Statue der Gottesmutter
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Predigt von der Nachprimiz von H. Patrick Schützenhofer CRSA

Schwestern und Brüder im Herrn!

Was für ein Ereignis! Der Evangelist berichtet uns heute von einem echten Höhepunkt. Die Verklärungsszene ist erzähltechnisch ein Spannungsbogen, hin, zu einem späteren Ereignis. Es ist eine heilsgeschichtliche Vorausinterpretation dessen, was noch bevorsteht. Was die Leserin und der Leser des Evangeliums noch nicht wissen kann: Nämlich ein Vorgeschmack auf die Auferstehung. Wir haben gehört, wie Jesus mit einer erlesenen Schar von Jüngern auf den Berg geht, und der Berg, das ist in der Vorstellung der Bibel, der Ort der Gottesbegegnung schlecht hin.

Das berühmteste Beispiel ist Moses selbst am Berg Sinai, wo er Auge in Auge mit Gott spricht. Ein anderes Beispiel ist der Prophet Elia, der Gott am Berg begegnet. Und ihr erkennt jetzt sicher schon einen Zusammenhang, denn Mose und Elia sind genau diese 2 Propheten, denen Jesus am Berg begegnet. Jesus steht also, so die Heilige Schrift, in dieser mächtigen Tradition. Er ist in einem Atemzug zu nennen mit den größten der Propheten und am Ende des Textes überbietet er sogar alles, was bisher da gewesen ist, mit dem Hinweis auf seine eigene Auferstehung. Im Markusevangelium kommt dann noch so ein interessanter Zusatz dazu, wo die Apostel sich fragen: „Was ist das, vom Tode auferstehen?“ Das zeigt, dass der Evangelist hier versucht, die Menschen hinzuführen zu diesem Geheimnis.

Die Szene ist also Hinweis auf eine noch viel gewaltigere. Ein wichtiger Hinweis dafür ist das weiße Gewand. In unserem Kulturkreis steht das strahlend weiße Gewand für Keuschheit, für Reinheit, aber tatsächlich meint das Weiß in der Sprache der Bibel, einfach Freude. Es ist die Farbe der Freude. Darum tragen die Engel, oder die Männer bei den Auferstehungserzählungen, immer weiße Gewänder, so wie Jesus selbst hier in der Verklärungsszene. Die Leserin und der Leser des Evangeliums sollen also vorbereitet werden. Sie sollen darauf vorbereitet werden, dass es einen Menschen gibt, der in der Liebe Gottes die Macht des Todes überwindet und dass dieser Jesus nicht einfach ein Wanderprediger mit verrückten Ideen ist, sondern, dass er wirklich Gottes Sohn ist, wie die Stimme aus der Wolke bekräftigt.

Für uns, die wir den Ausgang des Evangeliums schon kennen, wir alle sind auf Tod und Auferstehung Jesu Christi getauft worden, ist das oft zu selbstverständlich. Vom Auferstandenen zu hören, gehört für diejenigen unter uns, und das sind wohl die Meisten, die regelmäßig zum Gottesdienst kommen, einfach zum Alltäglichen. Und doch hat Gott den Menschen kein größeres Geschenk gemacht, als dieses. In seiner Auferstehung ruft Christus uns alle in die Gemeinschaft mit Gott hinein. Dadurch wird unser Leben, ähnlich wie die Verklärungsszene selbst, verwandelt. Es wird schon jetzt zu einem Bild dessen, was wir einmal sein werden: Nämlich wahrhaft Kinder Gottes, seine Freunde, wie es im Johannesevangelium sogar heißt. Freunde, die er zu sich einlädt an seinen Tisch. Und dieser Tisch steht hier vorne. Es ist der Altar, auf dem wir miteinander Tod und Auferstehung Jesu Christi in der Eucharistie feiern. Damit wird die Eucharistie selbst zu einer Art Verklärungsszene, die uns im Glauben stärkt, im Leben stützt und hinführt zu etwas, was Gott uns jetzt schon versprochen hat und worauf wir aber noch zugehen müssen.

