Statue der Gottesmutter
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Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

P. DDr. Marian Gruber OCist

Lieber Herr Monsignore, liebe ehrwürdige Mutter, liebe Schwestern, liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die habsburgische Dynastie brachte es mit sich, dass eine enge Verschränkung zwischen dem religiösen Leben der Kirche und dem Hause Habsburg bestand. Es entstand gleichsam eine Symbiose zwischen diesen Beiden. Es entstand, was wir später eben immer wieder ausgedrückt haben, diese Gemeinsamkeit von Altar und Thron im besten Sinne des Wortes. So kann man im Rückblick durchaus urteilen, dass die Kirche in Österreich zum Beispiel die Krise der Reformation ohne die Hilfe der politischen Macht und Gewalt der Habsburger wohl nicht überwunden hätte. Sowohl das klösterliche Leben, als auch die katholische Laienbewegung in Form von Bruderschaften und Marianischen Kongregationen, erlebte unter der Schirmherrschaft des Kaisers eine ganz neue Blüte. Diese habsburgische Frömmigkeit, die auch als Pietas Austriaca bezeichnet wird, wurde so zur „festen Säule, auf der das Staatskirchentum alter Form ruhte.“ So entstand die Überzeugung, „dass dem Haus Österreich von Gott her eine bestimmte Mission für Reich und Kirche zuteil geworden ist um der religiösen Verdienste seiner Vorfahren willen.“

Die Frömmigkeit und die Gottesfurcht, wie auch Milde und Gerechtigkeit, galten als spezifische Herrschaftstugenden der habsburgischen Dynastie, woraus sich für den Monarchen die Verpflichtung ergab, Sorge für den Kult und die Ehre Gottes zu tragen und „die katholische Religion zu schützen und zu fördern“. Ihre Ausprägung fand diese Pietas Austriaca besonders in der Verehrung der heiligsten Eucharistie, des heiligen Kreuzes und der Gottesmutter Maria und natürlich auch des heiligsten Herzens Jesu.

Vor allem Kaiser Karls fromme Mutter Maria Josepha war um eine religiöse Erziehung des jungen Erzherzogs bemüht. Dies ergab sich jedoch wie von selbst dadurch, dass das gesamte Umfeld Karls von katholischer Religiosität geprägt war. Er besuchte nicht nur schon als Kind häufig den Gottesdienst, sondern pflegte sogar an keiner Kirche ohne einen kurzen Besuch vorüberzugehen. Auch andere religiöse Übungen, wie das Tischgebet, waren für Karl ganz selbstverständlich. Zur Muttergottes hegte er eine tiefe und innige Verehrung, die zeit seines Lebens äußerlich auf vielfache Weise, besonders im täglichen Rosenkranzgebet, ihren Ausdruck fand.

Die Belege für diese seine Frömmigkeit und Marienverehrung sind so zahlreich, dass hier nur einige genannt werden können. Es war für den jungen Erzherzog, der mit 16 Jahren seine militärische Laufbahn begann, selbstverständlich, sich auch öffentlich zu seinem Glauben zu bekennen und seine Gebete auch in Anwesenheit seiner Kameraden nicht zu vernachlässigen. Auch in seiner Ehe mit der Prinzessin Zita von Bourbon-Parma bildeten der katholische Glaube und lebende Frömmigkeit ein festes Fundament. So ließ er in die Eheringe den Anfang des alten Mariengebetes „Sub tuum praesidium“ einprägen und eingravieren. Oft sprachen die zwei über religiöse Themen und das geistliche Leben. Nachdem er als Kaiser auch das militärische Oberkommando übernommen hatte, sorgte Karl für die Soldaten in einer Weise, wie er es mit seinen Moralvorstellungen vereinbaren konnte. So richtete er Soldatenhäuser ein, wo sich die Soldaten bei Spiel und harmloser Zerstreuung erholen konnten, um dem großen Übel der Prostitution entgegenzuwirken. Doch nicht nur die Unterlassung der Sünde war ihm ein Anliegen, sondern auch die religiöse Praxis unter den Soldaten. Daher ließ er Rosenkränze unter ihnen verteilen und veranlasste, dass nach Möglichkeit auch an Wochentagen eine heilige Messe mit Ansprache angeboten wurde. Dem Krieg versuchte er so bald wie nur möglich ein Ende zu bereiten, mit der Begründung: „Kein Mensch kann das vor Gott verantworten.“

Im Unterschied zu seinen Vorgängern im 18. und 19. Jahrhundert verehrte Karl den Papst. Wenn er auch selbst durch die Krönung Georgs V. von Großbritannien verhindert war, schickte er doch seine Verlobte 1911 nach Rom, um den Heiligen Vater um seinen päpstlichen Segen für ihre Ehe zu bitten.

Schließlich soll hier auch der heiligmäßige Tod des seligen Kaisers nicht unerwähnt bleiben. Die Erinnerungen des Kronprinzen Otto und der Gräfin Therese Korff-Schmising-Kerssenbrock, die beim Sterben des verbannten Kaisers zugegen waren, schildern sehr eindrucksvoll, wie gottergeben und mit welchem Vertrauen der Kaiser seinen Todeskampf ertrug. Das ihm verliehene Amt sah Kaiser Karl als Auftrag und Aufgabe die ihm von Gott geschenkt wurde. Das bedeutete keineswegs eine Legitimation willkürlicher Machtausübung, sondern die unbedingte Pflicht, gerade auch in dieser hohen Position Christus, dem einzigen wahren König, nachzufolgen und sein Beispiel nachzuahmen. Das sei auch heute ganz besonders unseren Politikern gesagt. Daher traf Karl keine wichtige Entscheidung ohne Gebet. Eine innige Verehrung der Eucharistie und des heiligsten Herzen Jesu (beide Symbol und Ausdruck der hingebungsvollen Liebe Gottes) gab dem Kaiser Halt und Orientierung. Diesen Auftrag konnte Kaiser Karl daher einfach nicht zurücklegen. Eine Abdankung hätte ihm (wie Kaiser Wilhelm II.) Reichtum und Bequemlichkeit gesichert. Karl nahm Elend, Not und Todesleiden (das er sich mit etwas Vermögen gewiss nicht zugezogen hätte) auf sich, um seiner Aufgabe treu zu bleiben und im Dienst für die ihm anvertrauten Völker Christus nachzufolgen. Karl und Zita führten eine vorbildliche Ehe. In Offenheit und Vertrauen besprach der Kaiser alle wichtigen Angelegenheiten mit seiner Gemahlin, die voller Respekt für seine Verantwortung und Autorität war. Der leidenschaftlich-lebendige Charakter der Kaiserin und das ruhig-bedachte Wesen des Kaisers ergänzten sich in gegenseitiger Wertschätzung auf liebevolle Weis. In elf Ehejahren wurden dem Paar acht Kinder geschenkt. Das gerade auch bezüglich des Familienlebens überaus sorgfältig geführte Seligsprechungsverfahrens hat das tadellose Verhalten Kaiser Karls als Ehemann restlos erwiesen.

Die letzten Worte, die Karl an seine Frau richtete, lauteten: „Ich liebe dich unendlich.“ Kaiser Karl bemühte sich persönlich um die religiöse Erziehung seiner Kinder, machte sie mit den Glaubenswahrheiten vertraut und führte sie alle ins Gebet ein. Karl lebte in einer lebendigen Praxis des Gebets. Seine grundlegende Haltung war die des Gebets: bewusst vor Gott stehend, dessen Willen suchend und ihm alles anvertrauend. Von Kindheit an begleiteten betende Menschen das Leben Karls. Über seinen Tod hinaus betet die Gebetsliga im Sinne Kaiser Karls und begleitet von seiner Fürsprache für den Frieden der Völker, das eigentlich aktueller ist denn je.

Dieses Vertrauen auf die allmächtige Güte Christi erreichte auf Madeira seine Vollendung. Karl hoffte im Herzen seines Meisters die ersehnte Ruhe zu finden, in jenem Herzen, das immer seine Zuflucht, sein Vertrauen, seine absolute Hoffnung gewesen war. Er betete täglich den Rosenkranz und die drei Litaneien: zum Heiligsten Herzen Jesu, die Lauretanische Litanei und die Litanei vom heiligen Joseph; ferner das Te Deum und Psalm 90 (91). Immer hörte man, wie er in seiner Todeskrankheit das Herz Jesu anrief. Seine Kinder empfahl er einzeln und namentlich der Liebe des Göttlichen Herzens. Unter dem Kopfpolster des Todkranken lag ein Herz-Jesu-Bild, und immer wieder küsste er dieses Bild, wenn es ihm an die Lippen gehalten wurde. Am Morgen des 31. März 1922, als Gräfin Mensdorff den Sterbenden umbettete, hörte sie dessen Worte: Es ist doch gut, dass es ein Vertrauen auf das Heiligste Herz Jesu gibt. Sonst wäre das alles nicht zu ertragen. Und eines seiner letzten Worte an seine Gemahlin war gewesen: Im Herzen Jesu werden wir uns wiedersehen!

Am 1. April 1922, um 12:23 Uhr, ging er hinüber. Sein allerletztes Wort hatte diesem seinem Herrn gegolten: O mein Jesus! Amen

Für Frieden und Gerechtigkeit in den Familien und zwischen den Völkern

Viele Gläubige waren heute zu diesem festlichen Akt aus dem ungarischen Nachbarland angereist, um den seligen König von Ungarn zu ehren, den die Kirche mit der Seligsprechung besonders den Familien als beispielhaften Ehemann und Vater vor Augen gestellt hat. Seine Lebensbeschreibungen sind lesenswert. Sein heiligmäßiges Sterben zeigt seine tiefe Gottverbundenheit auf und ist uns Wegweiser in die Ewigkeit. Mit Kaiser Karl hat die Kirche, besonders die österreichische Kirche, einen wundervollen Schatz, der Familien wie Staatsmännern gleichermaßen viel zu sagen hat.

Einen kurzen Artikel über den heutigen Abend finden Sie auch auf der Website der Gebetsliga, die weitere betende Mitglieder in diesem wichtigen Anliegen um den Frieden unter den Völkern sucht – in Österreich und in Ungarn.

Gebetsliga A4 Flyer

Wir dürfen wieder zum nächsten Abend der Barmherzigkeit einladen, der am 07. August in gewohnter Weise stattfinden wird. Kommen Sie zahlreich, um mit uns die Barmherzigkeit des Herrn zu preisen und zu empfangen!

Das Herz des Erlösers steht weit offen

 

Gott möchte uns helfen und in unser Leben, ja sogar in das Geschick der Völker eingreifen, aber er erwartet dazu auch unsere Bitte, unser Eintreten vor ihm für unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse sowie für die Anliegen unserer Brüder. „Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Lk 11,9), mahnte Jesus, als er die Menschen zum vertrauensvollen Gebet ermutigte.

Ebenso darf auch der Dank nicht fehlen, denn wie viel Gutes, wie viel Gnade und Segen hat der Herr nicht schon geschenkt, oft noch bevor wir darum gebeten haben? Die Verehrung des Herzens Jesu will uns die Einfachheit des Gottessohnes wieder entdecken lassen. In Jesus dürfen wir unserem Herzensfreund begegnen. Mit ihm können wir uns von Herz zu Herz aussprechen.

Das ist ja gerade das Schöne am Christentum: Wir haben einen herzlichen Gott, der unsere Nähe sucht, dem unser „Herzeleid“ vertraut ist. Der nicht hoch über uns thront und auf uns in höfischer Weise herabsieht, sondern der uns an sein Herz zieht und sagt: „Ich will euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28) Und in dieser Ruhe erfahren wir das, wonach jeder Mensch sich ausstreckt: Liebe, Erbarmen, Geborgenheit, Heimat.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Pfarrer Mag. Guido Martirani

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Mitbrüder!

Schön, dass sie heute da sind, um Gott zu loben und zu preisen. Es ist heute oft die Rede von Freude. Gott hat Freude, wenn wir ihm begegnen. Gott freut sich, wenn wir erkennen, wie groß er in seiner Liebe ist. Gott hat Freude, haben wir gehört, wenn ein Sünder erkennt, dass Gott ihn liebt, dass Gott bei ihm ist. Die Freude des Himmels ist groß, wenn die Menschen erkennen, dass sie geliebte Kinder Gottes sind. So ist die Kirche bemüht, den Menschen zu begegnen, die Menschen zu suchen, im Auftrag des Herrn. Im Namen Jesu ist die Kirche bemüht, die Menschen zu begeistern. Wir sind eben die erwählten Kinder Gottes. Wir sind die, die Gott erwählt hat.

