Statue der Gottesmutter
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Christtag – Ein Kind ist uns geboren (25.12.2015)

Am „Hochfest der Geburt des Herrn“ schälte Pfarrer Vertesich in der Predigt das Kernelement von Weihnachten heraus: „Wer Gottes Welt tatsächlich verstehen will, wer das Geheimnis der Weihnacht für sich verstehen und aufblättern will, der muss sich an die Krippe stellen und einmal schweigen. Gottes Wort hat der verstanden, der vor der Krippe niederkniet, der vor Gott in die Knie geht und anbetet. Weihnachten ist nicht Weihnachten, wenn wir nicht an die Krippe gehen und das Kind betrachten und es immer wieder anbeten. Die Anbetung, das Zwiegespräch mit Gott an diesem Ort, macht Weihnachten erst zu Weihnachten.“

Die Weihnachtszeit ist wohl liturgisch begrenzt, aber in unserem Herzen kann jeden Tag Weihnachten sein. Immer, wenn wir unser Herz zu Gott erheben, ist Weihnachten, denn Gottes Kommen wird dadurch in uns wieder lebendig. In jeder eucharistischen Anbetung können wir Jesus in seiner Kindheit begegnen. Da Gott weder Zeit noch Raum kennt, können wir ihm zu jeder Zeit in jeder Krippe begegnen. Auch der Tabernakel kann so zu jener Krippe werden, vor der die Hirten und die Weisen niederknieten und anbeteten. So können wir jederzeit seine göttliche Kindheit verehren und die demütige Lehre der Heiligen Nacht betrachten und in uns aufnehmen.  „Dieses wunderbare Weihnachtsgeheimnis“, führte Pfarrer Vertesich weiter aus, „erschließt sich uns nur dann, wenn wir Gottes Wort in unser Herz aufnehmen und seine grenzenlose Liebe erkennen. In diesem Geschehen begeben wir uns in das Göttliche hinein und werden selber vergöttlicht und in weihnachtliche Menschen verwandelt. In der Nähe der Krippe und in der Anbetung verändert sich dann auch unsere kleine Welt, weil Gottes Wort die Kraft und die Macht hat, jede Welt und auch uns zu verändern.“

Predigt vom Christtag

Pfr. Mag. Johannes Vertesich

Liebe Schwestern und Brüder am Hochfest der Geburt unseres Erlösers!

Ich bekam vor einigen Wochen eine Geburtsanzeige. Auf der Vorderseite waren die Abdrücke von einer kleinen Hand und einem kleinen Fuß zu sehen und auf der Innenseite haben mir mein ehemaliger Schüler und seine Frau geschrieben: „Unsere Liebe hat Hand und Fuß bekommen. Sophia ist geboren!“

Unsere Liebe, Schwestern und Brüder, hat Hand und Fuß bekommen. Was für ein eindrucksvolles Bild dafür, dass die Worte der Liebe, zwei Menschen so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie greifbar, sichtbar und spürbar wurden in einem neuen Menschenkind. Und soeben haben wir im heiligen Evangelium die Worte gehört:

„Und das Wort ist Fleisch geworden“, schreibt der Evangelist Johannes am Beginn seines Evangeliums, am Anfang seiner Frohbotschaft.

Heute feiern wir, dass Gottes Liebe in Jesus Christus Hand und Fuß bekommen hat. Mit der Geburt von Jesus Christus ist Gottes Liebe für uns Menschen greifbar und erfahrbar geworden. Sie bleibt kein leeres Wort ohne Beteiligung, sie bleibt nicht als abstrakte Idee auf Distanz. Gottes Liebe wird konkret. Sie wird fassbar und fühlbar, sichtbar in einem kleinen Kind. Das menschgewordene Gotteswort.

An Weihnachten werden wir daran erinnert, dass Gottes Menschenfreundlichkeit kein leeres Wort bleibt sondern zum Wort wird, das unter die Haut geht, das in Fleisch und Blut übergehen will. An Weihnachten werde ich herausgefordert, wieder neu zu entscheiden, ob Gottes Wort auch in mir in Fleisch und Blut übergehen soll; ob Gottes Wort zu mir gehört und als Teil meiner selbst wird; ob es nur an mein Ohr dringt, oder ob es in mein Herz hinein geht, mein Denken, Handeln und Reden beeinflusst und hoffentlich auch verändert.

Johannes Scheffler, genannt Angelus Silesius, hat es Mitte des 17. Jahrhunderts im cherubinischen Wandersmann so ausgedrückt: „Wird Christus 1000 Mal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren.“

Schwestern und Brüder, Gott will in mir geboren werden. In jedem Menschen, jeder Frau, jedem Kind, jedem Mann. Gott will uns in Fleisch und Blut übergehen. Das bedeutet freilich nicht, nur wohlige und schöne Gefühle. Auch Enttäuschung, Unruhe, Niedergeschlagenheit, Sehnsucht, Einsamkeit und Ohnmacht können Einfallstore Gottes in meinem Leben sein. Gott will in uns aufgenommen werden, damit wir Kinder Gottes werden. Damit Gottes Liebe auch heute noch Hand und Fuß auf dieser Erde bekommt. Damit sie Gestalt erhält in uns und durch uns.

So werden wir selber sichtbar als eine neue Gemeinschaft von Menschen die anfangen, als Töchter und Söhne Gottes zu leben. Dann werden wir, wie es der Prophet Jesaja in der ersten Lesung schreibt, zu Freudenbotinnen und Freudenboten, die die Müden und Mutlosen aufrütteln und sie an ihre Würde wieder erinnern. Die die Sehnsucht in ihnen wecken, die Sehnsucht nach Frieden und Heilssein, nach Rettung und Trost. Die die Erinnerung an Gottes Zusage wieder ins Gedächtnis rufen und ihr Vertrauen.

Alle Enden der Erde werden das Heil Gottes schauen

Liebe Schwestern und Brüder, wer Gottes Welt tatsächlich verstehen will, wer das Geheimnis der Weihnacht für sich verstehen und aufblättern will, der muss sich an die Krippe stellen und einmal schweigen. Gottes Wort hat der verstanden, der vor der Krippe niederkniet, der vor Gott in die Knie geht und anbetet. Weihnachten ist nicht Weihnachten, wenn wir nicht an die Krippe gehen und das Kind betrachten und es immer wieder anbeten.

Die Anbetung, das Zwiegespräch mit Gott, an diesem Ort, macht Weihnachten erst zu Weihnachten. Und wir erkennen dann auch, wer wir tatsächlich sind. Dieses wunderbare Weihnachtsgeheimnis erschließt sich uns nur dann, wenn wir Gottes Wort in unser Herz aufnehmen und seine grenzenlose Liebe erkennen. In diesem Geschehen begeben wir uns in das Göttliche hinein und werden selber vergöttlicht und in weihnachtliche Menschen verwandelt. In der Nähe der Krippe und in der Anbetung verändert sich dann auch unsere kleine Welt, weil Gottes Wort die Kraft und die Macht hat, jede Welt und auch uns zu verändern.

Brüder und Schwestern, Weihnachten ist jedes Jahr neu die Einladung sich von Gott berühren und sich durch sein Wort verändern zu lassen. Eine solche gütige Berührung und einen solchen Lichtstrahl, der Ihre und meine und unsere Welt verändert, möchte ich Ihnen an diesem Weihnachtsfest von Herzen wünschen. Frohe und gesegnete Weihnachten! Amen.