Statue der Gottesmutter
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Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Pfarrer Mag. Guido Martirani

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Mitbrüder!

Schön, dass sie heute da sind, um Gott zu loben und zu preisen. Es ist heute oft die Rede von Freude. Gott hat Freude, wenn wir ihm begegnen. Gott freut sich, wenn wir erkennen, wie groß er in seiner Liebe ist. Gott hat Freude, haben wir gehört, wenn ein Sünder erkennt, dass Gott ihn liebt, dass Gott bei ihm ist. Die Freude des Himmels ist groß, wenn die Menschen erkennen, dass sie geliebte Kinder Gottes sind. So ist die Kirche bemüht, den Menschen zu begegnen, die Menschen zu suchen, im Auftrag des Herrn. Im Namen Jesu ist die Kirche bemüht, die Menschen zu begeistern. Wir sind eben die erwählten Kinder Gottes. Wir sind die, die Gott erwählt hat.

Jeder Einzelne von uns, ist irgendwann einmal von Gott tief berührt worden. Ganz tief berührt worden. Er hat zu jedem Einzelnen von uns ins Herz gesprochen. Bei dem Einen war es vielleicht vor ein paar Monaten das erste Mal, bei den Anderen vielleicht vor 50-60 Jahren. Aber Gott hat sich offenbart, hat gesprochen, in deinem Herzen, und dann war die Begeisterung da. Erinnert ihr euch noch an die Begeisterung von damals? Wer kann sich nicht erinnern, wie Gott ihn das erste Mal im Herzen berührt hat? Und das, wir haben es auch im Evangelium gehört, war die Begeisterung des ganzen Himmels! Mit dem Dreieinigen Gott, mit dem Allmächtigen, haben sich alle gefreut. Es wird sogar betont, dass sich die Engel gefreut haben an diesem Tag. Jetzt können wir uns vorstellen: Die Engel waren ganz glücklich, als wir Gott erkannt haben und ihm begegnet sind. Das war ein Augenblick! Das war eine Freude! Und an dem Tag, wisst ihr noch, an dem Tag haben wir dann gesagt: „Also, für Gott machen wir alles!“ Wisst ihr noch? Und viele liebe Schwestern von hier haben gesagt: „Wir machen alles für Gott!“ Ihr habt euch ganz Gott hingeschenkt und gesagt: „Mein Herr und mein Gott!“ Aber auch Ihr, in anderer Form und Weise, in der Ehe, Ihr habt auch ganz zu Gott ja gesagt. Ich will alles machen für den Herrn! Ich werde die Welt umreisen. Vielleicht haben das einige gesagt. Ja? Ich auch! Aber am Anfang, weil Gott so nah ist, denkt man; Mit Gott kann man die Welt umreisen! Glaubt ihr das? Mit Gott kann man die Welt umreisen. Doch für uns haben die Schwestern heute etwas mitherein gebracht: Ganz viel Gold, aber der Inhalt ist kostbarer als Gold (Reliquien).

… Das sind Heilige, das sind die, die eben Gott erfahren haben, und dann am Anfang bei ihrer Bekehrung gesagt haben: „Mit Gott reisen wir durch die Lande! Mit Gott werde ich große Taten vollbringen! Mit Gott will ich kämpfen, mit Gott werden alle Heiligen, alle Engel, auf meiner Seite sein und sie freuen sich auch jetzt schon, über meine Bekehrung.“ Sie haben an dieser Freude, an diesem Glauben festgehalten und haben eben versucht, nie zu zweifeln. Ist den Heiligen wahrscheinlich auch nicht immer gelungen, sie haben gebeichtet, Gott hat sie wieder aufgerichtet und dann sind sie immer weiter gegangen. Na, das lass ich mir – wie die Steirer sagen – vom Teufel nicht nehmen. Na diese Freude gebe ich dem Teufel nicht, dass er mir diese Freude nimmt, dass er mir den Glauben nimmt, dass ich mit Gott alles erreichen werde und alles gut wird. Diese List, diese Versuchung kommt sofort. Glaubst du wirklich, dass du jetzt Gott begegnet bist, dass sich da der ganze Himmel gefreut hat? Aber da kommt gleich die andere Stimme: Der freut sich ja nicht, geh nach Hause, sperr dich ein, was willst du denn? Diese List kommt ja sofort. Aber nein! Nein, wir wollen diese List durchschauen. Nein, das lass ich mir nicht nehmen.

Nehmt mir alles, die Häuser, den Garten, alles, nehmt das Geld, …, aber nicht meinen Glauben! Nicht den Glauben! Denn der ist ja das Wichtigste! Der Glaube, der uns geschenkt worden ist, gerade an dem Tag, an dem Gott uns berührt hat und begegnet ist, und gesagt hat: „Mit dir will ich was machen. Mit dir! Genau so, wie du bist, mit deinen Fähigkeiten, mit deinen Begabungen. Und wenn dir etwas fehlt, der Heilige Geist gibt dir alles.“ Mit Gott sind wir stark. Denn unser Ziel ist die Heiligkeit. Auch wir sind berufen zur Heiligkeit. Und heute geht es hier auch um die Heiligenverehrung. Und glaubt mir, dass ist eine falsche Heiligenverehrung, wenn man sagt: „Mei, ihr Heiligen, ich werfe mich nieder vor euch, bitte verzeiht mir meine negativen Eigenschaften, aber schön, dass ihr so heilig ward, dann brauch ich mich nicht so dringend bemühen.“ Wir müssen diese Heiligkeit selbst im Gebet erreichen. Die Heiligen sind dafür unsere Vorbilder.

Heiligkeit ist unser Ziel

Wir müssen sagen: „Auch wir wollen das.“ Unsere Lieblingsheiligen sind oft die, die uns vielleicht weiter führen möchten, dorthin wo sie auch waren. Das ist kein Hochmut, wenn man sagt: „Ich will auch werden wie der oder wie die!“ Nicht wie die falschen Frömmler: „Mei, du Heiliger so und so, du warst halt ein großer Heiliger…aber ich…“ – das ist falsche Demut, falsche Heiligkeit! Das gibt’s. Der Mensch ist auf einem guten Weg, der sagt: „Dieser Heilige ist mein Vorbild, diese Liebe, diese Beziehung, will ich auch haben mit Gott, mit den Mitmenschen, dieses Ziel will ich erreichen. Ein Heiliger ist ein Ziel vor Augen!

Kurzer Themenwechsel, bitte. Wisst ihr, was ich gemacht habe, als ich heute hier her gefahren bin? Bevor ich hergekommen bin, war ich im Stall und habe ein Kalb gesegnet. Ein Kalb, lieb, frisch. Der Bauer hat gesagt: „Segne unser Kalb!“

Ich hätte sagen können: „Pah, ein Kalb segnen gehen …ich habe Heiligeres zu tun … ich gehe heute zum Abend der Barmherzigkeit!“ Aber nein, ich bin zum Bauern gefahren und habe das Kalb gesegnet und auch den Stall. Und ich bin von diesem Einsatz so erfüllt weggegangen! Also echt, ich habe ein Kalb gesegnet und den Hof und den Bauern … und der Bauer war so glücklich! Man hat richtig gemerkt, wie Gott, auch in dieser einfachen Sache wirkt, und da hab ich mir gedacht: „Schau, auch das ist in den Augen Gottes etwas Großes: Einfache Leute, einfache Tiere, die Segnung eines Kalbes. Und Gott wirkt!“

Reliquien

Aber jetzt wieder zurück zum Thema: Reliquien ersten Grades sind Teilchen eines Heiligen. Also ein Mensch, der eben so gelebt hat, wie wir vorhin gesagt haben, mit Feuer und Begeisterung, der es gewagt hat, alles mit Gott zu machen, bis ans Ende, bis ans Sterbebett und dort auch nicht gezweifelt. Und alle waren begeistert, über sein großes Vorbild. Schon zu Lebzeiten war die Begeisterung da im Volk. Und viele haben dann als der gestorben ist, gesagt: „Der muss heiliggesprochen werden. Der muss sofort ein Heiliger werden, das war ein großartiger Mensch. Der hat mit Gott gelebt.“

Natürlich, die Kirche sagt: „Ja, begeistert sind sie gleich einmal, für irgendjemanden!

Aber das muss geprüft werden!“ Zu Recht! Streng! Und dann wird das Leben dieses begeisterten Heiligen streng geprüft. Viele Leute werden befragt, es wird gebetet, und am Ende dieser Prüfungszeit heißt es dann: „Der ist wirklich heilig!“

Das dauert viele Jahre. Dann wird er offiziell heiliggesprochen. Zuvor wird er seliggesprochen. Dann werden Reliquien entnommen. Dabei nimmt man ein Stück vom Körper des Heiligen, oft sind es Knochen, und macht kleine Teilchen daraus, die in eine Kapsel eingepackt gut aufbewahrt werden. Es wird ein Dokument ausgestellt, dass es wirklich ein Teilchen dieses Heiligen ist. Das sind die Reliquien ersten Grades. Reliquien zweiten Grades stammen vom Gewand, das der Heilige angehabt hat oder berührt hat, oder von etwas, das ihm gehört hat. Das sind Reliquien zweiten Grades.

Auf diesem Dokument, das die Echtheit der Reliquie bestätigt, steht darauf, dass diese Reliquien öffentlich in einer Kirche oder Kapelle verehrt werden sollen, denn die Heiligen haben schon die Begeisterung Gottes gehabt, die Liebe Gottes, die Freude Gottes!

Und jetzt werden die Reliquien hier bald zur Verehrung in eine Vitrine gegeben, weil diese Heiligen jene sind, die die Liebe Gottes erfahren haben und die Menschen mitbegeistert haben, die vorbildlich gelebt haben. Diese Heiligen sind durch dieses Reliquienstückchen, ganz im Glauben betrachtet, zu 100% da und treten für uns ein. Sie sind Vorbilder, erreichbar im Glauben, aber auch Mittler der Gnade, denn sie sind jetzt schon bei Gott. Sie vermitteln uns die Gnaden, sie vermitteln uns Charismen, sie sprechen mit uns, sie kommunizieren mit uns, sie wollen uns nahe sein. Sie sind unsere Freunde!

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit P. Prof. Dr. Sebastian Athappilly CMI

Jesus, der sonst immer mild und sanft ist, geißelt die Händler im Tempel! Dies mag uns überraschen. Er riskiert sogar sein Leben damit. War ihm dies so wichtig? Was hat ihn so erregt, dass er zur Geißel greift?

Die Jünger finden eine Antwort auf diese Frage im Wort der Schrift: Sie erinnerten sich daran: „Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.“ So schließt der erste Teil des heutigen Evangeliums mit einem Erinnerungswort aus der Schrift. Es geht hier um den Eifer für Gott, seinen Vater. Der zweite Teil ist dem Disput gewidmet, der sich anschließt. Jesus stellt sich selbst als Tempel vor und spricht von seiner Auferstehung. Auch dieser Teil wird ebenso mit einem „Erinnerungswort“ abgeschlossen: Als Jesus von den Toten auferstanden war, erinnerten sich die Jünger, dass er dies gesagt hatte. Was Jesus gesagt hat, deutet sein Geschick.

Beide Teile sind miteinander verbunden: im ersten Teil werden Geschäfte aus dem Tempel vertrieben, im zweiten wird der Tempel überhaupt erst neu errichtet. In Johannes Prolog heißt es: in Jesus wohnt das Wort unter uns. Wir sehen die Herrlichkeit des einzigen Sohnes des Vaters, voll Gnade und Wahrheit.

Die Tempelaustreibung in Joh 2 ist also eine Auslegung des Prologs in Johannes 1; sie  erzählt, was im Prolog, der Jesus-Geschichte vorangestellt wird. In diesem Hymnus im Prolog ist Johannes 2 und das ganze Evangelium verwurzelt. Jesus ist der Tempel Gottes!

Der Hinweis auf den Tod Jesu und seine Auferstehung gibt uns den Schlüssel zu einem tieferen Verständnis.

