Statue der Gottesmutter
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Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder und Schwestern! Machen Sie mir bitte einmal einen Gefallen und schließen Sie ganz fest Ihre Augen. Ich sage es ihnen, wann es anfängt und ich sage es Ihnen, wann es aufhört. Dauern tut es nicht lange – und ich mache sie auch zu, damit Sie nicht Angst haben, ich würde Sie jetzt unverschämt anstarren. Also, machen Sie jetzt Ihre Augen ganz zu, so gut Sie es vermögen. Ich mache es auch. – Sie können die Augen jetzt wieder aufmachen. Vielleicht meint jetzt die eine oder der andere von Ihnen, jetzt wissen Sie ungefähr wie das ist, wenn man blind ist.

Aber blind sein ist ganz anders, denn Sie haben noch ein Licht wahrgenommen, durch die Augenlider hindurch. Sie haben gemerkt, dass hier Licht ist. Und würden Sie an einem sonnigen Sommertag rausgehen, dann würden Sie genau merken, wo Schatten ist; würden Sie unter einer Laube durchgehen und immer wieder die Stangen, wo die Rebe festgemacht ist, einen Schatten werfen, Sie würden fast zusammenzucken, so deutlich würden Sie wahrnehmen, dass hier ein Schatten ist. Nein, Blindheit ist ganz anders. Blindheit ist totale Dunkelheit, totale Finsternis. Ich sage Ihnen das, weil ich selbst mit dem Blindenapostolat in unserer Diözese zusammenarbeite, weil es im Blindenapostolat eine Kamillianische Familie gibt, und weil ich der geistliche Assistent dieser Kamillianischen Familie bin, und weil ich deswegen fast jeden Tag, wenn ich zuhause bin, mit Blinden zu tun habe. Und diese Blinden im Blindenzentrum in Bozen haben ein Dunkelrestaurant eingerichtet. Und da kann man sich zum Essen melden, es ist immer ausgebucht über Monate hinweg. Und man kann sich dort melden und man merkt dann erst, was es heißt, blind zu sein. Absolute Finsternis.

Zwei Blinde werden uns heute im Evangelium vorgestellt, die in der totalen Dunkelheit lebten, die nichts wahrnahmen, außer, – ja, was haben sie wahrgenommen? Was haben sie wahrgenommen von diesem Jesus von Nazareth?

Wir sind Sehende und was nehmen wir von ihm wahr? Habe ich heute etwas von ihm wahrgenommen? Habe ich heute etwas von Gott wahrgenommen in meinem Leben? Wir gehen hinaus in diese Welt und nehmen unendlich viel wahr: Lichter, Reklame, … wir haben den Eindruck, unsere Aufmerksamkeit soll überall hin gelenkt werden, aber weit weg von ihm!

Diese beiden Blinden im Evangelium, sie mussten von Jesus gehört haben, sie mussten etwas von ihm wahrgenommen haben. Und sie nähern sich ihm und schreien. Aber zunächst geht Jesus an ihnen vorüber. Er geht vorüber und geht weiter. Jesus bleibt nicht gleich stehen. Es ist fast so, als wollte Jesus sie hinter sich herziehen. Als wollte er sie herausfordern, zu schreien, aufzuschreien, ihm nachzuschreien.

Das ist ein Sinnbild für unser Leben. Jesus geht an uns vorüber und er möchte, dass wir ihm nachgehen. Er möchte, dass wir nicht locker lassen. Er möchte, dass auch wir schreien: „Hab Erbarmen mit uns! Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids!“

Hab Erbarmen mit uns!

Jesus möchte diesen Aufschrei. Aber es kommt noch etwas anderes: Diese beiden Blinden, die sich nicht sehen können, bestenfalls abtasten, sie müssen gemeinsam schreien, ihn gemeinsam anrufen. Es geht nicht darum, dass jeder von uns schreit, aufschreit, ihm nachschreit. Es geht darum, dass wir es gemeinsam tun. Probieren Sie es einmal aus, Sie, die Sie verheiratet sind. Beten Sie gemeinsam, schreien Sie auf, wenn es nicht so geht, wie Sie es sich vorgestellt haben. Lassen Sie gemeinsam nicht locker!

Oder, ich weiß es nicht, ob es so etwas bei Ihnen noch gibt, bei uns jedenfalls gibt es das noch, wenn zwei verlobt sind oder zumindest wissen, sie möchten heiraten, einen gemeinsamen Weg gehen, eine Familie gründen. Schreien Sie gemeinsam auf, beten Sie gemeinsam. Oder, wenn Sie Kinder haben, versuchen Sie es einmal mit den Kindern selbst. Oder, wenn Sie Ordensschwestern sind, tun Sie es nicht immer nur alleine, Gott hat Ihnen eine Gemeinschaft geschenkt. Tun Sie es in ihrer Gemeinschaft, mit Ihrer Gemeinschaft. Werden Sie beim Beten konkret, sagen Sie dem Herrn, wo es drückt. Tun Sie es gemeinsam. Wir werden heute noch den ganzen Abend über miteinander beten. Wir werden um Heilung beten, aber wir tun es nicht alleine. Wir tun es zusammen. Und dabei müssen wir nicht immer wissen, was den anderen bedrückt, wir brauchen seine Krankheit nicht immer zu wissen. Aber wir wissen, wir sind alle schwache Menschen, die ganz, ganz schnell an die Grenzen stoßen, überfordert sind. Wir sind Menschen, die sich nur Gott überlassen können, die nur Vertrauen aufbringen müssen, ihm gegenüber, für den nichts unmöglich ist. „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“, frägt Jesus diese beiden, armen Blinden.

Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Glaubst du, dass er dir helfen kann? Glaubst du das wirklich? Und ganz schnell beginnen wir als Menschen unserer Zeit zu sprechen und sagen: „Ja, also bitte, es muss nicht um jede Ecke ein Wunder passieren. Ich möchte nicht wundergläubig sein oder gelten.“ Glaubst du, oder glaube ich, dass er mir helfen kann? Oder bin ich eher geneigt zu sagen: „Ja, da will ich mal versuchen, die Ärmel hochzukrempeln. Da will ich mich mal ein bisschen zusammenreißen. Da muss ich was tun. Ich muss etwas tun!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Diese Frage hat mich bewegt, als ich mich für diese Predigt vorbereitet habe: Glaubst du, du als Priester?

Glaubst du daran, dass Jesus helfen kann?

Ich lege Ihnen diese Frage vor, geben Sie selber eine Antwort. Denken Sie sich hinein in die möglichen und unmöglichen Situationen unseres Lebens. Denken Sie sich hinein in die Ausweglosigkeit dieser Welt, denken Sie sich hinein in die Familien, dort hin, wo Sie selber nichts bewegen können – schon längst nichts mehr bewegen können. Denken Sie sich hinein in ihre Ehe, wo alles erlahmt ist, wo die Liebe keine Lebendigkeit mehr hat. Wo man angefangen hat, sich auszuhalten, wo man vom anderen nichts mehr erwartet. Denken Sie sich hinein in unsere heutige Gesellschaft, wo wir als Christen dastehen und sagen: Was sollen wir tun? Es wird nicht mehr lange dauern, dann dürfen wir uns gar nicht mehr als Christen erkennen zu geben. „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“ Ja, glaubt ihr das?

Ich persönlich kann eigentlich nur antworten: „Ich glaube, aber hilf du bitte ganz, ganz schnell meinem Unglauben! Ja, ich möchte glauben, ich möchte es glauben, ich möchte darauf vertrauen, aber hilf du meinem Unglauben. Hilf du mir, wenn mir Zweifel kommen.

Hilf du mir, wenn ich dich runterschraube auf Mittelmaß, wenn ich dir nicht alles zutraue, wenn ich dir nicht alles übergeben, wenn ich dich nicht zum Herrn über mein Leben, über meine Gesundheit, über meine Zukunft, über alles – über meine Ehe, über meine Kinder, über meine Kongregation, mache.

Liebe Brüder und Schwestern!
Und dann wird uns Jesus berühren. Und in dieser Berührung geschieht auch heute immer noch Heilung. Lassen Sie sich von ihm berühren! Von ihm selber, er heilt Sie, er heilt mich, er heilt unsere kranken Herzen, indem er uns sein Herz gibt.

Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen.

Da wurden ihre Augen geöffnet. Wie ihr geglaubt habt! Und ich musste schmunzeln, wie ich den Text gelesen habe. Denn auf der einen Seite dachte ich: Ja, einige Male in meinem Leben habe ich tatsächlich geglaubt. Und da ist viel geschehen. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich hier wäre, hätte ich nicht einige Male geglaubt. Aber schmunzeln musste ich, weil ich dazu dachte: Was wäre alles geschehen, hätte ich mehr geglaubt!? Was wäre da noch alles geschehen? Was ist da alles brach liegen geblieben? Was ist da noch an Möglichkeit in meinem Leben drinnen, von dem ich überhaupt nichts weiß? Herr, ich glaube, hilf du meinem Unglauben. Amen.

12 Verheißungen für die Verehrer seines Göttlichen Herzens

 

1. Alle werden mittels dieser liebenswürdigen Andacht alle für ihren Stand notwendige Hilfe finden.

2. Er wird ihren Familien den Frieden schenken. Er wird die getrennten Familien wieder vereinigen.

3. In ihrer Not wird er sie trösten.

4. Sie werden in diesem Herzen ihre Zuflucht im Leben, besonders aber in der Stunde des Todes finden. Wie süß ist das Sterben, nachdem man eine beständige Andacht zum Herzen dessen unterhalten hat, der uns richten wird. Die, welche dieses heilige Herz verehren, werden nie verloren gehen.

5. Über alle ihre Unternehmungen wird er Segnungen ausgießen. Er wird sie in allen ihren Arbeiten unterstützen.

