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Kein Christentum ohne Kreuz (10.04.2020)

Die heutige Mensch wünscht sich ein Paradies auf Erden. Das Leiden wird oftmals förmlich geächtet mit Vorwürfen wie: „Wie kann Gott das nur zulassen!?“ Dieser Mentalität hielt Papst Franziskus am 08. April 2014 eine „Perle“ entgegen, die das Zeitverständnis auf den Kopf stellt: „Das Christentum ist keine philosophische Lehre, es ist kein Lebensprogramm, um zu überleben, um gute Manieren zu haben, um Frieden zu schaffen. Das sind Folgen.

Das Christentum ist eine Person, eine am Kreuz erhöhte Person, eine Person, die sich selbst vernichtete, um uns zu retten. Diese Person ist zur Sünde gemacht geworden (vgl. 2 Kor 5,21). Und so wie in der Wüste die Sünde gehisst worden ist, ist hier Gott erhöht worden, der für uns Mensch und zur Sünde geworden ist. Und alle unsere Sünden waren dort. Man versteht das Christentum nicht, ohne diese tiefe Erniedrigung des Sohnes Gottes zu verstehen, der sich selbst erniedrigte und zum Sklaven wurde bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz, um zu dienen (vgl. Phil 2, 6-11)“.

Franziskus sprach unsere Sünden an, die das Einzige sind, dessen wir uns rühmen können. Im Blick auf die Barmherzigkeit Gottes, meinte er, „rühmen wir uns in Christus, dem Gekreuzigten. Aus diesem Grund „gibt es kein Christentum ohne Kreuz, und es gibt kein Kreuz ohne Jesus Christus“. Das Herz des Heiles Gottes „ist sein Sohn, der all unsere Sünden auf sich genommen hat, unseren Hochmut, unsere Sicherheiten, unsere Eitelkeit, unser Verlangen, Gott gleich zu werden… die Wunden, die die Sünde in uns hinterlässt, werden nur durch die Wunden des Herrn geheilt, mit den Wunden des menschgewordenen, erniedrigten, vernichteten Gottes“.

Danach erklärte er das Geheimnis des Kreuzes: „Das Kreuz ist kein Schmuck, den wir immer in die Kirchen, auf den Altar stellen müssen. Das Kreuz ist kein Symbol, das uns von den anderen unterscheidet. Das Kreuz ist das Geheimnis, das Geheimnis der Liebe Gottes, der sich selbst erniedrigt, sich zu einem ‚Nichts’ macht, der sich zur Sünde macht. Wo ist deine Sünde? ‚Tja, ich weiß nicht, ich habe viele hier’. Nein, deine Sünde ist dort: am Kreuz. Geh und suche sie dort, in den Wunden des Herrn, und deine Sünde wird geheilt werden, deine Wunden werden geheilt werden, deine Sünde wird vergeben werden. Die Vergebung, die uns Gott schenkt, besteht nicht darin, eine bei ihm offene Rechnung zu stornieren. Die Vergebung, die uns Gott schenkt, sind die Wunden seines Sohnes am Kreuz, seines am Kreuz erhöhten Sohnes. Möge er uns zu sich ziehen, und lassen wir uns heilen“.

Am 04. April 2014 erinnerte der Heilige Vater in einer anderen „Franziskusperle“ daran, dass alle Menschen, die vom Heiligen Geist zum Propheten erwählt wurden Verfolgung erleiden. Und Jesus selbst „ist für diese Menschen ein Vorbild“, ja regelrecht „eine Ikone“.

Er spricht auch die Situation der heute verfolgten Christen an: „Ich wage es zu sagen, dass es jetzt mehr Märtyrer gibt als in den Anfangszeiten der Kirche, weil sie dieser weltlichen Gesellschaft, dieser ein wenig ruhigen Gesellschaft, die keine Probleme haben will, die Wahrheit sagen, Christus verkündigen… „Doch heute gibt es in einigen Teilen der Welt die Todesstrafe oder den Kerker dafür, ein Evangelium zuhause zu haben, den Katechismus zu lehren! … Mir sagte ein Katholik aus einem dieser Länder, dass sie nicht zusammen beten dürfen. Es ist verboten! Man darf nur allein und im Verborgenen beten. Doch sie wollen die Eucharistie feiern, und wie stellen sie das an? Sie feiern ein Geburtstagsfest, sie tun so, als feierten sie einen Geburtstag, und dort feiern sie die Eucharistie vor dem Fest. Und — das ist passiert! —: wenn sie sehen, dass die Polizei anrückt, verstecken sie sofort alles und ‚Glückwunsch, Glückwunsch. Alles Gute zum Geburtstag!‘ — und sie machen mit dem Fest weiter. Wenn die Polizei dann abgezogen ist, beenden sie die Eucharistie. So müssen sie tun, weil es verboten ist, gemeinsam zu beten. Heute!“

Papst Franziskus weist darauf hin: die Geschichte der Verfolgung „ist der Weg des Herrn, sie ist der Weg derer, die dem Herrn nachfolgen“. Es sei aber kein aussichtsloser Weg, denn er mündet in die Auferstehung, die durch das Kreuz geht.

Der Papst wandte seinen Gedanken an Matteo Ricci SJ., der das Evangelium nach China gebracht habe und nicht verstanden worden sei. Doch Ricci habe gehorcht wie Jesus: „Immer wird es Verfolgungen und mangelndes Verständnis geben. Doch Jesus ist der Herr, und das ist die Herausforderung und das Kreuz unseres Glaubens. Der Herr schenke uns die Gnade, auf diesem seinem Weg zu gehen, und wenn es geschehen sollte: auch unter dem Kreuz der Verfolgungen“.