Sie sind Zeichen dafür, dass mit Jesus Christus eine neue Zeit angebrochen ist, die alle bisherigen religiösen Stätten in den Schatten stellt. Schon im Prolog heißt es: Das Gesetz ist durch Mose gegeben worden; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus gekommen. Und weiter: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“. Und er selber lädt uns ein: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt; ich werde euch Ruhe verschaffen!“ An seinem geöffneten, verwundeten Herzen werden wir Ruhe finden.

Mit Jesus beginnt eine neue Epoche des Gottesverhältnisses. „Die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,23f.)

Als Jesus seinen Geist aufgab, da zerriss nach Matthäus der Vorhang des Tempels von oben bis unten. Auch dies deutet auf eine neue Zeit hin, die in Jesus angebrochen ist.

Im Markusevangelium finden wir eine ähnliche Botschaft, indem die Tempelaustreibung gleich nach der Verfluchung des Feigenbaumes dargestellt wird. Eine Andeutung daraufhin, dass das alte Israel sich als unfruchtbarer Feigenbaum gezeigt hat. Nach außen hin schön und einladend, aber in Wahrheit fruchtlos. Er fand da nichts als Blätter. Daher wird der Tempel, das Symbol des alten Bundes nun durch Jesus gründlich erneuert und ersetzt.

Anstoß und Ärgernis

Jesus will unser Gottesverhältnis auf eine völlig neue Basis stellen. Er will uns teilhaben lassen an der Wahrheit, an seiner Gotteserkenntnis und an seinem Geist, damit auch wir in der Kraft dieses Geistes rufen können: ABBA, Vater. Er will uns fähig machen, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Gott ist nicht mehr bloß der Gott des Abrahams, des Isaaks und des Jakobs oder des Mose, sondern Gott ist der Gott Jesu! Nur er kennt den Vater und der, dem der Sohn ihn offenbaren will. Niemand kommt zum Vater außer durch ihn.

Auch die zwei Aussagen Jesu bei der Tempelaustreibung enthalten tiefe Wahrheiten über ihn und seinen Auftrag. Die erste Aussage, „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ enthält den hohen Anspruch, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der gekommen ist, um die Ehre seines Vaters zu verteidigen. Gott ist sein Vater, zu dem er Abba sagen darf. So heißt es in Johannes 5,18: Die Juden trachteten danach, ihn zu töten, „weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.“

Jesus war von seinem Vater ganz in Anspruch genommen. Er hat gesagt, seine Speise ist es, den Willen seines Vaters zu tun. Die ersten Worte von Jesus, die im Evangelium stehen, lauten: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“. So sagte der zwölfjähriger Jesus zu Maria und Joseph, die ihn gesucht und am Ende im Tempel wieder gefunden haben. Und dort heißt es weiter über Maria: sie bewahrte alles in ihrem Herzen. Als der Engel Gabriel ihr den Gruß Gottes brachte, heißt es: Maria überlegte sich, sie sann nach, was dieser Gruß zu bedeuten habe; sie überlegte in ihrem Herzen darüber. Im Originaltext auf Griechisch steht: dielogiseto, sie hat im Herzen dialogisiert, erwogen, im Gespräch, nicht mit jemand anderem, sondern mit Gottes Wort. Mit Gott, was Gott von ihr verlangt. Einfach gesagt, sie hat gebetet. So war es auch mit Joseph. Er hat nicht mit jemandem diskutiert, wieso seine Verlobte jetzt ein Kind erwartet, ohne seine Erkenntnis. Und die beiden bekommen die Antwort Gottes durch den Engel. Bei Maria heißt es dann, sie sagte: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“. Bei Joseph heißt es, dass er tat, wie der Engel ihm aufgetragen hatte. Ein Mann der Tat nach dem Willen Gottes, ohne Wenn und Aber. Heute denken wir an ihn, den Patron der Arbeiter.

Dass Jesus den Anspruch als der Sohn Gottes erhoben hatte, beschuldigten ihn die Juden als Gotteslästerer. Was die Juden als Gotteslästerung empfunden, gerade das ist der Grund unseres Heiles und warum wir Jesus annehmen und anbeten. Jesus ist eben nicht bloß ein Mensch, sondern Gott, Gott der Sohn. Wenn wir unsere Erlösung, unser ewiges Heil einem bloßen Menschen wie wir verdanken sollten, das wäre für uns eine Entwürdigung. Gott selbst ist unser Retter. Jahwe ist unser Heil und Heiland. Der Name Jehoschuah, Jeschuah, Jesus, bedeutet dies. Jesus heißt nicht nur so, sondern er ist, was er heißt. Der Engel hatte Josef beauftragt, du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird das Volk von seinen Sünden erlösen (Matt 1,21). Jesus ist Immanuel, Gott-mit-uns.

Jesus, der als Gotteslästerer zum Tode verurteilt und gekreuzigt wurde im Namen des jüdischen Gesetzes, wurde aber vom Vater glorreich bestätigt als der Sohn Gottes durch die Auferweckung bzw. Auferstehung. Da hat Gott, der Herr des Lebens, mächtig gesprochen. Was er bei der Taufe und bei der Verklärung mit der Stimme vom Himmel gesagt hatte, bestätigte er nun durch die Tat der Auferweckung:

„Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“

Daher schreibt Paulus im Brief an die Römer: „Das Evangelium von seinem Sohn, der nach dem Fleisch aus dem Geschlecht Davids hervorgegangen, machtvoll nach dem Geist der Heiligkeit aufgrund der Auferstehung von den Toten als Sohn Gottes eingesetzt ist.“ Weil er der Sohn Gottes ist, kann er uns befreien. „Jeder, der sündigt, ist Sklave der Sünde. Wenn euch der Sohn frei macht, seid ihr wirklich frei“ (Joh 8,36). Als der Sohn Gottes hat er auch die Vollmacht zur Sündenvergebung. Zum Gelähmten sagte er: „mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mk 2,5). Diese Vollmacht hat er den Aposteln übertragen. „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und wem ihr sie nicht vergebt, dem bleiben sie unvergeben“ (Joh 20,23). Dies wird durch die Kirche weiter gespendet im Sakrament der Sündenvergebung. Wo sonst finden wir solche Vollmacht, im Namen Gottes die Sünden zu vergeben? Wer könnte sonst diese Vollmacht geben, außer Jesus? Das Sakrament der Sündenvergebung macht uns frei und froh!

Die zweite Aussage Jesu: „Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ hat er in seiner Auferstehung. Erfüllt. Jesus sprach vom Tempel seines Leibes! Dieses Erinnerungswort beinhaltet folgende Wahrheiten: Als menschgewordener Sohn Gottes, ist er in seiner Menschheit und Leiblichkeit das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes. Daher sagte er: Wer ihn sieht, sieht den Vater. Wie Paulus schreibt, in ihm wohnt die ganze Fülle Gottes leibhaftig. Er ist das Sakrament Gottes. Mit ihm haben wir das wahre und sichere Verhältnis zu Gott. Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch ihn. In keinem anderen Namen haben wir das Heil. Paulus sagt dasselbe: Es gibt einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus.

Jesus will uns teilhaben lassen an der Wahrheit, an seiner Gotteserkenntnis, an seinem Geist und an seinem Leben, nämlich am göttlichen, ewigen Leben, Leben in Fülle. Als der Gute Hirte, ist er gekommen, damit wir Leben haben, Leben in Fülle. Bei der Gabenbereitung mischt der Priester ein wenig Wasser mit dem Wein und betet: „Wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet zum heiligen Zeichen, so lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat“. Gerade das ist unser Heil.

Wir empfangen dieses Heil in und durch Jesus, sonst durch keinen anderen. Durch ihn empfangen wir den Heiligen Geist, in wem wir zu Gott rufen können und dürfen: ABBA, Vater. Jesus macht uns fähig, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Er wurde, was wir sind, Mensch, damit er uns macht, was er ist, Gott. Darum sagen wir mit dem Hauptmann: „ich bin nicht würdig, dass du mein Haus betrittst“ (Matt 8,8). Aber darum sagen wir auch mit Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens!“ (Joh 6,68). Darum sagen wir mit dem Hauptmann: „ich bin nicht würdig, dass du mein Haus betrittst“. Aber darum sagen wir auch mit Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens!“ Dem großen, erhabenen, allmächtigen Gott, unserem Schöpfer und dem Schöpfer der ganzen Welt, begegnen wir in Jesus Christus ganz nah. Darum schreibt Petrus, wie wir in der Lesung gehört haben: „… damit ihr die Großtaten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares Licht“ (1 Petr 2,9). Welch ein Wunder der Liebe! Wir können dies nicht begreifen, aber wir können dies demütig annehmen und Gott in froher Dankbarkeit anbeten, Amen.

Predigt vom Barmherzigkeitsnachmittag P. Andreas Skoblicki

Schwestern und Brüder!

Wir hören (im Evangelium), dass Jesus uns erlöst hat. Und so ist metaphysisch alles geworden. Diese Änderung, diese Neuheit, ist ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Stand der Gnade und der Sünde. Vielleicht sehen wir das von außen nicht, vielleicht kann man etwas schminken und bedecken und es kann auch so sein wie Jesus sagt, die Leute schauen aus, wie weiße Gräber, von außen schön, aber innen ist es wie mit dem jungen Baum in der Erfahrung von Mutter Gründerin Barbara Sicharter.

Als diese Mutter Gründerin gegangen ist und dabei einen jungen Baum umgefallen gesehen hat, war sie überrascht, warum der junge Baum schon in Trümmern liegt, während die Alten noch stehen. Als sie näher kam, hat sie gesehen, dass der Baum von außen noch schön, aber innen total zerstört war, denn die Wurzeln konnten ihn nicht mehr halten und so ist das Leben des Baumes zu Ende gegangen. So kann das auch bei uns geschehen, wenn wir nicht versuchen, auf uns selber zu schauen, wie Gott auf uns schaut.

Es ist nicht so wichtig, was die Menschen über uns denken, aber wir sollen uns darum kümmern, was der Herr über uns denkt und es ist interessant, heute Abend, wenn sie etwas Zeit haben oder morgen, stellen sie ernsthaft diese Frage: „Jesus, was denkst du über mich? Bin ich eine heilige Ordensschwester oder eine gute Schauspielerin?“ Fragen kann man. Wer fragt, bekommt Antwort. Also wenn sie nicht fragen, Angst haben zu fragen, dann bekommen sie auch keine Bestätigung. Also keine Angst mit dem Fragen, der Herr ist die Wahrheit und die Wahrheit ist nicht demokratisch. Das soll die sogenannte demokratische Gesellschaft wissen, dass die Wahrheit nicht demokratisch ist. Man kann nicht abstimmen bei der Wahrheit. Die Wahrheit ist einfach. Und die Parlamente können sagen: „Ja, das Kind im Mutterleib ist kein Leben!“ Die Politiker können abstimmen was sie wollen, aber später werden sie das sühnen müssen. Deshalb muss man auch für die Umkehr der Politiker beten. Diese Frage stellen sie sich bitte: „Bin ich ein „guter“ Pharisäer oder eher der Zöllner, der nicht anders beten kann als Herr, alles was ich sagen kann ist: Hab Erbarmen mit mir, bitte, bitte. Du weißt, was für ein Kerl ich bin, ich habe Schwierigkeiten mit meiner Umkehr, Herr. Habe Erbarmen mit mir, ich sehe, was ich tue, ich will Besseres, aber ich tue dann wieder das, was ich nicht will. Und das geschieht immer wieder, immer wieder.“

Aber wenn du diese Sehnsucht hast, ein neues Herz zu bekommen, dann bitte den Herrn: „Herr schenke mir ein neues Herz.“ Warum wartest du auf eine Transplantation bei den Ärzten, die erst jemanden töten müssen, damit du das Herz bekommst. Warum wartest du? Der Herr, sagte im Buch Ezechiel, ich schenke euch ein neues Herz, ein lebendiges Herz, nicht aus Stein, sondern aus Fleisch, damit du auch mitfühlst, und dass du lieben kannst. Fragen Sie um so ein Herz. Ich habe gefragt, denn ich brauchte so ein Herz, und es wurde mir gegeben. Seit dieser Zeit habe ich auch im Kopf andere Gedanken.