6. Ich hoffe, dass dieses göttliche Herz eine überfließende und unerschöpfliche Quelle von Barmherzigkeit und Gnaden werde…, um den gerechten Zorn Gottes für so viele Verbrechen zu besänftigen…, Gott wird im Hinblick auf die Liebe, die er zu diesem heiligen Herzen trägt, den Sündern verzeihen. Das heilige Herz ist wie eine Feste und ein sicherer Zufluchtsort für alle armen Sünder, die sich dorthin flüchten wollen, um der göttlichen Gerechtigkeit zu entgehen. Das heilige Herz ist allmächtig, um Barmherzigkeit zu erlangen.

7. Er hat mir versprochen…, die süße Salbung seiner brennenden Liebe über alle Gemeinden auszugießen, welche ihn verehren und sich unter seinen besonderen Schutz stellen werden: er wird die Züchtigungen seiner göttlichen Gerechtigkeit entfernen, um sie wieder eifrig zu machen,
wenn sie lau geworden sein sollten.

8. Ich kenne keine andere Übung der Frömmigkeit, die imstande wäre, in kurzer Zeit eine Seele zur höchsten Vollkommenheit emporzuführen.

9. Mein göttlicher Erlöser gab mir zu verstehen, dass alle, welche am Heile der Seelen arbeiten, die Gabe haben werden, auch die verhärtetsten Herzen zu rühren; sie werden, falls sie nur selber eine zarte Andacht zu seinem heiligen Herzen pflegen, mit wunderbarem Erfolg arbeiten. Es genügt, das göttliche Herz bekannt zu machen und dann ihm die Sorge zu überlassen, die Herzen, die er sich vorbehalten hat, mit der Salbung seiner Gnade zu durchdringen: glücklich, wer zu dieser Zahl gehört!

10. Da er die Quelle allen Segens ist, so wird er diesen reichlich über alle Orte ausgießen, an denen das Bild dieses liebenswürdigen Herzens zur Liebe und Verehrung aufgestellt ist.

11. Er ließ mich viele Namen schauen, die darin (im heiligen Herzen) eingeschrieben waren wegen ihres Verlangens, seine Ehre zu fördern, darum wird er es nie gestatten, dass sie daraus getilgt werden. Er entdeckte mir Schätze von Liebe und Gnaden für die Personen, welche sich ihm weihen und hinopfern, damit sie ihm alle Ehre, Liebe und Verherrlichung verschaffen, die nur in ihrer Macht steht.

12. Unser Herr spricht: „Im Übermaß meiner Barmherzigkeit verspreche ich dir, dass meine allmächtige Liebe all denen, welche neun Monate nacheinander am ersten Freitag kommunizieren, die Gnade der endlichen Bußfertigkeit gewähren wird; sie werden nicht in meiner Ungnade, noch ohne Sakramentenempfang sterben und mein Herz wird für sie eine sichere Zuflucht in dieser Stunde sein.“

Einleitung zur Heiligen Messe

Lieber Brüder und Schwestern!

Vielleicht haben Sie es schon vernommen. Ich komme nicht aus dem Süden und nicht aus Vorarlberg oder Nordtirol, sondern aus Südtirol. Wir in Tirol insgesamt verehren das Herz Jesu sehr! Und da gibt es nicht nur ein eigenes Herz Jesu Fest, sondern auch einen eigenen Herz Jesu Sonntag. Und am Abend dieses Sonntags – das war für uns Kinder immer der Höhepunkt im ganzen Jahr – da werden Bergfeuer entzündet. Das geht zurück auf das Ende des 18. Jahrhunderts. 1796 haben sich die Tiroler dem heiligsten Herzen Jesu verlobt. Aber das will ich Ihnen gar nicht erzählen.

Denn es war an einem Herz Jesu Sonntag, wie wir sagen, da kam ein Mitbruder von mir aus Augsburg, wir hatten uns im Studium im Priesterseminar kennen gelernt, auf Besuch. Ich hole ihn am Abend ab und damals war das noch keine verkehrsberuhigte Zone. Er steigt bei mir ins Auto ein, wir fahren los und er sagt zu mir: „Du, Hansjörg, ich hab ein neues Herz!“ Was sollte ich mir dabei denken? Ich sagte zu ihm: „Hast Du Dich bekehrt?“ „Nein!“, sagt er, „Ich hab ein neues Herz!“ Ich dachte mir: bekehrt hat er sich nicht, was ist mit ihm passiert? Und er sagt es noch einmal: „Hansjörg, ich hab ein neues Herz!“ Und ich wurde stutzig und er erklärt mir: „Weißt du, vor ein paar Monaten wurde mir ein neues Herz implantiert. – Und seitdem lebe ich wieder!“

Lieber Brüder und Schwestern!

Schauen sie jetzt alle auf dieses (Herz-Jesu) Bild hier vorne. Ich hatte heute das Glück bei einer Anbetung eine halbe Stunde vor diesem Bild knien zu dürfen!

Da ist Jesus, der sein Herz in der Hand hält, als wollte er es uns reichen.

Bitte glauben Sie mir, es ist nicht einfach an ein neues Herz zu kommen! Und wenn dieses Herz fast nicht mehr schlägt, man keine Stiegen mehr gehen kann, kaum mehr aufstehen und wenn man nur mehr wenige Tage zu leben hat, und plötzlich kommt der Anruf: „Wir haben jetzt ein Herz für Sie! Machen Sie sich bereit, wir holen Sie ab. Wenn Sie möchten, dürfen Sie vom OP aus noch irgendjemand anrufen!“ Ich habe meinen Mitbruder gefragt: „Wen hast du angerufen? Deine Eltern, deine Geschwister?“ „Nein, ich habe bei Schwestern angerufen und gesagt: ‚Bitte beten Sie für mich’“

Aber dieser Jesus, der hält uns heute ein Herz hin.

Er hätte eines für uns! Brauchen Sie ein neues Herz? Ein Herz ohne Verkrustungen? Ein Herz ohne Verhärtungen? Ein Herz, das Sie aufleben lässt? Ein neues Herz? Ein Herz nicht aus Stein, sondern aus Fleisch? Er hält es Ihnen hin. Er hält es mir hin. Nehmen wir es an? Ein neues Herz? Beginnen wir diese Eucharistiefeier mit viel Demut in unserem Herzen.

Aus dem Evangelium nach Lukas 5,33-38

Da kamen die Leute zu Jesus und sagten zu ihm: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.

Predigt zum Abend der Barmherzigkeit Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Ein bisschen nachvollziehen können wir es schon, dass da welche sind, die sagen: „Die Jünger des Johannes fasten und beten viel! Und die Jünger der Pharisäer auch! Deine Jünger aber essen und trinken!“ Locker vom Hocker, hat man den Eindruck, nichts mit Fasten. Ja, das kennen wir. „Wenn ich faste, dann hast du auch zu fasten! Wenn wir fasten, dann sollen es doch auch die anderen tun!“ „Gea Mama, hea recht auf!“, sagen wir bei uns im (südtirolerischen) Dialekt. „Des mit’n Fascht’n!“ Das deckt zunächst nur etwas Menschliches auf: „Ich tu es, dann sollen es gefälligst die anderen auch machen!“

Jesus will uns etwas deutlich machen. Er bezieht sich darin auf eine Hochzeit. In der Tora, im Gesetzbuch der damaligen Zeit – sagen wir es einmal so – da war festegelegt: selbst wenn die Hochzeit in die Fastenzeit fällt, selbst wenn der Hochzeitstag ein Fasttag wäre, dann sind alle entpflichtet! Das Fasten ist aufgehoben! Das Fest, die Freude hat Vorrang! Und Jesus sagt, dass solange der Bräutigam da ist, die Hochzeitsgäste nicht fasten können. Und er spricht dann von Tagen, die kommen werden, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein. In jenen Tagen werden sie fasten. Wir denken an den Tod Jesu am Kreuz. Wir denken an den Karfreitag. Wir denken an seinen kurzen Aufenthalt im Grab, sagen wir einmal Karsamstag. Und das sind bis zum heutigen Tag Fasttage. Nicht mehr für uns Christen, wenn wir uns am Karfreitag mit Fisch voll fressen und mehr essen als an allen anderen Tagen. Und am Karsamstag haben wir schon das Ostermahl im Kopf.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn Ihnen der Bräutigam genommen ist, dann werden Sie fasten! Wenn Ihnen Christus abhanden gekommen ist, wenn Ihnen Gott abhanden gekommen ist, dann werden Sie fasten. Ja, Sie werden es vielleicht nicht tun, sollten es aber!

Blicken wir in unsere Welt hinein. Wie vielen Menschen ist Gott abhanden gekommen? Wie vielen ist der Bräutigam genommen? Da werden sie, da sollten sie fasten. Mitten in einer Welt, in der der Glaube abhanden gekommen ist, in der Gott abhanden kommt, sollten wir durchaus wieder den Mut haben zu fasten! Aber bitte tun wir es nicht aus Gesundheitsgründen! Tun wir es nicht in einer Fastenklinik! Tun wir es freiwillig im Verborgenen! Tun wir es für die Rettung der Seelen! Warten Sie nicht darauf, bis Ihre Kinder es tun! Ihre Enkelkinder. Tun Sie es selber! Tun Sie es für sie! Damit Ihre Kinder wieder zum Glauben zurück finden. Damit Ihre Kinder wiederum den Weg finden. Damit Ihre Kinder gerettet werden!

Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist jedes Jahr dasselbe, wenn ich Allerheiligen noch spät am Abend nach Hause fahre, dann sehen unsere Südtiroler Straßen fast wie Friedhöfe aus. Entlang allen Straßen Kerzen über Kerzchen an all jenen Stellen – und es gibt bei uns ganz viele – wo junge Menschen meist tödlich verunglückt sind. Und ich denke mir oft – ich habe jetzt unwillkürlich solche Bilder vor Augen – Ecken, Straßenabschnitte wo ich weiß, da steht ein Kreuz, dort steht ein Kreuz, da eines, da ein Lichtchen. Und ich denke oft und unwillkürlich: „Wie sind diese Menschen gestorben? Vorbereitet? War das ein guter Tod? Eine gute Sterbestunde?“

Eltern machen sich mit Recht Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Eltern mühen sich ab, um ihnen vielleicht etwas zu hinterlassen. Eltern möchten, dass die Kinder eine Schule besuchen, eine Ausbildung haben, morgen einmal Geld verdienen und eine eigene Familie erhalten können. Und das ist wichtig! Aber Eltern heute müssen sich mehr Sorgen machen auch um das Heil der Seelen ihrer Kinder. Sorgen darüber, dass die Kinder nicht verloren gehen!

Es werden Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein. In jenen Tagen werden sie fasten. Denn was tun wir ohne diesen Bräutigam, was tun wir ohne Christus? Was tun wir ohne den, der für uns am Kreuz sein Leben gegeben hat? Was tun wir ohne die Eucharistie, was tun wir ohne die Beichte, ohne die Sakramente? Ja was tun wir?

Vielleicht gibt es einige, die es nicht einmal merkten, würde sich Gott klammheimlich verabschieden. Aber Jesus in seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit möchte uns jetzt ein bisschen Mut machen. Und er wählt dabei ein Gleichnis, dass es uns nicht gerade leicht macht. Aber ich glaube jetzt am Abend tue ich mich leichter das zu erklären, als am Morgen den Schwestern. Wissen Sie warum? Weil Sie alle so bunt gekleidet sind. Und ich würde jetzt die am buntesten Gekleidete herausholen – aber haben Sie bitte keine Angst – und stellen wir uns vor, wir würden von diesem bunten Kleid ein Stück herunter schneiden um das Ordenskleid einer Schwester ein bisschen aufzumotzen. Die Dame mit dem bunten Kleid würde dann sagen: „Das ist mir ganz peinlich, ich gehe dann mit einem Loch im Kleid nach Hause! Das Kleid ist zerstört!“ Und bei der Schwester würde darauf kommen: Das macht aus ihr auch nicht ein bessere Schwester. Auch wenn sie ein bisschen bunter daher käme.

Jesus will uns damit etwas sagen. Er möchte uns sagen: In unserem Leben im Glauben, in unserem Leben als Christen, darf es das Flickwerk nicht geben! Es darf keine Halbheiten geben! Ein bisschen das, ein bisschen jenes, immer nur ein bisschen, bitte nie zuviel!

Was meinen Sie, wie das bei uns zuhause zugegangen ist? Es wurde jeden Tag konsequent der Rosenkranz gebetet. „Aber der ist so lang!“, haben wir Kinder gesagt.

„Könnte man nicht ein bissel weniger, würde es nicht mit einem Gsatzl reichen?“ Sehen Sie, das ist Flickwerk. Ein Stückchen runter schneiden und wo anders dazukleben und schon meinen wir, wir sind andere Menschen. Das sitzt in uns ganz tief. Das sitzt ganz tief. Was tun wir nicht jeden Tag. Ein bisschen drapieren und schon meinen wir, es ist alles anders! Natürlich verstehe ich, dass man sich ab einem gewissen Alter nicht den Hals ansehen muss. Aber meinen Sie wirklich, dass der Schal, den wir dann herumbinden, dass uns der jünger macht? Dass uns der einen Tag mehr an Leben schenkt? Wenn ich noch genug Haare hätte, meinen Sie ich werde jünger, wenn ich mir Gel rauf streiche? Aber das ist unsere tägliche Mentalität, das wird uns überall angeboten. Vitalität, Jugend so viel Sie wollen, Sie brauchen nur Geld investieren. Aber verlängert das unser Leben auch nur eine Sekunde? Nein, ich stehe hier vor Ihnen und weiß wovon ich spreche. Morgen wird es zwei Wochen, dass meine Mutter begraben wurde. Ich hätte alles getan, um ihr Leben auch nur einen Tag zu verlängern! Aber am Ende, als sie schon längst irreversibel im Koma war, haben wir alle gebetet: „Herr, bitte, hole sie heim!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Den Glauben kann man nicht drapieren. Glaube ist keine Maske, er ist keine Schminke. Glauben können wir nur leben. Und Jesus möchte sagen: Ihr müsst das neue Kleid anziehen! Ihr müsst Christus anziehen!

Hören Sie was jeden Tag passiert in der Welt draußen? Hören Sie was im Irak beispielsweise passiert? Passiert das irgendwann auch bei uns? Natürlich hoffen wir nicht, aber sicher wäre ich mir nicht! Wir Christen müssen wieder aufwachen! Nicht zu den Schwertern greifen, aber aufwachen und als Christen in dieser Welt leben! Farbe bekennen, dass wir Christen sind! Die Schwäche von uns Christen ist unsere Lauheit! Christus ganz anziehen und das alte Kleid, den alten Menschen sausen lassen! Der alte Mensch ist der, der auf eigene Kräfte sein Leben aufbaut. Der meint: „Ich kann alles selbst machen! Da brauche ich niemanden, schon gar nicht Gott!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Christus als Kleid anziehen, davon kann ich mir nicht irgendein Stück abschneiden und es mir irgendwo hinkleben. Wir Christen sind aufgerufen unser Christ sein ernst zu nehmen. Als Mitte der neunziger Jahre Johannes Paul II in der Nachbarschaft von uns, in Trient war und sich mit sehr vielen Jugendlichen getroffen hat – ich kann mich noch gut erinnern, ich war selbst da – schüttete es aus vollen Eimern. Der arme Mann saß da oben und sah diese Jugendlichen, die alle durchnässt waren. Er gab als erstes seine Predigt dem Sekretär, schaute zu den Jugendlichen hinunter und sagte zu ihnen: „Ich werde es mit euren Müttern zu tun kriegen, denn Ihr kommt alle mit einer dicken Grippe nach Hause!“ Und dann sagte er diesen Jugendlichen Mitte der neunziger Jahre: „Ich muss Euch eines sagen. Viele von Euch, die Ihr jetzt jung seid, werden im dritten Jahrtausend zu Märtyrern!“ Ich war selber unter diesen Jugendlichen nicht mehr als Jugendlicher, aber es hat mich schwer betroffen! Ich dachte mir: „Ist das jetzt ein prophetisches Wort? Was sagt der Papst?“

Liebe Brüder und Schwestern!
Der Glaube wird uns retten! Seien wir froh, dass wir diesen Glauben haben! Lassen wir uns diesen Glauben immer wieder neu schenken! Entdecken wir die Schönheit unseres Glaubens! Gehen wir diesen Weg gemeinsam! Unterstützen wir uns gegenseitig im Gebet, in den kleineren und größeren Opfern unseres täglichen Lebens! Fasten wir für den anderen! Und Sie wissen, Fasten tut man nicht nur mit Brot und Wasser. Fasten kann man auch mit Fernsehen. Fasten kann man auch mit Internet. Fasten kann man auch mit dem Handy. Auch das ist ein Fasten, weil es uns etwas kostet! Weil wir uns überwinden müssen! Weil wir durch diese Spielereien, wenn wir sie mal weglassen, Zeit gewinnen! Zeit gewinnen für IHN! Weil eine Familie dann nicht auf den Fernseher glotzt, sondern weil man sich einmal eine halbe Stunde gegenseitig angucken kann.

Liebe Brüder und Schwestern!
Jesus fügt dann noch hinzu – und ich denke mir, das passt gut in die Steiermark, ich würde in die Südsteiermark gehen um Wein zu kaufen, eine ganze Ladung guten Wein – auch füllt niemand alten Wein in neue Schläuche. Jesus möchte sagen, dass der neue Wein damals ein noch nicht ausgegärter Wein war. Ein Wein, der noch gearbeitet hat. Ein explosiver Wein würde man sagen. Aber Jesus sagt, wer zum Glauben kommt und diesen Glauben annimmt, der nimmt etwas Lebendiges an, etwas das nicht ruht, etwas, das explosiv ist. Und dieser neue Wein gehört nicht in alte Schläuche. Auch hier wiederum sagt er uns: Wir müssen wieder neu werden! Wir müssen uns verwandeln lassen! Und er tut es! Das wesentliche der Messe ist die Verwandlung! Und ganz zum Schluss sagte er dann – und auch das können wir nachvollziehen – und niemand, der alten Wein getrunken hat, will Neuen. Gut, steirische Weißweine trinkt man jung. Aber einen Bordeaux trinkt man alt. Und Jesus möchte sagen: wer alten Wein getrunken hat, der ausgeglichen ist, harmonisch, rund, ja, der könnte schon in der Versuchung sein zu sagen: „Neuen will ich keinen mehr, ich bleibe beim Alten!“

Ja liebe Gläubige, so sind wir! Uns von Jesus stören lassen, dort, wo wir es uns gemütlich eingerichtet haben, da bleiben wir lieber beim alten Wein. Wer weiß, was dieser neue Wein in meinem Leben noch alles anrichtet? Amen.

Vortrag zum 50. Abend der Barmherzigkeit

Pater Andreas Skoblicki

„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.“

Danke Jesus, dass wir da sein können, dass du deine Kirche sammelst. Wir bitten Dich, sende uns deinen Heiligen Geist und öffne unsere Herzen für den kommenden Geist Gottes. Damit wir nicht nur aussprechen können, was der Herr will, sondern hören, was er mit jedem einzelnen von uns vorhat. Manchmal ist das eine Botschaft, die wir nicht erwarten, aber der Herr hat schon einen Plan mit jedem von uns. Darum singen wir jetzt ein Lied zum Heiligen Geist.

Schwestern und Brüder!
Das Thema für diese kurze Katechese ist angekommen, als ich im Tagebuch über die Heilige Schwester Faustyna gelesen und an den Besuch von ihr hier in Vorau gedacht habe. Ich frage mich, ob sie den vollen Namen von Schwester Faustyna kennen? Wir sagen immer Sr. Faustyna, aber das ist nur eine Abkürzung ihres Namens.