In seiner Auferstehung ruft Christus uns alle in die Gemeinschaft mit Gott hinein

Ähnlich wie die Jünger können aber auch wir nicht permanent am Berg der Verklärung bleiben. Unser Weg führt uns aus der Feier der Eucharistie hinaus in die Welt, in unseren Alltag, sei es bei der Arbeit, bei euch zu Hause, sei es hier im Krankenhaus, sei es einfach bei unseren Mitmenschen, mit denen wir uns jeden Tag auseinandersetzen, uns freuen und uns manchmal ärgern müssen. All das, gehört dazu. Nur so wird die Botschaft Jesu wirklich lebendig, indem wir diese frohe Botschaft, gleich dem verklärten Christus, hinausleuchten lassen, aus unseren Kirchenbauten in die Welt hinein, und den Menschen zeigen: „Gottes Sohn ist mit euch. Er liebt euch, auf ihn sollt ihr hören.“ Amen

Predigt von der Nachprimiz

H. Bernhard Mayrhofer CRSA

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir heute am 11. September hier beisammen sind, so sind wir gleichsam in einer großen Marienwoche zum Gottesdienst versammelt. Zu uns nach Pinggau, der Wallfahrtskirche Maria Hasel, kommen fast täglich die Wallfahrtsgruppen. Aus Draßmarkt, Pinkafeld, Bubendorf, gestern war Litschau da und so weiter und so fort.

Wenn wir in den Kalender schauen, welche Tage denn der Anlass dafür sind und sich das gerade im September so häuft, so finden wir vier große Marienfeste. Jedes dieser Feste hat ein großes Geheimnis, lenkt unseren Blick auf eine Eigenschaft Mariens.

Das erste Fest ist Maria Geburt am 8. September, der so genannte kleine Frauentag.

Wenn man einen Geburtstag eines Heiligen feiert, so ist es eine ganz große Auszeichnung. Denn in der Liturgie gibt es nur drei Heilige wo wir nicht nur den himmlischen Geburtstag feiern, sondern zugleich den irdischen. Bei Jesus feiern wir Geburtstag, bei Johannes den Täufer und bei Maria. Mir scheint, es ist etwas für uns Erstaunliches und Ungewohntes, wenn ein Geburtstag, so ein kleines Baby in unseren Blick gelenkt wird. Denn welche große Gestalt auf dieser Welt, welcher Politiker, welcher Staatsmann, welcher Friedensnobelpreisträger, und wer auch immer, wird uns als Kind gezeigt? Ein Kind, das hilfsbedürftig und schwach ist. Das zugleich aber auch offen ist, zugänglich, das Liebe annimmt und so weiter. Ich glaube, ein Blick, den Gott auf uns hat, einen Anspruch, den er an uns stellt.

Das zweite Fest ist Maria Namen am 12. September.

Von der Namensgebung her mit Maria Geburt in der Nähe. Vom Inhalt ganz etwas anderes. Denn Maria Namen – es ist der Namenstag von der Mutter Oberin, ich darf alles Gute wünschen – wurde eingeführt als Dank für die Befreiung Wiens 1683. Es ist ein Dank an die Gottesmutter, dass sie das christliche Abendland, wenn sie so wollen, vor dem Untergang bewahrt hat. Maria wird uns also als Helferin und Fürsprecherin gezeigt.

Der dritte Marientag ist der 13. September.

Das Fatima-Fest erinnert uns an die Erscheinungen in Portugal im Jahr 1917. Maria zeigt sich uns als Mutter, in dieser unvorstellbaren Katastrophe des ersten Weltkrieges. Die Reserven sind verbraucht. Es gibt zigtausende Tote, Hunger, Elend – und das auf der ganzen Welt in einem noch nie gekannten Ausmaß. Und gerade in dieser Situation ist uns Maria so nahe, dass sie uns auch erscheint. Dass sie uns sichtbar nahe ist. Ja, Maria als unsere Mutter.

