Statue der Gottesmutter
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Die Bibel spricht von ihr als die schönste Blume des Feldes, als reine Lilie. Guido Görres verfasste im Jahr 1843/44 den Text zum Lied „Maria, Maienkönigin“. Dieses Lied, das gerne bei Maiandachten gesungen wird, ist mittlerweile in verschiedenen Textfassungen bekannt und mehrfach vertont worden. Während die Strophen von Görres sehr lieblich gedichtet wurden, finden sich die Textvarianten, die ins Gotteslob in den Regionalteil Berlin oder Hamburg aufgenommen wurden, mehr im biblischen Kontext wieder.

So heißt es in der dritten Strophe der Berliner Version: „Den Seelen, die im Zeitenstrom von Finsternis umfangen, bau eine Brücke, einen Dom, dass sie zum Licht gelangen.“

Hier wird Maria als Mittlerin zwischen Christus, dem Licht der Welt, und den Menschen dargestellt. Die Menschen Christus zuzuführen ist einer jener Teilaspekte ihrer Berufung, den Maria über den Tod hinaus beibehalten hat. Sie hat im Himmel keine andere Sorge, als die Menschen mit Christus, dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen, zu versöhnen. So beten wir seit dem 3. Jahrhundert auch in dem bekannten Mariengebet: „Unter deinem Schutz und Schirm“.

Diesen im Lied angesprochenen „Dom“, den uns Maria bauen soll, damit wir das Licht finden, können wir auch in ihrem Schutzmantel erkennen. Unter ihrem Schutz und Schirm, unter ihrem Mantel, in den Falten ihres Mantels, dürfen wir uns geborgen wissen. Unter ihrem Mantel sind wir dem Herzen der Gottesmutter nahe, in dem die dreifache Liebesflamme brennt: die Liebe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dem Herzen der Gottesmutter nahe zu sein, bedeutet gleichzeitig Gott nahe zu sein. Bei Maria finden wir das Licht, das uns erleuchtet. Jenes Licht, nach dem sich die ganze Menschheit ausstreckt. Bei Maria hat es Heimat gefunden.

© Quelle unbekannt

Die zweite Strophe der Hamburger Fassung lenkt ebenfalls unseren Sinn auf Gott zurück: „Maria, dir empfehlen wir, was grünt und blüht auf Erden, lass uns in dieser Pracht und Zier das Werk des Schöpfers ehren.“ Hierin sehen wir deutlich, dass echte Marienverehrung immer auf Gott hinlenkt. Marienverehrung darf nicht bei Maria stehen bleiben. Ihr Ziel ist es, Gott schneller, tiefer und besser zu erfassen und die Liebe zu ihm zu vermehren.

In den nächsten beiden Strophen heißt es dann: „Behüte auch, Maria rein, du größte aller Frauen, das Gottesvolk, die Kinder dein, im Glauben und Vertrauen zu Jesus Christus, deinem Sohn, dem Retter und Befreier. Lobpreis durch ihn in Ewigkeit des Vaters Macht und Treue.“ Recht gelebte Marienverehrung ist somit ein Booster, der unseren Glauben wachsen lässt. Das Beispiel der Gottesmutter stärkt ihn und entflammt ihn neu. Maria ist ja die Theologin, die uns Gott und seine Lehre in einfacher und mütterlicher Art näher bringt. Die Theologie der Gottesmutter ist nicht verkopft, sonder kommt aus einem liebenden Herzen. In Maria haben sich Herz und Hirn in ausgewogener Balance verbunden. Vernunft und Liebe ergänzen sich in ihr und so ist die Theologie der Gottesmutter eine ausgewogene Lehre, die voll der Weisheit ist. Als Mutter kann sie uns diese Weisheit so ins Herz zu pflanzen, dass wir sie auch verstehen können und unser Glaube daran reifen kann.

Sie, die die ganze Güte, Liebe und Barmherzigkeit Jesu kennt, vermag es auch, in uns das Vertrauen zu ihm zu wecken und zu vermehren. So, wie der Wonnemonat Mai in uns die Hoffnung auf das neue Leben wieder keimen lässt, weil die Natur mit unsagbarer Kraft neues Leben hervorbringt, so will auch Maria in uns die Hoffnung auf das neue Leben in Christus in unseren Herzen erstarken lassen.