Sie wurde im Jahr 2000 am 30. April vom heiligen Papst Johannes Paul II. als erste Heilige des dritten Jahrtausends heilig gesprochen. In seiner Predigt sprach er über sie als Gabe Gottes für unsere Zeit. Mit ihrem Leben, ihrem prophetischen Weg und mit der Botschaft, die sie wirklich angenommen und erfüllt hat, ist uns allen damit eine Gabe Gottes für das dritte Millenium geschenkt worden. Natürlich wollen wir gerne Gaben empfangen, manche Gaben sind schwierig zu erhalten, nicht immer leicht, aber Sr. Faustyna ist selbst eine Gabe Gottes an unsere Zeit. Apostelin der göttlichen Barmherzigkeit, oder von Jesus auch „meine Sekretärin“ genannt. Zugleich ist sie auch eine der größten Heiligen der heiligen Eucharistie, was kaum bekannt ist.

Ihr voller Ordensname lautet: Maria (jede Ordensschwester ist Maria) „Maria Faustyna vom Allerheiligsten Sakrament.“ Die Heilige Theresa vom Kinde Jesus heißt auch Heilige vom Antlitz Christi. Sr. Faustyna hat die Eucharistie als „Geheimnis meiner Heiligkeit“ genannt und „es ist das Geheimnis meiner Ähnlichkeit zum Herrn“. Eucharistie – dieses Sakrament ist das Geheimnis meiner Nähe zu Gott. Schon im Tagebuch Nr. 524, wenn sie das nachlesen wollen im Heft II. spricht Sr. Faustyna darin: „O Jesus, verborgener Gott, mein Herz empfindet dich, obwohl ein Vorhang dich verdeckt, weißt du, dass ich dich liebe!“ Mein Herz empfindet dich.

Die Spiritualität der Sr. Faustyna ist sehr gesund. Natürlich ist zu unserer Sicherheit dieser Weg der Sr. Faustyna von der Kirche geprüft worden bevor sie überhaupt selig oder heilig gesprochen wurde. Aber man kann diese Spiritualität im eigenen Leben auch nachahmen. Einerseits schützt sie vor bloßer Devotion (Unterwürfigkeit), weil der Weg eine Fülle von Taten der Barmherzigkeit gebietet und andererseits wirkt sie einer pragmatischen Verflachung entgegen. Denn sie verlangt lebendigen Kontakt zu Gott. So sagt auch Jesus: „Nicht jeder, der zu mir Herr, Herr, sagt wird in das Reich Gottes kommen.“ Das ist diese leere Devotion. „Herr, wir haben mit dir gesprochen, du musst uns kennen.“ Doch er sagt: „Ich kenne euch nicht!“ Ihr habt den Willen meines himmlischen Vaters nicht erfüllt!

Bei Schwester Faustyna sind einerseits die Werke der Barmherzigkeit und andererseits die lebendige Beziehung zum Herrn. Eucharistie ist lebendige Beziehung zum Herrn. Es ist also ein Weg der Freundschaft mit dem Herrn! So lade ich sie heute an diesem Jubiläumsabend der Barmherzigkeit ein, in die Schule und in die Spiritualität der Sr. Faustyna mit mir hinein zu gehen. Vielleicht wollen sie einmal das unbekannte fünfte Werk der Barmherzigkeit, was Gott, was Jesus verlangte, die so genannte apostolische Bewegung auch betrachten. Soll ich mich nicht auch selber auf diesem Weg der Kirche begeben, wo ich auch apostolisch werde mit dieser Botschaft in der Kirche und in der Welt? In der Schule der Sr. Faustyna kann man folglich gründliches Wissen erwerben.

JESUS, ICH VERTRAUE AUF DICH

Also im Geiste des kindlichen Vertrauens zu Gott und den Menschen und die Barmherzigkeit meinem Nächsten gegenüber zu leben. Also diesen zweifachen Weg zu leben. „Du sollst deinen Gott mit ganzer Kraft, mit all deinen Gedanken und aus ganzer Seele lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das ist ein großes Merkmal ihrer Spiritualität. Die Grundlage dafür ist das Erkennen und die Kontemplation des Geheimnisses der Barmherzigkeit im Alltag.

Wir können in einem persönlichen Gebet, vielleicht privat dasalleine tun. Aber im Alltag dieses kindliche Vertrauen zu Gott auszuüben, wenn Gegenwind mein Gesicht trifft, das ist schon etwas anderes. Auch das Erkennen dieser Barmherzigkeit Gottes, das hat die selige Mutter Teresa wunderschön zu einem Journalisten gesagt, als er sie beim Pflegen eines kranken Mannes auf der Straße fragte: „Schwester, wow, für eine Million Dollar würde ich das nie tun! Und sie sagte: Ich auch nicht, das ist zu wenig! Er fragte nach: „Warum tun sie das?“ Sie sagte: „Weil ich versuche, in ihm den lebendigen Jesus zu sehen! Und ich sehe ihn und deswegen tue ich das!“ Das ist der Alltag.

Manchmal müssen wir all unsere Vorstellungen durchbrechen, um das zu sehen. Also diese Grundlage der Spiritualität ist das Erkennen und die Kontemplation dieses Geheimnisses im Alltag. Wir brauchen Nahrung und Kraft um das zu erkennen.

Nahrung und Kraft war für Sr. Faustyna die Liebe zur Eucharistie.

Die Eucharistie ist das Geheimnis meiner Heiligkeit, d.h. sie ist auch meine Nahrung. Das ist meine Kraft. Ich bin nicht heilig von mir selbst aus, weil ich es will. Das bringt nichts, sondern es ist eine Gnade. Es muss zugelassen werden. Der Heilige Geist soll mir diese Türe öffnen und mich einführen in die Geheimnisse Gottes. Noch einmal, diese Nahrung und Kraft ist die Liebe zur Eucharistie.

Sr. Faustyna ist mit einer Sicherheit im Leben gegangen, nicht wie eine Träumerin in der Finsternis. Die Spiritualität von manchen Menschen ist wie eine Träumerei. Das ist reine Selbstanbetung. Was ich produziert habe, das bete ich an. Aber ihre Sicherheit schöpft Sr. Faustyna im Gehorsam gegenüber der Kirche. Die Kirche prüft auch meine Erkenntnis. All das, was Jesus von ihr verlangte, hat sie auch dem Beichtvater anvertraut. Natürlich mussten ihre Beichtväter auch sehr schnell wachsen. Plötzlich gab es eine Herausforderung an diese Priester und die haben das wirklich geprüft in ihrem eigenen Leben. Die mussten sich auch auf den Ozean fahren lassen. „Duc in altum! Geht in die Tiefe!“ Das war auch ein Aufruf an die Priester, die Sr. Faustyna getroffen hat. Sonst wäre dieser Weg nicht möglich. Ihre Sicherheit schöpfte sie also aus dem Gehorsam gegenüber der Kirche. Denn der Heilige Geist ist die Seele der Kirche. Viele charismatischen Gruppen sind einfach in die Irre gegangen, weil sie den Gehorsam als Ursprung und Tugend in der Kirche vergessen haben.

Die Nahrung und die Kraft für die Spiritualität der Sr. Faustyna war die Eucharistie. So war es schon seit ihrer Kindheit. Wenn sie einmal ihre Taufpfarre „Lichen“, in der Nähe ihres Geburtsortes in Polen besuchen, kann man das lesen, was ich jetzt aus ihrem Tagebuch Nr. 14/04 vorlesen möchte. Sie schreibt dort über die Entdeckung ihrer Liebe zum Geheimnis der Eucharistie:

„Verborgener Jesus, in dir ist meine ganze Kraft! Seit frühester Kindheit zog Jesus mich im allerheiligsten Altarsakrament an sich. Im Alter von sieben Jahren, als Jesus während der Vesperandacht in der Monstranz ausgestellt war, erfuhr ich zum ersten Mal die Liebe Gottes. Sie füllte mein kindliches Herz und der Herr ließ mich Dinge Gottes verstehen. Von diesem Tag bis heute wächst meine Liebe zum verborgenen Gott bis zur engsten Vertrautheit. Die ganze Kraft meiner Seele fließt aus dem allerheiligsten Altarsakrament. Jede freie Minute bin ich im Gespräch mit ihm. Er ist mein Meister.“

Diese Worte finden sie auch in ihrer Taufkirche, wo sie diese Erfahrung als siebenjähriges Mädchen hatte. Das war auch ein Moment ihres Lebens, wo sie heilig sein wollte. Wenn Jesus so nahe ist und schon mystische Erfahrung den Kindern schenkt, so „lasst die Kinder zu mir kommen!“ Folgen sie nie den dunklen Vorstellungen, dass Kindern gar nichts begreifen. Wir müssen Kinder werden, damit wir in das Reich Gottes gehen können!

Aufgrund dieser Erfahrung wollte sie an jeder Heiligen Messe teilnehmen. Das war der Anfang. Wir kämpfen darum, dass die Kinder nach der Erstkommunion am nächsten Sonntag darauf noch den Tag des Herrn feiern. Aber dieses Kind, das damals Helene Kowalska hieß, wollte täglich die Heilige Messe besuchen. Täglich! Weil sich Jesus in ihrem Leben offenbart hat! Die Eltern hatten einen kleinen Bauernhof. Manchmal hat sie in der Früh alles getan was sie tun sollte, damit sie ein paar Kilometer zur Heilige Messe gehen konnte. Wenn sie aber nicht gehen konnte, hat sie genau in der Zeit der Heiligen Messe die Gebetsbüchlein genommen, hat sich versteckt und dort diese Zeit der Heiligen Messe gebetet. Wenn sie die Mutter gerufen hatte und sie nicht finden konnte, kam sie nachher zu ihr und sagte zur Mutter: „Mama, bitte verzeih, aber jetzt wurde die Heilige Messe in unserer Pfarrkirche zelebriert. Ich musste mit Jesus sein, obwohl ich nicht dort sein konnte.“ So hat sie auch diese Erfahrung dort weiter geführt und wirken lassen.

