Statue der Gottesmutter
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Erhebet die Herzen

In jeder Heiligen Messe fordert uns der Priester auf: „Erhebet die Herzen!“ Und wir antworten reflexartig: „Wir haben sie beim Herrn!“ Haben wir unsere Herzen aber wirklich beim Herrn, der in den Himmeln lebt und im Altarsakrament gegenwärtig ist? Haben wir unsere Herzen beim Herrn, wenn wir unseren Brüdern und Schwestern begegnen, in denen Christus verborgen lebt?

 

Das Herz ist ein erdlastiges „Organ“, das sich so sehr nach dem Ausruhen sehnt, dass es sich am Liebsten auf dem nächsten Stein niederlassen würde. Das Erheben der Herzen erfordert aber ein aktives Handeln unsererseits, einen Kraftakt gegen die Schwerkraft. Dabei hilft uns der Heilige Geist, der unser Herz auf Gott hinweist und diesem erdlastigen Herzen Flügel verleiht, die es Gott entgegentragen. Gleichzeitig ist dieses Herz auch von einer inneren Unruhe getrieben, weil es Gott sucht. Häufig aber sucht es Gott in den irdischen Dingen – also bodennah, weil es sich von alleine nicht in die überirdische Wirklichkeit erheben kann. Dazu braucht es den Geist.

Das Herz ohne Geist ist wie ein Huhn ohne Flügel! Augustinus von Hippo sagte dazu treffend: „Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

 

Um in Gott zu sein, muss sich das Herz erheben, zu Christus, der uns in den Himmel vorausgegangen ist. Augustinus sagt: „Er ist schon über die Himmel erhoben. Dennoch leidet er noch auf Erden alle Mühen und Plagen, die wir, seine Glieder empfinden. Das bezeugte er von oben, als er rief: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? – und – Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“

© Quelle unbekannt

Das ist auch unser Weg: Gemeinsam in ein geistiges Obergemach zu gehen und mit Maria um die Gabe des Heiligen Geistes zu beten. Die ganze Welt liegt heute in Angst und Schrecken, viele Ereignisse verunsichern und ängstigen die Menschen – weil sie nicht ins Obergemach gehen und Hilfe und Rettung von oben erwarten. Wir möchten wissen – nicht glauben. Aber es genügt, dass Gott weiß, was kommen wird und was er tun wird. Es zählt nicht zu unseren Aufgaben und Notwendigkeitn Zeiten und Fristen zu kennen. Hingegen ist es unsere vornehmliche Pflicht, das Reich Gottes auszubreiten und Christus als das Heil zu verkünden. Wenn wir uns das noch nicht trauen, dann mangelt es uns am Durchdrungensein vom Heiligem Geist; dann brennt unser Herz noch nicht im Feuer der Gottesliebe; dann müssen wir uns ernsthaft um das Kommen des Heiligen Geistes in unser Leben bemühen. Wenn uns die Menschenfurcht hindert, mutige Zeugen Christi zu sein, dann ist der Heilige Geist noch nicht wirklich in unserem Leben angekommen.

 

© pixabay

Wer Angst vor der Zukunft hat, beschäftigt sich zu sehr mit dieser Welt und rechnet nicht mit der Hilfe und dem Trost des Himmels. Wer Angst vor dem Kommenden hat, der muss um die Kraft von oben, um die persönliche Begegnung mit dem Heiligen Geist beten. Denn er ist das stärkste Anxiolytikum – der stärkste „Angstauflöser“ – den der Himmel uns bietet. Er ist Gott selbst in seiner dritten göttlichen Person. Er ist der Arm Gottes, der ausgestreckt ist, um uns zu beschützen, zu leiten, zu trösten und uns seine Nähe zu bezeugen.

Diese anxiolytische Wirkung des Heiligen Geistes sehen wir am Pfingstfest, an dem die zuvor verängstigten Apostel die Türen aufbrechen und unerschrocken vor das Volk treten. Der Heilige Geist ist das Vermächtnis Jesu, der nicht nur in den Sakramenten, sondern auch indirekt durch den Heiligen Geist bei uns bleibt – bis zum Ende aller Tage.

Nach diesem letzten Sendungsauftrag Jesu (Apg 1,8) kam der große, unausweichliche Moment: Er wurde „vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“ Es muss ein sehr stimmungsvoller Augenblick gewesen sein, in dem sich Freude und Schmerz mischten. Ein Moment des Loslassens und Freigebens. Damit sie durch dieses Nachschauen und Festhalten dessen, was durch dieses Ereignis bereits vergangen war – nämlich das Leben Jesu in dieser Welt – ähnlich wie Lots Frau zur Salzsäule erstarrten, kam ihnen der Himmel zu Hilfe.

Lukas erzählt weiter: „Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel  emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.“

Wie oft sind auch wir versucht, an Erinnerungen festzuhalten und dabei den Blick für das Hier und Jetzt zu verlieren. Es ist wirklich von größter Bedeutung, dass wir das Leben Jesu betrachten; dass wir uns daran erinnern, wie und welchen Weg er mit uns persönlich gegangen ist, denn es hilft uns ihm ähnlicher zu werden. Aber, wir dürfen darüber nicht unsere Sendung vernachlässigen oder gar vergessen. Als Gesandte sind wir Menschen im Hier und Jetzt, berufen, die Frohe Botschaft – auch durch gute Werke – zu verkünden bis an die Grenzen der Erde.