Schließlich das vierte Marienfest: Maria Schmerzen am 15. September.

Wieder so etwas, das für uns erstaunlich sein müsste. Denn Leid und Schmerz wird immer ausgeblendet. Und nun wird uns Maria gerade im Schmerz gezeigt. Eine Mutter in der wahrscheinlich schlimmsten Stunde ihres Lebens mit dem toten Kind im Arm. Alles Leid, dass sie erfahren hat wird uns gezeigt. Es wird nicht kaschiert, es wird nicht ausgelöscht, sondern gerade da wird sie uns gezeigt. Und mir scheint, sie wird uns in dieser Situation als besonders starker Mensch gezeigt. Ein Mensch, der nicht das Handtuch wirft, der nicht verzweifelt, sondern der sich immer wieder aufrafft und diese Botschaft von Gott weiter trägt.

Wir sprechen immer wieder von Maria als Urbild der Kirche. Maria der ideale Mensch, der so ist, wie Gott uns eigentlich alle haben wollte. Wenn das damals mit dem Apfel nicht passiert wäre… Wenn wir, wie wir es immer tun, nicht uns selbst das Eigentor geschossen hätten.

Diese vier Feste, die auf Maria hinweisen: Maria als Kind, das Hilfe braucht und Hilfe annimmt. Auch wir sollen sein wie die Kinder. Wir hören es auch im Evangelium mit all den Eigenschaften, die genannt sind. Maria als unsere Helferin. Wie Maria sollen auch wir solche Helfer sein für unsere Mitmenschen, uns gegenseitig stützen und tragen. Maria als Mutter. Ja, mütterlich sollen wir sein und uns gegenseitig begegnen. Liebevoll und nicht hart. Entgegenkommend. Eine Mutter wird ihr Kind immer vorher in den Arm nehmen und nicht zuerst die Standpauke halten. Und schließlich Maria als so starker Mensch. Ja, ich glaube, Gott will uns als starke Menschen haben, die in seinem Namen die Welt gestalten und aus der Beziehung zu ihm heraus ihr Leben verbringen. Diese Eigenschaften von den Marienfesten sollen uns begleiten.

Es hat einmal jemand gesagt: „Die beste Marienverehrung ist, eine zweite Maria zu sein!“ Und dazu möge sie uns mit ihrem Segen und ihrer Fürbitte begleiten! Amen.

Predigt von der Nachprimiz Kaplan Mag. David Grandits

Liebe, hochwürdige Mitbrüder im priesterlichen Dienst! Ehrwürdige Schwestern! Brüder und Schwestern im Herrn!

„Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Dieser Satz aus dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus, den wir in der Lesung gehört haben, ist die Grundcharta, der Grundsatz, des christlichen Lebens. „Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Diese Aufforderung ist vor allem auch jenen aufgetragen, die dem Herrn besonders geweiht sind, sei es durch das Weihesakrament, sei es durch die Gelübde.

Das hat auch der heilige Ignatius erkannt, als er dem von ihm gegründeten Jesuitenorden den Wahlspruch „Omnia ad maiorem Dei gloriam“ – „Alles zur größeren Ehre Gottes“ gab. Ignatius reagierte auf die Not seiner damaligen Zeit. Diese Not war vor allem eine Glaubensnot. Durch die Reformation war so manches ins Wanken geraten und der echte Glaube in seiner vollen Schönheit verdunkelt worden. In vielen von den Europäern entdeckten Ländern war das Evangelium, der Glaube, überhaupt noch nie verkündet worden. Die Mitglieder seines Ordens waren nicht mehr an einen Ort gebunden, hatten kein gemeinsames Chorgebet und keine eigene Ordenstracht. Vielmehr bewegten sie sich in apostolischer Weise frei von Ort zu Ort immer dorthin, wo sie gebraucht wurden. Ignatius hat daher wahr gemacht, was Paulus uns im ersten Korintherbrief schreibt:

„Ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.“, zur Verherrlichung und größeren Ehre Gottes.

