebe ist und dass er uns liebt als Menschen so wie wir sind. Auch dann, wenn wir mal etwas anstellen und etwas Schlechtes machen, aber Menschen sind, die Gott als Vater haben und Maria als Mutter haben, dann ist das Leben schön.

Das Verzeihen ist wichtig – nicht der Perfektionismus in der Frömmigkeit – wir sind brave Christen und beten und sühnen und ich weiß nicht was noch alles … Und sobald dich einer ein bisschen „schlägt“: „Was hast du getan?!“ und wenn dir einer ein gutes Wurstsemmerl wegnimmt: „Du hast mir das Semmerl genommen! Du warst es! Du, du, du …“ Die Gemeinschaft annehmen, das ist die wahre Buße, die wahre Sühne. Das ist es! Und die Kinder wissen das.

Auch im Jungscharlager kann man das beobachten, wenn einem etwas weggenommen oder versteckt wird. Die Kinder fragen gleich: „Wer hat mir das weggenommen, wo ist es, wer hat mir diesen Streich gespielt?“ Aber sie können sofort vergeben. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt Jesus. Und in der Gemeinschaft sind wir wie Kinder. Wir müssen wie Kinder werden: ein bisserl streiten, wieder versöhnen, den ersten Schritt machen: „Du, i mog di! Das kriegen wir schon wieder hin!“ Und wenn es wirklich einmal nicht geht, dann geht man halt zu Gott hin und sagt: „Jesus, komm, hilf mir da; vielleicht bin ich jetzt mit diesem Streich zu weit gegangen.“ Dann braucht man Versöhnung. Da merkt man, das war zwar sehr lustig, aber dann bin ich zu weit gegangen. Oder man hat etwas Gutes zu essen: „Ah, ich esse alles alleine!“, und dann sieht man, dass die anderen nichts bekommen haben; aber vorher habe ich es schön gehabt: „Ich esse diese Torte jetzt ganz alleine!“ Das ist ja schön gewesen, aber dann müssen wir zu Jesus sagen: „Da bin ich ein bisschen zu weit gegangen.“ – Nur ein bisschen natürlich … aber wenigstens eine Hälfte hätte ich den anderen lassen sollen.

Aber es ist schön, dass man dann einen Ort der Versöhnung hat: Das ist Jesus, das sind seine Sakramente; das sind die Beichtpriester – wir haben heute zwei Priester, wo man hingehen kann, und der Priester umarmt uns und sagt: „Gott vergibt dir.“ Und dann merkt man: Diese Erlösung! Und dann geht man wieder hinaus und sagt: Jetzt darf ich den nächsten Streich machen! – aber nicht mehr so groß wie den Vorigen, bei dem ich zu weit gegangen bin. Wir müssen versöhnt sein mit Gott! Und zu dieser Versöhnung führt uns die Mama, die Gottesmutter. Ihr wollen wir uns wieder anvertrauen und weihen – ihrem Herzen, ihrer Flamme der Liebe; denn sie führt uns zu Jesus, zum Erlöser. Sie führt uns zu Gott. Und Gott schenkt uns die Liebe, sein Erbarmen, die Tröstungen, die wir brauchen – und heute Abend besonders: seine Gegenwart, seine Liebe, seine Erlösung, seine Tröstung; und wenn wir zur Beichte gehen, heilt er uns: die Wunden, die wir haben, aber auch die Wunden, die wir zugefügt haben. Aber er bittet uns dann: Freut euch über das Leben! Amen.