Mit 17 Jahren schon, als sie bei verschiedenen Familien um eine Arbeitsstelle ansuchte, so war ihre Bedingung nicht, ob sie schwere oder leichte Arbeit bekomme, sondern sie muss täglich die Zeit frei bekommen, damit sie zur Heiligen Messe gehen kann. Wenn ihr das nicht gewährt wurde, hat sie „adieu“ gesagt. Nur wenn ihr die tägliche Heilige Messe zugesichert wurde, hat sie die Arbeitsstelle angenommen.

Denken wir daran, wie man in der Heiligkeit wächst. Nicht was ich will, sondern was mich immer näher zum Herrn bringt, das ist das Geheimnis des Wachstums in Gott. Ich tue nur das, was mich zum Herrn bringt, alles andere ist unwichtig! Als Sr. Faustyna zur Kirche gegangen ist, hat sie während der Heiligen Messe und der Anbetung  private Reinheitsgelübde abgelegt. Das können wir im Tagebuch Nr. 16 erfahren.

„Es war in der Fronleichnamsoktav. Gott erfüllte meine Seele mit innerem Licht. Um ihn tiefer zu erkennen als höchstes Gut und Schönheit. Ich erkannte, wie sehr Gott mich liebt. Ewig währt seine Liebe zu mir. Es war zur Zeit der Vesperandacht in einfachen Worten, die mir aus dem Herzen flossen, legte ich vor Gott das Gelübde der ewigen Keuschheit ab. Von da an fühlte ich eine innigere Verbundenheit mit Gott, meinem Bräutigam. Von da an richtete ich eine kleine Zelle in meinem Herzen ein, in der ich mich immer mit Jesus aufhielt.“

Als Sr. Faustyna diese Gelübde tat, denken wir an den Weiheakt an das heiligste Herz Jesu und an das heilige Herz Mariens. Die Weihe der Ordenskongregation, der Pfarrgemeinde usw. Was sie bewirkt sagt sie auch: „Von da an fühlte ich eine innigere Verbundenheit mit Gott.“ Obwohl sie schon diese mystischen Erfahrungen hatte, aber Gott lädt mich immer tiefer ein in diese Freundschaft mit ihm. Je nachdem was ich tue und wie weit ich mich öffne, wie weit Gott in meinem Leben der Herr wird. 100% oder nur 80%, so ist auch die Erfahrung der Gnade.

Als Ordensschwester, schon ein paar Jahre später, ist Sr. Faustyna hineingewachsen in das Geheimnis der Eucharistie. Sie hat Gottes Plan bewundert beim Betrachten. Als Jesus beim Weggehen zum Vater in der Eucharistie unter uns geblieben ist, hat er sein Erbarmen damit für alle geöffnet. Das ist wirklich betrachtungsbedürftig und eine unglaubliche Quelle der Erkenntnis für uns, dass der Sohn Gottes ein großes Geschenk hinterlässt, als er zum Vater geht.

„Ich lasse euch nicht allein“, sagt Jesus zu seinen Aposteln.

Schauen wir einmal im Tagebuch Nr. 1747 was Sr. Faustyna dort schreibt:

„Als du o Herr diese Erde verließest hast du dich selbst für uns im Altarsakrament zurück gelassen und uns deine Barmherzigkeit weit geöffnet. Kein Elend vermag dich zu erschöpfen. Du hast Quelle der göttlichen Liebe gerufen, zur Quelle des göttlichen Erbarmens. Hier ist der Tempel deiner Barmherzigkeit. Das Heilmittel für unsere Ohnmacht. Zu dir, du lebendiger Quell, ziehen alle Seelen hin. Einige wie Hirsche nach deiner Liebe dürstend, andere um die Wunden ihrer Sünden zu reinigen. Wieder andere von ihrem Leben erschöpft neue Kraft zu holen. In dem Augenblick als du am Kreuz starbst, hast du uns das ewige Leben geschenkt.“

Sr. Faustyna betrachtet das Geheimnis der Eucharistie. Das können auch wir während der Heiligen Messe ständig tun. „Durch das Öffnen deiner heiligsten Seite hast du uns eine Quelle deiner göttlichen Barmherzigkeit erschlossen. Du gabst uns das teuerste, das du hattest, das Blut und Wasser aus deinem Herzen. Allmacht deiner Barmherzigkeit, aus ihr fließt uns jegliche Gnade zu.“ Und wie groß das Geschenk der Gegenwart Christi ist, sagte Sr. Faustyna, werden wir in Fülle nicht hier, sondern in Ewigkeit erkennen. Und das verstehen wir gut, denn nicht immer können wir das Geheimnis Gottes mit unseren irdischen Augen sehen. Wenn sie im Tagebuch 914 schauen, dort geschieht etwas Schönes! „O welch furchtbare Geheimnisse geschehen während der Heiligen Messe. Dort vollzieht sich ein großes Geheimnis! Mit welcher großen Andacht sollten wir hinhören und teilnehmen an diesem Sterben Jesu!“ Als ich Messwein kaufen wollte, habe ich mit einem Mann dort im Geschäft gesprochen. Er sagte mir: »Wissen Sie, ich gehe erst seit fünf Jahren in die Heilige Messe.«, er war gegen vierzig Jahre alt. Ich sagte; »Wirklich, seit fünf Jahren, aber sie sind etwas älter als fünf?«“

Ja, früher war das nicht so der Fall. Was ist passiert? Ja so eine quasi Bekehrung. Ich sagte, wissen Sie, in die Kirche zu gehen, das bedeutet gar nichts! Ich gehe ungern in die Kirche, auch als Priester. Warum soll ich dorthin gehen, ich kenne meine Kirche auswendig. Jedes Loch, jede Ecke, warum soll ich dorthin noch gehen? Das ist kein Argument für die Leute – gehen Sie in die Kirche! Und er schaut mich groß an und ist etwas verwirrt und ich sagte zu ihm: „Wissen Sie, ich gehe dort nicht in die Kirche, sondern ich gehe dorthin, um meinen Jesus zu treffen! Bei ihm zu sein, deswegen gehe ich dorthin. Aber nicht einfach in die Kirche, ich möchte Jesus dort sehen, treffen, empfangen!“

Sr. Faustyna sagt: „Mit welcher Andacht sollen wir hinhören und teilnehmen an diesem Sterben Jesu! Eines Tages werden wir erkennen, was Gott für uns in jeder Heiligen Messe tut und welches Geschenk er in ihr für uns bereitet! Allein seine göttliche Liebe konnte sich zu einem solchen Geschenk entschließen!“ Und weiter betrachten sie bitte zuhause das Erkennen dieser großen Gabe der Gegenwart Gottes mit uns hat im Leben der Sr. Faustyna die Früchte verursacht. Wenn man erkennt wie der Apostel Thomas, dass mein Herr und mein Gott da ist, dann ist das Demut vor dem Herrn und nicht ein Symbol, etwas, das ich empfange, sondern das ist mein Herr! Dann wird sich mein Verhalten total ändern, wenn diese Erkenntnis im Herzen ist. Das hat auch die Liebe zu Gott der heiligen Sr. Faustyna verursacht, denn sie hat die erneuernde Kraft der Eucharistie gekannt. Eucharistie ist das größte Sakrament der Heilung.

Einige Menschen fürchten sich und wenn sie von der Heiligen Eucharistie mit Heilungsgebet hören, sagen sie: „Das ist eine Häresie!“ Ja aber was ist wirklich Häresie? In Christus ist das Heil zu finden! Wir haben keinen anderen Namen unter dem Himmel bekommen als den Namen Jesu. Wenn Sie daran glauben, brauchen sie wahrscheinlich kein anderes Heilungsgebet. Wenn der Herr vom Himmel kommt und sie kommen von zuhause müssen sie einander nur verstehen können. Sich öffnen. „Jesus, du bist da!“ Vielleicht sollen wir wie diese Frau von Sidon kommen. Sie hat zwar nicht an ihn als Messias geglaubt, aber sie hat gewusst, er hat Kraft. „Herr, lass mich dich berühren!“ Wenn ich dich empfange berührst du mich! Und Jesus fragt mich: „Glaubst du, dass ich dir helfen kann?“

Aber wenn die Leute nicht glauben, dann fürchten sie sich sogar vor dem Heilungsgebet. Diese erneuernde Kraft der Eucharistie ist keine neue Botschaft für die Schwester Faustyna, denn wir finden diese Botschaft bereits im Johannes Evangelium Kapitel 6 Vers 53 und folgende: „Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“ Heilung bedeutet das Leben zurück zu bekommen. Weiter: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Ich bleibe in ihm. Weiter: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“

Diese göttliche Barmherzigkeit zeigt sich für die heilige Sr. Faustyna ständig in der heiligen Eucharistie. Und je mehr sie sich öffnet und reift, desto mehr enthüllt sich Gott ihr. So weit, dass sie begreift, dass es auf dieser Erde für sie unmöglich ist, das ganze Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit zu erkennen. Sie sagte, wenn der Herr das wollte, dass ihr Herz explodieren würde! Sie müsste sterben! Das ist diese Erfahrung vom Alten Testament: Niemand auf dieser Erde kann Gott sehen und leben. Und deshalb hat sie gesagt: „O Jesus, die ganze Ewigkeit wird nicht ausreichen, um deine Barmherzigkeit zu betrachten.“

Die Eucharistie war für sie wie ein Bereich, in dem sie Gott getroffen und erfahren hat – den lebendigen Gott. Also gehen Sie nicht in die Kirche! Gehen Sie, um Jesus zu treffen! Dann wird ihre ganze Familie mit Ihnen gehen! Aber wenn Sie Ihrem faulen Mann oder Ihrem verwirrten Kind sagen: „Ich gehe in die Kirche“ sagen sie, „Ich gehe ins Kino“, Gehen ist Gehen. Aber „Ich gehe zu meinem Herrn“. Vielleicht wird jemand fragen, „Wer ist Dein Herr? Wohin gehst Du?“ Dann kommen wir in den Dialog der Apostel mit Jesus. „Herr, wir wissen nicht wohin du gehst!“ Das kann auch Deine Tochter sagen, „Ich weiß nicht wohin Du gehst.“ „Ich gehe in die Kirche.“ „Ich weiß nicht, ich kenne den Weg nicht!“ Jesus spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Den lebendigen Gott hat Sr. Faustyna hier erfahren. Die Anwesenheit des eucharistischen Jesus. Er füllte ihr Inneres so weitgehend, dass sie sich als lebendiger Tabernakel fühlte. Interessant, denn das war für mich überraschend, als ich das entdeckt habe. Ich habe das Gebet einmal gesehen und es ist bekannt, natürlich:

Maria ist der erste Tabernakel.