Brüder und Schwestern! Liebe Marienschwestern von Vorau! Auch uns trifft diese Aufforderung immer wieder aufs Neue. Und sie ist ganz praktisch! Wenn wir Liturgie feiern, soll uns bewusst sein, mit wem wir sprechen und vor wem wir stehen.

Wir feiern die Liturgie nicht in erster Linie für Menschen, sondern um Gott zu verherrlichen, zu seiner größeren Ehre. Wenn wir von Gott sprechen und die frohe Botschaft verkünden, sollen wir bedenken, wie machtvoll das Wort Gottes ist, das nicht leer zu Gott zurückkehrt, sondern bewirkt, wozu er es ausgesandt hat. Gott wird dadurch verherrlicht, dass wir vor der Welt Zeugnis geben von seinen Großtaten. Und wenn wir den Bedürftigen und Notleideidenden, und hier in diesem Haus besonders den Kranken, beistehen und helfen, soll uns bewusst sein, wem wir diesen Dienst der Liebe erweisen. In diesen Menschen begegnet uns der Herr selbst: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Wir haben es für ihn getan, zur Verherrlichung Gottes.

Und überhaupt: selbst bei den alltäglichen Tätigkeiten und unscheinbaren Kleinigkeiten: „Ob wir essen oder trinken oder etwas anderes tun“ – wie der Apostel sagt – auch da soll man ablesen können, dass wir von Gott erfüllt sind und alles zu seiner Verherrlichung tun.

Wenn wir das alles betrachten merken wir, wie schwer uns das oft fällt und wie schwach wir sind. Gott jedoch kommt uns mit seiner Gnade und seinem Erbarmen entgegen, er bewirkt das Wollen und das Vollbringen. Diese Herausforderung ist uns auf dem Weg unserer Berufung mitgegeben und aufgegeben. Wie schön wäre es, wenn wir reinen Herzens – so wie Paulus – sagen könnten: „Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme.

Dass wir solche Vorbilder sein können, die stets auf Gott verweisen und seine größere Ehre suchen, die das eigene Ich hintanstellen, dazu helfe uns die Fürsprache der Gottesmutter und des heiligen Ignatius. Amen.

Mitschrift der Predigt: P. Kilian Müller OCist

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“, so fragt der Herr den Petrus in diesem Tagesevangelium, das die Leseordnung der Kirche, und damit auch die Vorsehung, uns heute geschenkt hat. Wenn ich heute hier vor euch sein, und meine Nachprimiz feiern darf, dann soll das Messformular, das ich mir gewünscht habe, das ich ausgewählt habe, gewisser Maßen, Antwort geben. Denn der Herr fragt heute, hier und jetzt, mich und jeden von uns, von euch, genau das, was er den Petrus gefragt hat: „Du aber, für wen hältst du mich?“ Unsere Antwort soll aus ganzem Herzen lauten: „Du bist Jesus Christus, der ewige hohe Priester, du allein bist der Messias, und dafür danken wir dir o Herr – mit dieser Votivmesse.“

