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Heiliger Apostel Jakobus, Sohn des Alphäus (03.05.2019)

Über den heiligen Apostel Jakobus den Jüngeren weiß man nicht viel. Er ist als Sohn des Alphäus bekannt und wird in der Heiligen Schrift nur kurz erwähnt. Auch über sein Wirken nach dem Pfingstereignis ist kaum etwas bekannt. Papst Benedikt XVI. wusste in einer Ansprache bei der Generalaudienz am 28. Juni 2006, die hier ausschnittweise wiedergegeben wird, erheblich mehr über Jakobus den Jüngeren zu berichten, als herkömmliche Quellen: „Er wurde oft mit einem anderen Jakobus identifiziert, der »der Kleine« genannt wird (vgl. Mk 15,40) und Sohn einer Maria war (vgl. ebd.), die »Maria, Frau des Klopas« sein könnte. Sie stand laut dem Vierten Evangelium zusammen mit der Mutter Jesu unter dem Kreuz (vgl. Joh 19,25).

Auch Jakobus stammte aus Nazaret und war wahrscheinlich ein Verwandter Jesu (vgl. Mt 13,55; Mk 6,3); deshalb wird er nach semitischem Brauch als dessen »Bruder« bezeichnet (vgl. Mk 6,3; Gal 1,19). Die Apostelgeschichte hebt die herausragende Rolle dieses letztgenannten Jakobus in der Kirche von Jerusalem hervor. Beim Apostelkonzil, das dort nach dem Tod Jakobus’ des Älteren, abgehalten wurde, trat er zusammen mit den anderen dafür ein, daß die Heiden in die Kirche aufgenommen werden konnten, ohne sich vorher der Beschneidung zu unterziehen (vgl. Apg 15,13ff.). Der hl. Paulus, der ihm eine besondere Erscheinung des Auferstandenen zuschreibt (vgl. 1 Kor 15,7), nennt ihn, als er von seinem eigenen Gang nach Jerusalem berichtet, sogar vor Kephas- Petrus und bezeichnet ihn wie diesen als »Säule« der Kirche (vgl. Gal 2,9). In der Folge sahen die Judenchristen in ihm ihren Hauptbezugspunkt. Ihm wird auch der Brief zugeschrieben, der als Jakobusbrief zum Kanon der neutestamentlichen Schriften gehört. Darin bezeichnet er sich nicht als »Herrenbruder«, sondern als »Knecht Gottes und Jesu Christi, des Herrn« (Jak 1,1).

Unter den Gelehrten wird die Frage der Gleichsetzung dieser beiden Persönlichkeiten mit demselben Namen, Jakobus, Sohn des Alphäus, und Jakobus, der »Herrenbruder«, diskutiert. …Die Apostelgeschichte … zeigt uns, daß ein »Jakobus«, wie wir schon erwähnt haben, nach der Auferstehung Jesu eine sehr wichtige Rolle in der Urkirche gespielt hat (vgl. Apg 12,17; 15,13–21; 21,18). Die bedeutendste Tat, die er vollbrachte, war seine Stellungnahme in der Frage der schwierigen Beziehung zwischen den Christen jüdischer Herkunft und jenen heidnischer Herkunft: Er hat zusammen mit Petrus dazu beigetragen, die ursprüngliche jüdische Dimension des Christentums zu überwinden – oder, besser gesagt, zu ergänzen – durch die Forderung, den bekehrten Heiden nicht die Verpflichtung aufzuerlegen, sich sämtlichen Vorschriften des mosaischen Gesetzes zu unterwerfen. Die Apostelgeschichte hat uns die von Jakobus vorgeschlagene und von den anderen anwesenden Aposteln angenommene Kompromißlösung überliefert, wonach die Heiden, die an Jesus Christus glauben, nur angewiesen werden sollen, sich des götzendienerischen Brauchs, das Fleisch der den Göttern zum Opfer dargebrachten Tiere zu essen, und der »Unzucht« zu enthalten, ein Begriff, der wahrscheinlich auf bestimmte nicht gestattete eheliche Verbindungen anspielte. Es handelte sich praktisch nur um die Einhaltung weniger Verbote der mosaischen Gesetzgebung, die als sehr wichtig angesehen wurden...