Am 06. März 2014 greift der Heilige Vater in einer anderen Franziskusperle den Kreuzesgedanken wieder auf: „Wir können das christliche Leben nicht neben dieser Straße denken. Immer ist da dieser Weg, den er als erster gegangen ist: der Weg der Demut, auch der Weg der Erniedrigung, der Weg, sich selbst zu vernichten und dann aufzuerstehen. Aber: das ist die Straße. Der christliche Stil – ohne das Kreuz ist er nicht christlich, und wenn das Kreuz ein Kreuz ohne Jesus ist, ist es nicht christlich. Der christliche Stil nimmt das Kreuz mit Jesus und geht voran... Und dieser Stil wird uns retten, er wird uns Freude geben und fruchtbar machen, denn: dieser Weg der Selbstverleugnung dient dazu, Leben zu schenken, er ist gegen den Weg des Egoismus, gegen den Weg der Verfangenheit in Dingen, die nur für mich sind... Dieser Weg ist für die anderen offen, weil jener Weg des Vernichtetwerdens, den Jesus zurückgelegt hat, dazu diente, Leben zu schenken. Der christliche Stil besteht gerade in diesem Stil der Demut, der Sanftmut, der Milde“.

Nachdem er auf die Notwendigkeit hinwies, dass das Weizenkorn sterben müsse, um Frucht zu tragen, sagte der Papst: „Die Nachfolge Jesu ist Freude, doch eine Nachfolge mit dem Stil Jesu, nicht mit dem Stil der Welt. Und das ist unsere Freude und unsere Fruchtbarkeit“, so Franziskus abschließend: „mit Jesus gehen. Andere Freuden sind nicht fruchtbar. Sie meinen nur, wie der Herr sagt, die ganze Welt zu gewinnen, verlieren dabei aber sich selbst und nehmen Schaden (vgl. V. 25). Zu Beginn der Fastenzeit wollen wir den Herrn bitten, dass er uns ein wenig diesen christlichen Stil des Dienstes, der Freude, der Selbstvernichtung und der Fruchtbarkeit mit ihm lehre, wie er sie will“.

Am 04. März 2014 vertiefte sich Franziskus erneut in den Gedanken der Verfolgung: „Es ist, als sage er: ‚Ja, ihr habt alles verlassen und werdet hier auf Erden, jetzt in dieser Zeit, vieles empfangen: wenn auch unter Verfolgungen!’. Das ist wie ein Salat mit dem Öl der Verfolgungen: immer! Das ist der Verdienst des Christen, und das ist der Weg dessen, der Jesus nachfolgen will, denn dies ist der Weg, den er zurückgelegt hat: er ist verfolgt worden! Das ist der Weg der Entäußerung. Wie es Paulus zu den Philippern sagt: ‚Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz’ (Phil 2,7-8). Das ist die Tonart des christlichen Lebens“.

Er erinnerte an die Seligpreisungen, wo Jesus sagte: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet“ (Mt 5,11). Das Kreuz, ermahnte der Heilige Vater, „ist immer auf dem Weg des Christen! Wir werden viele Brüder, Schwestern, Mütter, Väter in der Kirche, in den christlichen Gemeinschaften haben, aber auch viele Verfolgungen:
Denn die Welt toleriert die Gottheit Christi nicht. Sie toleriert die Verkündigung des Evangeliums nicht. Sie toleriert die Seligpreisungen nicht. Und so kommt es zur Verfolgung: mit dem Wort, mit Verleumdungen, mit den Dingen, die über die Christen in den ersten Jahrhunderten gesagt wurden, mit übler Nachrede, mit Gefängnis... Doch das vergessen wir leicht. Denken wir aber an die vielen Christen vor sechzig, siebzig Jahren in den Lagern, in den Gefängnissen der Nationalsozialisten, der Kommunisten: viele! Weil sie Christen waren! Auch heute... ‚Aber heute sind wir doch kultivierter und diese Dinge gibt es nicht mehr’. Es gibt sie! Und ich sage euch, dass es heute mehr Märtyrer gibt als in den ersten Zeiten der Kirche! Sie werden verurteilt, weil sie eine Bibel haben. Sie dürfen sich nicht bekreuzigen.“

„Und das ist der Weg Jesu. Doch es ist ein freudiger Weg, da uns der Herr nie über das hinaus Prüfungen auferlegt, was wir ertragen können. Das christliche Leben bringt keinen geschäftsmäßigen Vorteil ein, es bedeutet nicht, Karriere zu machen: es besteht in der einfachen Nachfolge Jesu! Doch wenn wir Jesus nachfolgen, so geschieht dies. Denken wir darüber nach, ob wir in uns das Verlangen haben, mutig beim Zeugnis für Christus zu sein. Wir wollen auch an die vielen Brüder und Schwestern denken – das wird uns gut tun –, die heute – heute! – nicht gemeinsam beten können, weil sie Verfolgung erleiden, die kein Buch mit dem den Evangelien oder keine Bibel haben können, weil sie verfolgt werden“.

„Denken wir auch“, so Franziskus abschließend, „an jene Brüder und Schwestern, die nicht zur Messe gehen können, weil es verboten ist. Wie oft kommt ein Priester im Verborgenen zu ihnen, und sie tun so, als würden sie bei Tisch sitzen, einen Tee trinken, während sie aber so die Messe feiern, um nicht gesehen zu werden. Das geschieht heute! Denken wir daran, ob wir bereit sind, wie Jesus das Kreuz zu tragen. Verfolgungen zu ertragen, um für Jesus Zeugnis zu geben, wie dies jene Brüder und Schwestern tun, die heute erniedrigt und verfolgt werden. Dieser Gedanke wird uns gut tun“.