Maria, die neue Eva, schenkt uns dieses neue Leben, für das Gott uns geschaffen hat. Maria, die von Anfang an so innig mit Gott, dem Schöpfer allen Lebens, verbunden war, lenkt somit als „Maienkönigin“ unseren Blick auf Gott, der diese ganze Blütenpracht erschaffen hat. In der Natur erkennen wir Gottes Stärke, seine Lebenskraft, seine Schöpferkraft, aber auch seine Zärtlichkeit und Sensibilität; seine Fürsorge für Mensch und Tier. Das Betrachten und Erforschen der Natur ist ein starker Weg zu Gott. Die Schönheit der Schöpfung lässt uns erkennen, dass hinter allem Geschaffenen eine große Liebe stecken muss. Und diese Liebe ist Gott selbst, der sogar unsere Haare auf dem Kopf gezählt hat.

© Quelle unbekannt

Indem wir wieder lernen, mit der Schöpfung gut und verantwortungsvoll umzugehen, ehren wir Gott, der ja alles für uns geschaffen hat. Aber auch in der Dankbarkeit, im Lobpreis, ehren wir Gott für seine Werke, die sein Geschenk an uns ist.

Die letzten beiden Strophen aus der Hamburger Fassung beziehen sich auf den Heiligen Geist: „O öffne, Himmelskönigin, im Lied uns Herz und Stimme, zu danken Gott im Heilgen Geist, dass wir sein Lob stets singen, der Christi Kirche ward gesandt in Sturm und Feuerflammen, zu führen sie mit seiner Hand durch alle Zeiten! Amen.

Mit der letzten Bitte dieses Liedes finden wir uns mit Maria im Abendmahlsaal ein, wo sie mit den Aposteln um die Aussendung des Heiligen Geistes gebetet hat. Wie die Apostelfürsten, so dürfen auch wir im Mai mit Maria versammelt sein, um uns auf eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes vorzubereiten: Auf jene, die unser eigenes Herz betrifft. Maria hilft uns, unser Herz im Lobpreis empfänglich zu machen für das Wirken des Heiligen Geistes in uns und unserem Leben. An der Hand der Gottesmutter wird unser ganzes Leben zu einer einzigen Pfingstnovene und einem einzigen Pfingsten, das uns beständig erneuert und formt und erfüllt mit der Kraft von oben.

Maria, Königin des Friedens,

du hast der Welt

das wahre Licht geschenkt,

Jesus, deinen Sohn — Gottes Sohn.

Du hast dich ganz

dem Ruf Gottes überantwortet

und bist so

zum Quell des Friedens geworden,

der aus ihm strömt.

Zeige uns Jesus.

Führe uns zu ihm.

Lehre uns ihn kennen und ihn lieben,

damit auch wir selbst Liebende

und Quelle lebendigen Wassers

werden können

inmitten einer dürstenden Welt.

 

Papst Benedikt XVI, Enzyklika „Deus caritas est“ (Nr. 42), 2005

© Quelle unbekannt

Maria, Maienkönigin!

Dich will der Mai begrüßen,
o segne seinen Anbeginn,
und uns zu Deinen Füßen.

Maria! Dir befehlen wir,
was grünt und blüht auf Erden,
o lass es eine Himmelszier
in Gottes Garten werden.

Behüte uns mit treuem Fleiß,
 o Königin der Frauen!
Die Herzensblüten lilienweiß
auf grünen Maies-Auen.

Vor allen sind’s der Blümlein drei,
die lass kein Sturm entlauben:
Die Hoffnung grün und sorgenfrei,
die Liebe und den Glauben.

O lass die Blumen um und um
 in allen Herzen sprossen,
und mache sie zum Heiligtum,
drin sich der Mai erschlossen.

Die Seelen kalt und glaubensarm,
die mit Verzweiflung ringen,
die stummen mache liebeswarm,
damit sie freudig singen.

Damit sie gleich der Nachtigall
im Liede sich erschwingen,
und mit der Freude hellstem Schall
dir Maienlieder singen.

© unsplash

Erste Ode

Da es die Flut wie trockenen Grund durchschritten
und der Fron Ägyptens entflohen, schrie auf Israel:
Lasst uns singen unserm Gott und Erretter.