Die Mutter Gottes ist der erste Tabernakel der Welt. Sie hat Jesus empfangen und getragen. Zu Elisabeth ist ein Tabernakel gegangen und was ist in dieser Begegnung im Bergland von Judäa passiert? Der Heilige Geist erfüllte Elisabeth und das Kind im Mutterleib bewegte sich. Ja, wenn Jesus im Tabernakel vorbei geht und wenn Du glaubst, dass der lebendige Gott da ist, kannst du nicht einfach wie ein Stein da sitzen! Du wirst sagen: „Herr, ich weiß nicht wer Du bist. Herr, ich preise Deinen heiligen Namen! Herr, segne mich! Herr, berühre mich!“ Du wirst mit ihm zu sprechen beginnen. Als Jesus im Tabernakel kam wurden Elisabeth und Johannes tief berührt! Das geschieht auch in unserem Leben.

Ich schaue auf den Herrn und der Herr schaut auf mich!

Ich habe eine Erfahrung hier in Österreich. Einige Kopfinger wissen das. Wir haben einmal mit der Anbetung begonnen. Ich habe gesagt: „Wir starten mit der Anbetung!“ Und die Leute haben mich nur mit großen Augen angeschaut. Wenn ich jetzt an meine Antwort von damals denke, war diese Antwort frech, aber sie war eine Antwort des Himmels. Denn ich sagte: „Wenn Sie die Anbetung nicht brauchen, dann werde ich alleine kommen, denn ich brauche die Anbetung, damit ich unter euch überleben kann!“ Nach zwei Jahren kamen zwei sechzehnjährige Mädchen und haben mich gefragt: „Dürfen wir auch Jugendanbetung haben?“ Und aus diesen zwei Mädchen ist die bekannte Gruppe „Praysing“ gewachsen. Die Praysing Jugendgruppe war als einzige Gruppe beim Weltjugendtag in Madrid eingeladen, um den Lobpreis zu führen und zu erzählen. Das ist die Frucht der Anbetung. Da habe ich entdeckt, dass Sr. Faustyna im Tagebuch Nr. 1302 sagt: „Heute sind mir viele Geheimnisse begreiflich geworden. Ich erkannte, dass die Heilige Kommunion bis zur nächsten Heiligen Kommunion bestehen bleibt.“ Bis zur nächsten Heiligen Kommunion, also Stunden in diesem Fall 24 bleibt. „Die lebendige spürbare Anwesenheit Gottes währt in der Seele.“ Das ist nicht so wie in den Pfarreien. 10 Minuten nach dem Empfang der Heiligen Kommunion geht es bereits in das Wirtshaus zum Stammtisch. Die spürbare Anwesenheit währt 24 Stunden. „Dieses Bewusstsein versenkt mich in tiefe Sammlung ohne eigene Anstrengung.“ Eine mystische Gnade, ohne eigene Anstrengung.

Wenn Sie nicht wissen, wie Sie beten sollen, dann vielleicht auf diese Art. „Komm Heiliger Geist, bete in mir! Ich kann nichts tun, ich bin einfach so verwirrt! Bete in mir ohne meine Anstrengung!“ Das ist das, was der Heilige Johannes Maria Vianney (Pfarrer von Ars) den Menschen geantwortet hat. „Was machst Du dort in der Kirche, wir haben im Gasthaus eine gute Gesellschaft, komm doch zu uns!“ Und er sagte: „Was mache ich in der Kirche? Ich schaue auf den Herrn und der Herr schaut auf mich!“ Wir haben viel zu tun! Dein Antlitz o Herr suche ich. Wenn Jesus in der Eucharistie kommt, schauen Sie auf ihn! Und sagen Sie: „Herr schaue auf mich, bitte, ich bin da!“ Sr. Faustyna schreibt weiter: „Mein Herz ist ein lebendiger Tabernakel, das eine lebendige Hostie aufbewahrt. Niemals habe ich Gott in der Ferne gesucht.“ Das war für mich ein großer Meilenstein. „Niemals habe ich Gott in der Ferne gesucht, sondern in meinem eigenen Inneren. In der Tiefe des eigenen Seins pflege ich Umgang mit meinem Gott.“ Das konnte ich persönlich nicht verstehen. Wenn ich in mein Herz schaute war da nur Chaos. Und Sr. Faustyna hat dort Gott gefunden. Ich verstehe das nicht und kann das nicht begreifen, was sie hier schreibt. Durch das Chaos in meinem Herzen habe ich versucht Gott wo anders zu suchen.

Interessanter Weise hat mir diesen Abschnitt von Sr. Faustyna die Heilige Theresa von Avila erklärt, obwohl diese schon 500 Jahre vor Sr. Faustyna gelebt hat. Lesen Sie bitte die „Innere Burg“ von der Heiligen Theresa von Avila. Sie beschreibt dort 7 Zimmer oder Kammern.

Eine Seele ist wie eine Burg, wie ein Schloss.

Gott wohnt in der Mitte der Burg. In der Mitte der Seele wohnt der Herr. Er ist dort und um ihm zu begegnen müssen wir von außen durch diese 7 Kammern der Burg zum Herrn gehen. Aber es gibt verschieden Voraussetzungen um von der ersten in die zweite Kammer zu gelangen und von der zweiten in die dritte und so weiter. Du kannst nicht einfach da durchgehen, denn das ist mit Wachstum und Reinigung verbunden. Außerhalb der Burg wohnen Dämonen und viele Menschen. Natürlich kommen zum ersten Zimmer einige Menschen mit ihren besten Freunden, den Dämonen. Sie gehen rein und raus, ganz frei. Sie müssen immer ihre Freiheit genießen.

Also zum ersten Zimmer sind alle zugelassen. Zum zweiten Zimmer aber nicht mehr. Du musst Deine alten Freunde verlassen. Und das wollen nicht alle, deswegen können sie Gott nicht begegnen. Nie im Leben! Denn sie haben Freunde außerhalb der Burg. Sie müssen ihnen begegnen, also bleiben sie auch selbst dort. Für die Wüstenväter waren die Dämonen Ursache für jede Sünde. Die, die ihre Dämonen verlassen haben, sind in die zweite Kammer gekommen. Nach einer Reinigungszeit kamen sie dann in die dritte Kammer. Für viele Christen ist entscheidend die dritte und vierte Kammer! Dort entscheidet sich, ob ich den Herrn in meinem Leben sehen werde, oder nicht. Aus meinen eigenen Beobachtungen denke ich, dass 60 – 70% der Menschen in der dritten Kammer sterben. Oder an der Grenze vom dritten zum vierten Zimmer.

Wissen Sie, diese Spiritualität und das christliche Bild der dritten Kammer ist so in unserer Sprache: Ich bin ein guter Christ, eine gute Christin. Ich habe niemanden getötet. Ich stehle nicht und komme auch mit der Polizei immer zu Recht. Ich gehe vielleicht regelmäßig in die Kirche. Vergessen Sie nicht: ich gehe, um meinem Herrn zu begegnen, nicht in die Kirche! Ich versuche meine Kinder zu erziehen. Ich zahle Steuern und bin kein Betrüger. Ich bete auch ein bisschen, bin aber kein Fundamentalist, sondern eher auf der Seite der Medien. Das ist überall und gut passend.

Das ist die dritte Kammer. Die eigene Gerechtigkeit. In meinen Augen bin ich heilig. Ich töte niemanden und schädige keinen. Ja, meine Zunge ist wie ein Schwert, aber wer sieht das schon. Das ist die dritte Kammer. In meinen Augen bin ich eine gute Christin, ein guter Christ. Und jetzt beginnt eine Revolution, wenn jemand sagt: „Das ist das dritte Zimmer, aber der Herr ist im siebentem Zimmer! Ich möchte ihn jetzt sehen, nicht erst nach dem Fegefeuer!“ Dann beginnt eine Revolution, up side down. In deinem Leben muss alles umgekehrt werden. Das heißt, je weiter man vom fünften, sechsten, siebenten Zimmer entfernt ist, desto mehr kommt der Ausspruch von Johannes dem Täufer zur Geltung: „Christus muss wachsen! Und ich muss immer kleiner werden.“

Bis zum dritten Zimmer bin ich einfach groß und Jesus ist einfach Schmuck. Und jetzt ändert sich alles, also Entäußerung. „Wenn Du vollkommen sein möchtest“, sagt Jesus zu diesem jungen Mann, der meinte: „Ja, ich halte die Gebote! Tuto bene, alles in Ordnung mit den Geboten.“ „Vollkommen möchtest du sein?“ „Ja das ist das, was ich wünsche!“ Erste Probe: „Verkaufe alles was du hast!“ Nicht in die Matratze legen, sondern versuche den anderen zu geben. Viele gehen wie er, vielleicht auch einige von uns, auch ich, traurig weg. Dann muss also dieser Entäußerungsprozess beginnen und in jeder Kammer muss der Herr immer mehr Herr sein. Wir sehen dieses Wachstum beim Apostel Thomas, als er bekannt hat: „Mein Herr und mein Gott!“ Und was bedeutet: „Jesus ist mein Herr!“ Was bedeutet es auch für Ordensschwestern und für Priester? Manchmal bedeutet es für Priester: „Ich mache alles, was der Pfarrer von mir verlangt, aber der Rest ist meine Freizeit.“ Ich schenke keine Sekunde mehr für andere her? Ist wirklich Jesus dein Herr? Wahrscheinlich bist du noch immer in der dritten Kammer. Die dritte Kammer ist überladen in dieser Burg. Denken Sie darüber nach, wo sind Sie und entscheiden Sie sich! Ich glaube, in den nächsten vier Wochen wird das Buch über die innere Burg von Theresa von Avila in Österreich ausverkauft sein.