Jeder Einzelne von uns, ist irgendwann einmal von Gott tief berührt worden. Ganz tief berührt worden. Er hat zu jedem Einzelnen von uns ins Herz gesprochen. Bei dem Einen war es vielleicht vor ein paar Monaten das erste Mal, bei den Anderen vielleicht vor 50-60 Jahren. Aber Gott hat sich offenbart, hat gesprochen, in deinem Herzen, und dann war die Begeisterung da. Erinnert ihr euch noch an die Begeisterung von damals? Wer kann sich nicht erinnern, wie Gott ihn das erste Mal im Herzen berührt hat? Und das, wir haben es auch im Evangelium gehört, war die Begeisterung des ganzen Himmels! Mit dem Dreieinigen Gott, mit dem Allmächtigen, haben sich alle gefreut. Es wird sogar betont, dass sich die Engel gefreut haben an diesem Tag. Jetzt können wir uns vorstellen: Die Engel waren ganz glücklich, als wir Gott erkannt haben und ihm begegnet sind. Das war ein Augenblick! Das war eine Freude! Und an dem Tag, wisst ihr noch, an dem Tag haben wir dann gesagt: „Also, für Gott machen wir alles!“ Wisst ihr noch? Und viele liebe Schwestern von hier haben gesagt: „Wir machen alles für Gott!“ Ihr habt euch ganz Gott hingeschenkt und gesagt: „Mein Herr und mein Gott!“ Aber auch Ihr, in anderer Form und Weise, in der Ehe, Ihr habt auch ganz zu Gott ja gesagt. Ich will alles machen für den Herrn! Ich werde die Welt umreisen. Vielleicht haben das einige gesagt. Ja? Ich auch! Aber am Anfang, weil Gott so nah ist, denkt man; Mit Gott kann man die Welt umreisen! Glaubt ihr das? Mit Gott kann man die Welt umreisen. Doch für uns haben die Schwestern heute etwas mitherein gebracht: Ganz viel Gold, aber der Inhalt ist kostbarer als Gold (Reliquien).

… Das sind Heilige, das sind die, die eben Gott erfahren haben, und dann am Anfang bei ihrer Bekehrung gesagt haben: „Mit Gott reisen wir durch die Lande! Mit Gott werde ich große Taten vollbringen! Mit Gott will ich kämpfen, mit Gott werden alle Heiligen, alle Engel, auf meiner Seite sein und sie freuen sich auch jetzt schon, über meine Bekehrung.“ Sie haben an dieser Freude, an diesem Glauben festgehalten und haben eben versucht, nie zu zweifeln. Ist den Heiligen wahrscheinlich auch nicht immer gelungen, sie haben gebeichtet, Gott hat sie wieder aufgerichtet und dann sind sie immer weiter gegangen. Na, das lass ich mir – wie die Steirer sagen – vom Teufel nicht nehmen. Na diese Freude gebe ich dem Teufel nicht, dass er mir diese Freude nimmt, dass er mir den Glauben nimmt, dass ich mit Gott alles erreichen werde und alles gut wird. Diese List, diese Versuchung kommt sofort. Glaubst du wirklich, dass du jetzt Gott begegnet bist, dass sich da der ganze Himmel gefreut hat? Aber da kommt gleich die andere Stimme: Der freut sich ja nicht, geh nach Hause, sperr dich ein, was willst du denn? Diese List kommt ja sofort. Aber nein! Nein, wir wollen diese List durchschauen. Nein, das lass ich mir nicht nehmen.

Nehmt mir alles, die Häuser, den Garten, alles, nehmt das Geld, …, aber nicht meinen Glauben! Nicht den Glauben! Denn der ist ja das Wichtigste! Der Glaube, der uns geschenkt worden ist, gerade an dem Tag, an dem Gott uns berührt hat und begegnet ist, und gesagt hat: „Mit dir will ich was machen. Mit dir! Genau so, wie du bist, mit deinen Fähigkeiten, mit deinen Begabungen. Und wenn dir etwas fehlt, der Heilige Geist gibt dir alles.“ Mit Gott sind wir stark. Denn unser Ziel ist die Heiligkeit. Auch wir sind berufen zur Heiligkeit. Und heute geht es hier auch um die Heiligenverehrung. Und glaubt mir, dass ist eine falsche Heiligenverehrung, wenn man sagt: „Mei, ihr Heiligen, ich werfe mich nieder vor euch, bitte verzeiht mir meine negativen Eigenschaften, aber schön, dass ihr so heilig ward, dann brauch ich mich nicht so dringend bemühen.“ Wir müssen diese Heiligkeit selbst im Gebet erreichen. Die Heiligen sind dafür unsere Vorbilder.

Heiligkeit ist unser Ziel

Wir müssen sagen: „Auch wir wollen das.“ Unsere Lieblingsheiligen sind oft die, die uns vielleicht weiter führen möchten, dorthin wo sie auch waren. Das ist kein Hochmut, wenn man sagt: „Ich will auch werden wie der oder wie die!“ Nicht wie die falschen Frömmler: „Mei, du Heiliger so und so, du warst halt ein großer Heiliger…aber ich…“ – das ist falsche Demut, falsche Heiligkeit! Das gibt’s. Der Mensch ist auf einem guten Weg, der sagt: „Dieser Heilige ist mein Vorbild, diese Liebe, diese Beziehung, will ich auch haben mit Gott, mit den Mitmenschen, dieses Ziel will ich erreichen. Ein Heiliger ist ein Ziel vor Augen!

Kurzer Themenwechsel, bitte. Wisst ihr, was ich gemacht habe, als ich heute hier her gefahren bin? Bevor ich hergekommen bin, war ich im Stall und habe ein Kalb gesegnet. Ein Kalb, lieb, frisch. Der Bauer hat gesagt: „Segne unser Kalb!“

Ich hätte sagen können: „Pah, ein Kalb segnen gehen …ich habe Heiligeres zu tun … ich gehe heute zum Abend der Barmherzigkeit!“ Aber nein, ich bin zum Bauern gefahren und habe das Kalb gesegnet und auch den Stall. Und ich bin von diesem Einsatz so erfüllt weggegangen! Also echt, ich habe ein Kalb gesegnet und den Hof und den Bauern … und der Bauer war so glücklich! Man hat richtig gemerkt, wie Gott, auch in dieser einfachen Sache wirkt, und da hab ich mir gedacht: „Schau, auch das ist in den Augen Gottes etwas Großes: Einfache Leute, einfache Tiere, die Segnung eines Kalbes. Und Gott wirkt!“

Reliquien

Aber jetzt wieder zurück zum Thema: Reliquien ersten Grades sind Teilchen eines Heiligen. Also ein Mensch, der eben so gelebt hat, wie wir vorhin gesagt haben, mit Feuer und Begeisterung, der es gewagt hat, alles mit Gott zu machen, bis ans Ende, bis ans Sterbebett und dort auch nicht gezweifelt. Und alle waren begeistert, über sein großes Vorbild. Schon zu Lebzeiten war die Begeisterung da im Volk. Und viele haben dann als der gestorben ist, gesagt: „Der muss heiliggesprochen werden. Der muss sofort ein Heiliger werden, das war ein großartiger Mensch. Der hat mit Gott gelebt.“

Natürlich, die Kirche sagt: „Ja, begeistert sind sie gleich einmal, für irgendjemanden!

Aber das muss geprüft werden!“ Zu Recht! Streng! Und dann wird das Leben dieses begeisterten Heiligen streng geprüft. Viele Leute werden befragt, es wird gebetet, und am Ende dieser Prüfungszeit heißt es dann: „Der ist wirklich heilig!“

Das dauert viele Jahre. Dann wird er offiziell heiliggesprochen. Zuvor wird er seliggesprochen. Dann werden Reliquien entnommen. Dabei nimmt man ein Stück vom Körper des Heiligen, oft sind es Knochen, und macht kleine Teilchen daraus, die in eine Kapsel eingepackt gut aufbewahrt werden. Es wird ein Dokument ausgestellt, dass es wirklich ein Teilchen dieses Heiligen ist. Das sind die Reliquien ersten Grades. Reliquien zweiten Grades stammen vom Gewand, das der Heilige angehabt hat oder berührt hat, oder von etwas, das ihm gehört hat. Das sind Reliquien zweiten Grades.

Auf diesem Dokument, das die Echtheit der Reliquie bestätigt, steht darauf, dass diese Reliquien öffentlich in einer Kirche oder Kapelle verehrt werden sollen, denn die Heiligen haben schon die Begeisterung Gottes gehabt, die Liebe Gottes, die Freude Gottes!

Und jetzt werden die Reliquien hier bald zur Verehrung in eine Vitrine gegeben, weil diese Heiligen jene sind, die die Liebe Gottes erfahren haben und die Menschen mitbegeistert haben, die vorbildlich gelebt haben. Diese Heiligen sind durch dieses Reliquienstückchen, ganz im Glauben betrachtet, zu 100% da und treten für uns ein. Sie sind Vorbilder, erreichbar im Glauben, aber auch Mittler der Gnade, denn sie sind jetzt schon bei Gott. Sie vermitteln uns die Gnaden, sie vermitteln uns Charismen, sie sprechen mit uns, sie kommunizieren mit uns, sie wollen uns nahe sein. Sie sind unsere Freunde!

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit P. Prof. Dr. Sebastian Athappilly CMI

Jesus, der sonst immer mild und sanft ist, geißelt die Händler im Tempel! Dies mag uns überraschen. Er riskiert sogar sein Leben damit. War ihm dies so wichtig? Was hat ihn so erregt, dass er zur Geißel greift?

Die Jünger finden eine Antwort auf diese Frage im Wort der Schrift: Sie erinnerten sich daran: „Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.“ So schließt der erste Teil des heutigen Evangeliums mit einem Erinnerungswort aus der Schrift. Es geht hier um den Eifer für Gott, seinen Vater. Der zweite Teil ist dem Disput gewidmet, der sich anschließt. Jesus stellt sich selbst als Tempel vor und spricht von seiner Auferstehung. Auch dieser Teil wird ebenso mit einem „Erinnerungswort“ abgeschlossen: Als Jesus von den Toten auferstanden war, erinnerten sich die Jünger, dass er dies gesagt hatte. Was Jesus gesagt hat, deutet sein Geschick.

Beide Teile sind miteinander verbunden: im ersten Teil werden Geschäfte aus dem Tempel vertrieben, im zweiten wird der Tempel überhaupt erst neu errichtet. In Johannes Prolog heißt es: in Jesus wohnt das Wort unter uns. Wir sehen die Herrlichkeit des einzigen Sohnes des Vaters, voll Gnade und Wahrheit.

Die Tempelaustreibung in Joh 2 ist also eine Auslegung des Prologs in Johannes 1; sie  erzählt, was im Prolog, der Jesus-Geschichte vorangestellt wird. In diesem Hymnus im Prolog ist Johannes 2 und das ganze Evangelium verwurzelt. Jesus ist der Tempel Gottes!

Der Hinweis auf den Tod Jesu und seine Auferstehung gibt uns den Schlüssel zu einem tieferen Verständnis.

Sie sind Zeichen dafür, dass mit Jesus Christus eine neue Zeit angebrochen ist, die alle bisherigen religiösen Stätten in den Schatten stellt. Schon im Prolog heißt es: Das Gesetz ist durch Mose gegeben worden; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus gekommen. Und weiter: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“. Und er selber lädt uns ein: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt; ich werde euch Ruhe verschaffen!“ An seinem geöffneten, verwundeten Herzen werden wir Ruhe finden.

Mit Jesus beginnt eine neue Epoche des Gottesverhältnisses. „Die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,23f.)

Als Jesus seinen Geist aufgab, da zerriss nach Matthäus der Vorhang des Tempels von oben bis unten. Auch dies deutet auf eine neue Zeit hin, die in Jesus angebrochen ist.

Im Markusevangelium finden wir eine ähnliche Botschaft, indem die Tempelaustreibung gleich nach der Verfluchung des Feigenbaumes dargestellt wird. Eine Andeutung daraufhin, dass das alte Israel sich als unfruchtbarer Feigenbaum gezeigt hat. Nach außen hin schön und einladend, aber in Wahrheit fruchtlos. Er fand da nichts als Blätter. Daher wird der Tempel, das Symbol des alten Bundes nun durch Jesus gründlich erneuert und ersetzt.

Anstoß und Ärgernis

Jesus will unser Gottesverhältnis auf eine völlig neue Basis stellen. Er will uns teilhaben lassen an der Wahrheit, an seiner Gotteserkenntnis und an seinem Geist, damit auch wir in der Kraft dieses Geistes rufen können: ABBA, Vater. Er will uns fähig machen, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Gott ist nicht mehr bloß der Gott des Abrahams, des Isaaks und des Jakobs oder des Mose, sondern Gott ist der Gott Jesu! Nur er kennt den Vater und der, dem der Sohn ihn offenbaren will. Niemand kommt zum Vater außer durch ihn.

Auch die zwei Aussagen Jesu bei der Tempelaustreibung enthalten tiefe Wahrheiten über ihn und seinen Auftrag. Die erste Aussage, „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ enthält den hohen Anspruch, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der gekommen ist, um die Ehre seines Vaters zu verteidigen. Gott ist sein Vater, zu dem er Abba sagen darf. So heißt es in Johannes 5,18: Die Juden trachteten danach, ihn zu töten, „weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.“

Jesus war von seinem Vater ganz in Anspruch genommen. Er hat gesagt, seine Speise ist es, den Willen seines Vaters zu tun. Die ersten Worte von Jesus, die im Evangelium stehen, lauten: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“. So sagte der zwölfjähriger Jesus zu Maria und Joseph, die ihn gesucht und am Ende im Tempel wieder gefunden haben. Und dort heißt es weiter über Maria: sie bewahrte alles in ihrem Herzen. Als der Engel Gabriel ihr den Gruß Gottes brachte, heißt es: Maria überlegte sich, sie sann nach, was dieser Gruß zu bedeuten habe; sie überlegte in ihrem Herzen darüber. Im Originaltext auf Griechisch steht: dielogiseto, sie hat im Herzen dialogisiert, erwogen, im Gespräch, nicht mit jemand anderem, sondern mit Gottes Wort. Mit Gott, was Gott von ihr verlangt. Einfach gesagt, sie hat gebetet. So war es auch mit Joseph. Er hat nicht mit jemandem diskutiert, wieso seine Verlobte jetzt ein Kind erwartet, ohne seine Erkenntnis. Und die beiden bekommen die Antwort Gottes durch den Engel. Bei Maria heißt es dann, sie sagte: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“. Bei Joseph heißt es, dass er tat, wie der Engel ihm aufgetragen hatte. Ein Mann der Tat nach dem Willen Gottes, ohne Wenn und Aber. Heute denken wir an ihn, den Patron der Arbeiter.