Petrus hat recht mit seiner Antwort und dennoch sind wir heute im Vergleich zu Petrus in einer ähnlichen, aber auch anderen Situation. Denn wir wissen, anders als in der Situation, die wir da im Evangelium gehört haben, wir wissen ja schon um das Leiden, um das qualvolle Sterben Jesu. Aber wir wissen vor allem auch um das Osterereignis. Wir wissen und bekennen, dass das Grab leer ist und dass Jesus Christus der Erstgeborene der Toten ist. Wir kommen Gott sei Dank nicht mehr zurück hinter all diese Berichte des Neuen Testaments von den Begegnungen mit dem Auferstandenen in den Evangelien. Wir kommen nicht mehr zurück hinter einen Petrus, hinter einen Johannes, hinter einen Stephanus, hinter einen heiligen Paulus und hinter eine Kirchengeschichte, die in 2000 Jahren nicht nur die Apostel in ihren Schwachheiten, sondern auch vieler anderer Antihelden überstanden hat. Es ist die Geschichte der Kirche, die bis heute fortbesteht, die wächst und die in der ganzen Welt durch Menschen den mystischen Leib, die Gegenwart Christi, wirklich garantiert. Es ist unfassbar. Es ist die Garantie der Gegenwart Jesu. Die Kirche ist die Erfüllung dessen, was der Herr im Matthäusevangelium im 28. Kapitel ganz zum Schluss verheißen hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Liebe Schwestern und Brüder, ich will euch nicht zu nahe treten, aber wenn ich mich selbst anschaue, dann kann ich nur sagen, wir gehören in der Nachfolge Christi in unseren Schwachheiten, in unseren Kleinheiten, in unseren Armseligkeiten und in unserem Ringen, ganz offensichtlich auch zu den Bausteinen dieser Welt, die allzu oft verworfen wurden oder bis heute noch verworfen werden mit unserer scheinbaren so merkwürdigen und für viele Menschen gerade heutzutage so suspekten Weltsicht. Das ist wirklich eine Weltsicht. Die heilige Edith Stein, sie spricht in einem Brief von ihrer Bekehrung, wo der Herr selbst ihr die Binde von den Augen genommen hat. Man sieht auf einmal anders. Jeder der das, eine Begegnung mit dem Herrn, eine Bekehrung erlebt, hat, kann das bestätigen. Viele Zeugen in der Kirchengeschichte sind da, um das zu bestätigen. Zeugenschaft – ein so kostbares Geschenk.

Der Herr als Auferstandener rügt die Apostel, dass sie denen nicht geglaubt haben, die ihn gesehen haben. Zeugenschaft ist das Wichtigste, um an Christus zu glauben, wenn das auch nicht jedem geschenkt ist – eine besondere Bekehrung, ein besondere Begegnung. Ja, es ist eben eine Weltsicht, die dazu führt, dass wir eben manchmal verworfen werden von den Bauleuten dieser Welt, weil es eine Weltsicht ist, die an der Wahrheit des Evangeliums festhält. Aber diese Botschaft ist bis heute ein Ärgernis für die Welt. Aber gerade darin zeigen wir doch, dass wir dem Herrn wirklich nachfolgen – in diesem Zeugnis für das Evangelium. Darum teilen wir sein Los.

Wenn wir ganz persönlich daran leiden, dass so viele Menschen um uns herum – Jung und Alt, Nah und Fern, von diesem ewigen Hohepriester und von der Erlösung und der Frohen Botschaft nichts wissen wollen. Genau darin teilen wir sein Los. Wenn wir daran leiden, dass unsere Familien und unsere Freunde, ja wirklich Menschen, die uns am Herzen liegen, sowie Johannes dem Herrn am Herzen gelegen hat, uns am Herzen liegen und wir leiden daran, dass diese Menschen nicht so recht zum Herrn finden. Wenn wir sehen wie Jugendliche sich abwenden, wenn wir sehen und daran leiden, wie so viele nicht verstehen können, warum wir versuchen wollen, die rein weltlichen Gedanken, Worte und Werke abzulegen, um uns dem Herrn zuzuwenden, um ihm nachzufolgen, jeder an seinem Platz. So zum Beispiel im Ordensleben, im geweihten Leben oder auch im gelebten Glauben in der Welt. Wenn das so ist, wenn wir daran leiden, meine lieben Brüder und Schwestern, dann leidet Christus in uns. Dann können wir gewissermaßen das Wort des heiligen Paulus aus dem Galaterbrief abwandeln und sagen: Nicht mehr ich leide, sondern Christus leidet in mir. Dann kann auch das eine mystische Vereinigung mit Christus unserem Bräutigam, mit seinem Kreuzesleiden, sein. Und genau darin erfahren wir dann ganz konkret unsere Erlösung. Denn sonst bleibt ja alles Leiden buchstäblich an uns hängen. Und dann werden eben wir niedergedrückt und erschlagen, fallen in die Mutlosigkeit, in die Traurigkeit, in die Lähmung, weil die Erlösung nicht weltlich ist, weil sie nicht von uns kommt, sondern von Gott kommt.

