Statue der Gottesmutter
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Für die Ablassgewinnung:

 

Gott ist nah in diesem Zeichen: Knieet hin und betet an.

Das Gesetz der Furcht muss weichen, da der neue Bund begann;

Mahl der Liebe ohnegleiche: Nehmt im Glauben teil daran.

 

Gott dem Vater und dem Sohne singe Lob, du Christenheit;

auch dem Geist auf gleichem Throne sei der Lobgesang geweiht.

Bringet Gott im Jubeltone Ehre, Ruhm und Herrlichkeit. Amen.

 

V: Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben.

A: Das alle Erquickung in sich birgt.

 

V: Lasset uns beten. Herr Jesus Christus, im wunderbaren Sakrament des Altares hast du uns das Gedächtnis deines Leidens hinterlassen. Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes so zu verehren, dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird. Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. A: Amen.

Predigt vom Gründonnerstag Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder uns Schwestern!

Wer vom Bad kommt ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen, sagt Jesus, nachdem Petrus den Einwand formuliert hatte, er würde es nicht zulassen, dass Jesus an ihm diesen Sklavendienst versieht. Und um die Brisanz dieser Geste Jesu besser zu verstehen, muss man wissen, dass es im jüdischen Volk ein Gesetz gab, im Bezug auf die Sklaven. Vom Sklaven konnte man im Grunde alles verlangen. Natürlich nichts was den 10 Geboten Gottes widersprach. Aber man konnte von ihm jede Tätigkeit, jede Arbeit jeden Dienst verlangen, außer, sagt das jüdische Gesetz, dass dir der Sklave die Füße wäscht. Jesus setzt sich über ein Gesetz hinweg, das müssen wir als erstes festhalten. Und schon das ist eine Katechese über die Liebe. Die Liebe geht über jedes Gesetz hinaus. Die Liebe kann man nicht in das Korsett eines Gesetzes zwingen. Würde eine Mutter sagen, sie hätte für Ihre Kinder alles getan, was das Gesetz fordert, würden wir zucken und sagen, dann wohl nicht alles. Die Liebe kennt keinen Dienst nach Vorschrift.

Wer vom Bad kommt ist ganz rein und braucht sich nur mehr die Füße zu waschen. Auch da müssen wir zurückgehen in die damalige Zeit. Man hatte keine sanitären Anlagen zu Hause. Man ging ins Bad. Griechen und Römer haben daraus einen ganzen Kult daraus gemacht. Aber auch im Jüdischen gab es so was Ähnliches in den öffentlichen Bädern und Badeanstalten. Da sorgte man für die ausreichende Hygiene und wer vom Bad kam, war ganz rein. Er brauchte sich nur mehr die Füße waschen, denn er war entweder barfuss unterwegs oder barfuss in den Sandalen. Der Schmutz des Weges war das Problem.

Und Jesus, das Wort Gottes, wendet sich uns zu und uns wird heute gesagt, wer vom Bad kommt ist ganz rein. Wer von der Taufe kommt ist ganz rein, aber dazwischen liegen nun mal ein paar Jährchen. Er ist ganz rein, aber der Weg forderte seinen Tribut. Da sind wir in manche Pfütze getreten. Vielleicht haben wir uns selbst an der Schlammschlacht beteiligt. Vielleicht haben wir uns beschmutzt. Sünde beschmutzt. Hier bei Ihnen, liebe Schwestern, bei der Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, da haben wir ein besonderes Gespür für Reinheit, denn diese Reinheit steht für das Paradies. Diese Reinheit steht für eine Ursprünglichkeit, die es nirgendwo anderswo gibt. Diese Reinheit ist Unschuld. Diese Reinheit kennt die Sünde nicht. Diese Reinheit ist reine Liebe. Und umso mehr wir das betonen und unterstreichen, umso mehr fällt uns auf, wie weit wir von dieser Reinheit entfernt sind und wie sehr wir es notwendig haben, ja dass wir gereinigt werden. Sagen wir es mit dem Bild des heutigen Abends: dass uns die Füße gewaschen werden.