Wir feiern schon morgen das Fest der göttlichen Barmherzigkeit. Jesus hat dieses Datum bestimmt, als er sagte:

„Ich wünsche, dass am Sonntag nach Ostern das Fest meiner Barmherzigkeit gefeiert wird.“

In den Abschiedsreden im Johannesevangelium, erkennen wir im 9. und 10. Kapitel, was seine Anliegen sind: Nämlich, dass alle eins sind, dass der Heilige Geist angenommen wird, denn er wird uns zur Erkenntnis der Wahrheit führen. Wenn der Heilige Geist kommt, wird er euch überzeugen, was Sünde ist. Er wird es euch sagen. Die Erkenntnis der Sünde ist ein Werk des Heiligen Geistes. Wenn jemand zu mir sagt, er kapiert das nicht, er hat keine Sünde, dann sage ich: „Sie sagen damit, ich lebe nicht aus dem heiligen Geist, das ist eine fremde Person für mich.“ Weil wenn der Heilige Geist kommt, wird er jede Person überzeugen und ihr enthüllen, was Sünde ist. Dann wirst du sofort erkennen und bekennen. Er wird mir auch sagen, was Gericht und Gerechtigkeit ist. Gott ist gleichzeitig Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Aber wenn wir die Barmherzigkeit ablehnen, lehnen wir diese süße Einladung „Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen!“ ab.

Aber wenn du nicht kommst, dann wirst du den Weg der Gerechtigkeit gehen wie ein Sklave. Dort kannst du nicht mehr wählen. Also ich habe mich entschieden, Herr, ich möchte durch das Tor deiner Barmherzigkeit gehen. Als ich noch in der Finsternis war, bekam ich von einer Ordensschwester zum Namenstag eine Karte mit Glückwünschen. In Polen sind wir katholisch und die Katholiken feiern Namenstag, denn das beruft sich auf unseren Tauftag. Die Taufe ist die neue Geburt, wie es im 3. Johanneskapitel heißt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ In protestantischen Ländern, ich weiß nicht, wie es in Österreich ist, feiern sie den Geburtstag, die irdische Geburt. In Österreich haben mich die Leute oft komisch angeschaut und gefragt: „Namenstag, was ist das?“ Die Österreicher müssen Johannes Kapitel 3 wieder auswendig lernen! Denn wir müssen neu geboren werden! Wir Christen feiern mehr diese neue Geburt und wir berufen uns auf die Taufgnade, deshalb feiern wir Namenstag. Und der Herr hat mir bei der Taufe schon am Anfang meines Lebens einige Heilige (Namenspatrone) geschenkt, warum soll ich sie vergessen? Warum? Warum soll Ihr Schutzpatron der größte Arbeitslose in Österreich sein? Der in Ihrem Leben von Anfang an keine Arbeit gefunden hat, und Sie sind schon 85? Der arme Schutzengel jammert, er hat keinen Auftrag bekommen und was wird er vor Gottes Thron sagen: „Herr des Himmels und der Erde, du hast mir diese Seele anvertraut, aber ich habe keinen Auftrag von ihr bekommen, ich war immer dabei, aber sie war blind und taub, also ich konnte nicht kommunizieren. Ich bitte um Erbarmen auch mit mir, Herr!“ Also, wir sind katholische Christen und dieser ganze himmlische Hof ist um uns. Eine Hofburg habe ich nur in Wien gesehen, dort sind auch Reliquien, wissen sie das? Dort ist auch eine Reliquie vom Apostel Andreas, aber sie ist versteckt, verborgen, im Tresor verschlossen. Damit niemand ihn sieht… So ist es in Österreich mit dem Apostel Andreas… Der zweite Teil von ihm hat sich schon befreit und reist etwas. Ein Teil von ihm ist im Gefängnis in Wien. Jesus verbindet diese Geheimnisse der Erlösung der Liebe Gottes. Er zeigt und sagt uns, dass all das von der Liebe Gottes bewegt ist, diese ganze Heilsgeschichte, die sich ja auch im Sohn Gottes am besten zusammenfast und uns seine Barmherzigkeit offenbart. Barmherzigkeit Gottes: Das sind drei Worte in zwei Worten. Barmherzigkeit – Arm, Herz, Gott! Der Arme braucht das Herz Gottes oder, Gott, der voll Erbarmen ist, hat das Herz für die Armen. Wer von uns braucht sein Herz nicht? Er hat sein Herz geöffnet und mit dieser Öffnung ist auch der Vorhang im Tempel in Jerusalem von Menschenhand gemacht, zerrissen. Der Tempel wurde geöffnet und alle sind eingeladen und dieses Gottesherz heilt alle, die zu ihm kommen. Auch wenn meine Sünden rot wären wie Scharlach oder wie Purpur, durch die Gnade seines Erbarmens werden sie weiß wie Schnee. Ein Pater hat mir von seiner ersten Erfahrung mit Schnee in Italien erzählt. Er war überrascht, was ist das? Und viele, die aus Afrika stammen, sind gerutscht und waren so überrascht: Wie kann man rutschen? Normalerweise rutscht man nicht so auf dem Boden. Und genau so überrascht uns die Gnade Gottes, wenn Gott uns heilt. Eine Ordensschwester hat mir eine Karte geschickt und auf dieser Karte stand von Jeremia 31,3 „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich dir so lange die Treue gehalten.“ Auf Grund dieser ewigen Liebe. Ich kenne dich, ich weiß, dass du der verlorene Sohn bist, sagt der Herr.

Als ich noch in der Finsternis war, bekam ich von einer Ordensschwester zum Namenstag eine Karte mit Glückwünschen. In Polen sind wir katholisch und die Katholiken feiern Namenstag, denn das beruft sich auf unseren Tauftag. Die Taufe ist die neue Geburt, wie es im 3. Johanneskapitel heißt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

In protestantischen Ländern, ich weiß nicht, wie es in Österreich ist, feiern sie den Geburtstag, die irdische Geburt. In Österreich haben mich die Leute oft komisch angeschaut und gefragt: „Namenstag, was ist das?“ Die Österreicher müssen Johannes Kapitel 3 wieder auswendig lernen! Denn wir müssen neu geboren werden! Wir Christen feiern mehr diese neue Geburt und wir berufen uns auf die Taufgnade, deshalb feiern wir Namenstag. Und der Herr hat mir bei der Taufe schon am Anfang meines Lebens einige Heilige (Namenspatrone) geschenkt, warum soll ich sie vergessen? Warum? Warum soll Ihr Schutzpatron der größte Arbeitslose in Österreich sein? Der in Ihrem Leben von Anfang an keine Arbeit gefunden hat, und Sie sind schon 85? Der arme Schutzengel jammert, er hat keinen Auftrag bekommen und was wird er vor Gottes Thron sagen: „Herr des Himmels und der Erde, du hast mir diese Seele anvertraut, aber ich habe keinen Auftrag von ihr bekommen, ich war immer dabei, aber sie war blind und taub, also ich konnte nicht kommunizieren. Ich bitte um Erbarmen auch mit mir, Herr!“

Also, wir sind katholische Christen und dieser ganze himmlische Hof ist um uns. Eine Hofburg habe ich nur in Wien gesehen, dort sind auch Reliquien, wissen sie das? Dort ist auch eine Reliquie vom Apostel Andreas, aber sie ist versteckt, verborgen, im Tresor verschlossen. Damit niemand ihn sieht… So ist es in Österreich mit dem Apostel Andreas… Der zweite Teil von ihm hat sich schon befreit und reist etwas. Ein Teil von ihm ist im Gefängnis in Wien. Jesus verbindet diese Geheimnisse der Erlösung der Liebe Gottes. Er zeigt und sagt uns, dass all das von der Liebe Gottes bewegt ist, diese ganze Heilsgeschichte, die sich ja auch im Sohn Gottes am besten zusammenfast und uns seine Barmherzigkeit offenbart. Barmherzigkeit Gottes: Das sind drei Worte in zwei Worten. Barmherzigkeit – Arm, Herz, Gott!

Der Arme braucht das Herz Gottes oder, Gott, der voll Erbarmen ist, hat das Herz für die Armen. Wer von uns braucht sein Herz nicht? Er hat sein Herz geöffnet und mit dieser Öffnung ist auch der Vorhang im Tempel in Jerusalem von Menschenhand gemacht, zerrissen. Der Tempel wurde geöffnet und alle sind eingeladen und dieses Gottesherz heilt alle, die zu ihm kommen. Auch wenn meine Sünden rot wären wie Scharlach oder wie Purpur, durch die Gnade seines Erbarmens werden sie weiß wie Schnee. Ein Pater hat mir von seiner ersten Erfahrung mit Schnee in Italien erzählt. Er war überrascht, was ist das? Und viele, die aus Afrika stammen, sind gerutscht und waren so überrascht: Wie kann man rutschen? Normalerweise rutscht man nicht so auf dem Boden. Und genau so überrascht uns die Gnade Gottes, wenn Gott uns heilt. Eine Ordensschwester hat mir eine Karte geschickt und auf dieser Karte stand von Jeremia 31,3 „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich dir so lange die Treue gehalten.“ Auf Grund dieser ewigen Liebe. Ich kenne dich, ich weiß, dass du der verlorene Sohn bist, sagt der Herr.

Einmal habe ich in Israel einen Verkäufer gefragt: „Wieviel kostet das?“ Es war ein jüdischer Verkäufer. Er hat auf mich geschaut und sagte: „Das kostet so viel, so viel sie zahlen.“ Also wir können auch für etwas, was nicht viel kostet, viel zahlen. Man kann auch für eine Semmel, die 0,30 € kostet 100,- € zahlen. Wenn wir auf dem Weg der Sünde gehen, dann zahlen wir viel für das, was nichts kostet. Und wir zahlen wirklich für die Enttäuschung. Leider ist es so. Die größte Enttäuschung bereiten wir uns meistens selber. Deshalb müssen wir uns auch selber verzeihen können: Herr, ich war so stolz, so hochmütig, eingebildet, ich habe alles selber zerstört. Herr, bitte gib mir diese Gnade, dass ich meinem Verstand, meinem Herzen verzeihe. Mir selber verzeihe, meinen Begierden, dass ich so bin, dass ich dir nicht vertrauen kann. Bitte, komm du, Herr, und erfülle mich. Der Herr schenkt uns sein Erbarmen.

Und der Sr. Faustina hat er gesagt: „Ich sage dir, wie man mein Erbarmen preisen soll.“ Eine Sache ist das Wissen, dass ich essen soll, aber manchmal haben wir Probleme, wenn wir etwa mit einer Königin zu Tisch essen: Da sind 20 Gabeln, Messer und Löffel – und mit welchem soll ich jetzt beginnen? 10 Gläser, mit welchem jetzt anfangen? Dann schaue ich, was macht die Königin, und dann mache ich das auch so. Deshalb die Frage: „Wie kann ich dein Erbarmen preisen, Herr?“ Aus diesem Grund hat der Herr diese Kultformen zur Verehrung seiner Barmherzigkeit gegeben. Diese Kultformen, die sind wie der Löffel beim Essen – und wir preisen und empfangen Gottes Barmherzigkeit. Aber die wesentlichste Haltung des Herzens ist das Vertrauen. Egal welche Kultformen ich nutze, um etwas Nahrung zu bekommen, ist die Haltung des Vertrauens notwendig. Ich muss ständig mit dem Herrn verbunden sein und ihm vertrauen, dass er der Herr ist. Dass er mich hält und ich hier im Gehorsam bleibe, denn er ist wirklich Gott. „Herr, ich vertraue, ich kenne deine Wege nicht, wie soll ich sie kennen, wenn ich in der Finsternis wandle? Also du bist im Licht, und ich vertraue dir. Du hast niemanden betrogen, du hast mit dem eigenen Leib bezahlt. Mit deinem eigenen Leben. Also, so kann ich vertrauen, wenn jemand für mich stirbt.“