Er ist Christus, er ist der ewige Hohepriester. Durch ihn und mit ihm fließen in jeder heiligen Messe, unser Leid, auch unser Leiden an dieser Welt, mit hinein in das Kreuzesopfer auf Golgotha. Aber jeder von uns weiß, dass Christus auch an uns und durch uns leidet. Auch das gehört zur Frohen Botschaft. Sogar, so bitter es ist, wir fallen immer wieder ins Dunkel der Sünde. Wir fallen trotz des regelmäßigen Gebetes, trotz des Lebens in der Gemeinschaft, trotz aller unserer guten Vorsätze, trotz der Liebesheirat, die wir in der Ordensprofess mit dem Herrn gefeiert haben, wir fallen trotz der bitteren Tränen der Reue, trotz aller Dankbarkeit für unsere Erlösung. Und ich kann euch sagen, nach fünf Monaten nach meiner Priesterweihe, kann ich euch versichern, man fällt auch trotz des Empfanges des Weihesakramentes – immer und immer wieder.

Aber trotzdem ist die Zahl der Sünden, wenn sie auch noch so groß und schwer sind, begrenzt, weil die Sünde Menschenwerk ist. Verführung und Versuchung kommt vom Teufel – aber die Sünde ist Menschenwerk. Sünde ist weltlich und sie hat ein Ablaufdatum. Sie ist sogar schon faul, wenn sie entsteht. Wenn die Verführung auch vom Teufel kommt. Die Sünde können wir auf ihn nicht abwälzen. Die Sünde ist und bleibt Menschenwerk und deshalb ist sie vergänglich. Aber wir haben ja, wie es im Hebräerbrief heißt, nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Liebe Schwestern und Brüder unsere Erlösung ist ewig, weil sie vom ewigen Hohepriester kommt. Was ist das für eine Botschaft? Dass diese die Welt nicht versteht, kann man gut verstehen. Dieses Werk der Erlösung ist im Letzten Ausdruck der tiefen Liebe und Barmherzigkeit Gottes – kein Verdienst – schon gar nicht des Menschen.

Dass ich heute hier als Priester stehen darf, das ist ein Werk der Barmherzigkeit Gottes, der festhält, in Treue festhält an seinem ewigen Plan, mögen die Umstände noch so widrig sein. Beten sie und wir weiter um die Bekehrung der Sünder und stärken wir uns dabei gegenseitig, denn wir sind jetzt schon ein Leib und ein Geist in Christus. Und außerdem bete ich und beten sie mit mir für all jene, die für die Bekehrung der Sünder beten – nämlich dafür, dass diese und wir es aushalten, wenn dann einer dieser bekehrten Sünder als Neupriester am Altar steht, damit wir es aushalten, wenn der Herr manchmal tief, manchmal sehr, sehr tief in die Finsternis der Sünde und der Glaubensferne greift. Damit wir und alle diejenigen aushalten, die er von Ewigkeit her auserwählt hat, um die Sünder in der heiligen Beichte von ihrer Last zu befreien und das heilige Messopfer zu feiern.