Bedrängt von vielen Prüfungen,
fliehe ich zu dir und suche das Heil:
o Mutter des Wortes und Jungfrau.
Sei mir Retterin vor Beschwernis und Schrecken.

Stürme der Leidenschaft umtosen mich.
Mit großer Verzagtheit
erfüllen sie mir meine Seele.
Gib Frieden, o Braut,
durch die Ruhe deines Sohns,
deines Gottes,
über allen Tadel Erhabene.

Ich flehe dich an, o Jungfrau,
die Gott, den Heiland, geboren,
von den Feinden mich zu befreien.
Denn da ich jetzt zu dir meine Zuflucht nehme,
halte hin ich dir die Seele, den Geist.

Ihn, der an Leib und Seele erkrankt ist,
würdige deiner heiligen Sorge und Fügung,
einzige Gottesmutter,
die du als Gute den Guten geboren.

Dritte Ode

Du der Himmelskuppel Bedacher,
Herr, der Kirche Erbauer,
mach mich stark in deiner Liebe,
du der Gebieter oberster Herr, der Gläubigen Halt,
Menschenfreund du allein.

Zu meines Lebens Schutz und Schirm bestelle ich dich,
Gottesgebärerin, Jungfrau.
Zu meinem Hafen lenke du mich,
du Ursache alles Guten, der Gläubigen Stab,
einzig all gefeiert in Hymnen.

Jungfrau, ich flehe zu dir:
Zerstreu mir der Seele Verwirrung,
der Mutlosigkeit Stürme.
Denn du, Gottesbraut, hast Christus,
den Fürsten des Friedens, empfangen,
du allein Makellose.

Du hast geboren den gnädigen Herrn,
der Tugend Begründer.
Lasse allen sprudeln den Reichtum der Huld.
Denn du kannst ja alles, da du Christus geboren,
Gottseligste, als den, der mächtig an Kraft.

Von schlimmer Kraftlosigkeit,
von krankhafter Leidenschaft
werde ich versucht, o Jungfrau.
Sei du mir Helferin.
Denn als der Heilungen Schatz erkenne ich dich,
der nicht vergeht, o Allreine,
den man niemals erschöpft.

Errette aus Gefahren deine Knechte, Gebärerin Gottes,
weil wir alle nächst Gott zu dir unsre Zuflucht nehmen
als einer unzerbrechlichen Mauer und Hilfe.

Schaue in Huld, Gebärerin Gottes,
allbesungen in Hymnen,
auf meines Leibes schlimme Bedrängnis
und heile den Schmerz meiner Seele.

Warmherzige Mittlerin,
unbezwingliche Mauer,
der Erbarmung Born, Zuflucht der Welt,
mit ausgebreiteten Armen rufen wir zu dir:
Gottesgebärerin, Herrin,
zuvorkommend befreie uns aus Gefahren,
du allein hilfst uns schnell.

Vierte Ode

Vernommen hab ich, Herr,
deiner Heilsordnung Mysterium,
bedacht deine Werke,
deine Gottheit gerühmt.

Beruhige meiner Leidenschaften Verwirrung
und meiner Fehler Brandung,
die du, Braut Gottes,
Christus, den Steurer, geboren.

Die Tiefe deiner Erbarmung schenke mir,
der darum fleht.
Denn du hast den Erbarmer geboren,
den Retter aller, die dich besingen in Hymnen.

Da wir, Allheilige, genießen deine Geschenke,
senden wir empor eine Hymne des Dankes,
die wir als Gottes Mutter dich kennen.

Da wir in dir die Hoffnung besitzen,
den Halt, des Heiles unerschütterte Mauer,
in Hymnen Allgepriesene,
werden wir von allem Ungemache befreit.

Fünfte Ode

Erleuchte uns, Herr, durch deine Gebote,
mit deinem erhabenen Arme reiche, Menschenfreund,
deinen Frieden uns dar.

Mit Heiterkeit, Reine, erfülle mein Herz:
Gib uns deine ungemischte Freude,
die du der Heiterkeit Bringer geboren.

Befreie uns aus Gefahren, Gottesgebärerin, Reine,
die du ewige Erlösung geboren und jenen Frieden,
der allen Verstand übersteigt.