Oft haben wir Freunde, solange es Interesse gibt, Profit ist die Wirbelsäule der Freundschaft bei vielen. Auch in der Ehe. Da heißt es: Ok, du kannst am Samstag ins Wirtshaus gehen, aber ich gehe am Mittwoch! Und es ist Friede zu Hause, aber welcher Friede ist das? Das ist eine Geschäftsehe. Solange wir Ware austauschen können, solange geht es gut, aber wenn ich plötzlich mehr zahlen muss, mehr Kreuz tragen muss, dann ist Streit. Das ist nichts! Der Herr aber ist würdig, ihm zu glauben. Jesus sagte zu Sr. Faustina:

„Du kannst alle Gnaden von mir schöpfen, aber du brauchst ein Schöpfgefäß und dieses Gefäß ist das Vertrauen.“

Wenn ich Wasser habe, dann kann ich das Wasser mit der Hand auffangen – ich kann es auch so trinken –  aber wenn ich ein Schöpfgefäß habe, dann erst kann ich wirklich gut trinken. Und dieses Gefäß ist das Vertrauen. Das ist das Wesentlichste bei der Barmherzigkeit Gottes. Man muss das Gute mit dieser inneren Verbindung zu Gott machen, wie Mutter Teresa. Sie hat diesen armseligen Mann auf der Straße behandelt und ihm geholfen, nicht weil sie Millionen Dollar dafür bekommen wird, sondern, sie versuchte, den leidenden Jesus in ihm zu sehen. Den leidenden Herrn! Das ist diese Haltung und das sind die Verdienste für das Reich Gottes. Aber wenn sie das aus Berechnung machen, den Kindern helfen, weil da Journalisten kommen und Fotos machen und ich dann wieder auf der ersten Seite in der Zeitung abgedruckt bin, die zu 90% lügt, dann denken Sie: Aber über mich wird sie nicht lügen! Dann bleibt kein Verdienst für das Reich Gottes! Sie können auf diese Weise spenden, aber da fehlt die rechte Haltung, denn sie sehen Jesus in den Kindern nicht. So bekommen sie mit dieser Zeitung und den Fotos ihren Lohn und das „gute Werk“ ist damit beendet. Jesus sagte zu Schwester Faustina:

„Ich wünsche, dass das Fest der Barmherzigkeit Gottes Zuflucht und Unterschlupf für alle Seelen wird, besonders für die armen Sünder. An diesem Tag ist das Innere meiner Barmherzigkeit geöffnet.“

Das ist der besondere Tag der Hoffnung für mich: „An diesem Tag ist das Innere meiner Barmherzigkeit geöffnet“, sagt Jesus. Haben sie schon in das offene Herz des Erlösers hineingeschaut oder nicht? Haben Sie schon in ihrem Gebet versucht, reinzuschauen in das Herz Jesu? Denn dort ist die Quelle des Heiles! Und sie jammern, dass Sie nicht geheilt sind? Wer kann uns helfen? Nur Jesus: „An diesem Tag ist das Innere meiner Barmherzigkeit geöffnet.“ Wenn die Türen geöffnet sind, ist das eine Einladung, also gehen Sie dort hinein. Es gibt genug Platz. „Ich ergieße ein ganzes Meer von Gnaden über jene Seelen, die sich der Quelle meiner Barmherzigkeit nähern.“

Wenn sie so viele Gebetserfahrung haben und noch nicht im Herzen Jesu waren, dann können sie diese Gnaden auch nicht nutzen, denn nur für die, die sich ihm nähern, sind diese Gnaden. Sie sollen auch nicht mit Ihrer Mutter Oberin 50 Jahre lang 100m Abstand halten. Dasselbe gilt für die Familien. Man muss sich dem anderen nähern, man muss sich ins Auge schauen, man muss näher kommen, dann ist diese Beziehung lebendig. Nicht den Kontakt immer nur per Telefon halten – wie in einer „guten Ehe“… Einmal hat ein Psychologenehepaar, Professoren an der Uni noch dazu, miteinander gestritten und zuhause gab es dann drei Tage Schweigeexerzitien… Niemand spricht. Ruhe. Das ist auch gut, denn die Nachbarn können sich entspannen, weil Ruhe in der Nacht ist. Dann schreibt der Mann am Abend „Kannst du mich morgen um 06:00 Uhr wecken, bitte?“ Er war zu stolz, er hat nicht gesprochen. Er hat den Zettel auf den Nachttisch der Frau gelegt und ist schweigend ins Bett gegangen. Die Frau hat das in der Früh gesehen, nahm den Kuli und schrieb auf den Zettel: „Steh auf, es ist 06:00 Uhr“. Der Mann ist erst um 07:30 Uhr wach geworden, und plötzlich schreit er: „Ja, ich hab doch gesagt!“ – „Ja wirklich? Hast du was gesagt? Du hast geschrieben und da steht auch geschrieben: Steh auf, es ist 06:00 Uhr.“ Und dann war wieder Versöhnung. Der Herr will wirklich, dass wir ihn ernst nehmen.

„Jene Seele, die beichtet und die Heilige Kommunion empfängt, erhält vollkommenen Nachlass der Schuld und der Strafen. An diesem Tag stehen alle Schleusen Gottes offen, durch die Gnaden fließen.“

Ja Schwestern und Brüder, wir können uns bekehren in einem Augenblick – wie bei Paulus – oder wie bei vielen, plötzlich ist alles neu. Es hängt alles an unserem Willen. Gottes Gnade ist sehr reich, aber warum philosophierst du, warum denkst du: „Ich weiß es besser? Will der Herr wirklich etwas Gutes für mich?“ Das ist der Böse, der uns immer belügt und Illusionen vor Augen stellt. Immer Illusionen… Sünde ist eine große Illusion. Suchen sie einen glücklichen Sünder. Sie finden ihn nicht! Immer Illusion… und die Freiheit kommt, wenn der Geist Gottes uns offenbart, was Sünde und Gericht ist. In einem Augenblick kann ich alles ändern und dann diese Neuheit erfahren.

Das ist die Gnade am Fest der Barmherzigkeit, die mit der Taufgnade vergleichbar ist.

Das ist theologisch von der Kirche anerkannt durch die Heiligsprechung der Schwester Faustina, weil mit ihr alle Schriften geprüft wurden, ob diese mit der Lehre der Kirche auch übereinstimmen. Der Professor Ruschitzky hat im Prozess diese Forschung vom Tagebuch geführt und er schrieb über die Gnade des vollkommenen Ablasses vom Fest der Göttlichen Barmherzigkeit. An diesem Tag kann man mit einer guten Beichte, und natürlich ohne Anhänglichkeit an die geringste Sünde, einen vollkommen Ablass erlangen. Wievielmal haben sie gebeichtet und sich nicht von der Sünde getrennt? Ja, wenn ich muss, dann werde ich zornig. Die Gnade vom Ablass geht dann aber vorbei. Also das muss totale Kapitulation in der Sünde vor dem Herrn sein und dann ist das eine tiefe Erneuerung unseres Lebens. Ohne kleinste, geringste Anhänglichkeit an die Sünde bedeutet, dass da kein „Ich habe Recht!“ vorhanden ist. So schreibt der Theologe Ruschitzky, dieser Nachlass beruht nämlich nur auf der Erlassung der irdischen Strafen, die für begangene Sünden gebühren. Also vollkommener Nachlass. Manchmal haben wir den Kreuzweg gehalten, das ist Erlassung der irdischen Strafen für die begangenen Sünden, ist aber nie ein Erlassen der Schuld selbst. Die Schuld müssen wir sühnen. Diese ganz besondere Gnade des vollkommenen Nachlasses ist grundsätzlich auch größer als die Gnaden der 6 Sakramente. Die  Ausnahme bildet das Sakrament der Taufe. Wenn z.B. das Sakrament der Taufe von Erwachsenen empfangen wird, der schon ein (sünden-)reiches Leben gehabt hat, dann werden alle Strafen und Schulden gelöscht, er kann sofort in den Himmel eingehen. Sonst aber müssen wir unsere Schuld sühnen, deshalb ist es gut Sühne zu tun, denn es ist nicht genug, nur zu beichten. Wenn du nicht sühnst, wird der Fluch der Sünde über dich kommen, in Form von Schwierigkeit, Krankheiten, Unverständnis…, aber wenn du sühnst, wird dieser Fluch immer weniger und weniger. Also dieser vollkommene Nachlass am Fest der Barmherzigkeit ist mit der Taufgnade zu vergleichen, denn die Erlassung aller Schuld und Strafen ist normalerweise nur eine sakramentale Gnade der heiligen Taufe.

In den angeführten Versprechen knüpfte Christus den Nachlass der Schuld und Strafen an den Empfang der heiligen Kommunion, die am Fest der Barmherzigkeit empfangen wird. Dabei ist nicht zu vergessen, dass diese ohne Anhänglichkeit an die geringste Sünde geschieht, nicht vergessen! Jesus erhob sie in dieser Hinsicht zu einer zweiten Taufe. Das ist wie in diesem Gleichnis mit dem Bezahlen der Tagelöhner: Die, die eine Stunde gearbeitet haben, bekommen 1 Denar und die, die fünf Stunden gearbeitet haben, bekommen 1 Denar –  und plötzlich empfinde ich das als Unrecht, obwohl ich den Auftrag für 1 Denar unterschrieben habe? Jetzt ist plötzlich alles Unrecht in der Welt, was ist da los? „Darf ich nicht von dem was mir gehört geben, wem ich will?“, fragt der Herr.

Jesus sprach zu Sr. Faustina im Februar 1931: „Ich wünsche, dass das Bild, welches du mit dem Pinsel malen wirst, am 1. Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird. Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein.“ Natürlich, Sr. Faustina hat versucht, das alles zu erfüllen und sie wusste, dass der Herr das auch erfüllen wird. Auch ihr Beichtvater, der selige Michael Sopocko, musste in den 70er Jahren sterben und erst nach seinem Tod ist alles in Gang gekommen. Auch er leidete an diesem „Bremsen“. Jesus zeigt uns auch durch seine Wahl dieses Sonntags, das Begehen des Paschamysteriums, enthüllt uns eigentlich das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes. Und auch die Geburt Christi, wir können dieses Ereignis Weihnachten nennen, aber sie ist anders gesagt, menschgewordene Barmherzigkeit. Die Geburt Christi ist auch Gottes Erbarmen, denn die Gnade ist erschienen. Ja, sagt der Galaterbrief, die Barmherzigkeit Gottes kommt im Sohn Gottes zu uns. Den Grund für dieses Fest der Barmherzigkeit nennt Jesus Sr. Faustina. In ihrem Tagebuch Nr. 89 und dann weiter Nr. 965 sagt Faustyna:

„Jetzt sehe ich, dass das Erlösungswerk mit dem vom Herrn verlangten Werk der Barmherzigkeit verbunden ist.“

Und Jesus sagt: „Trotz meines bitteren Leidens gehen Seelen verloren.“ Schauen sie nur in ihrer Umgebung. Jesus ist gestorben, ist auferstanden, ist den Jüngern erschienen, ist in den Himmel aufgefahren, hat uns seinen Geist gesandt – und trotz allem gehen die Seelen verloren. Auch in der eigenen Familie sind oft blinde Menschen, taube Menschen, die nicht sehen und hören. Und da sagt Jesus: „Trotz meines bitteren Leidens“ – bitteren Leidens! – das war nicht einfach! – „gehen Seelen verloren. Ich gebe ihnen den letzten Rettungsanker. Es ist das Fest meiner Barmherzigkeit. Das Fest der Barmherzigkeit Gottes ist der letzte Rettungsanker.“

Deshalb sollen wir nicht nur selber kommen, wir sollen so viel Liebe im Herzen haben, dass wir rundum schauen, und diese Seelen, die verlorenzugehen drohen, sehen und ansprechen und einladen, mit uns zu kommen: „Nein, du kommst mit mir, du brauchst Gottes Liebe! Sage nicht, dass du sie nicht brauchst.“ Sie sollen also nicht nur selber kommen, sie sollen auch andere mitbringen. Dann leben sie die Botschaft vom göttlichen Erbarmen.

