Statue der Gottesmutter
Menü

Predigt zur Heiligen Messe zum Jahreswechsel

Von Kaplan Mag. Walter Obenaus (Pfarrverband Fernitz/Kalsdorf)

Liebe weihnachtliche Gemeinschaft zum Jahreswechsel, ehrwürdige Schwestern von Vorau, liebe Brüder und Schwester in Jesus Christus!

Die Woche nach dem Geburtsfest unseres Herrn Jesus Christus, die Weihnachtsoktav, die wir jeden Tag gefeiert haben wie den Christtag, birgt eine Fülle von Festen: die Feste Stephanitag, Johannestag, Tag der unschuldigen Kinder und heute der letzte Tag im Kalenderjahr – Silvester. Silvester war ein geborener Römer und Papst von 314-335. In seiner Regierungszeit vollzog sich die grundlegende Veränderung im Verhältnis des Christentums zum römischen Staat. Die große Figur in diesem Geschehen war allerdings nicht Silvester, sondern Kaiser Konstantin, den Papst Silvester getauft haben soll. In dieser Zeit dieses Papstes fällt das Konzil von Nizäa, auf dem die Irrlehre des Arius verurteilt und die Gottheit Christi im Sinne der Wesensgleichheit mit dem Vater definiert wurde. Die großen römischen Basiliken: St. Johannes im Lateran, St. Peter im Vatikan und St. Paul vor den Mauern wurden damals gebaut und vom Papst eingeweiht. Wenn Silvester der meistgefeiertste Papst ist, verdankt er seine Volkstümlichkeit weniger der Geschichte als der Legende, sondern dem Umstand, dass sein Gedenktag mit dem letzten Tag des bürgerlichen Jahres zusammenfällt. In dieser heiligen Messe zum Jahreswechsel wollen wir heute die Gelegenheit nützen, Gott zu danken für alles Gelungene, für alles Gute und Schöne, das er uns geschenkt und durch uns gewirkt hat. Alles Misslungene, unsere Fehler und Schwächen, unsere Sünden wollen wir der Barmherzigkeit Gottes anempfehlen. Für alles Unvollkommene und für unser Versagen sprechen wir Gott und unseren Nächsten die Bitte um Vergebung aus.

In dem Wissen, dass Gott auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, setzen wir unser ganzes Vertrauen für das neue Jahr 2015 auf Gott in Jesus Christus.

Er vermag unsere Herzen zu wandeln, und er hat das wahre Licht in unsere Welt gebracht. Durch Ihn können und sollen wir Salz und Licht der Erde sein. Das neue Jahr lädt uns dazu ein, neu anzufangen – auf Gott unser Leben zu bauen. Die Kirche ruft uns in Erinnerung, dass wir nur Pilger sind. Sie selbst ist in der Welt zugegen und doch unterwegs. Auf ihren Herrn zugehend schreitet sie zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin. Auch unser Weg auf Erden verläuft zwischen Prüfungen und göttlichen Tröstungen. Unser Leben in dieser Welt findet seine Vollendung jenseits der Zeit, in der Ewigkeit, wo das Ziel unserer Pilgerfahrt liegt. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern der Himmel, die ewige glückliche Gemeinschaft mit Gott und unsere Nächsten ist das Ziel. Die Zeit, über die jeder von uns verfügt, ist die Wegstrecke die uns von dem Augenblick trennt, da wir mit vollen oder mit leeren Händen vor Gott treten. Nur in dieser Welt haben wir Gelegenheit, uns Verdienste zu erwerben für die Ewigkeit. Das Öl in den Lampen bei den klugen Jungfrauen, symbolisiert die guten Werke, die sie getan haben. Die klugen Jungfrauen können deswegen kein Öl weitergeben, weil auch die guten Werke nicht übertragbar sind auf andere. Nur hier ist die Gelegenheit, den Schatz zu erwerben, der nicht vergeht. Für jeden von uns ist sie jetzt da, die Zeit der Gnade. Und sie ist unwiederbringlich. Die Zeit also, als Geschöpf Gottes, die uns geschenkt ist, dient den Menschen, damit er sie für gute Werke nützt. Paulus sagt es uns im Epheserbrief: „Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit.“ Und im Johannesevangelium heißt es: „Denn es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.“ Grundsätzliches können wir aus unserer Lebenserfahrung sagen, dass wir genug Zeit haben, um das zu erfüllen, was Gott von uns will. Der Jahreswechsel soll uns also wieder an die wichtigen und wesentlichen Dinge im christlichen Leben erinnern.