Täglich müssen wir uns fragen: Was ist mein Lebensauftrag, wozu sendet Gott mich heute, an diesem Tag, in dieser Stunde. Wir dürfen nicht nur dastehen und unseren Blick an fromme Ereignisse heften; wir müssen zurückkehren, um den Heiligen Geist beten und danach handeln und in der Kraft Gottes Teil neuer Ereignisse werden. Damit unsere Sendung gelingen kann, braucht es ein ausgewogenes Verhältnis von Aktion und Kontemplation. Der Heilige Geist wird jedem zeigen, welches „Mischverhältnis“ für den Einzelnen das Richtige ist, um im Hier und Jetzt das zu tun, was  Gott von uns erwartet.

Predigt von Propst Gerhard Rechberger CRSA Das Fest Christi Himmelfahrt als Nahtstelle unseres Glaubens

Einerseits das Abschiednehmen und andererseits die Sendung, ein Neubeginn, ein Auftrag an die JüngerInnen. Ihr seid meine Zeugen bis an die Grenzen der Erde, haben wir in der Lesung gehört und im Evangelium hieß es: Geht zu allen Völkern, verkündet die Frohbotschaft, tauft sie. Es ist der Auftrag, das, was Jesus getan, gewirkt hat und gesagt hat, das soll mit seinem Heimgang zum Vater nicht beendet sein, nicht abgeschlossen sein. Es ist nicht wie ein abgeschlossenes Kapitel der Weltgeschichte, diese paar Jahre in Palästina, sondern das, was er getan hat, soll durch seine Jünger weitergetragen werden und was er getan hat, das war wohl diese Frohe Botschaft gerade für die Kranken, für die Armen, für die Sünder, für die Ausgeschlossenen: Für die war Jesus ein Hoffnungszeichen, eine Hoffnung für die Welt, auch für uns.

Dieses Hoffnungszeichen wollte er durch die Jünger auch heute weitertragen lassen, gerade wenn wir in diesem Jahr das Jahr der Hoffnung [Diözese Graz-Seckau] begehen ist die Frage erstens einmal: „Wie viel Hoffnung trage ich selber in meinem Herzen aus dem Glauben heraus?“, und zum anderen „Wie viel Hoffnung kann ich auch anderen Menschen geben und weitergeben?“ Und Jesus gibt uns ja die Zusage mit dem letzten Satz im Matthäus-Evangelium (Mt 28, 20), sozusagen als letztes Testament, das er uns mitgibt:

„Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Und so ist gerade diese Zusage in einer Ordensgemeinschaft auch ein ganz wichtiger Punkt aus dem Glauben heraus. Jesus sendet seine Jünger in die Welt hinaus, zu den Menschen: »Geht zu allen Völkern.«

Und wenn eine Frau in einen Orden geht, ist es auch diese Sendung aus dem Glauben in die Welt hinaus.

Es ist dieser Dienst an den Menschen: Bei Sr. Huberta vor allem im Dienst an den Kranken, Sr. Michaela in der Sakristei und der Liturgie, in der Kapelle hier. Verschiedene Dienste, die aber letztlich dem einen großen Werk dienen. Und gerade bei einer Ordensfrau ist nun dieser Dienst am Menschen rückgebunden in dieser besonderen Verbundenheit in Christus, im Gebet, im Gottesdienst, in dieser geistlichen Gemeinschaft. Das gehört wohl zusammen, dass diese Christusverbundenheit dann wirksam wird in der Verbundenheit mit dem Menschen, in der Offenheit für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Gerade am heutigen Tag wird uns bewusst, Christus hat keine anderen Hände als unsere Hände, um heute das Gute zu tun. Wir sollen dieses Herz Jesu sein, dieses Herz der Liebe, das offen für andere Menschen ist. Und so dürfen wir heute in großer Dankbarkeit Gottesdienst feiern für die Schwestern hier, und vor allem für die beiden Jubilarinnen, die diesen Weg der Nachfolge Christi in besonderer Weise gegangen sind und ihn gehen. Dass sie uns zeigen, gerade wenn wir diese Mitte in Jesus Christus haben, wenn die uns geschenkt ist, dann kann das fruchtbar werden im Dienst an den Mitmenschen. Oder wie es Jesus ausdrückt im Gleichnis vom Weinstock und den Reben: „Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ Möge diese Christusverbundenheit auch uns helfen, dass wir Frucht bringen, Früchte der Liebe.

Und so möchte ich diesen Wunsch mit einem Text abschließen, der diesen Auftrag Christi zum Ausdruck bringt, das wir das weiterführen, was Jesus Christus und gebracht hat:

Christus braucht unsere Füße,
um heute zu den Menschen zu gehen.

Christus braucht unsere Hände,
um heute Menschen zu heilen.

Christus braucht unseren Mund,
um heute Frieden zu stiften.

Christus braucht unser Gesicht,
um heute Hoffnung zu geben.

Christus braucht unser Herz,
um heute die Menschen zu lieben.

Wir sind das Brot,
das er heute verteilt.

Wir sind das Evangelium,
das er heute verkündet.

Wir sind die Bibel,
die die Welt heute liest.

Wir sind Gottes Botschaft in Worten und Taten geschrieben,
Herr, lebe in uns, handle in uns, liebe in uns.

Mache uns zum Werkzeug deines Friedens. Amen.