Wir sollen Werke der Nächstenliebe tun, aber nicht nur wo ich will, sondern wir sollen in diesem Menschen auch ein Gottes Geschöpf sehen. Wenn der andere sich nicht bekehrt, Gott nicht anerkennt und seine Liebe nicht annimmt, dann ist er verloren. Das ist die Barmherzigkeit Gottes: Diese innere Haltung, die zwei Säulen: Liebe und Nächstenliebe. In dieser Haltung und im Vertrauen zu Gott werde ich die Menschen ansprechen, weil sie Kinder Gottes sind, die sonst verloren gehen – und das kann ich nicht zulassen. Das ist die wahre Haltung der Barmherzigkeit Gottes, die wir uns aneignen müssen. Jesus sagt: „Falls sie meine Barmherzigkeit nicht lobpreisen, gehen sie in Ewigkeit verloren.“ Glauben sie, der Herr hat vielleicht gerade Sie in diese Gegend geschickt, damit sie diesen Leuten sagen: „Wenn du so weiter lebst, landest du in der Hölle.“

Ich kenne eine Geschichte, wo ein Priester einem Mann das gesagt hat. Und der Priester, es war Pater James, hatte eine Vision als er krank war. Er hatte eine Vision vom Himmel und dort traf er plötzlich einen Alkoholiker aus Indien. Er hatte diesen Mann früher in Kerala getroffen und damals zu ihm gesagt: „Wenn du dich nicht bekehrst, landest du in der Hölle.

Was machst du mit deinem Leben?

Von früh bis abends bist du betrunken. Geh zur Beichte und ändere dein Leben!“ Und er ist gegangen und hat auf der Straße gelebt. Der Mann hat noch sieben Jahre lang getrunken. Aber er hat das Wort von P. James nie vergessen: „Wenn du dich nicht bekehrst, landest du in der Hölle.“ Und er sagte sich: „Aber ich will nicht!“ Wir wissen, dass die Alkoholiker ein gutes Herz haben, oft ein viel empfindlicheres Herz als die meisten Menschen. Aber weil die Alkoholiker nicht so brutal sind (und die Probleme sozusagen hinunterschlucken), landen sie am Boden. Nach sieben Jahren ist der Mann dann endlich zur Beichte gegangen. Er hat so gebeichtet, wie er es konnte. Kurz darauf ist er krank geworden. Er hatte keine Freunde, keine Kreditkarte, … niemand hat ihn besucht. Doch durch diese Beichte hatte er wirklich Frieden bekommen und daraufhin sein Leben geändert. Er konnte nicht mehr trinken, war gelähmt und war sieben Jahre lang bettlägerig. Also, 14 Jahre vergingen seit dem Ausspruch „Wenn du dich nicht bekehrst!“ Dann ist er gestorben.

Bei dieser Vision des Himmels traf P. James diesen Mann wieder und war überrascht, dass er ihn hier antraf. Und der Mann fragte ihn: „Ja, was machst du hier? P. James sagte: „Ja, ich suche einige (Bekannte), aber ich kann sie nicht finden, aber dich habe ich hier nicht erwartet“. Da erzählte ihm der Mann: „Ja, ich bin im Himmel. Können sie sich erinnern, wir haben in Indien gesprochen.“ P. James antwortete: „Ja, ich weiß noch ganz genau, ich habe dir gesagt, wenn du dich nicht bekehrst, landest du in der Hölle.“ Und der Mann sagte: „Ja, ich habe noch lange getrunken, und immer wieder habe ich gedacht, in der Hölle bin ich eigentlich jetzt schon. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass es noch Schlimmeres gibt. Dann bin ich zur Beichte gegangen und habe meine Lebensgeschichte vor Gott gebracht, so wie sie war. Dann starb ich. Ich war sehr ruhig in meiner Krankheit und dachte an Jesus. Viel Gutes habe ich nicht gemacht in meinem Leben, eigentlich gar nichts. Und ich sagte zu Jesus: Aber du hast gelitten und ich leide und ich stimme diesem Leiden zu. Dann bin ich gestorben und da war alles neu für mich. Ich habe das Buch meines Lebens gesehen, noch deutlicher wie früher und plötzlich wurde mir gesagt: „Du gehst in den Himmel“. Ich? Wirklich? So bin ich jetzt im Himmel.“

Ja, Schwestern und Brüder, wir sollen das ernst nehmen. Wenn wir in der Sünde leben, leben wir schon in der Hölle. Was nützt es jemandem, sagt Jesus, wenn du die ganze Welt gewinnst, neuen Maserati kaufst, auf 30 Jahre Kredit, ein Haus auf 50 Jahre Kredit, dann arbeitest du an 3 Arbeitsplätzen gleichzeitig und deine Frau an 5 Arbeitsstellen, damit ihr alles bezahlen könnt, weil sie will einen Porsche… und wenn du ganze Welt gewinnst und deine Seele verlierst, dann bist du schon in der Hölle. Nehmen wir die Einladung Jesu ernst! Es ist immer sehr billig, wenn wir alles verlassen und zum Herrn kommen und damit die Seele gewinnen. Wenn wir das noch im Leben tun, dann leben wir sehr billig, also der Herr ist wirklich ein sehr, sehr billiger Verkäufer und so möge uns der Herr allen helfen, dass wir diese Gnade erfahren. Es ist der Wille Gottes, dass wir zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen und in seiner Liebe leben. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Pater Andreas Skoblicki

Liebe Schwestern und Brüder!

Zu Beginn möchte ich etwas bekennen. Man spürt und sieht jetzt, dass die Heiligen (Reliquien), die euch hier besuchen, wirklich euch und alle Menschen, die hier her kommen, zu einer Gemeinschaft führen. Seit ein paar Monaten wohnt hier auch die heilige Sr. Faustyna. Und sie erscheint hier heute im neuen Reliquiar.

Wir gehören zur Gemeinschaft der Heiligen, obwohl wir alles noch wie im Schatten sehen, aber so ist das. Zuerst im Schatten, dann durch Sehnsucht, und dann, wenn wir wirklich ein reines Herz erreichen und bewahren, werden wir Gott sehen wie er ist. Das ist die Erfahrung der Heiligen und ich glaube, wir kennen das auch vom Apostel Johannes. Er hat in der Offenbarung erfahren, dass die Heiligen auch mit uns viel zu tun haben, denn den Weihrauch, der vor Gottes Thron aufsteigt, bringen die Heiligen. Und zu diesem Weihrauch zählen auch unsere Gebete. Ein Gebet der Heiligen, das ist wie eine gute Tat. Das Gebet, das sind diese guten Taten, die wir begehen können. Und vom Theaterstück Jedermann wissen wir, dass nur die guten Taten bereit waren, mit ihm zum Gericht zu gehen. Alle irdischen Freunde haben ihn verlassen und auch das Gold hat bekannt: „Du hast immer gedacht, ich gehöre dir, aber ich habe nie dir gehört, das war eine Illusion von dir.“ Nur gute Taten können mit uns gehen und deshalb sollen wir auch die guten Taten vermehren.

Ich habe das Gefühl, dass wir heute Ostern feiern. Und wir feiern in Wirklichkeit auch ein Osterfest, weil die Kirche uns diese Osterfreude auf acht Tage (Osteroktav) verteilt. Und wir sollen in dieser Zeit den Auferstandenen Herrn vor Augen haben. Er ist wirklich auferstanden, er stirbt nicht mehr, er ist lebendig, er ist das Licht der Welt, er begegnet Maria von Magdala und den Aposteln und anderen Menschen, den Emmausjüngern. Er bereitet diese Menschen auf die große Sendung vor und schenkt ihnen Gelegenheit, diese schnelle Verwandlung zu erleben.

Aus dieser Tiefe, aus dieser Angst des Todes des Herrn, haben sie nach seiner Auferstehung diese große Freude erlebt und dieses Verständnis von allen Dingen, die sie bis jetzt erlebt haben, kommt jetzt. Es ist nicht das Gleiche in unserem Leben, wenn wir wirklich auf die Wege des Herrn kommen, gehen oder wieder auf sie zurückkommen. Denn plötzlich werde ich alles, was in meinem Leben geschieht, versuchen, im Licht es Evangeliums zu sehen.

In einem amerikanischen Buch über die geistliche Begleitung habe ich vor Jahren gelesen. Damals war das für mich noch nicht so klar, dass, wenn jemand einen Rat bei dir sucht – und ich denke das betrifft alle Menschen, alle Christen –, dass,  wenn jemand zu ihnen kommt und mit ihren Problemen einen Rat sucht, eine Stärkung oder einfach mit jemandem sein/ihr Leben teilen will und die Frage kommt, was soll ich tun?, dass ich hier die Funktion eines Ohres erfüllen soll. Was soll ich sagen? „Ja macht nichts, geh nach Hause und vergiss es, es ist egal…“ Das ist keine Hilfe, eigentlich! Es ist keine Hilfe zu sagen: „Macht nichts.“ Ja, vielleicht macht es für dich nichts, weil du bist unberührt davon. Aber für mich, der ich Probleme habe, ist das eine große Belastung und Sorge. Und das ist auch die Frage damals in diesem Buch für die Priester und für die, die geistliche Begleitung machen, gewesen. Du kannst nicht zu jemandem der zur Beichte kommt und fragt „Was soll ich tun?“ sagen: „Macht nichts, vergiss es.“ Das ist keine Hilfe.

Das Schönste in der Begleitung ist, ständig in der Liebe zu bleiben, aber nicht in der eigenen Liebe, denn die ist zu schwach. Aber man soll versuchen, auch diese Aufgabe in der Liebe Gottes zu erfüllen, sich selber einzutauchen in die Liebe Gottes und einfach die Funktion eines Esels auf sich nehmen, denn vielleicht will der Herr gleich auf mir zu dieser Person reiten, auch wenn ich habe keine Ahnung habe, wie er das tun will. In dem Buch war ein Tipp. Es wurde dort geschrieben, du sollst beten und, diese Geschichte gleichzeitig hörend, den Herrn bitten. Du musst im Gebet sein, nicht nur aus Neugierde, sondern wirklich im Gebet das Erzählte betrachten, und daran denken, dass diese Person wirklich nach der Wahrheit in ihrem Leben sucht.

Du sollst den Herrn bitten: „Herr, bitte schenke mir vielleicht ein biblisches Bild oder eine biblische Botschaft oder Erinnerung! Wenn ich so zuhöre, dann erzählt plötzlich jemand etwas, vielleicht eine biblische Geschichte aus dem alten oder neuen Testament Und als Antwort kann ich dann diese Geschichte geben. Man kann versuchen, diese biblische Geschichte neu zu übersetzten, in unsere Zeit übertragen, und ich denke, dass sind die schönsten Begleitungen und Räte die wir geben können. Denn was passiert? Diese Person verlässt mich nach dem Gespräch, geht in ihr Leben zurück und was nimmt sie mit? Wenn sie mein Wort nimmt, das ist billig, ein paar Cent vielleicht wert, aber nicht mehr, Aber wenn sie das Wort Gottes nimmt, diese Kraft des Wortes Gottes: „Er sagte und es geschah!“ Natürlich, hinter diesem Wort Gottes ist die Kraft des Heiligen Geistes und wenn diese Person wirklich entscheidet, ihr Leben in diesem Licht des Wortes Gottes zu betrachten, dann öffnet sich plötzlich diese Dimension, die vielleicht nicht am Anfang offen war. Wir lernen dadurch ständig in das Geheimnis Gottes und seine Liebe einzutauchen mit den eigenen Fragen und mit den Fragen anderen Menschen. Das ist eine große Hoffnung auf das Finden einer Antwort. Und ich denke, das geschieht auch hier.

Vielleicht kommen sie von nah und fern, einige müssen heute 600 km zurücklegen, einige weniger. Aber immer wieder kommen sie hierher. Sie können auch in ihre eigene Pfarre gehen, aber vielleicht ist das zurzeit nicht möglich. Ein Kind, neues Leben, kann nicht sofort geboren werden. Es braucht neun Monate Schwangerschaft. Vielleicht kommen Sie hier her, weil das hier Ihre geistige Schwangerschaft ist, bevor sie reif werden, das neue Leben ihrer eigenen Pfarre zu schenken und den Mut haben, dort auch Gebetsnachmittage zu starten.

Der Herr will, dass wir Frucht bringen.