Dass Jesus den Anspruch als der Sohn Gottes erhoben hatte, beschuldigten ihn die Juden als Gotteslästerer. Was die Juden als Gotteslästerung empfunden, gerade das ist der Grund unseres Heiles und warum wir Jesus annehmen und anbeten. Jesus ist eben nicht bloß ein Mensch, sondern Gott, Gott der Sohn. Wenn wir unsere Erlösung, unser ewiges Heil einem bloßen Menschen wie wir verdanken sollten, das wäre für uns eine Entwürdigung. Gott selbst ist unser Retter. Jahwe ist unser Heil und Heiland. Der Name Jehoschuah, Jeschuah, Jesus, bedeutet dies. Jesus heißt nicht nur so, sondern er ist, was er heißt. Der Engel hatte Josef beauftragt, du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird das Volk von seinen Sünden erlösen (Matt 1,21). Jesus ist Immanuel, Gott-mit-uns.

Jesus, der als Gotteslästerer zum Tode verurteilt und gekreuzigt wurde im Namen des jüdischen Gesetzes, wurde aber vom Vater glorreich bestätigt als der Sohn Gottes durch die Auferweckung bzw. Auferstehung. Da hat Gott, der Herr des Lebens, mächtig gesprochen. Was er bei der Taufe und bei der Verklärung mit der Stimme vom Himmel gesagt hatte, bestätigte er nun durch die Tat der Auferweckung:

„Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“

Daher schreibt Paulus im Brief an die Römer: „Das Evangelium von seinem Sohn, der nach dem Fleisch aus dem Geschlecht Davids hervorgegangen, machtvoll nach dem Geist der Heiligkeit aufgrund der Auferstehung von den Toten als Sohn Gottes eingesetzt ist.“ Weil er der Sohn Gottes ist, kann er uns befreien. „Jeder, der sündigt, ist Sklave der Sünde. Wenn euch der Sohn frei macht, seid ihr wirklich frei“ (Joh 8,36). Als der Sohn Gottes hat er auch die Vollmacht zur Sündenvergebung. Zum Gelähmten sagte er: „mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mk 2,5). Diese Vollmacht hat er den Aposteln übertragen. „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und wem ihr sie nicht vergebt, dem bleiben sie unvergeben“ (Joh 20,23). Dies wird durch die Kirche weiter gespendet im Sakrament der Sündenvergebung. Wo sonst finden wir solche Vollmacht, im Namen Gottes die Sünden zu vergeben? Wer könnte sonst diese Vollmacht geben, außer Jesus? Das Sakrament der Sündenvergebung macht uns frei und froh!

Die zweite Aussage Jesu: „Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ hat er in seiner Auferstehung. Erfüllt. Jesus sprach vom Tempel seines Leibes! Dieses Erinnerungswort beinhaltet folgende Wahrheiten: Als menschgewordener Sohn Gottes, ist er in seiner Menschheit und Leiblichkeit das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes. Daher sagte er: Wer ihn sieht, sieht den Vater. Wie Paulus schreibt, in ihm wohnt die ganze Fülle Gottes leibhaftig. Er ist das Sakrament Gottes. Mit ihm haben wir das wahre und sichere Verhältnis zu Gott. Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch ihn. In keinem anderen Namen haben wir das Heil. Paulus sagt dasselbe: Es gibt einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus.

Jesus will uns teilhaben lassen an der Wahrheit, an seiner Gotteserkenntnis, an seinem Geist und an seinem Leben, nämlich am göttlichen, ewigen Leben, Leben in Fülle. Als der Gute Hirte, ist er gekommen, damit wir Leben haben, Leben in Fülle. Bei der Gabenbereitung mischt der Priester ein wenig Wasser mit dem Wein und betet: „Wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet zum heiligen Zeichen, so lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat“. Gerade das ist unser Heil.

Wir empfangen dieses Heil in und durch Jesus, sonst durch keinen anderen. Durch ihn empfangen wir den Heiligen Geist, in wem wir zu Gott rufen können und dürfen: ABBA, Vater. Jesus macht uns fähig, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Er wurde, was wir sind, Mensch, damit er uns macht, was er ist, Gott. Darum sagen wir mit dem Hauptmann: „ich bin nicht würdig, dass du mein Haus betrittst“ (Matt 8,8). Aber darum sagen wir auch mit Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens!“ (Joh 6,68). Darum sagen wir mit dem Hauptmann: „ich bin nicht würdig, dass du mein Haus betrittst“. Aber darum sagen wir auch mit Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens!“ Dem großen, erhabenen, allmächtigen Gott, unserem Schöpfer und dem Schöpfer der ganzen Welt, begegnen wir in Jesus Christus ganz nah. Darum schreibt Petrus, wie wir in der Lesung gehört haben: „… damit ihr die Großtaten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares Licht“ (1 Petr 2,9). Welch ein Wunder der Liebe! Wir können dies nicht begreifen, aber wir können dies demütig annehmen und Gott in froher Dankbarkeit anbeten, Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Pater Andreas Skoblicki

Liebe Schwestern und Brüder!

Zu Beginn möchte ich etwas bekennen. Man spürt und sieht jetzt, dass die Heiligen (Reliquien), die euch hier besuchen, wirklich euch und alle Menschen, die hier her kommen, zu einer Gemeinschaft führen. Seit ein paar Monaten wohnt hier auch die heilige Sr. Faustyna. Und sie erscheint hier heute im neuen Reliquiar.

Wir gehören zur Gemeinschaft der Heiligen, obwohl wir alles noch wie im Schatten sehen, aber so ist das. Zuerst im Schatten, dann durch Sehnsucht, und dann, wenn wir wirklich ein reines Herz erreichen und bewahren, werden wir Gott sehen wie er ist. Das ist die Erfahrung der Heiligen und ich glaube, wir kennen das auch vom Apostel Johannes. Er hat in der Offenbarung erfahren, dass die Heiligen auch mit uns viel zu tun haben, denn den Weihrauch, der vor Gottes Thron aufsteigt, bringen die Heiligen. Und zu diesem Weihrauch zählen auch unsere Gebete. Ein Gebet der Heiligen, das ist wie eine gute Tat. Das Gebet, das sind diese guten Taten, die wir begehen können. Und vom Theaterstück Jedermann wissen wir, dass nur die guten Taten bereit waren, mit ihm zum Gericht zu gehen. Alle irdischen Freunde haben ihn verlassen und auch das Gold hat bekannt: „Du hast immer gedacht, ich gehöre dir, aber ich habe nie dir gehört, das war eine Illusion von dir.“ Nur gute Taten können mit uns gehen und deshalb sollen wir auch die guten Taten vermehren.

Ich habe das Gefühl, dass wir heute Ostern feiern. Und wir feiern in Wirklichkeit auch ein Osterfest, weil die Kirche uns diese Osterfreude auf acht Tage (Osteroktav) verteilt. Und wir sollen in dieser Zeit den Auferstandenen Herrn vor Augen haben. Er ist wirklich auferstanden, er stirbt nicht mehr, er ist lebendig, er ist das Licht der Welt, er begegnet Maria von Magdala und den Aposteln und anderen Menschen, den Emmausjüngern. Er bereitet diese Menschen auf die große Sendung vor und schenkt ihnen Gelegenheit, diese schnelle Verwandlung zu erleben.

Aus dieser Tiefe, aus dieser Angst des Todes des Herrn, haben sie nach seiner Auferstehung diese große Freude erlebt und dieses Verständnis von allen Dingen, die sie bis jetzt erlebt haben, kommt jetzt. Es ist nicht das Gleiche in unserem Leben, wenn wir wirklich auf die Wege des Herrn kommen, gehen oder wieder auf sie zurückkommen. Denn plötzlich werde ich alles, was in meinem Leben geschieht, versuchen, im Licht es Evangeliums zu sehen.

In einem amerikanischen Buch über die geistliche Begleitung habe ich vor Jahren gelesen. Damals war das für mich noch nicht so klar, dass, wenn jemand einen Rat bei dir sucht – und ich denke das betrifft alle Menschen, alle Christen –, dass,  wenn jemand zu ihnen kommt und mit ihren Problemen einen Rat sucht, eine Stärkung oder einfach mit jemandem sein/ihr Leben teilen will und die Frage kommt, was soll ich tun?, dass ich hier die Funktion eines Ohres erfüllen soll. Was soll ich sagen? „Ja macht nichts, geh nach Hause und vergiss es, es ist egal…“ Das ist keine Hilfe, eigentlich! Es ist keine Hilfe zu sagen: „Macht nichts.“ Ja, vielleicht macht es für dich nichts, weil du bist unberührt davon. Aber für mich, der ich Probleme habe, ist das eine große Belastung und Sorge. Und das ist auch die Frage damals in diesem Buch für die Priester und für die, die geistliche Begleitung machen, gewesen. Du kannst nicht zu jemandem der zur Beichte kommt und fragt „Was soll ich tun?“ sagen: „Macht nichts, vergiss es.“ Das ist keine Hilfe.

Das Schönste in der Begleitung ist, ständig in der Liebe zu bleiben, aber nicht in der eigenen Liebe, denn die ist zu schwach. Aber man soll versuchen, auch diese Aufgabe in der Liebe Gottes zu erfüllen, sich selber einzutauchen in die Liebe Gottes und einfach die Funktion eines Esels auf sich nehmen, denn vielleicht will der Herr gleich auf mir zu dieser Person reiten, auch wenn ich habe keine Ahnung habe, wie er das tun will. In dem Buch war ein Tipp. Es wurde dort geschrieben, du sollst beten und, diese Geschichte gleichzeitig hörend, den Herrn bitten. Du musst im Gebet sein, nicht nur aus Neugierde, sondern wirklich im Gebet das Erzählte betrachten, und daran denken, dass diese Person wirklich nach der Wahrheit in ihrem Leben sucht.

Du sollst den Herrn bitten: „Herr, bitte schenke mir vielleicht ein biblisches Bild oder eine biblische Botschaft oder Erinnerung! Wenn ich so zuhöre, dann erzählt plötzlich jemand etwas, vielleicht eine biblische Geschichte aus dem alten oder neuen Testament Und als Antwort kann ich dann diese Geschichte geben. Man kann versuchen, diese biblische Geschichte neu zu übersetzten, in unsere Zeit übertragen, und ich denke, dass sind die schönsten Begleitungen und Räte die wir geben können. Denn was passiert? Diese Person verlässt mich nach dem Gespräch, geht in ihr Leben zurück und was nimmt sie mit? Wenn sie mein Wort nimmt, das ist billig, ein paar Cent vielleicht wert, aber nicht mehr, Aber wenn sie das Wort Gottes nimmt, diese Kraft des Wortes Gottes: „Er sagte und es geschah!“ Natürlich, hinter diesem Wort Gottes ist die Kraft des Heiligen Geistes und wenn diese Person wirklich entscheidet, ihr Leben in diesem Licht des Wortes Gottes zu betrachten, dann öffnet sich plötzlich diese Dimension, die vielleicht nicht am Anfang offen war. Wir lernen dadurch ständig in das Geheimnis Gottes und seine Liebe einzutauchen mit den eigenen Fragen und mit den Fragen anderen Menschen. Das ist eine große Hoffnung auf das Finden einer Antwort. Und ich denke, das geschieht auch hier.

Vielleicht kommen sie von nah und fern, einige müssen heute 600 km zurücklegen, einige weniger. Aber immer wieder kommen sie hierher. Sie können auch in ihre eigene Pfarre gehen, aber vielleicht ist das zurzeit nicht möglich. Ein Kind, neues Leben, kann nicht sofort geboren werden. Es braucht neun Monate Schwangerschaft. Vielleicht kommen Sie hier her, weil das hier Ihre geistige Schwangerschaft ist, bevor sie reif werden, das neue Leben ihrer eigenen Pfarre zu schenken und den Mut haben, dort auch Gebetsnachmittage zu starten.

Der Herr will, dass wir Frucht bringen.

