Statue der Gottesmutter
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Die Kirche lebt vom eucharistischen Christus.

Der heilige Papst Johannes Paul II. war nicht nur ein glühender Marienverehrer, er zählt auch zu den bedeutenden Anbetern, dem die Ausbreitung der Verehrung der Eucharistie am Herzen lag, wie es die oben genannte Enzyklika bezeugt: „Dieses »Staunen« über die Eucharistie möchte ich mit der vorliegenden Enzyklika neu wecken, und zwar in Fortführung jenes Erbes des Jubiläums, das ich der Kirche mit dem Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte und mit seiner marianischen Krönung Rosarium Virginis Mariae übergeben wollte. Das Antlitz Christi betrachten und es mit Maria betrachten, ist das »Programm«, auf das ich die Kirche am   Beginn des dritten Jahrtausends hingewiesen habe und mit dem ich sie einlade, mit Enthusiasmus für die Neuevangelisierung auf das Meer der Geschichte hinauszufahren. Christus betrachten bedeutet ihn erkennen, wo immer er sich zeigt, in den vielfältigen Formen seiner Gegenwart, vor allem aber im lebendigen Sakrament seines Leibes und seines Blutes. Die Kirche lebt vom eucharistischen Christus. Von ihm wird sie genährt, von ihm wird sie erleuchtet. Die Eucharistie ist Geheimnis des Glaubens und zugleich »Geheimnis des Lichtes«. Jedesmal, wenn die Kirche sie feiert, können die Gläubigen in gewisser Weise die Erfahrung der beiden Emmausjünger machen: »Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn« (Lk 24, 31).“

 

An einer anderen Stelle betont er: „Die Eucharistie ist die heilbringende Gegenwart Jesu in der Gemeinschaft der Gläubigen und ihre geistliche Nahrung, sie ist das wertvollste Gut, das die Kirche auf ihrem Weg durch die Geschichte haben kann…. Die Kirche lebt unaufhörlich vom Erlösungsopfer. Ihm nähert sie sich nicht nur durch ein gläubiges Gedenken, sie tritt mit ihm auch wirklich in Kontakt. Denn dieses Opfer wird gegenwärtig und dauert auf sakramentale Weise in jeder Gemeinschaft fort, in der es durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht wird. Auf diese Weise wendet die Eucharistie den Menschen von heute die Versöhnung zu, die Christus ein für allemal für die Menschen aller Zeiten erworben hat. In der Tat: »Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer«. … Die Messe macht das Opfer des Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht. Was sich wiederholt, ist die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende Darstellung« (memorialis demonstratio), durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird.“

 

 

Die Verehrung nicht auf einen Tag begrenzen

Fronleichnam ist nur ein Fest an einem bestimmten Tag im Jahr – wie etwa der Muttertag. Die Verehrung des Allerheiligsten, der Glaube an die Gegenwart Christi in Leib und Blut, werden an diesem Tag bezeugt und die besondere liturgische Gestaltung ist ein gutes Mittel, um das eucharistische Verständnis, die Anbetung und den würdigen Kommunionempfang zu fördern. Aber wie beim Muttertag reicht ein besonderer Tag nicht aus. Angesprochen auf die Feier des Muttertags, meinte eine Mama: „Ich bin froh, wenn meine Kinder das ganze Jahr über brav sind.“

Auf diese Fragestellung hin müssen auch wir uns immer wieder neu prüfen, ob wir das ganze Jahr lang Jesus gegenüber „brav“ sind. Was nützt eine Prozession, wenn wir nicht an Jesu Gegenwart im Allerheiligsten glauben? Wenn wir nicht respektvoll mit ihm umgehen? Wenn wir ihm die Verehrung schuldig bleiben oder ihn gar in schwerer Sünde empfangen?