Aber versuchen sie nicht einem Kind zu sagen, du musst zwei Jahre in meinem Mutterleib sitzen, weil ich bin noch nicht bereit dich zu gebären, bitte, bitte, ich muss noch einen Kredit aufnehmen, ein Haus bauen – warte noch zwei Jahre im Mutterleib. Wenn ich heirate, und ich bin noch nicht sicher, ob ich heiraten soll, dann kannst du geboren werden. Nicht so bitte! Der Herr bestimmt die Zeiten, auch durch die Rechte der Natur. Ich berufe mich jetzt auf eine Geschichte mit einer Frau, die immer wieder zu uns kommen wollte. Und ich habe ihr gesagt: „Du kommst schon neun Monate hierher, das ist schon genug!“ Das war für sie nicht so angenehm, wenn der Hausherr sagt: „Ist schon genug, kannst du bitte nicht mehr kommen.“ Ich habe gesagt: „Es ist Zeit, du musst Kind gebären, bitte! Es ist schon neun Monate alt, geh in deine eigene Pfarre und starte dort etwas, du kannst kommen, aber schon als Mutter!“ Heute ist durch diese Frau in ihrer Heimatpfarre wirklich eine große Erneuerung geschehen. Und eines dieser Wunderzeichen ist, dass der Pfarrgemeinderat plötzlich sehr, sehr gläubig und katholisch geworden ist, und dass sie unbedingt apostolisch sein wollen!

Ja, sie sind in Österreich, sie wissen, das ist nicht überall der Fall. Aber für  diesen Pfarrgemeinderat ist heute das größte Anliegen nicht mehr der Kaffeesonntag oder der Suppensonntag oder der Faschingssonntag. Es gibt Platz für ein Fest der Barmherzigkeit und der Pfarrgemeinderat will plötzlich apostolisch sein und andere Menschen zum Herrn führen! Wenn wir in dieses Geheimnis Gottes eintauchen, und jedes Mal tauchen wir etwas tiefer ein, und jedes Mal wird uns der Herr etwas mehr reinigen. Die Gnade kommt immer. Ex opere operatum! Gott wirkt ständig und seine Gnade ist ständig groß. Aber Ex opere operantis, wie die Theologie sagt, also wie ich antworte, wie ich darauf antworte, wie ich mich öffne, wie ich vielleicht meine Sünde bereue, wie ich diese falschen Wege von meinem Leben ausschneide und nicht mehr gehe, diese Fruchtbarkeit liegt auch in meinen Händen.

Wenn ich am Sonntag zur Kirche gehe und zur heiligen Kommunion und dann am Montag zu den esoterischen Gemeinschaften – ja dann natürlich wird mein Aussehen immer schrecklicher sein. Da erkennen dann schon einige: Das ist das typisch esoterisches Gesicht. Aber wenn man zum Herrn kommt, dann wird man seine Liebe und seine Gnade in diesem Gesicht erkennen.

Schwestern und Brüder, glauben sie daran, es ist nicht wichtig, dass wir jedes Jahr älter werden. Mein polnischer Bischof hat vor zwei Jahren gesagt: „Andreas, jedes Jahr werden wir älter. Auch du. Also vielleicht ist es Zeit zum Nachdenken, wieder nach Hause zu kommen.“ Ja wir wissen, wenn jemand 65 ist und die Arbeitsstelle wechseln will, dann will ihn niemand nehmen und die Leute sagen: „Nein, nein.“  Aber niemand denkt, dass du schon Erfahrung hast. So möchte ich ihnen auch in diesem Licht der wirkenden Gnade Gottes sagen: „Kommen sie ständig zum Herrn.“ Wenn sie fragen: „Wie oft?“ Dann sage ich immer: „Ja, wie oft essen sie täglich?“ „ Wie oft soll ich beten?“ Paulus sagt: „Immer.“

Wenn die Leute sagen: „Herr Pfarrer, aber ich habe wirklich keine Zeit.“ Dann sage ich: „Ich glaube es Ihnen, warum soll ich Ihnen das nicht glauben. Aber ich bitte sie um etwas. Wenn sie keine Zeit zum Gebet haben, wenn sie ihre Seele nicht ernähren, weil sie keine Zeit dazu haben, dann bitte ernähren sie auch ihren Körper nicht, dann haben sie auch schon etwas mehr Zeit, vielleicht gewinnen Sie dadurch zwei Stunden pro Tag mehr, dann können sie schon was Gutes machen und nach drei Tagen wissen sie schon was sie machen. Meine Seele dürstet nach Gott, genauso wie dein Körper und dein Körper dürstet nach Brot.

Nicht nur von Brot lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.

Leben wir in dieser Erkenntnis Gottes, so oft wie möglich. Wenn du nicht beten möchtest, dann iss nicht, denn damit schaffst du einen Ausgleich. Dann wirst du plötzlich Verständnis für die Notwendigkeit des Gebetes bekommen.“ Dann wirst du sagen: „So lange habe ich um die Weisheit gebetet und sie ist nicht gekommen, aber plötzlich kommt das rechte Verständnis.“ Jesus sagt: „Wenn du einige Geister in dir nicht besiegen kannst, dann faste, bitte.“ Wir wissen, laut dem heiligen Johannes Kasjan (Cassianus) ist die erste Hauptsünde nicht, wie der Katechismus sagt, „Stolz und Hochmut“, sondern sie sind erst die Endstation. Und nach dieser Endstation ist der Fall. Die erste Hauptsünde ist Unmäßigkeit im Essen und Trinken. Und das glauben wir sofort, denn wenn ein Mensch geboren wird, dann muss er gleich nach einigen Minuten essen bzw. trinken, sonst schreit er zu viel. Wenn wir etwas getan haben, dann sind wir unruhig und wir müssen essen und trinken.

Für die Wüstenväter war klar: Wir können alle Hauptsünden aus unserem Leben entfernen, aber als Gefahr bleibt: Ich muss essen und trinken. Und diese Gefahr liegt in der Frage: Wieviel muss ich essen und trinken, damit ich nicht in eine nächste Sünde falle, und, laut den Wüstenvätern heißt es: Die Tochter oder der Sohn der Unmäßigkeit im Essen und Trinken, das heißt, in meinem Leib, in meinem Körper, ist – zur Überraschung von 99,9% der Christen – die Unkeuschheit. Das Luxusleben führt nicht zur Unkeuschheit! Es ist gut, zwei Briefe von den sieben Briefen an die sieben Kirchen (Offenbarung) zu lesen. Und zwar den Brief an die Christen in Smyrna und den letzten Brief an die Kirche in Laodizea. In der ersten Kirche gibt es nichts Schlimmes, weil in dieser Gemeinde gefastet wird und das Kreuz gegenwärtig ist. Und der Herr wirft dieser Gemeinde nichts Schlechtes vor. Sie ist die einzige Kirche, in der Jesus nichts Schlechtes gefunden hat. Aber in Laodizea leben sie so, wie die westliche Welt heute lebt: Essen und Trinken, alles ist Spaß – von morgens bis Mitternacht. Das wichtigste ist Spaß. Spaß. Ja, und dann führen sie ein Leben in Unkeuschheit, weil diese, ist die Tochter der Unmäßigkeit. Und sie denken nicht, dass diese Spaßgemeinschaft, diese Gesellschaft, auch fruchtbar ist. Und ihre Kinder sind Kinder der Unkeuschheit. Wenn sie schauen in ihre Städte, in Graz oder egal wo, in diese wohlhabenden Gesellschaften die auf Kosten der Anderen leben – ganz gut sogar – sie wollen nichts davon wissen, aber dort ist wirklich essen und trinken… Ich bin einmal in ein Restaurant in Österreich gegangen und da wurde mir gesagt: „Ja, sie haben sich nicht vorher angemeldet.“ Ja, aber ich bin hungrig und will essen! „Ja, ja, aber wir haben auf drei Touren Mittagessen.“ Oh, Mama mia, dachte ich mir, niemand kocht in diesem Land, aber alle gehen auf drei Touren Mittagessen,… das ist wirklich schlimm! Wenn du essen gehen willst, dann musst du dich anmelden wie beim Arzt. Oder wie bei der  Beichte in Österreich: Zuerst musst du einen Beichtstuhl finden. Dort findest du die Handynummer vom Pfarrer, dann musst du eine Wertkarte kaufen, dann dort anrufen und ihn fragen: „Darf ich zur Beichte kommen?“ Wenn er keine Zeit hat, dann musst du zum anderen Dekanat fahren, vielleicht findest du jemanden…“

Heute habe ich kurz in der Früh auf KT-V geschaut und P. Karl Wallner hat über den Wiener Patron Clemens Maria Hofbauer gesprochen. Sie wissen, er war Apostel von Warschau und dann Redemptorist hier in Wien. Er hatte schwere Zeiten in Wien, aber dieses Kreuz hat ihn gereinigt. Sein Glaube war sehr kindlich. Er lebte in diesen schwierigen Zeiten des 19. Jhdt., wo diese Großstädter wirklich lau geworden sind und Gott vergessen haben – ich weiß nicht ob mehr oder weniger als in der heutigen Zeit.  Aber wir brauchen auch heute überall Clemens Maria Hofbauers. Er lebte in einer Stadt mit über 20.000 Einwohnern, aber dieser Mann war in seinem Herzen so einfach, sein Glaube war so einfach, dass er zum Tabernakel gegangen ist und dort angeklopft hat, weil Jesus ja sagte: „Klopft an und euch wird geöffnet!“ Clemens wusste nicht, was er tun soll in diesem Meer des Unglaubens, und deshalb hat er bei Jesus angeklopft. Es ist wirklich ein geniales Gebet, wenn wir zu Jesus gehen, um anzuklopfen.

Ein anderes Bild kommt mir jetzt. Eine Frau hat uns einmal Erstkommunionbildchen vom Anfang des 20. Jhdt. gezeigt. Es war also schon vor 100 Jahren gemacht worden. Und auf einem Bild, welches die Kinder bekommen haben, war die Tür vom Tabernakel offen und im Tabernakel steht das Jesuskind und schaut nach außen, und ich dachte mir: „Das ist eine wunderschöne Einladung zur Anbetung: Kommt alle zu mir! Und er schaut vom Tabernakel heraus.“

Dieses Erkennen der Gottesgeheimnisse ist etwas Großes. Aber eigentlich war die heilige Sr. Faustyna – hier so wunderschön angezogen in diesem neuen Reliquiar. Ich möchte ihnen sagen, das ist auch etwas, was die Sr. Faustyna mit dem Apostel Andreas verbindet. In Schottland in Edinburgh, in dieser Kathedrale, im Dom der Jungfrau Maria, befindet sich die Reliquie des heiligen Apostels Andreas in einem Altar, und dort haben sie auch jetzt vor kurzem eine Reliquie von der heiligen Sr. Faustyna bekommen, im gleichen Reliquiar. Eine Frau, sie ist Polin, aber sie wohnt schon seit vielen Jahren in Schottland, hat einen Artikel über die Kopfinger Geschichte gefunden, in einer polnischen Zeitschrift der Rosenkranzkönigin von Pompej. Und dort wurde geschrieben, wie es zur Verehrung der Rosenkranzkönigin gekommen ist und natürlich über die heilige Sr. Faustyna und den heiligen Apostel Andreas, und sie hat diesen Abschnitt übersetzt ins Englische. Und dort sagte sie auch, es gibt auch diese Verbindung zwischen Faustyna und dem Apostel Andreas. Diese Heiligen, die der heilige Papst Johannes Paul II. verbunden hat, als er diese Enzyklika über das Göttliche Erbarmen am Apostel Andreasfest veröffentlicht hat. Also, das verbindet uns alle.