Der Name Januar, Ianuarius kommt vom lateinischen Janus aus der römischen Mythologie und bedeutet: Gott der Türen und Tore und des Anfangs. Er wird mit zwei in entgegengesetzter Richtung blickenden Gesichtern als Symbol für Zwiespältiges und Widersprüchliches dargestellt. Anders gedeutet kann man die beiden Gesichter auch so verstehen, dass das eine Gesicht auf das vergangene Jahr zurückblickt, das andere in das kommende Jahr hineinschaut.

Ich darf heuer auch auf eine schöne und gnadenreiche Wallfahrt zurückblicken: im Rahmen meines Amerikaaufenthaltes habe ich den größten Marienwallfahrtsort der Welt besucht – Guadalupe (20 Mio Pilger jedes Jahr!) Es war sehr gnadenvoll! 1531 waren die Erscheinungen dort und Gott hat ein Bild von der Mutter Gottes geschenkt, das wunderumwoben ist. Man hat im 19. Jhd. das Bild untersucht und dabei Augenreflexe gemessen – in den Pupillen hat man im Vergrößerungsglas drei Personen entdeckt, unter anderen auch den Seher Juan Diego. Am Bild auf Bauchgegend der Mutter Gottes hat man auch Herztöne eines Kindes entdeckt und somit erkannt, dass Unsere Liebe Frau von Guadalupe schwanger ist, wie es auch durch das Mascherl an ihren Händen anzeigt wird. Mich verbindet Unsere Liebe Frau von Guadalupe deswegen, weil ich an ihrem Gedenktag am 12. Dezember 2011 zum Diakon geweiht wurde. Weil ich längere Zeit schon mit dem Lebenszentrum verbunden war und immer wieder für die Ungeborenen und den Lebensschutz gebetet habe, war dieses Datum der Diakonweihe eine schöne Fügung von Gott. Denn Unsere Liebe Frau von Guadalupe wird auch als die Patronin der Ungeborenen verehrt. Ich war vier Tage in Guadalupe und hatte das Glück, dass mich Mexikaner in dieser Zeit begleiteten. An einem Samstag zelebrierte ich in einer Seitenkapelle in der großen Basilika von Guadalupe zu Ehren Unserer Lieben Frau von Guadalupe und für die Ungeborenen die heilige Messe. Ein paar Minuten nach der heiligen Messe, wir wollten schon die Kirche verlassen, lief mir eine Frau nach und bat um den Segen. Sie hat mich als Priester erkannt, weil ich den Talar trug. Nach dem Segen erklärte sie, dass sie längere Zeit in der Basilika arbeitete.

Und als sie durch die Freunde, die Mexikaner, die mir auf Englisch übersetzten, erfuhr, dass ich aus Österreich komme, hat sie mir dann eine Berührungsreliquie geschenkt – ein kleines Bild, das am Originalbild berührt wurde. „Jetzt kommt unsere Liebe Frau von Guadalupe auch nach Österreich!“ hat sie gesagt. Ich habe mich darüber sehr gefreut! Ich konnte unter dem Bild gleich anschließend der Rolltreppen, die die Leute unter dem Bild vorbeischleusen, gut beten. So war diese Wallfahrt zu Unseren lieben Frau von Guadalupe eine große Gnade – Dank sei Gott und Maria!

So beenden wir mit dem heutigen Tag nicht nur das Jahr 2014, sondern mit dem morgigen Tag die Weihnachtsoktav. In dieser Weihnachtsoktav waren wir eingeladen besonders die Menschwerdung Gottes in uns zu verinnerlichen. Jesus will in uns immer mehr Gestalt annehmen. Das zuzulassen ist wohl eine Lebensaufgabe des Christen. Jesus aufnehmen können wir im Wort Gottes, im Sakrament und in der Hingabe an Gott und den Nächsten. Johannes der Evangelist spricht in seinem Prolog von der ewigen Zeugung des Sohnes. Das Wort Gottes ist kein Geschöpf, wie es Arius behauptete sondern wesensgleich Gott mit Gott Vater und dem Heiligen Geist. So hat die Gegenwart Jesu Christi im Wort und Sakrament transformative Kraft – umwandelnde Kraft. Bereiten wir uns immer wieder vor, dass wir guter Boden werden, sodass Gott uns in sich und seine Gestalt umwandeln kann. Das wünsche ich Euch und uns für das kommende Jahr 2015: Die innere Erneuerung unserer Herzen, damit die Freude des Heiligen Geistes immer mehr wirksam werde. Ein gesegnetes und von der Liebe Gottes erfülltes neues Jahr. Amen.