Im ersten Brief an die Korinther schreibt der heilige Paulus über das unwürdige Verhalten bei der Feier des Herrenmahls: „Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne den Leib zu unterscheiden, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.“ (1 Kor 11,27-29)

Der heilige Augustinus erklärt, worum es beim Kommunionempfang geht: „Niemand isst von diesem Fleisch, wenn er es vorher nicht angebetet hat … Wir begehen nicht nur keine Sünde, wenn wir es anbeten, sondern wir sündigen, wenn wir es nicht anbeten.“

Der selige Carlo Acutis verstand die Verehrung der Eucharistie als „eine Autobahn in den Himmel“. Er war sich sicher: „Je mehr wir die Eucharistie empfangen, desto mehr werden wir wie Jesus werden,
so dass wir auf Erden einen Vorgeschmack auf den Himmel haben werden… Wenn wir uns der Sonne zuwenden, werden wir braun …
aber wenn wir in der Eucharistie vor Jesus stehen, werden wir heilig.“

Anbetungsgebet

 

O Herr Jesus,

Sohn Gottes von Ewigkeit her!

 

Ich danke Dir,

dass Du in Deiner

unbegreiflichen Liebe

Dich unter den Gestalten

des Brotes und Weines

verborgen hast,

indem Du sie

in Dein Fleisch und Dein Blut

verwandelst,

damit ich sie als Nahrung

für das ewige Leben speisen kann.

 

Vor der ganzen Welt bekenne ich,

dass Du mein Herr, Erlöser und Gott bist!

 

Ich vertraue Dir,

ich liebe Dich und bete Dich an,

der Du in der Allerheiligsten Hostie

anwesend bist,

aber auch in meinem Herzen,

jetzt und in Ewigkeit. Amen.

O wesentliche Speise,

welche nicht den Körper, sondern das Herz, nicht das Fleisch sondern die Seele vollkommen sättigt und wahrhaft nährt.
Unser mitleidiger Erlöser, welcher wusste, dass dem Menschen eine geistliche Nahrung fehle,
hat durch diese mitleidige und barmherzige Anordnung
ihm die edelste und kräftigste Seelenspeise, welche es auf der Welt geben kann, bereitet.
(Aus: „Transiturus de hoc mundo“)

 

Fronleichnamssequenz

1. Deinem Heiland, deinem Lehrer,
deinem Hirten und Ernährer,
Sion, stimm ein Loblied an!
Preis nach Kräften seine Würde,
da kein Lobspruch, keine Zierde
seinem Ruhm genügen kann.
2. Dieses Brot sollst du erheben,
welches lebt und gibt das Leben,
das man heut‘ den Christen weist.
Dieses Brot, mit dem im Saale
Christus bei dem Abendmahle
die zwölf Jünger hat gespeist.
3. Laut soll unser Lob erschallen
und das Herz in Freude wallen,
denn der Tag hat sich genaht,
Da der Herr zum Tisch der Gnaden
uns zum ersten Mal und geladen
und dies Mahl gestiftet hat.
4. Neuer König, neue Zeiten,
neue Ostern, neue Freuden,
neues Opfer allzumal!
Vor der Wahrheit muss das Zeichen,
vor dem Licht der Schatten weichen,
hell erglänzt des Tages Strahl.
5. Was von Christus dort geschehen,
sollen wir fortan begehen,
seiner eingedenk zu sein.
Treu dem heiligen Befehle
wandeln wir zum Heil der Seele
in sein Opfer Brot und Wein.
6. Doch wie uns der Glaube kündet,
der Gestalten Wesen schwindet,
Fleisch und Blut wird Brot und Wein.
Was das Auge nicht kann sehen,
der Verstand nicht kann verstehen,
sieht der feste Glaube ein.
7. Unter beiderlei Gestalten
hohe Dinge sind enthalten,
in den Zeichen tief verhüllt.
Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise,
doch der Herr bleibt gleicherweise
ungeteilt in beider Bild.
8. Wer ihm nahet voll Verlangen,
darf ihn unversehrt empfangen,
ungemindert, wunderbar.
Einer kommt, und tausend kommen,
doch so viele ihn genommen,
er bleibt immer, der er war.
9. Gute kommen, Böse kommen,
alle haben ihn genommen,
die zum Leben, die zum Tod.
Bösen wird er Tod und Hölle,
Guten ihres Lebens Quelle,
wie verschieden wirkt dies Brot!
10. Wird die Hostie auch gespalten,
zweifle nicht an Gottes Walten,
dass die Teile das enthalten,
was das ganze Brot enthält.
Niemals kann das Wesen weichen,
teilen lässt sich nur das Zeichen,
Sach‘ und Wesen sind die gleichen,
beide bleiben unentstellt.
11. Seht das Brot, die Engelspeise!
Auf des Lebens Pilgerreise
nehmt es nach der Kinder Weise,
nicht den Hunden werft es hin!
Lang im Bild war‘s vorbereitet:
Isaak, der zum Opfer schreitet;
Osterlamm, zum Mahl bereitet;
Manna nach der Väter Sinn.
12. Guter Hirt, du wahre Speise,
Jesus, gnädig dich erweise!
Nähre uns auf deinen Auen,
lass uns deine Wonnen schauen
in des Lebens ewigem Reich!
Du, der alles weiß und leitet,
uns im Tal des Todes weidet,
lass an deinem Tisch uns weilen,
deine Herrlichkeit uns teilen.
Deinen Seligen mach uns gleich!