Liebe Brüder und Schwestern, dies darf ich nun tun für die Kirche, für dieses heilige Volk von Priestern, Königen und Propheten, für euch. Dies darf ich tun und dadurch erweist sich vielleicht in diesem Aushalten dieser Priester, solcher bekehrter Sünder, die Heiligkeit dieses priesterlichen, königlichen, prophetischen Volkes. Diesen Dienst darf ich tun, das heilige Messopfer feiern bis zum Ende meines Lebens, in Dankbarkeit und jeden Tag im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Predigt zur Nachprimiz in Vorau Mag. Walter Obenaus

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Ich bin 37 Jahre alt und komme aus Albersdorf/Prebuch. Ich habe die Volkschule und Hauptschule in Gleisdorf absolviert und besuchte dann in Bad Gleichenberg die 3 jährige Hotelfachschule, da ich die elterliche Gastwirtschaft einmal übernehmen wollte. Als Kind lernte ich Knopfharmonikaspielen (diatonische Ziehharmonika). Dadurch erlebte ich oft schöne Stunden mit unseren Gästen im Gasthaus.

Bis zu meinem 26. Lebensjahr übte ich meinen Beruf als Koch (meist in Saisonbetrieben in Österreich und der Schweiz) aus. Wenn ich zu Hause war, ging ich regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst in Gleisdorf. Auf Saison war mir dies aufgrund der Arbeit nicht möglich. Auch von Seiten meiner Eltern war die Gastwirtschaft zu Hause für mich bestimmt.

Der Herr aber hatte mit mir andere Pläne. Im Jahr 1999 erfuhr ich ab der Wallfahrt nach Medugorje eine größere Hinkehr zu Gott und ich erlebte Kirche als eine für mich lebendigeren Weise, als bisher. Ich lernte in dieser Zeit die charismatische Erneuerung (Jugendtreffen in Pöllau) kennen, und das beflügelte mich sehr. Pfarrer Konrad Sterninger begleitete mich damals und wies mich tiefer in den katholischen Glauben ein. Mein Heimatpfarrer Mag. Alois Kowald erblickte mich öfters auch unter der Woche in der Pfarrkirche in Gleisdorf und sprach mich eines Tages an. Er sah in mir eine geistliche Berufung. Da ich zunächst sehr auf das Gasthaus zu Hause fixiert war, kam für mich der geistliche Beruf nicht in Frage. Dechant Kowald bot mir Einzelexerzitien an, um zu prüfen, ob ich eine geistliche Berufung habe. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Im August desselben Jahres 1999, nach diesen Exerzitien, stellte sich klar heraus, dass ich für einen geistlichen Weg berufen bin. Im September ging ich dann in das Spätberufenenseminar nach Horn, um dort die Studienberechtigungsprüfung abzulegen. Meine jüngere Schwester erklärte sich bereit, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Nach einer Pause begann ich im Jahr 2002 das Studium der Fachtheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz. Dort lernte ich P. Dr. Bernhard Vošicky OCist kennen, der mich auch sehr auf meinem Weg unterstützte. 2008 schloss ich das Studium ab und trat dann in das Priesterseminar der Diözese Graz-Seckau ein. Mein Pastoralpraktikum absolvierte ich in den Pfarren Fernitz und Kalsdorf. Am 12 Dezember 2010 empfing ich durch unseren Hwst. Herrn Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari die Diakonweihe.

„Ich, ich kenne meine Pläne, die ich für Euch habe – Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“

Liebe Schwestern und Brüder in Jesus Christus!

Diesen, meinen Primizspruch trage ich schon einige Jahre in meinem Herzen. Er ist eingebettet in das Schicksal der Israeliten, die nach Babel verbannt wurden. In einem Brief an die Verbannten spricht Gott durch den Propheten Jeremia diese tröstlichen Worte, dass Er, Gott auch in dieser Situation Seinem Volk nahe ist. „Sucht ihr mich, so findet ihr mich“ heißt es weiter. Der Gott der Juden und der Christen ist ein Gott der Offenbarung. Das heißt, dass Er den ersten Schritt zu den Menschen macht. Er will sich uns mitteilen. Das wird besonders im neuen Bund durch Seinen Sohn Jesus Christus deutlich. Einzelne Verse in der Bibel soll man immer im größeren Zusammenhang deutend lesen. Aber es gibt zentrale Aussagen von Gottes Heilswirken, die man auch außerhalb des Kontextes für das eigene Leben in Anspruch nehmen kann. Gott will uns immer eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Wenn wir mit Gott gehen – dann gibt Er immer diese Hoffnung auf Heil und Segen, nicht nur die Hoffnung auf Heil sondern das Heil selbst. Heil bedeutet Besitz dauernden Lebens und gesicherter Geborgenheit – im biblischen Sinn heißt das: Heimkehr zu Gott. Diese Erfahrung hat das auserwählte Volk immer gemacht. Nur wenn es sich von Ihm und Seinen Geboten getrennt hat, erfuhr es Unglück und Verbannung, wie wir es in den Versen lesen können, die meinen Primizspruch vorausgehen.