Und auch uns ist es peinlich. Wenn ich in die Runde schaue, wahrscheinlich sehe ich an der roten Farbe der Bäckchen, welche Schwestern heute hier zur Fußwaschung vortreten müssen. Die Aufregung steigt mit jeder Minute die die Predigt dauert. Manche Schwester wird sich heute das einzige Mal im Jahr denken: Wenn die Predigt nur lange dauert.

Liebe Brüder und Schwestern, wir lachen darüber, aber gleichzeitig ist dieses Lachen entlarvend. Uns ist es nicht weniger peinlich als Petrus. Oder wir könnten rüber gehen ins Krankenhaus und dort mit Menschen reden, die gepflegt werden müssen, gewaschen werden müssen.

Vielleicht haben sie es zu Hause bei einer alten Oma oder beim Opa gemacht. Noch bevor Sie hier her gekommen sind. Das ist gewöhnungsbedürftig. Denn wer mich wäscht, sieht auch den Schmutz. Wer mich wäscht, wird selber schmutzig.

Liebe Brüder und Schwestern, der ganze Gründonnerstag ist wie ein einziges Loblied, ein Hymnus auf die Liebe Gottes. Wir waren schon ganz rein in der Taufe, aber der Weg, den wir zurücklegen mussten, hat uns vielfältig beschmutzt. Und wir fragen uns: Ja, Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Und wir wissen, das darf wirklich geschehen. Die Sakramente sind unsere Bademittel. Das sind unsere Reinigungsmittel. Natürlich fällt uns als Erstes die Beichte ein und liebe Gläubige, lassen Sie es mich sagen, bei den Schwestern brauche ich das nicht zu sagen, ich hoffe, dass Sie die Osterbeichte schon gemacht haben. Die Osterbeichte ist verpflichtend. Das habe nicht ich erfunden, nicht dass Sie meinen der kommt da jetzt von Südtirol her und sagt uns das hier einfach so rein. Das ist ein Gebot der Kirche und wenn Sie dann zu Ostern ohne die Beichte zur Kommunion gehen, ja ich wage es fast nicht zu sagen, was dann die Kirche sagt. Die Kirche gibt uns Reinigungsmittel, die Eucharistie. Ein Reinigungsmittel, wir sollen rein werden. Rein und immer ist Er es, der sich niederkniet und uns die Füße wäscht, in jedem Sakrament in jeder Eucharistiefeier, er ist es, der heute, hier und jetzt, morgen, übermorgen, an jedem Tag unseres Lebens, wenn wir wollen und es nur annehmen, sich niederkniet, um uns die Füße zu waschen, um uns ganz rein zu haben, denn so möchte er uns mitnehmen, dorthin, wo Maria, die Unbefleckt Empfangene, schon ist.

Liebe Brüder uns Schwestern. Jesus sagt zu den Jüngern: Begreift ihr, was ich euch getan habe? Habe ich begriffen, was er an uns tut? Habe ich es wirklich begriffen? Heute ist der Auftakt zu diesen heiligsten drei österlichen Tagen. Und jeden Tag, Karfreitag, Karsamstag, Osternacht, sollen wir tiefer hineingeführt werden, tiefer begreifen, was er an uns tut. Und wir werden sehen, wie er am Kreuz stirbt, wir werden das betrachten. Wir werden am Karsamstag im Gebet daran denken, dass er hinabgestiegen ist in das Reich des Todes, in die Hölle, und dann wissen wir, für ihn ist tatsächlich kein Weg zu weit. Denn wie Papst Benedikt XVI. es einmal sagt: Die Hölle, das ist der Ort, der am weitesten von Gott entfernst ist. Es gibt keinen Ort, der weiter von ihm entfernt ist, auch dort ist er bereit, in seiner vollkommenen Liebe hinzugehen. Ich denke, wir dürfen hoffen, dass er bei uns schon auf halbem Weg zum Ziel kommt. So weit muss er bei uns gar nicht mal gehen, Gott sei Dank, seien wir froh.