Aber versuchen sie nicht einem Kind zu sagen, du musst zwei Jahre in meinem Mutterleib sitzen, weil ich bin noch nicht bereit dich zu gebären, bitte, bitte, ich muss noch einen Kredit aufnehmen, ein Haus bauen – warte noch zwei Jahre im Mutterleib. Wenn ich heirate, und ich bin noch nicht sicher, ob ich heiraten soll, dann kannst du geboren werden. Nicht so bitte! Der Herr bestimmt die Zeiten, auch durch die Rechte der Natur. Ich berufe mich jetzt auf eine Geschichte mit einer Frau, die immer wieder zu uns kommen wollte. Und ich habe ihr gesagt: „Du kommst schon neun Monate hierher, das ist schon genug!“ Das war für sie nicht so angenehm, wenn der Hausherr sagt: „Ist schon genug, kannst du bitte nicht mehr kommen.“ Ich habe gesagt: „Es ist Zeit, du musst Kind gebären, bitte! Es ist schon neun Monate alt, geh in deine eigene Pfarre und starte dort etwas, du kannst kommen, aber schon als Mutter!“ Heute ist durch diese Frau in ihrer Heimatpfarre wirklich eine große Erneuerung geschehen. Und eines dieser Wunderzeichen ist, dass der Pfarrgemeinderat plötzlich sehr, sehr gläubig und katholisch geworden ist, und dass sie unbedingt apostolisch sein wollen!

Ja, sie sind in Österreich, sie wissen, das ist nicht überall der Fall. Aber für  diesen Pfarrgemeinderat ist heute das größte Anliegen nicht mehr der Kaffeesonntag oder der Suppensonntag oder der Faschingssonntag. Es gibt Platz für ein Fest der Barmherzigkeit und der Pfarrgemeinderat will plötzlich apostolisch sein und andere Menschen zum Herrn führen! Wenn wir in dieses Geheimnis Gottes eintauchen, und jedes Mal tauchen wir etwas tiefer ein, und jedes Mal wird uns der Herr etwas mehr reinigen. Die Gnade kommt immer. Ex opere operatum! Gott wirkt ständig und seine Gnade ist ständig groß. Aber Ex opere operantis, wie die Theologie sagt, also wie ich antworte, wie ich darauf antworte, wie ich mich öffne, wie ich vielleicht meine Sünde bereue, wie ich diese falschen Wege von meinem Leben ausschneide und nicht mehr gehe, diese Fruchtbarkeit liegt auch in meinen Händen.

Wenn ich am Sonntag zur Kirche gehe und zur heiligen Kommunion und dann am Montag zu den esoterischen Gemeinschaften – ja dann natürlich wird mein Aussehen immer schrecklicher sein. Da erkennen dann schon einige: Das ist das typisch esoterisches Gesicht. Aber wenn man zum Herrn kommt, dann wird man seine Liebe und seine Gnade in diesem Gesicht erkennen.

Schwestern und Brüder, glauben sie daran, es ist nicht wichtig, dass wir jedes Jahr älter werden. Mein polnischer Bischof hat vor zwei Jahren gesagt: „Andreas, jedes Jahr werden wir älter. Auch du. Also vielleicht ist es Zeit zum Nachdenken, wieder nach Hause zu kommen.“ Ja wir wissen, wenn jemand 65 ist und die Arbeitsstelle wechseln will, dann will ihn niemand nehmen und die Leute sagen: „Nein, nein.“  Aber niemand denkt, dass du schon Erfahrung hast. So möchte ich ihnen auch in diesem Licht der wirkenden Gnade Gottes sagen: „Kommen sie ständig zum Herrn.“ Wenn sie fragen: „Wie oft?“ Dann sage ich immer: „Ja, wie oft essen sie täglich?“ „ Wie oft soll ich beten?“ Paulus sagt: „Immer.“

Wenn die Leute sagen: „Herr Pfarrer, aber ich habe wirklich keine Zeit.“ Dann sage ich: „Ich glaube es Ihnen, warum soll ich Ihnen das nicht glauben. Aber ich bitte sie um etwas. Wenn sie keine Zeit zum Gebet haben, wenn sie ihre Seele nicht ernähren, weil sie keine Zeit dazu haben, dann bitte ernähren sie auch ihren Körper nicht, dann haben sie auch schon etwas mehr Zeit, vielleicht gewinnen Sie dadurch zwei Stunden pro Tag mehr, dann können sie schon was Gutes machen und nach drei Tagen wissen sie schon was sie machen. Meine Seele dürstet nach Gott, genauso wie dein Körper und dein Körper dürstet nach Brot.

Nicht nur von Brot lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.

Leben wir in dieser Erkenntnis Gottes, so oft wie möglich. Wenn du nicht beten möchtest, dann iss nicht, denn damit schaffst du einen Ausgleich. Dann wirst du plötzlich Verständnis für die Notwendigkeit des Gebetes bekommen.“ Dann wirst du sagen: „So lange habe ich um die Weisheit gebetet und sie ist nicht gekommen, aber plötzlich kommt das rechte Verständnis.“ Jesus sagt: „Wenn du einige Geister in dir nicht besiegen kannst, dann faste, bitte.“ Wir wissen, laut dem heiligen Johannes Kasjan (Cassianus) ist die erste Hauptsünde nicht, wie der Katechismus sagt, „Stolz und Hochmut“, sondern sie sind erst die Endstation. Und nach dieser Endstation ist der Fall. Die erste Hauptsünde ist Unmäßigkeit im Essen und Trinken. Und das glauben wir sofort, denn wenn ein Mensch geboren wird, dann muss er gleich nach einigen Minuten essen bzw. trinken, sonst schreit er zu viel. Wenn wir etwas getan haben, dann sind wir unruhig und wir müssen essen und trinken.

Für die Wüstenväter war klar: Wir können alle Hauptsünden aus unserem Leben entfernen, aber als Gefahr bleibt: Ich muss essen und trinken. Und diese Gefahr liegt in der Frage: Wieviel muss ich essen und trinken, damit ich nicht in eine nächste Sünde falle, und, laut den Wüstenvätern heißt es: Die Tochter oder der Sohn der Unmäßigkeit im Essen und Trinken, das heißt, in meinem Leib, in meinem Körper, ist – zur Überraschung von 99,9% der Christen – die Unkeuschheit. Das Luxusleben führt nicht zur Unkeuschheit! Es ist gut, zwei Briefe von den sieben Briefen an die sieben Kirchen (Offenbarung) zu lesen. Und zwar den Brief an die Christen in Smyrna und den letzten Brief an die Kirche in Laodizea. In der ersten Kirche gibt es nichts Schlimmes, weil in dieser Gemeinde gefastet wird und das Kreuz gegenwärtig ist. Und der Herr wirft dieser Gemeinde nichts Schlechtes vor. Sie ist die einzige Kirche, in der Jesus nichts Schlechtes gefunden hat. Aber in Laodizea leben sie so, wie die westliche Welt heute lebt: Essen und Trinken, alles ist Spaß – von morgens bis Mitternacht. Das wichtigste ist Spaß. Spaß. Ja, und dann führen sie ein Leben in Unkeuschheit, weil diese, ist die Tochter der Unmäßigkeit. Und sie denken nicht, dass diese Spaßgemeinschaft, diese Gesellschaft, auch fruchtbar ist. Und ihre Kinder sind Kinder der Unkeuschheit. Wenn sie schauen in ihre Städte, in Graz oder egal wo, in diese wohlhabenden Gesellschaften die auf Kosten der Anderen leben – ganz gut sogar – sie wollen nichts davon wissen, aber dort ist wirklich essen und trinken… Ich bin einmal in ein Restaurant in Österreich gegangen und da wurde mir gesagt: „Ja, sie haben sich nicht vorher angemeldet.“ Ja, aber ich bin hungrig und will essen! „Ja, ja, aber wir haben auf drei Touren Mittagessen.“ Oh, Mama mia, dachte ich mir, niemand kocht in diesem Land, aber alle gehen auf drei Touren Mittagessen,… das ist wirklich schlimm! Wenn du essen gehen willst, dann musst du dich anmelden wie beim Arzt. Oder wie bei der  Beichte in Österreich: Zuerst musst du einen Beichtstuhl finden. Dort findest du die Handynummer vom Pfarrer, dann musst du eine Wertkarte kaufen, dann dort anrufen und ihn fragen: „Darf ich zur Beichte kommen?“ Wenn er keine Zeit hat, dann musst du zum anderen Dekanat fahren, vielleicht findest du jemanden…“

Heute habe ich kurz in der Früh auf KT-V geschaut und P. Karl Wallner hat über den Wiener Patron Clemens Maria Hofbauer gesprochen. Sie wissen, er war Apostel von Warschau und dann Redemptorist hier in Wien. Er hatte schwere Zeiten in Wien, aber dieses Kreuz hat ihn gereinigt. Sein Glaube war sehr kindlich. Er lebte in diesen schwierigen Zeiten des 19. Jhdt., wo diese Großstädter wirklich lau geworden sind und Gott vergessen haben – ich weiß nicht ob mehr oder weniger als in der heutigen Zeit.  Aber wir brauchen auch heute überall Clemens Maria Hofbauers. Er lebte in einer Stadt mit über 20.000 Einwohnern, aber dieser Mann war in seinem Herzen so einfach, sein Glaube war so einfach, dass er zum Tabernakel gegangen ist und dort angeklopft hat, weil Jesus ja sagte: „Klopft an und euch wird geöffnet!“ Clemens wusste nicht, was er tun soll in diesem Meer des Unglaubens, und deshalb hat er bei Jesus angeklopft. Es ist wirklich ein geniales Gebet, wenn wir zu Jesus gehen, um anzuklopfen.

Ein anderes Bild kommt mir jetzt. Eine Frau hat uns einmal Erstkommunionbildchen vom Anfang des 20. Jhdt. gezeigt. Es war also schon vor 100 Jahren gemacht worden. Und auf einem Bild, welches die Kinder bekommen haben, war die Tür vom Tabernakel offen und im Tabernakel steht das Jesuskind und schaut nach außen, und ich dachte mir: „Das ist eine wunderschöne Einladung zur Anbetung: Kommt alle zu mir! Und er schaut vom Tabernakel heraus.“

Dieses Erkennen der Gottesgeheimnisse ist etwas Großes. Aber eigentlich war die heilige Sr. Faustyna – hier so wunderschön angezogen in diesem neuen Reliquiar. Ich möchte ihnen sagen, das ist auch etwas, was die Sr. Faustyna mit dem Apostel Andreas verbindet. In Schottland in Edinburgh, in dieser Kathedrale, im Dom der Jungfrau Maria, befindet sich die Reliquie des heiligen Apostels Andreas in einem Altar, und dort haben sie auch jetzt vor kurzem eine Reliquie von der heiligen Sr. Faustyna bekommen, im gleichen Reliquiar. Eine Frau, sie ist Polin, aber sie wohnt schon seit vielen Jahren in Schottland, hat einen Artikel über die Kopfinger Geschichte gefunden, in einer polnischen Zeitschrift der Rosenkranzkönigin von Pompej. Und dort wurde geschrieben, wie es zur Verehrung der Rosenkranzkönigin gekommen ist und natürlich über die heilige Sr. Faustyna und den heiligen Apostel Andreas, und sie hat diesen Abschnitt übersetzt ins Englische. Und dort sagte sie auch, es gibt auch diese Verbindung zwischen Faustyna und dem Apostel Andreas. Diese Heiligen, die der heilige Papst Johannes Paul II. verbunden hat, als er diese Enzyklika über das Göttliche Erbarmen am Apostel Andreasfest veröffentlicht hat. Also, das verbindet uns alle.

Schwestern und Brüder, die erste Aufgabe der heiligen Faustyna war eigentlich das Erkennen des Geheimnisses der Barmherzigkeit Gottes. Das war ihre Lebensaufgabe, die der Herr ihr aufgetragen hat. Schauen wir zuerst einmal auf Maria von Magdala. Sie erhält von Jesus den Auftrag: „Gehe zu den Jüngern und sage ihnen, ich bin da, ich bin lebendig.“ Davor musste sie aber den Gang vom Gärtner zum Herrn machen, das ist auch bei uns und in unseren Pfarren und Familien so.  Diese erste Aufgabe ist das Erkennen der Barmherzigkeit Gottes. Im Leben der Sr. Faustyna vollzog sich das durch die Verwendung sehr einfacher Mittel. Sie hatte diese Sehnsucht, als die Umsetzung der Visionen nicht vorangegangen sind, zum Heiligen Vater zu fahren, und dort zu versuchen, mit ihm zu sprechen und ihm direkt all das zu erzählen. Aber nein, es ging viel einfacher. Diese einfachen Mittel die sie genutzt hat, waren geistliche Lektüre und dazu haben wir alle Zugang, wenn sie nicht genau wissen, wo soll ich beginnen, mit welchem Buch, dann sagen sie dem Herrn – „Herr zeige mir, schenke mir vielleicht eine Lektüre, die mich noch ein paar Schritte nach vorne bringt zu dir. Schenke mir deinen Geist, Herr ich vertraue dir und ich gehe dem nach, auch wenn ich den Titel nicht mag, werde ich es tun und vielleicht auch Antworten für meine Fragen finden.“

Diese tägliche Meditation, dieses verweilen vor dem Herrn können wir tun. Aber ich vermute, sie gehören zu den Menschen die sagen, ich habe keine Zeit. Aber wenn sie mit dem Bus oder dem Auto fahren, statt ständig Radio zu hören und wieder ihre Ohren zu beschädigen, dann können sie vielleicht daran denken. Die Heilige Faustyna hat jeden Abend, nicht zuerst gesagt, was habe ich Schlechtes getan bei der Gewissenserforschung, sondern sie hat sich gefragt, „Herr, was hast du heute an meinem Tag Gutes getan, welche Gnadengaben habe ich heute bekommen, was hast du mir heute geschenkt? Das muss ich wissen, bevor ich schlafen gehe. So hat sie begonnen.