Schwestern und Brüder, die erste Aufgabe der heiligen Faustyna war eigentlich das Erkennen des Geheimnisses der Barmherzigkeit Gottes. Das war ihre Lebensaufgabe, die der Herr ihr aufgetragen hat. Schauen wir zuerst einmal auf Maria von Magdala. Sie erhält von Jesus den Auftrag: „Gehe zu den Jüngern und sage ihnen, ich bin da, ich bin lebendig.“ Davor musste sie aber den Gang vom Gärtner zum Herrn machen, das ist auch bei uns und in unseren Pfarren und Familien so.  Diese erste Aufgabe ist das Erkennen der Barmherzigkeit Gottes. Im Leben der Sr. Faustyna vollzog sich das durch die Verwendung sehr einfacher Mittel. Sie hatte diese Sehnsucht, als die Umsetzung der Visionen nicht vorangegangen sind, zum Heiligen Vater zu fahren, und dort zu versuchen, mit ihm zu sprechen und ihm direkt all das zu erzählen. Aber nein, es ging viel einfacher. Diese einfachen Mittel die sie genutzt hat, waren geistliche Lektüre und dazu haben wir alle Zugang, wenn sie nicht genau wissen, wo soll ich beginnen, mit welchem Buch, dann sagen sie dem Herrn – „Herr zeige mir, schenke mir vielleicht eine Lektüre, die mich noch ein paar Schritte nach vorne bringt zu dir. Schenke mir deinen Geist, Herr ich vertraue dir und ich gehe dem nach, auch wenn ich den Titel nicht mag, werde ich es tun und vielleicht auch Antworten für meine Fragen finden.“

Diese tägliche Meditation, dieses verweilen vor dem Herrn können wir tun. Aber ich vermute, sie gehören zu den Menschen die sagen, ich habe keine Zeit. Aber wenn sie mit dem Bus oder dem Auto fahren, statt ständig Radio zu hören und wieder ihre Ohren zu beschädigen, dann können sie vielleicht daran denken. Die Heilige Faustyna hat jeden Abend, nicht zuerst gesagt, was habe ich Schlechtes getan bei der Gewissenserforschung, sondern sie hat sich gefragt, „Herr, was hast du heute an meinem Tag Gutes getan, welche Gnadengaben habe ich heute bekommen, was hast du mir heute geschenkt? Das muss ich wissen, bevor ich schlafen gehe. So hat sie begonnen.

Ich kann mich an solche Untersuchungen bei Familien erinnern über die Vorstellungen der Menschen 25 Jahre nach der Ehe und 50 Jahre nach der Ehe. Bleiben wir bei den 25 Jahren. Ja, die Frauen und wie geht es nach 25 Ehejahren? Sind sie mit ihrem Mann zufrieden? Liebt er sie noch und was schmerzt vielleicht? Und eine Frau sagte: „Ja, er sagt fast nie, dass ich gut koche, aber immer, dass seine Mutter die beste Suppe gekocht hat.“ 25 Jahre hat er diese Suppe nie vergessen. Eine andere Frau sagt: „Ja, wissen sie, ich kann mich nicht erinnern, aber seit unserer Hochzeit hat er nie gesagt, dass er mich liebt und das schmerzt mich wirklich.“ Da wurde der Ehemann gefragt: „Wie geht’s, mit ihrer Frau. Sagen sie ihr, dass sie sie lieben?“ „Ja, warum soll ich das sagen? Bei mir gibt es ein Sprichwort: Bei mir ist das Wort teurer als das Geld und ich habe ihr schon bei der Hochzeit gesagt, dass ich sie liebe und das gilt bis heute, warum soll ich das ständig wiederholen? Dein Ja soll Ja sein, dein Nein, soll Nein sein, aber nicht ständig 100-mal täglich diese Unsicherheit“. Das bringt Schmerz und auch im Glauben dürfen wir sicher sein, und nicht 100-mal am Tag fragen „Herr, bist du noch da, liebst du mich? Bist du noch da oder nicht mehr?“

Also Sr. Faustyna war in dieser ständigen Beziehung auch in ihren Gedanken mit dem Herrn, und diese einfachen Mittel, die sie genutzt hat sind Exerzitien, Einkehrtage. Sie hat das Wort Gottes gehört und angenommen.

Seien sie auch barmherzig.

Barmherzig mit denjenigen, die predigen, denn es ist immer die Predigt eines Esels und der Herr will auf diesem Esel reiten mehr oder weniger, je nach dem Zustand des Esels natürlich. Dieser Esel, den der Herr genommen hatte, um nach Jerusalem zu kommen, war ein Junger und noch nie ist auf diesem Esel jemand geritten. Sozusagen ein Neuwagen. Aber wir sind schon etwas ausgenützt manchmal und vielleicht will der Herr nicht so unbedingt auf uns reiten, aber wenn ich sage wie Sr. Faustyna: „Herr, ich weiß, ich bin schon Second Hand Shop, ich liege schon lange dort, aber wenn ich sage, auch mit meiner Erfahrung und meinem Versagen, dass mein Wille ab heute nicht mehr existiert, sondern dein Wille wird in meinem Leben existieren, würdest du auf mir reiten? Mit diesen Predigten haben sie ein wenig Geduld, denn der Herr kann euch auch überraschen.

Hier eine Anekdote: In einer Pfarre war ein Prediger eingeladen, so wie ich heute hier. Und dieser Prediger wusste –-oder wusste nicht –, dass er sich selber sehr schätzte. Und beim Predigen dieser Exerzitien, war der Herr nicht so wichtig für ihn. Er hat natürlich schön gepredigt, die Predigt vielleicht vom Internet kopiert und dann gelesen. Aber für ihn war sehr wichtig, wie die Leute reagieren und ob sie sich bei ihm bedanken, dass er so eine schöne Predigt gemacht hat. „O Herr Pfarrer, so schön vorbereitet, ja wirklich, sie machen alles Bestens!“ Und auf diese Zeichen hat er immer gewartet. Dann war Beichtmöglichkeit und der Pfarrer sagte, unser Prediger wird im ersten Beichtstuhl sitzen. Und für ihn war das so wichtig, dass es der erste Beichtstuhl war und nicht der zweite Beichtstuhl. Dann sitzt er in diesem ersten Beichtstuhl und dann kommt jemand und sagt: „Ja, ich war lange nicht bei der Beichte.“ Aber das war für diesen Prediger nicht wichtig, sondern wichtig war er selber und er hat unterbrochen und fragte: „Ja wirklich, so lange waren sie nicht bei der Beichte und jetzt kommen sie?“ „Ja!“ „Ja, waren sie bei all unseren Konferenzen und Exerzitien?“ „Nein!“ „Wirklich, ich dachte sie waren bei all unseren Konferenzen und jetzt haben sie sich bekehrt.“ „Nein!“ „Also wie viele Konferenzen haben sie gehört?“ „Na, ich bin nur  jetzt gekommen!“ „Ja wirklich, eine Konferenz die ich gepredigt habe, hat sie sofort bekehrt? Also Umkehr nach so vielen Jahren?“ „Naja!“ „Ja können sie mir sagen, was besonders, welche Worte haben sie bekehrt? Was ich gesprochen habe? Naja, sie können sich erinnern?“ „Ja, ja also Herr Pfarrer, als sie gesagt haben: Ich beende jetzt den ersten Teil meiner Konferenz und beginne den zweiten Teil, da dachte ich: Ja, Josef, also es ist schon höchste Zeit, beende den ersten Teil deines Lebens und beginne einen neuen Teil deines Lebens und so bin ich gekommen.“ Natürlich, der Beichtvater war nicht vollkommen zufrieden. Aber wenn wir die Geheimnisse Gottes erkennen möchten, müssen wir wissen, dass das Wort Gottes die Vollmacht hat, Dinge zu ändern. Und für mich ist es immer erfrischend, zu wissen und sich immer wieder daran zu erinnern, dass nur Gott etwas aus dem Nichts schaffen kann. Nur Gott, ich kann nicht etwas vom Nichts schaffen. Wenn im Kühlschrank alles schon schlecht ist, dann müssen sie wieder mit nichts beginnen in diesem Kühlschrank. Sr. Faustyna hatte diese Haltung. Diese Grundhaltung ist Vertrauen zu Gott: Du, Herr, hast jede Möglichkeit aus dem Nichts etwas zu tun und deshalb komme ich zu dir, und deshalb kann ich auch einfache Mittel nutzen.

Sr. Faustyna hat den Kreuzweg und Rosenkränze gebetet, als sie Zeit hatte im Krankenhaus hatte sie 1000 Gegrüßet seist du Maria pro Tag gebetet. Teilen sie das auf die Rosenkränze bitte auf und denken sie, wie viele Pompejische Novenen ich dann pro Tag beten kann. Ein großes Herz schenke uns Herr, damit wir auch in diesem Herzen viel einpacken können. Schauen wir, wieviel Sakramente vernachlässigen die  Menschen in unserem Land? Wie oft könnte ich den Herrn empfangen und ich mache das nicht? Wievielmal könntest du, Herr, in mein Herz kommen und ich bin nicht zu dir gekommen? Und ich sage stattdessen nur, was willst du von mir, ich komme einmal pro Woche! Das klingt in den Ohren wie das Gebet des Pharisäers: „Oh Herr, ich bin nicht wie dieser Zöllner, ich faste und bete und gebe Almosen,… Oh Herr, ich danke dir, dass ich so bin“. Aber nein, das ist nicht das, was der Herr will. Faustyna sagte, ein Tag ohne Kommunion ist eine schreckliche Erfahrung für mich. Ich fürchte so einen Tag, wenn er auf mich zukommt. Herr, bitte bewahre mich, ich bin zu schwach, ich empfange deine Gnade nur für 24 Stunden, dann bin ich wieder schwach. Ich muss dich treffen, dich annehmen, dir begegnen, komme Herr zu mir. Diese Mittel sind überall zugänglich, aber wenn wir sie nicht nutzen… sind sie nicht für uns.

In all dem Guten, was wirklich in ihrem Leben erschienen ist, hat Faustyna nicht die eigene Kraft gesehen, sondern sie wusste, das ist die Kraft Gottes. Gott wirkt in meinem Leben, das sind nicht meine Verdienste, deshalb war ihr ganzes Leben eingetaucht in Gott. Sie tauchte ein in diese Güte seines Erbarmens d.h. in der deutschen Sprache ist das gut zu erkennen, dass wir eintauchen in das Geheimnis des liebenden Herzens Gottes zu uns. In Christus, der erlaubt hat, sein Herz am Kreuz zu öffnen, können wir eintauchen. Das ist dieser neue Tempel, der neue Tempel ist offen, nicht mehr der alte Tempel. Deshalb ist der alte Tempel unnötig. Deshalb sagt Jesus, es wird kein Stein auf dem anderen stehen. Der alte Tempel ist nicht mehr nötig. Der neue Tempel ist offen im Himmel. Im Tagebuch schreibt Faustyna bei Nummer 697: „In ihm badet meine Seele täglich. Ich kenne keinen Augenblick meines Lebens, in dem ich deine Barmherzigkeit nicht verspürt habe.“ Weiter bei 1466 „Sie windet sich wie ein goldener Faden durch unser ganzes Leben. Sie verbindet unser Wesen mit Gott in jeder Ordnung.“

Schwestern und Brüder, aus dieser Perspektive, ganz einfache Mittel zu nutzen die wir haben, können wir eintauchen in die Barmherzigkeit Gottes. Du musst nicht Theologie studieren und an der Universität die Theologie dann auslegen. Es ist genug, dass du vertrauen zu Gott hast und das ist vielleicht 1000-mal mehr wert, als die Lehre eines Professors, der kein Vertrauen zum Herrn hat, sondern nur etwas Wissen. Aber was ist das für ein Wissen ohne den Glauben? Papst Benedikt sagte, als er nach Heiligenkreuz kam: „Wenn ihr Theologie studiert, macht das kniend, damit ihr nicht in Versuchung kommt, dein Gehirn und deinen Verstand von deiner Seele zu trennen.“

Einen anderen Weg hat Faustyna noch zu Gott gefunden und dieser Weg schließt alles ein, das ist die Liebe zu Gott. Natürlich nach einigen Schwierigkeiten meines Lebens, habe ich auch mehr daran gedacht, vielleicht viele von uns oder alle von uns denken, dass wir lieben, dass wir genug lieben, weil wir nicht offensichtlich hassen, aber ob wir genug lieben, ist die Frage. Ich stellte mir auch diese Frage und ich dachte: „Vielleicht habe ich zu viel die Wahrheit von der Liebe getrennt.“ Was nicht geht. Wir können Gott nicht teilen. Es ist eine ganze Einheit in ihm, also muss ich auch die Liebe nachforschen.