Die älteste Nachricht über den Tod dieses Jakobus liefert uns der jüdische Historiker Josephus Flavius. In seinem Werk Antiquitates Iudaicae (Jüdische Altertümer, 20,201f.), das er Ende des ersten Jahrhunderts in Rom verfaßte, berichtet er uns, daß der Tod des Jakobus beschlossen worden sei durch eine unrechtmäßige Initiative des Hohenpriesters Anan, Sohn des in den Evangelien bezeugten Hannas. Anan habe die Zeitspanne zwischen der Absetzung eines römischen Statthalters (Festus) und der Ankunft von dessen Nachfolger (Albinus) ausgenützt, um im Jahr 62 die Steinigung des Jakobus durch Dekret zu verfügen.

Mit dem Namen dieses Jakobus ist neben dem apokryphen Protoevangelium des Jakobus, das die Heiligkeit und Jungfräulichkeit Mariens, der Mutter Jesu, hervorhebt, vor allem der Brief verbunden, der seinen Namen trägt. Im Kanon der Schriften des Neuen Testaments nimmt er unter den sogenannten Katholischen Briefen, also den Briefen, die nicht nur an eine einzelne Gemeinde – wie Rom, Ephesus usw. –, sondern an viele Gemeinden gerichtet sind, den ersten Platz ein. Es handelt sich um ein sehr bedeutendes Schreiben, das die Notwendigkeit stark betont, den eigenen Glauben nicht auf ein rein verbales oder abstraktes Bekenntnis zu reduzieren, sondern ihn konkret in guten Werken auszudrücken. Unter anderem fordert er uns zur Beständigkeit in den Prüfungen auf, die mit Freude angenommen werden sollen, und zum vertrauensvollen Gebet, um von Gott die Gabe der Weisheit zu erlangen, durch die wir schließlich begreifen, daß die wahren Werte des Lebens nicht in den vergänglichen Reichtümern, sondern vielmehr in der Fähigkeit liegen, seinen Besitz mit den Armen und Bedürftigen zu teilen (vgl. Jak 1,27).

So zeigt uns der Brief des hl. Jakobus ein sehr konkretes und praxisbezogenes Christentum. Der Glaube muß im Leben verwirklicht werden, vor allem in der Liebe zum Nächsten und besonders im Einsatz für die Armen. Vor diesem Hintergrund muß auch das berühmte Wort gelesen werden: »Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke« (Jak 2,26). Diese Erklärung des Jakobus wurde bisweilen den Aussagen des Paulus entgegengestellt, wonach wir von Gott nicht durch unsere Werke, sondern allein durch unseren Glauben gerechtfertigt werden (vgl. Gal 2,16; Röm 3,28). Doch diese beiden Sätze, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Sichtweise zu widersprechen scheinen, ergänzen einander in Wirklichkeit, wenn sie richtig ausgelegt werden. Der hl. Paulus widersetzt sich dem Hochmut des Menschen, der meint, er bedürfe der uns zuvorkommenden Liebe Gottes nicht; er widersetzt sich dem Hochmut der Selbstrechtfertigung ohne die Gnade, die ein reines Geschenk und unverdient ist. Der hl. Jakobus hingegen spricht von den Werken als einer ganz normalen Frucht des Glaubens: »Jeder gute Baum bringt gute Früchte«, sagt der Herr (Mt 7,17).

Und der hl. Jakobus wiederholt und sagt es uns. Zuletzt ermahnt uns der Jakobusbrief, uns in allem, was wir tun, den Händen Gottes zu überlassen und dabei immer die Worte zu sprechen: »Wenn der Herr will« (Jak 4,15). So lehrt er uns, uns nicht anzumaßen, unser Leben unabhängig und nur auf unsere eigenen Interessen ausgerichtet zu planen, sondern dem unerforschlichen Willen Gottes Raum zu geben, der das wahrhaft Gute für uns kennt. Auf diese Weise bleibt der hl. Jakobus ein stets zeitgemäßer Lehrmeister des Lebens für jeden von uns.“