Ich kann mich an solche Untersuchungen bei Familien erinnern über die Vorstellungen der Menschen 25 Jahre nach der Ehe und 50 Jahre nach der Ehe. Bleiben wir bei den 25 Jahren. Ja, die Frauen und wie geht es nach 25 Ehejahren? Sind sie mit ihrem Mann zufrieden? Liebt er sie noch und was schmerzt vielleicht? Und eine Frau sagte: „Ja, er sagt fast nie, dass ich gut koche, aber immer, dass seine Mutter die beste Suppe gekocht hat.“ 25 Jahre hat er diese Suppe nie vergessen. Eine andere Frau sagt: „Ja, wissen sie, ich kann mich nicht erinnern, aber seit unserer Hochzeit hat er nie gesagt, dass er mich liebt und das schmerzt mich wirklich.“ Da wurde der Ehemann gefragt: „Wie geht’s, mit ihrer Frau. Sagen sie ihr, dass sie sie lieben?“ „Ja, warum soll ich das sagen? Bei mir gibt es ein Sprichwort: Bei mir ist das Wort teurer als das Geld und ich habe ihr schon bei der Hochzeit gesagt, dass ich sie liebe und das gilt bis heute, warum soll ich das ständig wiederholen? Dein Ja soll Ja sein, dein Nein, soll Nein sein, aber nicht ständig 100-mal täglich diese Unsicherheit“. Das bringt Schmerz und auch im Glauben dürfen wir sicher sein, und nicht 100-mal am Tag fragen „Herr, bist du noch da, liebst du mich? Bist du noch da oder nicht mehr?“

Also Sr. Faustyna war in dieser ständigen Beziehung auch in ihren Gedanken mit dem Herrn, und diese einfachen Mittel, die sie genutzt hat sind Exerzitien, Einkehrtage. Sie hat das Wort Gottes gehört und angenommen.

Seien sie auch barmherzig.

Barmherzig mit denjenigen, die predigen, denn es ist immer die Predigt eines Esels und der Herr will auf diesem Esel reiten mehr oder weniger, je nach dem Zustand des Esels natürlich. Dieser Esel, den der Herr genommen hatte, um nach Jerusalem zu kommen, war ein Junger und noch nie ist auf diesem Esel jemand geritten. Sozusagen ein Neuwagen. Aber wir sind schon etwas ausgenützt manchmal und vielleicht will der Herr nicht so unbedingt auf uns reiten, aber wenn ich sage wie Sr. Faustyna: „Herr, ich weiß, ich bin schon Second Hand Shop, ich liege schon lange dort, aber wenn ich sage, auch mit meiner Erfahrung und meinem Versagen, dass mein Wille ab heute nicht mehr existiert, sondern dein Wille wird in meinem Leben existieren, würdest du auf mir reiten? Mit diesen Predigten haben sie ein wenig Geduld, denn der Herr kann euch auch überraschen.

Hier eine Anekdote: In einer Pfarre war ein Prediger eingeladen, so wie ich heute hier. Und dieser Prediger wusste –-oder wusste nicht –, dass er sich selber sehr schätzte. Und beim Predigen dieser Exerzitien, war der Herr nicht so wichtig für ihn. Er hat natürlich schön gepredigt, die Predigt vielleicht vom Internet kopiert und dann gelesen. Aber für ihn war sehr wichtig, wie die Leute reagieren und ob sie sich bei ihm bedanken, dass er so eine schöne Predigt gemacht hat. „O Herr Pfarrer, so schön vorbereitet, ja wirklich, sie machen alles Bestens!“ Und auf diese Zeichen hat er immer gewartet. Dann war Beichtmöglichkeit und der Pfarrer sagte, unser Prediger wird im ersten Beichtstuhl sitzen. Und für ihn war das so wichtig, dass es der erste Beichtstuhl war und nicht der zweite Beichtstuhl. Dann sitzt er in diesem ersten Beichtstuhl und dann kommt jemand und sagt: „Ja, ich war lange nicht bei der Beichte.“ Aber das war für diesen Prediger nicht wichtig, sondern wichtig war er selber und er hat unterbrochen und fragte: „Ja wirklich, so lange waren sie nicht bei der Beichte und jetzt kommen sie?“ „Ja!“ „Ja, waren sie bei all unseren Konferenzen und Exerzitien?“ „Nein!“ „Wirklich, ich dachte sie waren bei all unseren Konferenzen und jetzt haben sie sich bekehrt.“ „Nein!“ „Also wie viele Konferenzen haben sie gehört?“ „Na, ich bin nur  jetzt gekommen!“ „Ja wirklich, eine Konferenz die ich gepredigt habe, hat sie sofort bekehrt? Also Umkehr nach so vielen Jahren?“ „Naja!“ „Ja können sie mir sagen, was besonders, welche Worte haben sie bekehrt? Was ich gesprochen habe? Naja, sie können sich erinnern?“ „Ja, ja also Herr Pfarrer, als sie gesagt haben: Ich beende jetzt den ersten Teil meiner Konferenz und beginne den zweiten Teil, da dachte ich: Ja, Josef, also es ist schon höchste Zeit, beende den ersten Teil deines Lebens und beginne einen neuen Teil deines Lebens und so bin ich gekommen.“ Natürlich, der Beichtvater war nicht vollkommen zufrieden. Aber wenn wir die Geheimnisse Gottes erkennen möchten, müssen wir wissen, dass das Wort Gottes die Vollmacht hat, Dinge zu ändern. Und für mich ist es immer erfrischend, zu wissen und sich immer wieder daran zu erinnern, dass nur Gott etwas aus dem Nichts schaffen kann. Nur Gott, ich kann nicht etwas vom Nichts schaffen. Wenn im Kühlschrank alles schon schlecht ist, dann müssen sie wieder mit nichts beginnen in diesem Kühlschrank. Sr. Faustyna hatte diese Haltung. Diese Grundhaltung ist Vertrauen zu Gott: Du, Herr, hast jede Möglichkeit aus dem Nichts etwas zu tun und deshalb komme ich zu dir, und deshalb kann ich auch einfache Mittel nutzen.

Sr. Faustyna hat den Kreuzweg und Rosenkränze gebetet, als sie Zeit hatte im Krankenhaus hatte sie 1000 Gegrüßet seist du Maria pro Tag gebetet. Teilen sie das auf die Rosenkränze bitte auf und denken sie, wie viele Pompejische Novenen ich dann pro Tag beten kann. Ein großes Herz schenke uns Herr, damit wir auch in diesem Herzen viel einpacken können. Schauen wir, wieviel Sakramente vernachlässigen die  Menschen in unserem Land? Wie oft könnte ich den Herrn empfangen und ich mache das nicht? Wievielmal könntest du, Herr, in mein Herz kommen und ich bin nicht zu dir gekommen? Und ich sage stattdessen nur, was willst du von mir, ich komme einmal pro Woche! Das klingt in den Ohren wie das Gebet des Pharisäers: „Oh Herr, ich bin nicht wie dieser Zöllner, ich faste und bete und gebe Almosen,… Oh Herr, ich danke dir, dass ich so bin“. Aber nein, das ist nicht das, was der Herr will. Faustyna sagte, ein Tag ohne Kommunion ist eine schreckliche Erfahrung für mich. Ich fürchte so einen Tag, wenn er auf mich zukommt. Herr, bitte bewahre mich, ich bin zu schwach, ich empfange deine Gnade nur für 24 Stunden, dann bin ich wieder schwach. Ich muss dich treffen, dich annehmen, dir begegnen, komme Herr zu mir. Diese Mittel sind überall zugänglich, aber wenn wir sie nicht nutzen… sind sie nicht für uns.

In all dem Guten, was wirklich in ihrem Leben erschienen ist, hat Faustyna nicht die eigene Kraft gesehen, sondern sie wusste, das ist die Kraft Gottes. Gott wirkt in meinem Leben, das sind nicht meine Verdienste, deshalb war ihr ganzes Leben eingetaucht in Gott. Sie tauchte ein in diese Güte seines Erbarmens d.h. in der deutschen Sprache ist das gut zu erkennen, dass wir eintauchen in das Geheimnis des liebenden Herzens Gottes zu uns. In Christus, der erlaubt hat, sein Herz am Kreuz zu öffnen, können wir eintauchen. Das ist dieser neue Tempel, der neue Tempel ist offen, nicht mehr der alte Tempel. Deshalb ist der alte Tempel unnötig. Deshalb sagt Jesus, es wird kein Stein auf dem anderen stehen. Der alte Tempel ist nicht mehr nötig. Der neue Tempel ist offen im Himmel. Im Tagebuch schreibt Faustyna bei Nummer 697: „In ihm badet meine Seele täglich. Ich kenne keinen Augenblick meines Lebens, in dem ich deine Barmherzigkeit nicht verspürt habe.“ Weiter bei 1466 „Sie windet sich wie ein goldener Faden durch unser ganzes Leben. Sie verbindet unser Wesen mit Gott in jeder Ordnung.“

Schwestern und Brüder, aus dieser Perspektive, ganz einfache Mittel zu nutzen die wir haben, können wir eintauchen in die Barmherzigkeit Gottes. Du musst nicht Theologie studieren und an der Universität die Theologie dann auslegen. Es ist genug, dass du vertrauen zu Gott hast und das ist vielleicht 1000-mal mehr wert, als die Lehre eines Professors, der kein Vertrauen zum Herrn hat, sondern nur etwas Wissen. Aber was ist das für ein Wissen ohne den Glauben? Papst Benedikt sagte, als er nach Heiligenkreuz kam: „Wenn ihr Theologie studiert, macht das kniend, damit ihr nicht in Versuchung kommt, dein Gehirn und deinen Verstand von deiner Seele zu trennen.“

Einen anderen Weg hat Faustyna noch zu Gott gefunden und dieser Weg schließt alles ein, das ist die Liebe zu Gott. Natürlich nach einigen Schwierigkeiten meines Lebens, habe ich auch mehr daran gedacht, vielleicht viele von uns oder alle von uns denken, dass wir lieben, dass wir genug lieben, weil wir nicht offensichtlich hassen, aber ob wir genug lieben, ist die Frage. Ich stellte mir auch diese Frage und ich dachte: „Vielleicht habe ich zu viel die Wahrheit von der Liebe getrennt.“ Was nicht geht. Wir können Gott nicht teilen. Es ist eine ganze Einheit in ihm, also muss ich auch die Liebe nachforschen.

Im Tagebuch schreibt Faustyna (1191) „Ich erkannte und erfuhr, dass Seelen, die in der Liebe leben, sich durch große Erleuchtung im Erkennen der Dinge Gottes auszeichnen.“ Das, was sie hier sagt, das habe ich erfahren. Für mich weiß ich, hat sich etwas bewegt. Natürlich, das ist nicht Vollkommenheit, das ist klar, aber ich sehe für mich persönlich in meiner Geschichte einen wesentlichen Unterschied und die Liebe wird mich zu großer Erleuchtung im Erkennen der Dinge Gottes führen. Dann wirklich, plötzlich wird eine Neuheit in meinem Leben erscheinen. All das habe ich gewusst, all das ist das Gleiche, jetzt wie damals, aber warum weiß ich es jetzt? Ja, weil ich das im Licht der Liebe mache und das erleuchtet sofort, was nicht erleuchtet ist und wo es keine Liebe gibt.