Mit dieser Einladung beenden wir diese kurze Katechese. Danken wir dem Herrn, dass er wirklich in der Eucharistie als eine Quelle des christlichen Lebens (wie das Konzil es sagt) uns alle Gnaden schenkt. Denn die Eucharistie ist das Ziel aller Sakramente. Alle Sakramente führen uns zur Eucharistie.

Das Ziel ist es, mit dem Herrn zu sein.

„Der Herr ist mit euch!“ Das ist die Begrüßung, wenn der Priester zum Altar tritt. In der alten Liturgie war noch das Stufengebet. Man kam sehr vorsichtig zum Thron Gottes mit viel Rufen um Erbarmen. In der neuen Liturgie küsst der Priester den Altar, aber während der Heiligen Messe ist der Altar Jesus Christus! Mit dem Priester sollen auch wir im Geiste den Altar küssen. Was aber ist dieser Kuss? Ist das ein Kuss eines liebenden Herzen oder ein Judaskuss? Was ist mein Kuss auch für mich als Priester? Bin ich Judas? „Mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn, Judas?“ Das ist schon dieser Anfang, bei dem wir uns sammeln müssen.

Die byzantinische Liturgie von Johannes Chrysostomus besteht aus über 60% aus dem Rufen um Erbarmen. Wir sind unwürdig. Der heilige Johannes Chrysostomus war Nachfolger auf dem Bischofstuhl, Nachfolger des Apostels Andreas. Es wird so viel um Erbarmen gefleht, auch kurz vor der Eucharistie, ständig das Gebet um Erbarmen. Auch für die Kirche das Fürbittgebet, es geht ständig um das Erbarmen Gottes. Wir treten zum Altar Gottes, zum Herrn, der lebendig ist. „Der Herr sei mit euch!“ Das ist eine Ankündigung, denn Himmel und Erde wollen einander bei dieser Zelebration treffen. Die irdischen Erdenbewohner sollen nicht blind da eintreten. Sonst werden die Heiligen erzählen: „Heute Abend haben wir nur die Blinden auf der Erde gesehen! Dann müssen wir etwas für sie beten, damit sie gerettet werden.“ Also wollen sie auch Menschen von der Erde begegnen, die den Herrn schon erkennen, wenn Jesus in der Mitte ist.

Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Mag. Guido Martirani

Halleluja! Jesus lebt! Und das ist schön. Ich arbeite jetzt viel mit Kindern zusammen bei den Schulschlussgottesdiensten. Und mir ist aufgefallen, Kinder haben wirklich etwas Besonderes. Ich sage nur: „Jesus lebt!“, und sie freuen sich sofort; sie strahlen sofort. Sie haben etwas Besonderes. Ich habe gesagt: „Jesus lebt!“ und habe die Hände erhoben – und alle Kinder haben auch die Hände erhoben. Und jetzt schauen wir, ob wir das auch so können: „Jesus lebt!“ – Ja! Das ist schön.

Wir sind in den Augen Gottes wirklich diese kleinen Kinder, die er zu sich sammelt, immer wieder neu. Die kleinen Kinder Gottes, das sind wir. Und es ist etwas ganz, ganz Besonderes, Kind Gottes zu sein, ein Auserwählter Gottes zu sein. Und er will immer wieder neu diese Kindschaft erneuern – auch wenn wir schon erwachsen oder älter sind. Jesus will, dass wir Kind werden, seine Kinder; und dass wir uns versöhnen lassen und dass wir uns verwöhnen lassen von diesem Vater im Himmel. Denn Kinder haben noch den Mut, zu Mama oder Papa zu gehen und um Versöhnung zu bitten. Kinder haben überhaupt noch den Mut, Mama und Papa zu bitten, wenn sie etwas haben wollen.

Kinder sind frei, Kinder sind oft zornig, Kinder weinen, Kinder sind auch frech – und das ist gut so; ja, da schaut ihr jetzt, aber es ist gut so! Bei dem Wort frech wird sich mancher vielleicht denken: Jetzt kommt er mit dem Zeigefinger! Nein, es ist gut so. Es ist oft besser, man sagt: „Du hast echt ein deppertes Gesicht!“ oder „Du bist wirklich ein …!“  Es ist besser. Weil der andere schreckt sich dann ein bisserl, aber dann tut sich etwas. So darf es aber nicht bleiben! Was machen die Kinder dann? Sie spielen wieder miteinander, weil sie das vorher auch gemacht haben; das gehört dazu. Wichtig ist, dass man dann wieder gemeinsam spielt.

Wir müssen raus von diesem „wir sind ja die guten Christen, und wir müssen immer lieb und nett sein, und so … Das ist nix! Das „lieb und nett“, ist das etwas wert? Wir kennen solche Leute: umso lieber umso netter – aber es berührt nicht! Aber wenn einer spontan ist und richtig lebt, wie ein Kind lebt, das berührt. Das ist gut! Das berührt die Herzen. Wir müssen wirklich wieder wie Kinder werden. Es ist unsere Sehnsucht, wie Kinder zu sein. Und wir müssen das Kindsein auch ein wenig herauslassen.

Ich mache zum Beispiel auch bei den Heiligen Messen, wenn ich merke, dass alles so steif ist, dann mache ich ganz etwas Verrücktes zwischendrin, das ist wichtig. Weil, das reißt die Menschen auf, das öffnet sie. Wir müssen leben, wir sollen die Freude an der Liebe haben, die Freude an der Gemeinschaft haben. Die Freude haben, Menschen zu sein, so wie wir sind. Freude, Menschen zu sein – und wenn wir mal grantig sind, sind wir eben grantig, wenn wir Ängste haben, dann haben wir eben einmal Ängste …

Das war voriges Jahr beim Jungscharlager das Schönste: den Kindern Angst zu machen. „So etwas habt ihr gemacht?“, wurden wir gefragt. Ich habe es eh gebeichtet… Und am Schluss haben wir die Kinder gefragt: „Was war denn das Coolste, das Schönste?“ Und sie haben gesagt: „Wie du uns Angst gemacht hast in der Nacht!“ Ja, das war das Coolste! Die ganze Zeit habe ich mich bemüht lieb zu sein und nett zu sein, ja, ganz ein braver Priester zu sein – nix, das war nicht cool. Aber das „Buahhhhhh…“, das war der Höhepunkt. Das ist das Leben.

Stellt euch vor, eure Familie oder auch die Klostergemeinschaft: Ihr schaut mal bei der Tür hinein und macht „Buahhhh…“ Das lockert auf. Hin und wieder halt, nicht immer. Aber das lockert auf, das tut gut, das ist Medizin. Wieso ist es Medizin? Weil es Gemeinschaft fördert. Das Überfromme fördert die Gemeinschaft nicht. Das ist zu verwerfen, denn das ist nur reine Selbstsucht. Die wahre Frömmigkeit fördert Gemeinschaft. Und dann, in diesem Zustand, wenn man Freude hat am Leben, können wir zu Jesus gehen und erkennen, wie tief seine Liebe ist und dass er uns liebt als Menschen so wie wir sind. Auch dann, wenn wir mal etwas anstellen und etwas Schlechtes machen, aber Menschen sind, die Gott als Vater haben und Maria als Mutter haben, dann ist das Leben schön.

Das Verzeihen ist wichtig – nicht der Perfektionismus in der Frömmigkeit – wir sind brave Christen und beten und sühnen und ich weiß nicht was noch alles … Und sobald dich einer ein bisschen „schlägt“: „Was hast du getan?!“ und wenn dir einer ein gutes Wurstsemmerl wegnimmt: „Du hast mir das Semmerl genommen! Du warst es! Du, du, du …“ Die Gemeinschaft annehmen, das ist die wahre Buße, die wahre Sühne. Das ist es! Und die Kinder wissen das.

Auch im Jungscharlager kann man das beobachten, wenn einem etwas weggenommen oder versteckt wird. Die Kinder fragen gleich: „Wer hat mir das weggenommen, wo ist es, wer hat mir diesen Streich gespielt?“ Aber sie können sofort vergeben. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt Jesus. Und in der Gemeinschaft sind wir wie Kinder. Wir müssen wie Kinder werden: ein bisserl streiten, wieder versöhnen, den ersten Schritt machen: „Du, i mog di! Das kriegen wir schon wieder hin!“ Und wenn es wirklich einmal nicht geht, dann geht man halt zu Gott hin und sagt: „Jesus, komm, hilf mir da; vielleicht bin ich jetzt mit diesem Streich zu weit gegangen.“ Dann braucht man Versöhnung. Da merkt man, das war zwar sehr lustig, aber dann bin ich zu weit gegangen. Oder man hat etwas Gutes zu essen: „Ah, ich esse alles alleine!“, und dann sieht man, dass die anderen nichts bekommen haben; aber vorher habe ich es schön gehabt: „Ich esse diese Torte jetzt ganz alleine!“ Das ist ja schön gewesen, aber dann müssen wir zu Jesus sagen: „Da bin ich ein bisschen zu weit gegangen.“ – Nur ein bisschen natürlich … aber wenigstens eine Hälfte hätte ich den anderen lassen sollen.