Die Nacht meiner Fehler verscheuche, Gottes Braut,
durch das Licht deines Glanzes,
die du geboren das göttliche und ewige Licht.

Meiner Seele Krankheit heile, o Reine,
deiner Sorge würdige mich,
durch deine Fürbitte schenk mir die Heilung.

Sechste Ode

Das Flehen gieße aus ich beim Herrn,
ihm künde ich meine Bedrängnisse.
Denn von Sünden ist meine Seele erfüllt,
und dem Hades hat sich mein Leben genaht.
Und ich flehe wie Jonas:
Aus dem Verderben, o Gott, führ mich empor.

Der Retter aus Tod und Verwesung
überlieferte sich selber dem Tod.
Ihn, deinen Herrn, deinen Sohn, o Jungfrau,
fleh an, dass er meine Natur,
die dem Verderben, dem Tode verfallen,
von der Feinde Bosheit befreie.

Als des Lebens Schirmerin erkenne ich dich,
als seine zuverlässige Wächterin, Jungfrau,
die auflöst der Versuchungen Schwarm
und den Übermut der Dämonen verjagt.
Und ich bitte, mich stets zu befreien
aus der Leidenschaften Verderben.

Eine Mauer der Zuflucht besitzen wir in dir,
der Seelen vollendete Rettung,
eine Weite in den Drangsalen, Braut.
Und wir freuen uns stets deines Lichtes, o Herrin.
Aus Leidenschaften und Gefahren
sei uns Retterin auch jetzt.

Auf dem Lager der Kranken liege jetzt ich danieder.
Nicht gibt für mein Fleisch es noch Heilung.
Wohlan, die du Gott hast empfangen,
den Heiland der Welt, den Befreier von Krankheit,
dich, Gute, flehe ich an:
Erhebe mich von der Krankheit Verderben.

Errette aus Gefahren deine Knechte, Gebärerin Gottes,
weil wir alle nächst Gott zu dir unsre Zuflucht nehmen
als einer unzerbrechlichen Mauer und Hilfe.

Schaue in Huld, Gebärerin Gottes,
allbesungen in Hymnen,
auf meines Leibes schlimme Bedrängnis
und heile den Schmerz meiner Seele.

Der Christen Helferin,
die nicht wird zuschanden,
unwandelbare Mittlerin beim Bildner,
verachte nicht die Rufe der Gebete der Sünder.
Nein, komm uns zu Hilfe, o Gute,
die wir gläubig rufen zu dir:
Eilig bitte, schnell flehe,
die stets du jene beschirmst, Gottesmutter,
die dich verehren.

Siebente Ode

Die Jünglinge, die aus Judäa einst nach Babyion kamen,
im Glauben an die Dreiheit
traten die Glut des Ofens sie nieder und sangen:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Weil du unsere Rettung, Heiland, betreiben wolltest,
hast du im Schoße der Jungfrau gewohnt,
die du der Welt als Beschirmerin zeigtest:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Ihn, der da liebt das Erbarmen,
den du geboren, Mutter, du Reine,
fleh an, zu befreien von Fehlern,
von den Makeln der Seele, die gläubig rufen:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Als Schatz des Heiles,
als der Unverweslichkeit Quell hast du die gezeigt,
welche dich empfangen,
als der Sicherheit Burg,
als Pforte der Reue denen, die rufen:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Des Körpers Weichlichkeit und der Seele Kraftlosigkeit,
Gottesgebärerin, lass dich herab,
denen zu heilen, die in Liebe unter deinen heiligen Schutz eilen,
die du uns Christus, den Heiland, geboren.

Achte Ode

Den König der Himmel,
den die Heere der Engel in Hymnen besingen,
preiset in Hymnen und erhebet ihn in alle Äonen.

Verachte, Jungfrau, nicht, die Hilfe von dir erflehen,
die dich in Hymnen besingen
und, Braut, dich erheben in die Äonen.

Der Heilungen Reichtum gieße aus über die,
welche gläubig dich, Jungfrau, in Hymnen besingen
und erheben dein unsagbares Gebären.

Meiner Seele Schwachheiten heile,
die Leiden des Fleisches, o Jungfrau,
dass ich dich, die Begnadete, preise.