Genauso ist es in der Ehe: Die Eheleute können wie Automaten leben, kommen und gehen, sitzen, essen, schauen, gehen, bezahlen, einzahlen, Urlaub machen, … aber wenn dort die wahre Liebe kommt, dann plötzlich erkennt er: „Ich habe diese Blondine schon vor 30 Jahren geheiratet, aber ich beginne sie jetzt erst zu lieben.“ Eine Ehefrau hat zu mir einmal gesagt, sie ist eher Haushälterin als Ehefrau in diesem Haus. Ja auf dieses Niveau kann man auch kommen in der Ehe und in jeder Beziehung. Denken sie daran,  Beziehungen, die wir mit Menschen haben, sind durch Liebe bewegt, oder geht es nur um Ausnutzung und Profit? Du bist mein Freund, ja, weil, wenn ich mit dir bin, kann ich hier ein paar Schritte nach vorne gehen, vielleicht ein paar goldene Münzen holen – damit der Dieb uns schneller besucht. Ja, ist das von Liebe bewegt, oder reiner, irdischer Gedanke vom Profitieren?  Wenn ich das plötzlich erkenne, werde ich mich schämen, und ich werde plötzlich sehen: „Herr, ich bin so weit weg von dir, eigentlich bin ich weit weg. Ich lebe wie ein Heuchler.“

Also dieser einfache Weg der Sr. Faustyna, in Gott einzutauchen, sich in seine Liebe zu entleeren, und wie Pater Pio zu vielen Pilgern sagte, die zu ihm kamen: „Du musst leer sein vor dem Herrn, du musst wissen, dass du nichts bist, du musst dich selber vergessen und verzeihen, vergessen und sich von sich selber befreien. Dann sind wir offen für Gottes Liebe. Und weiter sagte Sr. Faustyna, „dass Seelen, die in Liebe leben, sich durch großen Erleuchtung im Erkennen der Dinge Gottes auszeichnen und sowohl in der eigenen Seele, wie auch in Seelen anderer. Selbst einfache Seelen, die keine Ausbildung haben, zeichnen sich durch Wissen aus.“

Der heilige Benedikt Joseph Labre 18. Jhdt. wollte Kartäuser sein, wurde aber abgelehnt, weil er zu jung war. Sie schickten ihn zu den Trappisten, jedoch diese waren ihm zu wenig radikal, dann zu den Zisterziensern, … Dann sagte er, wenn mich niemand will, dann werde ich ein armer Pilger für Jesus. Er hat mit den Menschen nur gesprochen, wenn er von Gott sprechen konnte, sonst hat er mit niemandem gesprochen. Einmal gab ihm eine Frau zwei Scheiben Brot, da sagte er: „Entschuldigung, letztes Mal haben sie mir nur eine Scheibe Brot gegeben, das ist einmal zu viel, bitte nehmen sie eine Scheibe wieder zurück.“ Ja, aber ich gebe sie dir gern, Benedikt. „Nein, nein, dann geben sie sie jemand anderem.“ Die Frau drängte weiter: „Nimm, nimm!“ Er nahm die Scheibe und gab sie jemandem anderen.  Der Beichtvater, zum Schluss seines Lebens, sagte in Rom, dass dieser Mann, der bei seinem Onkel 2-3 Jahre im Pfarrhof gesessen ist und etwas Katechese bekommen hat, dass dieser Mann auf jede komplizierteste theologische Frage antworten konnte. Ich weiß nicht wie. Benedikts Antwort war: „Acht bis zwölf Stunden täglich Anbetung.“ Das war sein Charisma. Deswegen hat er  in Rom im Kolosseum gewohnt und dort in einer Nische geschlafen, weil es viele Kirchen gibt und er immer irgendwo Anbetung finden konnte und es waren auch Kirchen mit Nachtanbetung und dort war Benedikt immer anzutreffen. Also, die Anbetung war sein Studium, sein Wissen. Wenn wir in Gott eintauchen, dann wird uns der Herr, dieser Lehrer, der höchste von allen Professoren, alles sagen. Deshalb sagte Jesus, wenn der Heilige Geist kommt, er wird euch zur Erkenntnis der Wahrheit führen. Was ist Schule? Zum Wissen führen. Aber was ist das für Wissen? Nur eine Sammlung von Theorien, einige davon sind falsch natürlich, aber der Heilige Geist, der Lehrer, der Tröster, er wird euch wahre Erkenntnis geben.

Schwestern und Brüder, danken wir dem Herrn, dass auch an diesem Ort die Heiligen verweilen und uns den Weg zeigen und vor allem, dass der Herr uns sucht, dass der Herr das Licht meines Lebens ist, und dass der Herr durch seine Kirche sagt: „Warum sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? Er ist nicht dort, er ist auferstanden, er lebt.“ Halleluja

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Kaplan Dieter Kaufmann

Liebe Brüder uns Schwestern im Herrn!

Wir sehen, mit viel Liebe und mit welcher Zärtlichkeit Jesus uns liebt. Er ist für dich gestorben. Wenn wir am heutigen Abend der Barmherzigkeit uns an seine Barmherzigkeit wenden, dann wollen wir uns ganz neu von seiner Liebe durchströmen lassen. Wie geht das? Dazu ein kleiner Witz! Jeder Witz hat ein Kernchen Wahrheit. Es ist ein theologischer Witz,  wo ein bisschen was dahinter steckt und ich werde Ihn dann erklären. Gut! Also, es waren einmal drei Schwestern und eine Novizenmeisterin. Und die Novizenmeisterin war sehr um die Schwestern bemüht und wollte unbedingt wissen, wie es ihren Schwestern so geht und so fragt sie einzeln, eine nach der anderen: „Ja, wie geht es dir, und wie sind deine Wünsche und Anregungen und wie kannst du dich einfinden in die Spiritualität der Gemeinschaft?“ Und die erste antwortet: „Ja, der Gedanke daran, gefällt mir sehr, wie eine Kerze zu sein, denn die Kerze spendet Licht, spendet Wärme und verzehrt sich für den Herrn!“ Und es scheint, dass die Novizenmeisterin voller Begeisterung ist und irgendwie der Schwester zugestimmt hat. Dann geht sie zur zweiten Schwester und auch sie wird gefragt: „Nun, wie geht es dir?“ oder „Was sind deine Wünsche für dein geistliches Leben?“ Da antwortet die zweite: „Ja, mir gefällt der Gedanke daran, besonders das Beispiel wie ein Weihrauchkorn zu sein. Das Weihrauchkörnchen verzehrt sich auf der Glut der Kohle und verbreitet einen wunderbaren Duft für den Herrn.“ Ja, und wieder scheint die Novizenmeisterin begeistert zu sein. Nun die dritte Schwester. Was kommt jetzt? Auch Sie wird dieselbe Frage gefragt, und gibt zur Antwort: „Ja, ich möchte gerne das Lektionar sein.“ Die Novizenmeisterin sagt völlig überrascht: „Ja, warum das Lektionar?“ Da bekommt sie zur Antwort: „Ja, weil ich dann jeden Tag einen Kuss vom Priester bekomme.“

So und nun die Aufklärung! Wer von diesen drei Schwestern hat eigentlich begriffen, um was es im geistlichen Leben geht? Nur die Dritte! Warum? Denn die anderen zwei wollten von sich aus etwas sein. Die Frömmigkeit ist keine Leistung. Die Liebe kann nur geschenkt werden. Sie kann nur angenommen werden wie ein Kuss. Sie hat recht gehabt. Es ist in uns Menschen durch die Erbsünde drinnen, etwas sein zu wollen, etwas zu leisten, etwas auf die Beine zu stellen und damit sich zu brüsten, nicht wahr? Sozusagen ein bisschen anzugeben, um gut dazustehen. Das ist bei uns drinnen. Die Versuchung. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber mit dem kann Gott nicht so gut arbeiten. Arbeiten kann Gott am besten, nicht wenn wir machen wollen, sondern wenn wir ihn machen lassen. Das ist das Geheimnis der Liebe: Ihn machen und wirken lassen. Und so sehen wir an diesem kleinen Witz, ja, dass man ihn eigentlich auch gut verwenden kann für ein geistliches Leben. Und, wenn wir den Herrn wirken lassen, dann kann Gott durch und durch wirken. Dann ist der Leistungsdruck nicht mehr da.

Einmal habe ich bei einem Werbeplakat für eine politische Werbung gelesen, da ging es um die Wahl eines Bürgermeisters: „Leistung schafft vertrauen!“ Das ist kommunistisch, da haben sie Recht! Denn was steht auf dem Barmherzigkeitsbild? Da steht nicht: „Leistung schafft vertrauen!“ sondern Jesus lehrt uns: „Jezu ufam Tobie“ –

„Jesus, ich vertraue auf dich!“

Das ist ein anderes Programm! Und das ist das Programm des Himmels. Auf ihn zu schauen, nicht auf Leistung, nicht wahr? Aber das ist die Leistung: Ich will machen, will etwas leisten, etwas auf die Beine stellen, nicht wahr? Von sich aus etwas zu sein. Nein! Weil, was ist mit den Armen und Kranken, die nichts mehr leisten können? Das sind auch Schätze der Kirche und es gibt Arbeiten, die sieht man und es gibt Gnaden, die sieht man nicht. Das, was hinter den Kulissen geschieht, sieht man nicht. Aber Gott sieht es. Wenn jemand schreckliche Kopfschmerzen hat, gut manchmal sieht man es schon, aber bei den meistens ist es verborgen und es gibt Leiden, die verborgen sind, aber für Gott sichtbar. Wie kostbar ist es, diese Leiden der Muttergottes zu schenken! So kann durch dein Kopfweh, oder auch andere Leiden und Kreuze, der Herr der Muttergottes erlauben, die verkopften Menschen zu heilen, dass sie ihre Herzen wieder sprechen lassen, umzukehren, Gott ihr Herz zuzuwenden… und es gibt so viel Leid in der Welt. Wer ist denn da, sich stellvertretend mal aufzuopfern? Gott hat euch ein Mittel in die Hände gegeben: Den Rosenkranz, Und er hat auch die Macht gegeben, zu beten. Das Fürbittgebet!

Ich möchte nur mal ein Beispiel erzählen, das mir ein Priester erzählt hat, Es ist eine wahre Geschichte. Ein Junge kam zur Beichte zu einem Priester und der Junge hat gewusst, er kann die Sünden seines Vaters nicht beichten, aber er kann sie stellvertretend bereuen. Das geht. Ich kann stellvertretend um Verzeihung bitten. Er kann zwar keine Lossprechung erhalten für seinen Vater, man kann nur persönlich die Lossprechung bekommen, ja, aber er kann Gott doch bitten. Und Gott hat das Gebet dieses Jungen so sehr erhört, dass auch wie durch ein Wunder der Vater nach Jahren plötzlich zur Beichte gekommen ist. Das ist stellvertretendes Beten. Du hast die Macht in deinen Händen. Stellvertretendes Einstehen. Das belohnt Gott, weil stellvertretend beten ist immer selbstlos. Du denkst nicht an deinen Vorteil. Du denkst nicht an dich, sondern an den andern. Das ist Nächstenliebe in Quadratform. Ja, mathematisch. Sehr kostbar, sehr selbstlos und diese selbstlose Liebe, die ganz im Verborgenen passiert ist, hat Gott belohnt. Vielleicht ist er schon öfters zur Beichte gekommen und hat Gott immer wieder um Verzeihung gebeten, vielleicht geht es nicht gleich beim ersten Mal, vielleicht muss man es auch öfter machen, stellvertretend den Leuten, die dir auf die Nerven gehen, zu verzeihen. Verzeih ihm, dass er so ist, wie er ist. Ja, ich halt ihn nicht aus, aber du, Herr, kannst ihm die Gnade schenken.

Als Beichtvater habe ich oft schon die Erfahrung machen dürfen, manchmal lässt Gott dieselben Sünden zu. Nicht nur als Medizin, dass wir nicht Stolz werden, dass wir klein bleiben, sondern, weil durch deine Beichte die ganze Kirche geheiligt wird. Die ganze Kirche wird geheiligt, durch jede einzelne Beichte.

Ich habe einen Freund in der apostolischen Pönitentiarie in Rom. Die Beichtväter machen normalerweise auch die Beichtväterfortbildung, das ist von Rom aus gewünscht. In der Beichtväterfortbildung wurde gesagt: „Rom wünscht nicht, dass man regelmäßig beichtet, sondern, dass man oft beichtet.“ Denn regelmäßig beichten, kann man auch alle 100 Jahre. Verstehen Sie, um was es geht? Es gilt dann zu beichten, wann dein Herz es spürt, dass es soll. Nicht zuwarten. Nicht die Liebe warten lassen. Lass die Liebe Gottes nicht warten. Echte Liebe kann nicht warten, macht keinen Aufschub. Das ist echte Liebe. Falsche Liebe lässt einen warten, gibt keine Antwort. Lass deinen Heiland, die Muttergottes, lass den Himmel nicht warten. Da freut sich der ganze Himmel. Lass es zu, dass Gott immer mehr wirken darf in deinem Herzen. Gut gesagt, aber was ist, wenn es immer dieselben Sünden sind.

Macht nix, dann heißt es, erst recht zu kommen. Denn wie verehren wir die Barmherzigkeit Gottes? Und heute ist ja Barmherzigkeitsabend. Wir verehren sie gut, indem wir singen, indem wir den Barmherzigkeitsrosenkranz beten, Litaneien beten, das ja, aber wie geht es am Besten? Am Besten verehrst du die Barmherzigkeit Gottes, indem du selbst beichtest. Denn dann lässt du die Barmherzigkeit Gottes an dir wirken. Dann handelst nicht mehr du, sondern er darf jetzt handeln. Endlich! Endlich darf er an dir handeln.

Niemand kann sich selbst erlösen. Und deshalb wollen wir auch, wenn Gott so barmherzig mit uns umgeht und umgehen möchte, dann geh auch du mit deiner Seele barmherzig um. Lass es zu, dass er barmherzig mit deiner Seele umgeht, und geh nicht nur regelmäßig beichten, sondern oft. So wie es Rom möchte. Denn die Beichte ist das vergessene Sakrament der Kirche. Große Gnaden stecken darin, es ist nicht nur für die Sündenvergebung da. Im Katechismus steht noch viel mehr drinnen. Und Hochachtung vor jedem der kommt. Hochachtung! Denn der ganze Himmel freut sich, wenn sich jemand überwinden kann zu kommen. Und manchmal benutzt er auch unser Leiden, dass sich jemand überwinden kann, durch unsere Kopfschmerzen oder Leiden, oder indem er sich selbst immer wieder überwinden kann, um zu kommen, dass plötzlich durch deine Beichten jemand anderes bekehrt wird. Das habe ich schon oft erlebt. Jemand kommt oft zur Beichte und einem anderen wird geholfen, der schon lange nicht mehr zur Beichte gegangen ist. Im geistlichen Leben ist es nämlich so. Gott lässt es zu, dass man verschiedene Versuchungen trägt, für die, die sie nicht mehr tragen können, weil sie zu schwach sind. Und dann trägst du einen doppelten oder dreifachen Rucksack. Das heißt, deine Leiden, deine Versuchungen nehmen zu. Aber wenn sie zunehmen, dann brauchst du auch zunehmend Kraft. Und wer gibt dir das? Der Heiland, in der Beichte, in der Eucharistie. Darum muss in solchen geistlichen Situationen auch der Sakramentenempfang zunehmen.

