Statue der Gottesmutter
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Festmesse zum Patrozinium (08.12.2014)

Sehr festlich begingen wir am heutigen „Hochfest der ohne Makel der Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter“ gemeinsam mit der Pfarre und vielen Freunden unserer Gemeinschaft das Patrozinium unserer Kongregation. Propst Gerhard Rechberger CRSA stand der Festmesse als Hauptzelebrant vor. Der Musik- und Gesangverein Vorau sorgte unter der Leitung von Dr. Peter Filzmoser durch die musikalische Gestaltung für einen feierlichen Rahmen.

Auf das Festgeheimnis eingehend, sagte Propst Rechberger in der Predigt: „Wenn wir auf die Marienstatue hier in dieser Kirche schauen, diese Immaculata, zu ihren Füßen der Erdball und ihr Fuß ist auf dem Kopf der Schlange. Das erinnert an die erste Lesung heute: Du wirst ihr den Kopf zertreten oder dein Nachkomme wird ihr den Kopf zertreten. Das heißt:

Es wird einer kommen, der mithilft, das Negative in dieser Welt – und mit dem Negativen ist die Schlange sinnbildlich gezeigt – das Negative in der Welt zu überwinden. Und wir sagen, dass Maria mitgeholfen hat, durch ihre Bereitschaft, durch ihr Ja, dieses Negative in der Welt zu überwinden.“ Abschließend stellte er fest: „Das ist unsere Lebensaufgabe: Dass wir durch mehr Liebe, durch mehr Frieden den Menschen Hoffnung und Trost bringen. Dann haben auch wir unsere Berufung erkannt.“ Wir danken allen, die an diesem für uns ganz besonderen Tag mit uns gefeiert haben, insbesondere aber jenen, die mit uns auf dem Weg sind, im Bemühen, die je eigene Berufung dort zu leben, wo Gott jeden Einzelnen hingestellt hat.

Predigt von Propst Gerhard Rechberger

Liebe Schwestern und Brüder!

Gepriesen sei Gott, der uns erwählt hat von Anfang an! So hat die zweite Lesung aus dem Ephesserbrief begonnen. Er hat uns gesegnet und erwählt vor der Erschaffung der Welt. Das heißt: Es geht um das Heilshandeln Gottes. Gott hat uns alle erwählt von Anfang an und dafür dürfen wir Gott preisen. Und in besonderer Weise hat das für Maria gegolten. An Maria hat Gott Großes getan, wie sie selber sagte im Magnifikat: „Der Herr hat Großes an mir getan, sein Name ist heilig.“

Aber im Grunde gilt das für jeden Menschen, denn durch die Taufe sind wir hineingenommen in diese Gemeinschaft mit Christus, ist uns diese Erwählung zugesagt worden. An Maria hat der Herr Großes getan. Das hat schon bei ihrer Geburt begonnen. In einer außerbiblischen Erzählung wird berichtet, dass ihre Eltern, Joachim und Anna – in der Bibel finden wir das ja nicht direkt, aber in anderen Schriften – dass diese zwei Eltern lange auf einen Kinderwunsch warten mussten. Es wurde ihnen versagt, sie haben lange kein Kind gehabt. Und man könnte sagen, das war damals kein Fall für Fortpflanzungsmedizin, sondern das vertrauensvolle Gebet, das war das, was sie gestärkt hat, was sie hoffen ließ. Und so ist ihrem Leben, ihrer Ehe, ein Kind geschenkt worden: Diese Maria als besonderes Geschenk Gottes, eine Gabe. Und auf der anderen Seite, was wir im Evangelium gehört haben: Diese von Gott geschenkte Maria, die antwortet auch dann auf ihre Berufung mit diesem „Ja, ich bin bereit, ich bin die Magd des Herrn.“ Sie hat diese Berufung angenommen.

Wenn wir heute hier dieses Patrozinium bei den Vorauer Marienschwestern feiern, so ist das wohl auch für diese Ordensgemeinschaft eine Frage. So wie Maria damals Ja gesagt hat zu ihrer Berufung. Wie sehen die Vorauer Schwestern ihre Berufung? Die Gründerin Barbara Sicharter hat wohl in dieser doppelten Berufung ihr Lebenswerk gesehen: Einerseits eine geistliche Gemeinschaft zu gründen und dann sehr bald auch der Dienst an den Kranken, an den Hilfsbedürftigen und an den Notleidenden. Und wenn wir auf unsere Berufung schauen, dann dürfen wir uns auch bei Jesus Christus orientieren:

Wie hat denn Jesus seine Berufung gesehen?