Aber es ist schön, dass man dann einen Ort der Versöhnung hat: Das ist Jesus, das sind seine Sakramente; das sind die Beichtpriester – wir haben heute zwei Priester, wo man hingehen kann, und der Priester umarmt uns und sagt: „Gott vergibt dir.“ Und dann merkt man: Diese Erlösung! Und dann geht man wieder hinaus und sagt: Jetzt darf ich den nächsten Streich machen! – aber nicht mehr so groß wie den Vorigen, bei dem ich zu weit gegangen bin. Wir müssen versöhnt sein mit Gott! Und zu dieser Versöhnung führt uns die Mama, die Gottesmutter. Ihr wollen wir uns wieder anvertrauen und weihen – ihrem Herzen, ihrer Flamme der Liebe; denn sie führt uns zu Jesus, zum Erlöser. Sie führt uns zu Gott. Und Gott schenkt uns die Liebe, sein Erbarmen, die Tröstungen, die wir brauchen – und heute Abend besonders: seine Gegenwart, seine Liebe, seine Erlösung, seine Tröstung; und wenn wir zur Beichte gehen, heilt er uns: die Wunden, die wir haben, aber auch die Wunden, die wir zugefügt haben. Aber er bittet uns dann: Freut euch über das Leben! Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Guido Martirani

Wir sind heute zusammengekommen, um wieder einzutauchen in diese Gegenwart Gottes, in dieses Vertrauen in seine Liebe; in dieses kindliche Vertrauen, dass er uns liebt, dass er uns annimmt, dass wir seine Kinder sind. Und wir wollen wirklich seine Kinder sein und diese Liebe annehmen, ohne irgendwelche Ängste. Was will Gott von uns? Eins will er schon: Er will unser Herz. Und wir wollen ihm unser Herz geben, heute ganz besonders, weil er unser Herz braucht. Weil er unser Herz füllen kann. Weil er unser Herz heilen kann. Weil er unser Herz befreien kann. In seiner Hand ist unser Herz am richtigen Ort. Und so wollen wir jetzt diese Bewegung im Geiste machen: Mein Herz Gott hinzugeben.

Ich stehe hier nicht umsonst neben Maria, denn sie hilft dabei, das Herz Gott hinzugeben: Dann kommt die Freude des Himmels, dann kommt die Liebe Gottes in Fülle. Aber er sehnt sich nach unserem Herzen, er sehnt sich nach unserer Liebe. Er sehnt sich nach uns. Und deswegen sind wir hier, weil er uns eingeladen hat mit seiner tiefsten Sehnsucht. Wenn wir das begreifen würden, welche Sehnsucht Gott nach uns hat! Eine tiefste Sehnsucht! „Ich rufe dich“, sagt Jesus. „Ich liebe dich“, sagt Jesus. „Du bist mein Geliebter, meine Geliebte!“, das sagt Jesus. „Du gehörst mir!“, sagt Jesus. Und das sind seine Worte: „Ich liebe dich.“ Das wollen wir heute annehmen und aufsaugen. Diese Liebe Gottes: „O mein Kind, wie sehr liebe ich dich!“, das sind seine Worte. Es sind keine verurteilenden Worte, es sind tröstende Worte. Worte, die gut tun. Worte, die uns im Innersten des Herzens gut tun: „Du bist mein Geliebter, meine Geliebte!“

Wir sind die Braut Christi und er beschenkt uns mit seiner Liebe. Das ist Pfingsten: Seine Liebe zu erkennen, seine Liebe anzunehmen – aber ganz! Zu erkennen, wie wir wirklich geliebt sind. Egal wer wir sind – jeder ist verschieden – und es ist gut so. Und wenn wir Gott eine Freude machen wollen, dann sollen wir nur eins sein: Wir selbst! – Und die Liebe annehmen! Jeder von uns ist verschieden, jeder hat verschiedene Begabungen, jeder hat verschiedene Eigenschaften. Ich merke das auch bei uns Priestern: Wir sind jeder verschieden, aber doch so geliebt von Gott. Und Gott liebt jeden einzelnen 100%ig. Deswegen soll man keinen vergleichen, auch untereinander nicht: Er ist so und so … Weil Gott liebt 100%ig! Zu jedem einzelnen geht er hin und umarmt ihn, tröstet ihn. Das ist Gott! Er nimmt jeden fest zu sich! Nicht: Weil du so bist, drück ich dich fester und dich drück ich weniger, weil du bist nicht so… Nein! Er liebt alle! So wie wir da sind, liebt er uns 100%ig und drückt uns an sein Herz. Und wir dürfen so sein, wie wir sind und seine Liebe, Freude und Güte annehmen.

Und er heilt uns. Er will, dass wir unsere Begabungen annehmen. Jeder von uns ist begabt, hat viele Gaben, die wir mit ihm und durch ihn entfalten können. Wir wollen unsere Begabungen entfalten, aber er macht das! Wir brauchen uns da nicht anstrengen – Gott macht das! Gott lässt uns erkennen, wo wir Begabungen haben. Denn die Begabungen auszuleben, das erzeugt Freude in unserem Herzen, eine Erfüllung in unserem Herzen. Deshalb sind die Gesichter der Leute im Heiligen Geist freudige Gesichter, gelassene Gesichter. Wir müssen Mitleid haben mit den Menschen, die vielleicht ein verbissenes Gesicht haben, denen es nicht so gut geht, denn sie haben die Liebe Gottes noch nicht erkannt, oder noch nicht in der Tiefe erkannt. Sie haben noch nicht erkannt, wie sehr sie Gott liebt und dass Gott Liebe ist. Deswegen müssen wir Mitleid und Erbarmen haben mit diesen Menschen, die vielleicht noch irgendetwas mit sich mittragen, das sie verhärtet. Gott beauftragt uns – euch – die Herzen weich zu machen. Der Mensch – das ist die Mission, die uns Gott aufträgt – jetzt in dieser Pfingstzeit, in den nächsten Tagen.

Das ist die Mission: Eine Mission der Liebe. Eine Mission, die die Muttergottes vorbreitet. Unsere Unbefleckte Empfängnis bereitet uns vor, sie nimmt uns an der Hand. Sie kennt sich aus, sie ist die Spezialistin! Sie ist die kompetenteste Frau, die Beste, die sich wirklich auskennt. Deshalb dürfen wir uns ihr hier wirklich anvertrauen, sie macht das gut. So wie in Betrieben, oder auch hier im Spital der Oberarzt – es gibt überall einen, der sich besser auskennt. Dem vertraut man natürlich mehr. Und so wollen wir ganz der Muttergottes vertrauen. Und sie wird vieles in unserem Leben machen. Alleine  bleiben wir stehen. Aber sie öffnet durch ihre Gebete Wege, die vorher verschlossen waren. Für uns alle! Sie öffnet Wege in unsere Herzen und Gedanken. Sie öffnet uns viele Möglichkeiten. „Schön!“, sagen wir dann, weil wir erkennen, wie kostbar wir in den Augen Gottes und in seinem Herzen sind. Wir erkennen durch ihre Vermittlung, wie wertvoll wir sind. Sie will nur, dass wir Gott am Besten erkennen und seine Liebe und Güte erkennen. Und dass uns Pfingsten ein Pfingsten der Freude und Erfüllung wird, ein Pfingsten mit großen Heilungen des Herzens, mit Befreiungen. Sie will nur das Gute. Ein Pfingsten der Liebe will sie.

Ist es nicht schön: Ein Pfingsten der Liebe? Mit ihrer Liebesflamme, mit diesem Feuer der Liebe zeigt sie uns Jesus, zeigt sie uns Gott und befreit uns von allem! Maria, wir weihen uns ganz dir im Vertrauen, dass es ein reiches, gesegnetes Pfingsten ist, nach deinem Herzen, nach dem Wunsch deines Herzens. Amen.

Persönliches Weihegebet an das Heiligste Herz Jesu

 

Ich weihe und übergebe dem Heiligsten Herzen meines Herrn Jesus Christus mich selbst und mein Leben, alle meine Handlungen, Beschwerden und Leiden, mein Lieben und Arbeiten, damit alles, was ich bin und habe, nur dazu diene, Sein Heiligstes Herz zu ehren und zu lieben.

Es ist mein fester Entschluss, Ihm ganz anzugehören, alles aus Liebe zu Ihm zu tun und allem zu entsagen, was Ihm missfallen oder widerstehen könnte.

Daher erwähle ich Dich, o Allerheiligstes Herz, zu meiner ganzen Liebe, zum Beschützer meines Lebens, zur Sicherheit meines Heiles, zur Stärke in meiner Schwachheit und Unbeständigkeit und zur Sühne für alle Sünden meines ganzen Lebens.

O Herz der Milde und Güte, sei Du meine Zuflucht in der Stunde meines Todes, sei meine Rechtfertigung vor Gott und wende von mir ab die Strafen Seines gerechten Zornes.

O Herz der Liebe, auf Dich setze ich all mein Vertrauen. Von meiner Schwachheit und Bosheit fürchte ich alles, aber von Deiner Liebe hoffe ich auch alles. So tilge denn in mir, was Dir missfallen oder widerstehen kann. Deine reine Liebe durchdringe so tief mein Herz, dass ich Deiner niemals vergessen und mich von Dir niemals trennen kann.

O mein Heiland, ich beschwöre dich bei all Deiner Liebe, dass mein Name eingeschrieben sei in Deinem Heiligsten Herzen; denn mein Glück und meine Ehre sollen es sein, in Deinem Dienste zu leben und zu sterben. Amen

Quelle: Gebetsschatz A. M. Weigl