Das ist das Geheimnis der Liebe: Gott machen lassen.

Und immer werden wir geprüft, das ganze Leben lang. Es ist nicht einfach, weil in uns allen der Hang zur Selbstbestimmung usw. steckt. Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein, diese Schlagwörter. Aber im Himmel gibt es eine andere Rangfolge. Im Himmel wirst du nur nach der Liebe gerichtet. Nur nach der Liebe! Alles andere ist Schall und Rauch. Am Ende unseres Lebens zählt nur die Liebe. Das ist der Himmel. Nur die Liebe.

Und dort, wo wir verwundet worden sind in unserem Leben, möchte Gott das heilen. Damit du noch mehr lieben kannst. Darum beten wir der Messe um Heilung und Befreiung. Dort wo die Liebe blockiert ist, dass sie wieder strömen kann. Deswegen brauchen wir Heilung und Befreiung. Nicht weil Gott kompliziert ist, nicht weil du schlimm bist, weil der böse Feind die Sünde nutzt, um uns zu verwunden. Es ist wie im Krieg. Man kann schnell angeschossen und tödlich verwundet werden. Durch ein Wort, eine Geste und der andere ist schon beleidigt. Einmal hat ein Priester gesagt, die Menschen sind wie ein Minenfeld. Kommt man ihnen zu nahe, dann explodieren sie. Nun haben wir leider keinen Minendetektor, um festzustellen, wo diese Minen sind. Aber wir haben die Liebe und die Liebe ist der beste Detektor, auch einmal etwas zu übersehen, um etwas aufzuopfern, trotzdem lieb zu bleiben und wenn das nicht gelingt, dann dürfen wir wieder zur Beichte gehen. Wer sagt, dass wir nicht gehen dürfen? Hat Gott gesagt, du darfst nicht kommen? Es gibt keine Hindernisse! Also oft zur Barmherzigen Liebe zu gehen, das ist die Medizin unserer Zeit und wissen Sie, wenn Sie so zu Hause sind und die Werbung anschauen, das müssen lauter Heilige sein: Alle strahlen und preisen ihr bestes Produkt. Warum nicht auch wir dann mit der Liebe und Barmherzigkeit Gottes in der Beichte? Na wunderbar! Wir können also zu Gott gehen und alle Sünden mit einem einzigen Mittel los werden. Das Hirn kommt gar nicht mit, das geht so schnell. Das Herz, das ist so schnell gereinigt und geheiligt und wir denken immer noch an irgendwelche vergangenen Dinge. Ja logisch, die Beichte ist keine Gehirnwäsche, tut mir leid. Ja, keine Gehirnwäsche, Gott sei Dank. Wenn wir Gedanken haben an alte Sünden, die schon längst vergangen sind, dann vielleicht deswegen, damit du demütig bleibst und Gott dankst, dass er dich erlöst hat! Das ist ein Grund als Dank, wenn wir uns an etwas erinnern das schlecht war. Gott möchte uns nicht quälen. Er liebt dich unendlich! Und wenn es sein müsste, würde er sofort noch mal, so wie Sie es hier am Kreuz sehen, sofort nochmals das Leben hingeben, ohne zu zögern! Ohne zu zögern!

Und wenn hier die heilige Messe gefeiert wird, findet das Kreuzesopfer wirklich statt. Es wird gegenwärtig gesetzt. Dieselbe Gnade wie damals! Nur unblutig, aber dieselbe Gnade. Du kannst Gott alles schenken, und dort wo es uns an Liebe fehlt, wo unser Manko ist, unsere Mangelerscheinungen, Mangel an Vitaminen usw., Mangel an geistigen Vitaminen, da nehme man doch Vitamin B – B wie Beziehung. In der Kirche geht alles durch Vitamin Beziehung. Beziehung zu Jesus! Die Heiligkeit ist also nichts anderes, als Menschen die ein Beziehung zu Jesus gelebt haben und somit auch zur Liebe.

Heilige sind Menschen, die eine Liebesbeziehung zu Gott und den Menschen hatten.

Wenn man eine Liebesbeziehung hat, dann möchte man denjenigen, den man liebt, nicht beleidigen. Ich vermute einmal, Sie waren schon mal im Laufe Ihres Lebens verliebt. Ich nehme einmal an. Das ist eine gute Schule, denn denjenigen, den man liebt, möchte man nicht beleidigen. Das wäre eine Katastrophe. Also tut man alles, um der Liebe zu entsprechen. Und jede Beichte ist eine neue Liebeserklärung an den Himmel. Deswegen: Oft beichten gehen! Egal was der Priester denkt! Fordern Sie ihn heraus! Ja, fordern Sie ihn heraus, und er weiß wieder, dass er Priester ist. Manche Priester sind ein bisschen, wie soll ich sagen, meine lieben Mitbrüder sind manchmal traurig, vom vielen arbeiten und Bürositzungen gedrängt, dass Sie beinahe nicht mehr wissen, warum Sie geweiht sind. Sie sind nämlich nur geweiht, für die Sakramente. Nicht für Sitzungen, für irgendwelche Büroarbeiten, sondern nur für die Spendung der Sakramente. Dazu braucht es die Weihe, für alles andere braucht es keine Weihe. Tut mir leid.

Und wenn Sie heiligmäßige Priester möchten, dann werden Sie beten müssen. Und die Muttergottes wird mitbeten und die Muttergottes wirk immer Wunder. Wenn Sie marianisch bleiben, dann sind sie geschützt! Die Muttergottes ist ein großer Schutz. Sie ist die Schlangenzertreterin und manchmal braucht es nicht nur einen Rosenkranz, sondern mehrere. Wir wollen der Muttergottes diese Freude machen, heute Abend wieder ganz marianisch barmherzig zu sein, ganz tief. So, jetzt habe ich genug geredet, jetzt wollen wir Jesus wirken lassen in unseren Herzen durch einen ganz neuen Geist der Liebe und Barmherzigkeit. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Em. Pfarrer Johann Schuster

Liebe ehrwürdige Schwestern, liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Herz Gottes steht offen für dich und mich. Das ist die Grundbotschaft, die das heutige Fest uns entgegen bringt. Und dieses Herz Gottes steht uns so offen, dass dieses Herz sogar in uns leben, lieben, schlagen, leiden möchte. Das ist das Geheimnis des Christseins. So wie Paulus es ausdrückt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Das ist entscheidend.

Wir feiern heute den Gedenktag der japanischen Martyrer Paul Micki und Gefährten. Der eine, ich glaube es war der Paul, der hat noch vom Kreuz herab gepredigt. Als er gekreuzigt wurde! Es ist wichtig, dass ihr versteht, dass diese Evangelisatoren, diese Missionare eine Power gehabt haben. Was für eine Auferstehungskraft Christi die Laien schon hatten. Es ist wichtig zu wissen: Du und ich, wir sind hier unvertretbar gefragt. Ich sage nicht, dass ihr alle vom Kreuz herab predigen müsst. Aber, wir denken daran, die vielen Leiden, die ja auch uns begegnen, die Schwierigkeiten, die Mühen, die sollen uns nicht hindern, an der Sorge um Christi Leib. Unsere eigenen Sorgen sollen uns nicht hindern, das Herz zu öffnen und diesen Jesus Christus weiter zu geben. Das ist die Schwäche des Christentums: Wir geben ihn nicht weiter! Oder wir erkennen vielleicht sogar nicht, wie er mit uns geht, er in uns lebt, wie er mit uns liebt und durch uns lebt und liebt.

Sie kennen das Wort von Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Es ist schön, in ein Gesicht zu schauen, wo dieses liebende Herz zum Ausdruck kommt. Meistens ist es getönt und abgedunkelt durch Sorgen und Schwächen. Aber doch, hie und da erlebt man es, dass ein reifer Mensch – meistens sind es die Frauen, die Männer haben da einen Nachteil: Sie können zwar gut predigen, aber die Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, das gelingt vielen Frauen besser. Das erkennt jeder.

Ich habe einen Jugendlichen jetzt vor kurzem bei mir gehabt, und der hat an einer Frau sofort erkannt: Diese Frau liebt, die strahlt, die liebt. Die Kinder passen gut auf und die Jugendlichen auf uns (Erwachsene). Die schauen, ob sie dieses Herz entdecken, bei dir, bei den Eltern. Und wenn das Gesicht dann so schmerzverzerrt und vergrämt und verbissen ist, sich ein Lächeln abringt… die durchschauen uns. Ein 14-jähriger hat mir einmal gesagt: Na ja, mit dem Papa, da kann ich nicht reden. Der ist so … mit der Mama kann ich noch ein bisserl reden…“ Er hat sofort die Nuancen erkannt, und konnte wie ein Seismograf liefern, wie die Eltern zu ihm stehen. Und er hat ein gutes Auge.

Die Liebe Gottes drängt uns, sagt der Apostel Paulus. Und diese drängende Liebe sollen wir leben. Die müssen wir nicht selber machen, weil dann wird es ein Krampf. Es gibt so viele verkrampfte Christen. Und gerade die Eltern sind hier in Gefahr, in diesen Krampf zu fallen. Wenn das Herz krampft, dann kommt das Herzstolpern. Wenn das Herz stolpert, dann ist der Herzinfarkt nicht mehr weit usw. Unser Herz soll in Christus ruhen. „Unruhig“, sagt der heilige Augustinus, „bis mein Herz in dir ruht.“ Und dieses Herz Gottes soll in mir leben. Es gilt nicht nur, was wir in diesem schönen Lied singen:

„Ein Priesterherz ist Jesu Herz.“

Das gilt für jeden Getauften und Gefirmten, denn wir sind Abbild Gottes. Nicht Abbild der Sorgen Gottes oder der Nöte Gottes. Sondern Abbild Gottes! Der ein Herz „weit hat wie ein Bergwerk“, hat einmal jemand gesungen. Und jemand hat in der Nähe der Mutter Teresa gespürt: Die betet wie ein Kraftwerk, da geht Power aus ihrem Herzen aus. Kraft, Vollmacht! Nicht weil wir so gut sind, nicht weil wir so brav sind – ich bin weder gut noch brav. Und die Kinder brauchen es auch nicht sein. Es steht nirgends im Evangelium, dass sie gut und brav sein müssen. Aber sie sollen leben dürfen, die Liebe erfahren, das Herz Gottes berühren dürfen, bei dir! Wo sollen sie es sonst berühren? Bei dir! Durch dich! Wenn dich das Kind berührt, dann soll es spüren, es berührt jetzt Christus. Diesen Glauben zu leben, wird das Kind zum Jugendlichen heranreifen lassen, der gefestigt und stark genug ist, in den Schwierigkeiten zu bestehen.

Was machen wir? Wir kümmern uns um die Sorgen – da könnte etwas passieren, und dort muss man schauen, das muss man verhindern – und mein Gott, was da so alles Gefährliches in der Welt ist und durch den Computer und alles Mögliche heranschwirrt… Ja, wenn ich stark bin in Christus, dann kann der Mist schon heranschwirren, denn dann wird er gleich wieder wegschwirren. Das hängt von der Kraft ab, von der Kraft meiner Liebe! Dann brauche ich doch diesen Mist nicht. Der ist nur dann eine wirkliche Gefahr, wenn ich sehr bedürftig bin, wenn ich schwach bin, wenn ich abhängig bin; wenn ich keinen Glauben habe und wenig in der Liebe gefestigt bin. Ich weiß, Kindererziehung ist schwer. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder mit Menschen zu tun, wo ich merke, die Eltern tun sich schwer. Vor allem, wenn sie sie christlich erziehen wollen. Da tun sie sich noch einmal so schwer, weil das so schwierig ist in der heutigen Gesellschaft. Aber ich habe vor kurzem in einem spirituellen Buch gelesen, das Lehren, das Dozieren, das Belehren, kommt im Lateinischen mehr im Sinn von „einsichtig machen“. Ich brauche mein Kind nicht hunderttausendmal über meine Weisheit, Sorgen und Ängste belehren, sondern ich brauche es nur durch mein Leben einsichtig machen, was Leben ist; wer das Leben ist! Und da geht es zuerst in der Familie darum, wie ich lebe, wie ich liebe. Nicht, wie ich rede.