Venite adoremus! Kommt, lasset uns anbeten!

Thomas von Aquin war ein glühender Verehrer des „kostbaren, bestaunenswerten Gastmahls“. Er schrieb darüber: „Kein Sakrament hat eine heilsamere Wirkung als dieses: Es reinigt von Sünden, es mehrt die Tugenden und erfüllt den Geist mit dem Reichtum aller geistlichen Gaben.“

Der heilige Thomas merkte an: „Um also die Unermesslichkeit seiner Liebe den Herzen der Gläubigen tiefer einzuprägen, stiftete er beim Letzten Abendmahl dieses Sakrament, nachdem er das Pascha mit seinen Jüngern gefeiert hatte und als er aus dieser Welt zum Vater hinübergehen sollte. Er stiftete es als immerwährendes Geheimnis seiner Passion, als Erfüllung der alten Zeichen, als größtes seiner Wunder und als einzigartigen Trost für jene, die seine Abwesenheit mit Trauer erfüllt.“

Mit den kirchlichen Festen ist es wie mit dem Muttertag: Wie es nicht genügt, nur einmal im Jahr der Mutter Liebe und Ehre zu erweisen, so ist es auch nicht genug, nur einmal im Jahr über ein gewisses Festgeheimnis nachzudenken. Sein Leiden und Sterben ist in jedem Messopfer wieder gegenwärtig, wenn das Brot in seinen Leib und der Wein in Jesu Blut gewandelt wird.

„Welch ein kostbares und bestaunenswertes Gastmahl, heilbringend und voll Wohlgeschmack!“, sagte Thomas von Aquin. Zu diesem Gastmahl lädt uns der Herr Tag für Tag bei der heiligen Messe ein, um uns durch den Empfang seines Leibes (und Blutes) zu stärken, zu trösten und mit Gnaden zu beschenken. Er will uns Mut geben zum Leiden und Kraft zum Sieg. (vgl. Hymnus – Laudes zu Fronleichnam)

Die Kirche hat viele Schätze, materielle und geistliche. Aber sie hat nur einen wirklichen Schatz: Jesus Christus in der Gestalt von Brot und Wein, der sich für uns hingegeben, arm und klein gemacht hat, damit wir von Schuld und Sünde befreit, groß und reich werden in den Augen des lebendigen Gottes.

Jesus sagte: „Wo euer Herz ist, da ist auch euer Schatz!“ (Lk 12,34) Wo ist unser Herz? Weilt es bei Christus oder hängt es an Vergänglichem? Wenn man einen Schatz besitzt, dann öffnet man immer wieder die Schatztruhe, weil man ihn gerne betrachten möchte.

Wenn Christus unser Schatz ist, dann wollen wir ihn betrachten. Die Schatztruhe der Kirche ist der Tabernakel. Wenn der Tabernakel geöffnet ist dürfen wir Jesus in der Hostie anschauen. Dabei geschieht etwas Wunderbares, wie es ein einfacher Bauer einmal dem Pfarrer von Ars erklärte: „Ich schaue ihn an, und er schaut mich an!“ Wahre Anbetung ist die Begegnung der Blicke des Liebenden und des Geliebten und führt vom Austausch zweier Herzen zu einem Herzenstausch. Gehen wir zu Jesus, bleiben wir bei ihm und lassen wir uns sein Herz schenken. Venite adoremus! Kommt, lasset uns anbeten!