Liebe Brüder und Schwestern, ich habe angekündigt was heute für die Kirche selbstverständlich ist, der Papst wird es heut in der Nacht machen, viele Bischöfe, Priester auf der ganzen Welt. Wir haben es nicht erfunden hier in Vorau, die Fußwaschung, aber es ist ein sehr tiefes Zeichen, dass wir mit aller Ernsthaftigkeit aufnehmen sollten. Denn an diesem Zeichen soll uns sichtbar gemacht werden, worum es geht. Gott macht sich ganz klein, so klein, dass er von unten nach oben blicken muss, um uns anzusehen, er lässt uns sogar noch den Blick von oben nach unten. Er holt uns dort ab, wo wir mit unserem Stolz getroffen werden, und gibt uns damit ein Beispiel, unendlich liebevoll es ihm doch gleichzutun, in unseren alltäglichen Situationen, wo wir die Hand ausstrecken, wo wir verzeihen, wo wir den ersten Schritt machen, wo wir einmal den Mund halten und auf das letzte Wort verzichten usw. usw.

Herr Jesus Christus!
Lass uns dein heiliges, bitteres Leiden dankbar betrachten. Erfülle unser Herz mit treuer Liebe zu dir und mit aufrichtiger Reue über unsere Sünden. In Versuchungen und Leiden wollen wir deiner Todesangst am Ölberg gedenken, im Gebet wollen wir Kraft und Trost suchen und uns ganz in den Willen deines Vaters ergeben. Um diese Gnade bitten wir dich, durch die Verdienste deiner ersten Leidenstunde.

 

Herr Jesus Christus!
In jeder Versuchung mahne uns an dein bitteres Leiden und an unsere einstige Todesangst. So lass uns standhaft widerstehen. Wir nehmen uns ernst und fest vor: wir wollen nicht nachlässig und schläfrig werden im Beten und im geistlichen leben. Dein Beten und Leiden am Ölberg soll uns in jeder Versuchung stärken. So wird uns nichts von deiner Liebe trennen. Darum bitten wir dich, Herr Jesus Christus, durch die Verdienste deiner zweiten Leidensstunde. Amen.

 

Herr Jesus Christus!
Mit deiner Todesangst und dem blutigen Schweiß hast du unsere Erlösung angefangen. Deine Erniedrigung hat uns erhöht, dein Gehorsam hat uns frei gemacht und deine Todesangst hat uns mit Trost und Kraft erfüllt. Für all dies danken wir dir von ganzem Herzen und wollen jetzt und immer deine Liebe und Erbarmung preisen. Lass es aber nicht geschehen, dass du umsonst für uns gelitten hast, sondern mache uns der Früchte deiner Leiden teilhaftig.

 

Herr Jesus Christus!
Zieh uns an dich, stärke uns, wenn wir schwach werden wollen, wecke uns, wenn wir einschlummern möchten. Gib uns ein bußfertiges Herz! Dein Leiden auf dem Ölberg stehe uns auf allen Wegen unseres Lebens vor Augen. Es stärke uns im Kampf gegen die Sünde, es tröste uns in Schmerz und Trübsal. Wenn einmal unsere letzte Stunde kommt und die Todesangst auf uns niederfällt, dann, guter Jesus, lindere durch deine Todesangst die unsere und führe uns in die ewigen Freuden ein, die du uns durch dein bitteres Leiden erkauft hast. Um all dieses bitten wir dich durch die Verdienste deiner ersten, zweiten und dritten Leidensstunde. Amen.

 

Gebete aus einer Ölbergandacht aus dem Gebetbuch „Gottesdienst“ des Erzbistums München-Freising von 1950

„Jesus hat den Jüngern und uns gezeigt, dass im religiösen Leben immer die Gefahr bestehen kann, leicht abzuheben. Deshalb ist es gut, manchmal wie Jesus die Feierlichkeiten zu unterbrechen und zur Fußwaschung zu gehen.“, merkte Prälat Rupert Kroisleitner in der heutigen Predigt an.