Bei einem 15-jährigen ist das Reden schon vorbei. Da wirkt nur mehr das Leben: Fühle ich mich geliebt, gehalten in meiner Situation? Fühle ich mich verstanden, oder muss ich bei den Eltern aufpassen? Der Papa hört mir ja gar nicht zu… die Mama leiert immer das Gleiche… Ich höre ja diese Leiden der Kinder. Und da sagte ich dann einmal einer Mutter, wie wir so gesprochen haben: „Ja, wir waren ja auch einmal jung! Und ich kann mich nicht erinnern, dass ich immer so brav gewesen wäre, wie ihr Sohn!“ Verstehen Sie? Es geht nicht um das Bravsein. Es geht darum: Die Kinder und Jugendlichen bekommen Schwierigkeiten, wenn sie nicht leben können. Wenn sie das Leben nicht erfahren haben, wenn sie die Liebe, diesen Halt und diese Kraft der Liebe Gottes nicht erleben können. Das ist entscheidend. Ob sie jetzt viel wissen oder wenig wissen, das ist nicht entscheidend. Wir glauben immer, das viele Wissen, das macht frei. Ja – das macht Kopfweh! Viel Wissen macht Kopfweh! Ich sage nicht, ihr sollt in der Schule nicht lernen! Aber ihr sollt einsichtig lernen. Einsicht kriegen! Was nützt dir das ganze Wissen, wie es im Buch steht, wie Leben geht und wie Erziehung geht, aber du kannst es nicht, weil du keine Einsicht hast?! Du brauchst kein Buch, um zu lernen, wie Leben geht. Und oft sind da die Lehrer sehr gefährdet, denn sie wollen es besonders gut machen – und die Kinder leiden dann besonders darunter…

Jesu Herz ist in dir und in mir!

Das gibt schon eine gewisse Gelassenheit. Natürlich provozieren Jugendliche; natürlich versuchen sie ihr Leben, ihr eigenes Ich zu formen und sich durch das Leben zu winden. Natürlich überschießt ein Jugendlicher, aber, wenn wir zurückdenken: Bei uns, da war ja auch so manches Überschießen. Da waren wir ja auch nicht gerade die Braven, die Frommen und die, die nur für die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Eltern und Geschwistern gelebt haben. Wir haben es ja auch erst gelernt, sind gewachsen. Und am besten lernt man von Jesus. Wenn ich ein dickes Problem habe, wo ich aus eigener Kraft nicht weiterkomme, und das habe ich der Mutter auch geraten und dem Sohn auch gesagt, dann gehe ich Jesus ganz lästig und direkt an. Das kann jeder. Lästig sein, glaube ich, können alle, wenn sie wollen.

Und der heilige Pfarrer von Ars sagt, bei Gott darf man lästig sein. Bei der M. Oberin oder beim Chef weiß ich es nicht, aber bei Gott darf man lästig sein. Aber bei Jesus dürfen wir das. Und das vermittle ich den Kindern und Jugendlichen: Du darfst lästig sein. Du darfst dich bei Gott aussprechen. Du darfst auch einmal schimpfen. „Darf ich bei Gott auch zornig sein?“ Selbstverständlich, habe ich gesagt, du darfst bei Gott auch einmal zornig sein, wenn etwas daneben geht. Ich darf sein, wie ich bin, das hat Jesus gesagt. Er hat die Jünger auch so genommen, wie sie waren. Das waren nicht gleich Martyrer vom Babysessel aus. Das ist alles erst gewachsen. Und wie werde ich Martyrer? Indem ich bezeuge. Ich brauche nur Zeuge sein für den, der in mir lebt. Und wenn ich so einsichtig werde, weil ich in der Schule Jesu stehe und er mein Herz in der Liebe weiten darf, dann kann ich auch den anderen in der Not sagen, wie es vielleicht geht, wo wir anstehen, wo etwas in Bewegung kommen kann, wie etwas verändert werden kann, wie kann mein Herz mehr Halt finden und wie kann meine Unruhe in das Herz Gottes übergeleitet werden. Und wenn wir uns dann sammeln können, und vor Gott einmal Dasein dürfen – zum Beispiel in der Anbetung, da gelingt es mir am besten oder jeder nach seinen Möglichkeiten – dann bin ich da. Und wisst ihr, was der Name Gottes ist? Ich bin da! Und der ich da war, der ich da sein werde. Das ist der Name Gottes. Und unser Name ist auch vor diesem Gott: Maria, Franz oder Johann, ich bin jetzt da, Gott, ich bin da. Und dann darf ich diese Gegenwart spüren.

Und glauben Sie mir, wie oft ich das erlebe, wenn ich so Einzelgespräche führe und nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, auch bei Erwachsenen. Jetzt war einmal eine ältere Frau da. Die Altersfrage ist nicht entscheidend. Bei Kindern und Jugendlichen geht es halt oft schneller, weil sie noch nicht so viel verbogen wurden – ich sage das mal vorsichtig – von der Sünde, von der Gesellschaft und von den Sorgen. Aber wenn wir durch diese Not durchdringen und durch diese Sorgen… und ich merke dann, der Mensch geht hinaus und kann wieder lachen, aus dem Herzen befreit lachen, dann danke ich Gott, dass seine Gnade durch mich wirken durfte. Immer gelingt das nicht. Aber je mehr ich versuche, selber in Christus zu sein, desto besser gelingt es. Und desto weniger schwierig ist es, dem Menschen und im Menschen Gott zu begegnen. Ich muss sagen, die Begegnung von Ich und Du, die berührt mich. Ein Mensch, der Gott ausstrahlt, der berührt mich. Oder er macht mich zumindest betroffen. Oder er ruft in meinem Gewissen etwas wach. Wir brauchen nur zu wissen, das Leben, das Jesus uns gesagt hat. Und das meine ich, wäre das Lehren, das Dozere, das Einsichtigmachen: Dass sie Einsicht bekommen in ihr Leben, dass die Kinder Einsicht bekommen, wie der Vater und die Mutter miteinander umgehen, dass hier Liebe ist, die Liebe Gottes. Dass sie selber erfahren und spüren: Auch in meinen Schwierigkeiten werde ich nicht nur kontrolliert und bestraft und weiß ich was … und dann bin ich frustriert und komme mit der Mutter nicht zurecht … sondern, ich bin trotz allem geliebt. Und dieser Paul Micki hat das schön ausgedrückt. Wenn man am Kreuz hängt, dann weiß man, es geht dem Ende des Lebens zu. Und er hat weiterverkündigt, als hinge er gar nicht am Kreuz. Er hat weiter das getan, was er bis jetzt getan hat. Und ich denke, das ist dann ein Zeichen dafür, wie weit wir in Gott sind. Wie weit wir in ihm sind. Und wenn, und so stelle ich mir den Himmel vor, wenn wir da so im Herzen Gottes ruhen, das ist dann das Hineingehen in die Fülle. Ohne Bedrängnis, ohne Unterbrechung. Das ist ein nahtloser Übergang. Nicht ein Vorher und Nachher, wie wir uns das vielleicht früher vorgestellt haben. Dieser Gott spricht uns wirklich persönlich an. Ich habe einen 15-jährigen gefragt und er hat gesagt: „Ja, ich habe das noch nicht gespürt.“ Ja das glaube ich dir, habe ich gesagt, aber Gott spricht dich trotzdem an. Und er hat dann gesagt: „Ja, ein oder zwei Mal kann ich mich erinnern, da hat er mich berührt.“ Einsichtig machen. Und die Eltern und die Lehrer hätten da große Chancen, das wach zu holen, ins Bewusstsein zu holen, was eigentlich in einem Kind schon da sein kann und ist. Und ich meine, das gilt auch für die Ordensgemeinschaft.

Wenn ich in einer Ordensgemeinschaft lebe, dann muss das wachgerufen werden, was mir Gott mitgegeben hat, was mir entspricht; auch die Gotteserfahrungen, auch die Liebeserfahrungen in der Begegnung mit Gott. Berührung mit der Ewigkeit, mit Gott selber. Und ich sage immer zu den Jugendlichen, wenn sie mit mir unterwegs sind: Sie müssen Gott erfahren, ganz konkret erfahren. Erst dann kommt dieses unruhige Herz zur Ruhe. Es ist dann gefestigt genug, um sich dann weit aufzumachen; weit sich für Gott zu öffnen, für die Gabe Gottes, für den Heiligen Geist. Und aus dieser Weite heraus, und das merke ich, dass dann der Mensch gesünder wird. Automatisch gesünder wird, reifer wird und mit dem Leben besser umgehen kann,auch mit sich selbst besser umgehen kann.

Jesu Herz schlägt für uns.

Und unser Herz darf in diesem göttlichen Rhythmus im Heiligen Geist schlagen. Das ist kein Herzstolpern oder Rhythmusstörungen, nein, das ist ein eigener Rhythmus. Ein Rhythmus der aus der Liebe, dem Leben, aus der Kraft und der Vollmacht Gottes kommt. Und das sagt ja Jesus zu den Jüngern, als er sie beauftragt: Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Warum bin ich dann machtlos? Wenn Jesus sagt, mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden? Weil ich das Vertrauen nicht habe, dass Jesu Macht in mir ist. Das ist das Problem der Ohnmacht. Und das merken schon Kinder, die Ohnmacht. Und wenn ich in dieser Ohnmacht die Erfahrung mache, dass durch diese Ohnmacht hindurch Gott mich rausholen kann, dann beginnt das interessante Leben mit Gott, die Liebe mit Gott. Und Sie und Ihre Familie werden lebendiger werden. Es wird zwar Schwierigkeiten geben, es wird auch Streit geben. Es wird auch einmal lauter werden, aber das macht alles nichts. Weil das Kind im Grunde weiß: Ich bin geliebt, wie ich mich auch verhalte. Und das ist dann das Zeichen, dass es die Gottesliebe gut in sein Leben hinein nehmen kann und integrieren kann und aus dieser Kraft leben, reifen und wachsen kann. Und diese Liebe, die strömt dann über. Es ist kein Belehren des Kopfes, sondern, ich werde einsichtig, wie groß und barmherzig dieser Gott ist. Wie groß seine Liebe ist, für mich! Und wie kleinlich ich bin. Und dann bitt ich immer: Herr, mach mein Herz weit wie deines. Voller Erbarmen, voller Mitleid, voller Güte. Denn mit Strenge allein erreicht man nichts. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Wenn man mit Pubertierenden sehr streng ist, erreicht man gar nichts. Denn der macht dann zu und sagt weiter: Mir geht es eh gut. Und er sagt nichts. Und wenn er nichts sagt, dann kann ich mit ihm nicht arbeiten. Aber wenn ich ihn freundlich anschaue, wenn ich versuche, ihn zu verstehen und zuzuhören… Das ist wichtig: Mit dem Herzen zuzuhören und mitzufühlen mit ihm. Und dann rückt er raus mit seinen Nöten und dann kann ich beten und ihm zeigen, wie er zu Jesus gehen kann. Nämlich so wie er ist und nicht so, wie ihn die Mutter oder der Vater haben wollen. Und dann kommt Gott in seinem Leben vor. Und dann wird er reif und wird dem Internet und allen anderen Versuchungen widersagen können.

Schauen wir zuerst auf Gott. Er gibt das Übrige dazu. Wenn Sie zuerst auf die Not des Kindes schauen, auf seine Fehler, dann werden Sie mit den Fehlern und der Not konfrontiert sein. Aber wenn Sie zuerst auf Jesus schauen, und mit Jesu Augen den Mitbruder, die Mitschwester oder das Kind anschauen, dann geschieht Beziehung. Dann kann sich der andere öffnen, auch wenn er schwierig ist. Ich bin auch schwierig und ich habe es auch mit schwierigen Menschen zu tun. Wie komme ich da weiter? Manchmal spüre ich auch die Ohnmacht. Was soll ich jetzt tun? Der geht mir schon so am Hammer und das ist schon so arg, ich kann mich nicht mehr halten, weil da gar nichts geschieht.

Und dann habe ich mir gesagt: Johann, machst es einmal anders. Diese Frau, mit der hast du Schwierigkeiten, die geht dir am Hammer – du schenkst ihr jetzt etwas. Und ich habe mir gedacht: Was könnte ich ihr schenken? Ein paar CD’s vom letzten Einkehrtag von P. Antonius Sagardoy: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Und auf einmal sagt sie: „Ja, das ist schön. Den wollte ich gerne hören. Ich habe schon ein Buch von ihm gelesen.“ Und der Krieg war schon gewonnen. Und Sie sollen nicht glauben, wie die Frau aufgegangen ist. Wie sie das Herz geöffnet hat. Und wie sie mir ihre Not anvertraut hat. Und das sind Gnadenstunden, um die ich für euch bete und bitte. Dass immer mehr diese Begegnungen, diese Widerstände, diese Herzenshärte, diese Ängste, diese Nöte überwinden und das liebende Herz Gottes euch einen Weg zeigt zum Nächsten. Und Ihnen dann zeigt, dass Gott in ihm ist und es zu einer tiefen Begegnung kommt. Wenn es so mit euren Kindern zu einer herzlichen Begegnung kommt, dann können sie nicht verloren gehen. Was immer sie auch haben. Denn sie haben das Wichtigste: Sie haben die Liebe Gottes. Und wer sie nicht hat, der ist arm. Aber wir dürfen sie schenken. Wir dürfen das lernen, die Liebe zu schenken. Wieviele Ehekriege würden wir uns ersparen, wieviele Kriege unter den Völkern und Nationen, im Beruf… Das Herz schenken, wenn wir das wieder im Westen lernen, dann wird die Kirche wachsen. Denn Gott ist nur sehr gerne in einem liebenden Herzen, das versucht, aus seiner Kraft zu lieben. Mögen uns die Martyrer dazu befähigen und das erbitten: Dass wir das Wesentliche erkennen. Das Wesentliche ist nicht die Not, sondern die Liebe Gottes. Amen.