Der Versuchungen Stürmen
und der Leidenschaft Andrang verjagst du, o Jungfrau.
Drum erheben in Hymnen wir dich in alle Äonen.

Neunte Ode

Mit Recht bekennen wir dich als Gottesgebärerin,
wir, die durch dich errettet sind, Jungfrau, du Reine,
mit den Reigen der Körperlosen erheben wir dich.

Den Strom der Tränen entferne mir nicht,
die du, Jungfrau, Christus geboren,
der aus jedem Antlitz jede Träne entfernte.

Mit Freude erfülle, o Jungfrau, mein Herz,
die du die Fülle der Freude empfangen
und zunichte machtest die Trauer der Sünde.

Hafen und Hilfe sei denen,
die ihre Zuflucht, Jungfrau, nehmen zu dir,
und unerschütterte Mauer, Zuflucht, Schutz und Frohlocken.

Mit den Strahlen des Lichtes erleuchte, o Jungfrau,
der Unwissenheit Dunkel verscheuchend,
jene, die als Gottesgebärerin gläubig dich künden.

Ihn, der am Orte der Trübsal
durch Schwachheit gebeugt ist,
heile, o Jungfrau,
aus Kraftlosigkeit führe ihn zur Kraft.

Maria, die beste Mama der Welt!

Bischof Reinhard Lettmann schrieb eine Betrachtung über Maria, die Mutter der Menschen: „In einem Gebet heißt es: „Niemand ist Gott näher als die Mutter der Menschen. Niemand sorgt sich mehr um die Menschen als die Mutter Gottes.“ Adam, der Vater der Menschen, »ist die Gestalt, die auf den Kommenden hinweist« (Röm 5,14). Jesus Christus ist der zweite Adam: »Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden« (1 Kor 15,21-22). Neben Adam steht Eva: »Adam nannte seine Frau Eva (Leben), denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen« (Gen 3,20).

Die Parallele zwischen Adam und Christus führte schon in früher christlicher Zeit dazu, auch eine Parallele zwischen Eva und Maria zu sehen. Maria ist die neue Eva. Vor diesem Hintergrund nennt unser Wort Maria die Mutter der Menschen. »Niemand ist Gott näher als die Mutter der Menschen«: Sie ist die Mutter des Sohnes Gottes. Wir dürfen sie mit dem Konzil von Ephesus (431) Mutter Gottes nennen. Niemand unter den Menschen ist Gott näher als Maria, die Mutter seines Sohnes. »Niemand sorgt sich mehr um die Menschen als die Mutter Gottes«: Als Mutter Gottes bleibt Maria Mutter der Menschen. Sie ist Mensch, Mensch unter uns Menschen. Sie ist solidarisch mit uns Menschen. Sie hat offene Augen, offenen Ohren und ein offenes Herz für uns, so wie sie bei der Hochzeit in Kana die Verlegenheit der Gastgeber erkannte und für sie bei ihrem Sohn eintrat.

Die Spannung oder besser die Faszination unseres Gebetswortes liegt darin, dass sich die Aussagen gleichsam überkreuzen. Wenn es heißen würde: »Niemand ist Gott näher als die Mutter Gottes. Niemand sorgt sich mehr um die Menschen als die Mutter der Menschen«, wäre diese Aussage in sich fraglos. Dies brauchte eigentlich gar nicht gesagt zu werden. Die Faszination des Wortes liegt darin, dass es Maria durch die Überkreuzung der Begriffe in ihrer Mittlerstellung sieht, nahe bei Gott und nahe bei den Menschen. Als Mutter der Menschen ist Maria auch unsere Mutter. Es ist gut, dass unsere Mutter nahe bei Gott ist. Sie kann ihm unsere Anliegen vortragen. Sie tut es als Mutter Gottes, deren Wort bei ihm gilt. Die Stellung Marias bei Gott und ihre Sorge für uns können uns froh machen. In dieser Freude wird das Gebetswort zugleich zu einem Dank an Gott für Maria und zu einer unausgesprochenen Bitte an Maria: »Niemand ist Gott näher als die Mutter der Menschen. Niemand sorgt sich mehr um die Menschen als die Mutter Gottes.«