Einerseits zieht er sich immer wieder zum Gebet zurück, er allein, oft ganze Nächte lang. Oder es heißt: Er ging am Sabbat wie gewohnt in die Synagoge, um mit der Gemeinde den Gottesdienst zu feiern. Das war das Eine: Sein Gebet. Und auf der anderen Seite: Er war bei den Kranken, bei den Sündern, bei den Notleidenden. Er hat sich viel Zeit genommen für diese Menschen. Einmal heißt es sogar: Sie hatten nicht einmal Zeit zum Essen. In dieser Polarität hat auch er gelebt: Diese Verbundenheit mit Gott und diese liebende Hinwendung zu den Mitmenschen.

Und in dieser Spannung leben die Schwestern und leben auch wir alle. Wieviel braucht es, dass wir diese Kraftquelle aus dem Gebet schöpfen? Und andererseits: Wieviel Zeit wollen wir bei den Kranken, bei den Notleidenden sein, bei jenen Menschen, für die wir da sind? Diese Polarität kann manches Mal zu einer Spannung werden. Vielleicht können zwei Ordensgründer diese Polarität ein bisserl verstehen helfen. Der heilige Benedikt, dieser Mönchsvater, schreibt in seiner Regel: Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden. Wenn die Glocke zum Gebet läutet, dann lass deine Feder liegen, wenn du ein i geschrieben hast, den I-Punkt kannst du am Nachmittag auch noch dazugeben. Lass alles liegen, jetzt ist das Gebet wichtig. Ich denke mir, das ist auch eine Entlastung, eine Relativierung unserer ganzen Aufgaben. Die Aufgabe, der Beruf, das ist wichtig, aber es ist nicht alles, nicht das Letzte. Es relativiert, es kann mir helfen, dass ich ohne schlechtes Gewissen auch einmal eine Pause, ein Innehalten, einschalte und im Gebet wieder zu mir selber komme. Das ist der heilige Benedikt.

Und auf der anderen Seite der heilige Vinzenz von Paul, der Begründer der Barmherzigen Schwestern, der sagt: Wenn du auf dem Weg zum Gottesdienst bist und unterwegs begegnet dir jemand, der deine Hilfe braucht, dann hilf diesem Menschen, selbst wenn du dadurch den Gottesdienst versäumst, dann ist dieser Dienst am Nächsten dein Gottesdienst. Dann begegnet dir eben Christus in diesem hilfsbedürftigen Menschen. Wir kennen ja auch zum Beispiel dieses Gleichnis vom barmherzigen Samariter und dass gerade Jesus diese Hilfe beim Notleidenden so hoch einschätzt. Oder mit dem Satz: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Gerade dieses Wort ist wohl auch gegen ein religiöses Leistungsdenken: Das und das und das soll ich im Beten tun, um vor Gott gerecht zu sein. Wie Jesus gefragt wird: Wie sollen wir denn beten?, da hat er gesagt: Macht es nicht so wie die Heiden, die glauben, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte plappern. Betet ganz einfach und schlicht und dann sagt er ihnen das Vater Unser. Dieses einfache Gebet, sich hinwenden zu Gott und andererseits ganz offen sein für die Mitmenschen.

So ist Maria die Beschenkte, die sich beschenken lässt und andererseits die, die Ja sagt zu ihrer Berufung. Die so mithilft, das Negative in dieser Welt zu überwinden. Wenn wir auf die Marienstatue hier in dieser Kirche schauen, diese Immaculata, zu ihren Füßen der Erdball und ihr Fuß ist auf dem Kopf der Schlange. Das erinnert an die erste Lesung heute: Du wirst ihr den Kopf zertreten oder dein Nachkomme wird ihr den Kopf zertreten. Das heißt: Es wird einer kommen, der mithilft, das Negative in dieser Welt – und mit dem Negativen ist die Schlange sinnbildlich gezeigt – das Negative in der Welt zu überwinden. Und wir sagen, dass Maria mitgeholfen hat, durch ihre Bereitschaft, durch ihr Ja, dieses Negative in der Welt zu überwinden. Was geben wir der Welt weiter, der nächsten Generation? Ich glaube auch, für uns ist diese Berufung, der Einsatz gegen das Negative. Das ist unsere Lebensaufgabe: Dass wir durch mehr Liebe, durch mehr Frieden den Menschen Hoffnung und Trost bringen. Dann haben auch wir unsere Berufung erkannt. Amen.