Zeichenhaft findet am Gründonnerstag in Erinnerung an den Demutsakt Jesu in vielen Kirchen die Fußwaschung statt. Prälat Kroisleitner führte den Gedanken weiter aus: „Als Christen müssen wir bis zu den Füßen gehen. Wir müssen von unserem Thron heruntersteigen – bis hin zu den Füßen unserer Mitmenschen. Wir wissen, dass die Menschen oft am Boden leben. Und am Boden ist sehr viel Staub, der sich an den Füßen anlegt. Dieser Staub hat viele Namen: Neid, Hass, Missgunst, … all das sammelt sich wie Staub um die Füße. Fußwaschung bedeutet auch Versöhnung mit Gott. Wir müssen uns selber eingestehen, dass wir Schuld auf uns geladen haben, Staub, den wir abwaschen lassen müssen.“

Als Jesus diese Dienstbotenarbeit verrichtend zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: „Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen.“ (Joh 13,6-10) Die Taufe ist das reinigende Bad, in dem unsere Erbschuld von uns abgewaschen wurde. Die Fußwaschung hingegen ist ein Bußakt. Jesus reinigt uns, nimmt den Staub, die lässlichen Sünden, von unseren Füßen weg, um uns Anteil an ihm zu geben. Für die schweren Sünden wird Jesus nach seiner Auferstehung das Sakrament der Beichte einsetzen. Der Herr will uns ganz rein haben. Nur der Reine hat Anteil am ganz Reinen, der Schuldlose am Lamm ohne Fehl und Makel.

„Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“ (Joh 13,14)

Der heilige Antonius von Padua versucht uns Jesu Haltung noch einmal anschaulich einzuprägen: „Wie ein Kind verneigt er sich vor ihnen; er verneigt sich und wäscht ihnen die Füße. Eine unbegreifliche Demut, eine unbeschreibliche Güte. Er, den die Engel im Himmel anbeten, zu Füßen dieser Sünder! Das Antlitz, das die Engel zittern macht, neigt sich über die Füße dieser armen Leute.“

An Jesus Anteil zu haben, bedeutet zu sein wie er: ein Diener der Mitmenschen, ein Überbringer der Liebe Gottes, der den Thron des Himmels verlassen hat, um den Menschen die Füße zu waschen, damit sie durch unser Handeln Anteil erhalten an Christus, der sein Leben für sie gegeben hat.

„Als er ihnen die Füße gewaschen hat, lässt er sie »unter dem Baum sich ausruhen«, wie es im Hohenlied heißt: »Im Schatten meines Geliebten begehre ich zu sitzen. Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen« (2,3). Diese Frucht – es ist sein Fleisch und Blut, das er ihnen an jenem Tage gegeben hat, der „Bissen Brot“, den er ihnen vorgesetzt hat und der sie für das Werk, das sie tun sollten, gestärkt hat… Im Obergemach, dort, wo die Apostel am Pfingsttag den Heiligen Geist empfangen werden, bereitet der Herr des Universums allen Völkern, die an ihn glauben, ein Festmahl… Das macht die Kirche heute in der ganzen Welt. Für die Kirche hat Christus auf dem Berg Sion dieses Festmahl bereitet, die Nahrung, die uns wieder aufbaut, seinen wahren Leib, reich an jeder Art von spiritueller Kraft und Barmherzigkeit. Er hat ihn seinen Aposteln gegeben und ihnen befohlen, ihn an die weiterzugeben, die an ihn glauben.“

Im Allerheiligsten Altarsakrament erfüllten sich Jesu Worte: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13) Vollendete Liebe ist demütig und opferbereit. Das Evangelium vom Gründonnerstag lehrt uns, dass wir rein sein müssen, wenn wir an den Tisch des Herrn treten wollen. Denn in diesem Mahl vollzieht sich jedes Mal sein Opfertod: Golgotha und Ostern werden gleichermaßen gegenwärtig. Bei jeder Wandlung wird seine vollendete Liebe offenbar.