Ich habe diesen Primizspruch auch deswegen gewählt, weil ich im Laufe der Jahre seit 1999, als ich meinen Weg zum geistlichen Beruf eingeschlagen habe, auch vielfach Heilung erfahren habe durch die Sakramente der Beichte und der Krankensalbung, sowie durch Heilungsgebete.

Heilung benötigen alle Menschen!

Niemand wächst vollkommen behütet auf. Verletzt werden gehört zum Leben eines Menschen dazu. Entscheidend ist, was man aus den Verletzungen macht. Denn oftmals geschieht es, dass verletzte Menschen wiederum andere verletzen. Diesen Teufelskreislauf kann man aber stoppen, wenn man sich Gott zuwendet und von Ihm heilen lässt. „Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch Seine Wunden sind wir geheilt.“, lesen wir beim Propheten Jesaja im 4. Gottesknechtlied. Vom Anfang der Kirche an wurde in diesem Gottesknecht immer unser Herr und Heiland Jesus Christus erkannt. Er, Christus vermag uns vollständig zu heilen. Er ist der eigentliche Heiler und Heiland. Schon der Name Jesus bedeutet: Gott heilt, Gott rettet. Wenn wir uns in seinen Wunden bergen, erfahren wir wahrhaftig Heilung. Dieser Dienst Jesu wird von den Priestern fortgesetzt. So bin ich allen Priestern sehr dankbar, die diesen Dienst der Heilung an mir durchgeführt haben. Das Sakrament der Versöhnung – die Beichte und das Sakrament der Krankensalbung sind die Sakramente der Heilung. Man könnte jetzt fragen, warum die Beichte ein heilendes Sakrament ist. Wenn die Sünde die Seele verwundet, kann sich das auf den ganzen Menschen auswirken. So möchte ich Sie ermutigen, diese wertvollen Dienste der Kirche in Anspruch zu nehmen. Der Heilungsdienst der Kirche ist leider heutzutage sehr verkannt und viele Menschen glauben nicht mehr an die Wirkung der Sakramente und der Sakramentalien. So sehe ich meinen Dienst als Priester besonders auch im Heilungs- und Heiligungsdienst. Mein Ziel ist es, den Glauben an die Sakramente zu stärken. Die Sakramente sind die höchste Form der Christusbegegnung – Jesus Christus ist in den Sakramenten in besonderer Weise gegenwärtig! Was Jesus vor zweitausend Jahren gewirkt hat, wird heute durch die Sakramente Realität. Erlösung, Heil und Heilung geschehen durch die Sakramente der Kirche. Nehmen wir heute diese Geschenke von Gott an!

Für einen Priester ist es eine Gnade, wenn er vielen Menschen die Lossprechung erteilen kann, um dann den von der Sünde gereinigten Gläubigen den Leib Christi reichen zu können. Dafür ist der Priester geweiht – darin lebt er seine Identität. Der Priester besitzt die Binde- und Lösegewalt. D.h. er hat die Vollmacht, die Seelen mit Gott zu verbinden und die Sünde und Schuld vom Menschen zu lösen und wegzunehmen. Ich sage dies deswegen mit so viel Nachdruck, damit viele diese großen Geschenke der Kirche wieder entdecken.

 

Ihr Primiziant Walter Obenaus