Im Tagebuch schreibt Faustyna (1191) „Ich erkannte und erfuhr, dass Seelen, die in der Liebe leben, sich durch große Erleuchtung im Erkennen der Dinge Gottes auszeichnen.“ Das, was sie hier sagt, das habe ich erfahren. Für mich weiß ich, hat sich etwas bewegt. Natürlich, das ist nicht Vollkommenheit, das ist klar, aber ich sehe für mich persönlich in meiner Geschichte einen wesentlichen Unterschied und die Liebe wird mich zu großer Erleuchtung im Erkennen der Dinge Gottes führen. Dann wirklich, plötzlich wird eine Neuheit in meinem Leben erscheinen. All das habe ich gewusst, all das ist das Gleiche, jetzt wie damals, aber warum weiß ich es jetzt? Ja, weil ich das im Licht der Liebe mache und das erleuchtet sofort, was nicht erleuchtet ist und wo es keine Liebe gibt.

Genauso ist es in der Ehe: Die Eheleute können wie Automaten leben, kommen und gehen, sitzen, essen, schauen, gehen, bezahlen, einzahlen, Urlaub machen, … aber wenn dort die wahre Liebe kommt, dann plötzlich erkennt er: „Ich habe diese Blondine schon vor 30 Jahren geheiratet, aber ich beginne sie jetzt erst zu lieben.“ Eine Ehefrau hat zu mir einmal gesagt, sie ist eher Haushälterin als Ehefrau in diesem Haus. Ja auf dieses Niveau kann man auch kommen in der Ehe und in jeder Beziehung. Denken sie daran,  Beziehungen, die wir mit Menschen haben, sind durch Liebe bewegt, oder geht es nur um Ausnutzung und Profit? Du bist mein Freund, ja, weil, wenn ich mit dir bin, kann ich hier ein paar Schritte nach vorne gehen, vielleicht ein paar goldene Münzen holen – damit der Dieb uns schneller besucht. Ja, ist das von Liebe bewegt, oder reiner, irdischer Gedanke vom Profitieren?  Wenn ich das plötzlich erkenne, werde ich mich schämen, und ich werde plötzlich sehen: „Herr, ich bin so weit weg von dir, eigentlich bin ich weit weg. Ich lebe wie ein Heuchler.“

Also dieser einfache Weg der Sr. Faustyna, in Gott einzutauchen, sich in seine Liebe zu entleeren, und wie Pater Pio zu vielen Pilgern sagte, die zu ihm kamen: „Du musst leer sein vor dem Herrn, du musst wissen, dass du nichts bist, du musst dich selber vergessen und verzeihen, vergessen und sich von sich selber befreien. Dann sind wir offen für Gottes Liebe. Und weiter sagte Sr. Faustyna, „dass Seelen, die in Liebe leben, sich durch großen Erleuchtung im Erkennen der Dinge Gottes auszeichnen und sowohl in der eigenen Seele, wie auch in Seelen anderer. Selbst einfache Seelen, die keine Ausbildung haben, zeichnen sich durch Wissen aus.“

Der heilige Benedikt Joseph Labre 18. Jhdt. wollte Kartäuser sein, wurde aber abgelehnt, weil er zu jung war. Sie schickten ihn zu den Trappisten, jedoch diese waren ihm zu wenig radikal, dann zu den Zisterziensern, … Dann sagte er, wenn mich niemand will, dann werde ich ein armer Pilger für Jesus. Er hat mit den Menschen nur gesprochen, wenn er von Gott sprechen konnte, sonst hat er mit niemandem gesprochen. Einmal gab ihm eine Frau zwei Scheiben Brot, da sagte er: „Entschuldigung, letztes Mal haben sie mir nur eine Scheibe Brot gegeben, das ist einmal zu viel, bitte nehmen sie eine Scheibe wieder zurück.“ Ja, aber ich gebe sie dir gern, Benedikt. „Nein, nein, dann geben sie sie jemand anderem.“ Die Frau drängte weiter: „Nimm, nimm!“ Er nahm die Scheibe und gab sie jemandem anderen.  Der Beichtvater, zum Schluss seines Lebens, sagte in Rom, dass dieser Mann, der bei seinem Onkel 2-3 Jahre im Pfarrhof gesessen ist und etwas Katechese bekommen hat, dass dieser Mann auf jede komplizierteste theologische Frage antworten konnte. Ich weiß nicht wie. Benedikts Antwort war: „Acht bis zwölf Stunden täglich Anbetung.“ Das war sein Charisma. Deswegen hat er  in Rom im Kolosseum gewohnt und dort in einer Nische geschlafen, weil es viele Kirchen gibt und er immer irgendwo Anbetung finden konnte und es waren auch Kirchen mit Nachtanbetung und dort war Benedikt immer anzutreffen. Also, die Anbetung war sein Studium, sein Wissen. Wenn wir in Gott eintauchen, dann wird uns der Herr, dieser Lehrer, der höchste von allen Professoren, alles sagen. Deshalb sagte Jesus, wenn der Heilige Geist kommt, er wird euch zur Erkenntnis der Wahrheit führen. Was ist Schule? Zum Wissen führen. Aber was ist das für Wissen? Nur eine Sammlung von Theorien, einige davon sind falsch natürlich, aber der Heilige Geist, der Lehrer, der Tröster, er wird euch wahre Erkenntnis geben.

Schwestern und Brüder, danken wir dem Herrn, dass auch an diesem Ort die Heiligen verweilen und uns den Weg zeigen und vor allem, dass der Herr uns sucht, dass der Herr das Licht meines Lebens ist, und dass der Herr durch seine Kirche sagt: „Warum sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? Er ist nicht dort, er ist auferstanden, er lebt.“ Halleluja

„Am Abend, als ich in der Zelle war erblickte ich Jesus, den Herrn, in einem weißen Gewand. Eine Hand war zum Segnen erhoben, die andere berührte das Gewand auf der Brust. Von der Öffnung des Gewandes an der Brust gingen zwei große Strahlen aus, ein roter und ein blasser. (…) Nach einer Weile sagte Jesus zu mir: »Male ein Bild, nach dem, was du siehst, mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich! Ich wünsche, dass dieses Bild verehrt wird, zuerst in eurer Kapelle, dann auf der ganzen Welt.«“ (TB 47)

Ihr Beichtvater missverstand sie und meinte, sie solle ein Bild von Jesus in ihrer Seele malen. Aber der Himmel führte Regie. Während sie vom Beichtstuhl wegging, griff Jesus erklärend ein: „In deiner Seele besteht mein Bild. (…) Ich wünsche, dass das Bild, welches du mit dem Pinsel malen wirst, am ersten Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird. Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein.“ (TB 49) Nun bestand kein Zweifel mehr:

Jesus wünschte ein Gemälde wie oben beschrieben. Selbst mit dieser Begabung nicht begnadet, ließ sie nach einem missglückten Versuch, durch Vermittlung ihres Beichtvaters, bei dem Maler Eugeniusz Kazimirowski ein Bild nach ihren Vorgaben erstellen. Das angefertigte Gemälde entsprach natürlich nicht dem Geschauten – Jesus war auf dem Bildnis nicht so schön, wie er in Wirklichkeit war. Faustyna notierte daraufhin in ihrem Tagebuch die an Jesus gerichtete Frage: „Wer vermag dich so schön zu malen, wie du bist?“ Worauf Jesus sie sogleich beruhigte: „Nicht in der Schönheit der Farben oder des Pinselstrichs liegt die Größe dieses Bildes, sondern in meiner Gnade.“ (TB 313) Ein andermal versicherte ihr Jesus: „Mein Blick auf diesem Bild gleicht meinem Blick vom Kreuz.“ (Tb 326)

Insgesamt wurden vier Bilder von verschiedenen Künstlern angefertigt

Das erste Bild malte Eugeniusz Kazimirowski nach der Erzählung von Sr. Faustynas Beichtvaters Pater Michal Sopocko, welcher sich von Jesus sehr für das Werk der Barmherzigkeit verwenden ließ. 1934 konnte er dieses Bildnis drei Tage lang am Tor der Morgenröte in Vilnius zur Verehrung aufstellen. In Folge dessen wurden schon bald kleine Kopien des Barmherzigen Jesus verbreitet. Seit 2005 befindet sich dieses Gemälde im Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in Vilnius.

Stanisław Batowski wurde Ende der 1930er Jahre von den Schwestern der Muttergottes von der Barmherzigkeit beauftragt, ebenfalls nach den Beschreibungen Faustynas ein Bild zu malen, welches aber einem Brand zum Opfer fiel.

1943, fünf Jahre nach dem Tod der heiligmäßigen Ordensfrau, trat Adolf Hyła an den Konvent in Krakau-Łagiewniki heran, und bot sich an, den Schwestern ein Altarbild als Votivgabe zu malen. Dieses weitere Bildnis von der Göttlichen Barmherzigkeit, entstanden nach der Darstellung von Kazimirowski und der Beschreibung in Faustynas Tagebuch, fand in der ganzen Welt Verbreitung. Ungezählte Abbildungen und Reproduktionen dieses Jesusbildes sind in Kirchen wie Privathäusern zur Verehrung aufgestellt und zieren massenweise Gebetszettel, Novenenhefte, Websites, … und mehr. Mit dem Bild möchte Jesus in unsere Wohnzimmer kommen und Teil der Familien sein. Er möchte Zutritt in unsere Herzen und Gedanken haben, damit wir von seiner Güte und Barmherzigkeit geleitet und getröstet werden.

Da die Privatoffenbarungen der Heiligen Faustyna zum damaligen Zeitpunkt noch nicht geprüft waren, das Bild von Hyła aber schon weit verbreitet war, sah sich die Kirche in den 1950er Jahren gedrängt, ein zur Verehrung zugelassenes Bildnis der Göttlichen Barmherzigkeit anfertigen zu lassen. Pater Michal Sopocko setzte sich für die Durchführung des geplanten Kompromisses ein: Das Bildnis sollte, gleichzeitig zu einigen Details aus den Beschreibungen Faustynas, eine biblische Szene aus dem Leben Jesu darstellen. Gewählt wurde die Darstellung Jesu bei der Erscheinung im Abendmahlsaal, als er durch die verschlossene Tür eintrat. Ein Wettbewerb wurde ausgerufen. Adolf Hyła nahm daran nicht teil, da er diese Kompromisse nicht eingehen wollte. Gewinner des Wettbewerbs war am 05. Oktober 1954 der Maler Ludomir Ślendziński. Sein Bild befindet sich heute in der Kapelle der Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit in Warschau-Grochów.

An die Verehrung des Bildes des Barmherzigen Jesus durch vertrauensvolles Gebet und Akte der Barmherzigkeit,  hat der Herr ein Versprechen gebunden: „Ich verspreche, dass jene Seele, die dieses Bild verehrt, nicht verloren geht. Ich verspreche auch, hier schon auf Erden, den Sieg über Feinde, besonders in der Stunde des Todes. Ich selbst werde sie verteidigen, wie meine Ehre.“ (TB 48) Dieses Versprechen ist wunderbar, denn es ist die Zusage der ewigen Erlösung. Mit diesem Gnadenbild wollte Jesus der Menschheit ein Geschenk bereiten: „Ich überreiche den Menschen ein Gefäß, mit dem sie zur Quelle der Barmherzigkeit um Gnaden kommen sollen. Das Gefäß ist dieses Bild mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich (TB 327). Durch das Bild werde ich den Seelen viele Gnaden erteilen, deshalb soll jede Seele Zugang zu ihm haben. (TB 570).“ Im April 1938 durfte Sr. Faustyna Jesu Gandenwirken durch dieses Bild sehen: „Heute sah ich Gottes Herrlichkeit, die aus diesem Bild fließt. Viele Seelen erhalten Gnaden, obwohl sie über diese nicht laut sprechen. Trotz der Verschiedenheit seiner Wege wird Gott durch das Bild verherrlicht; Anstrengungen des Satans und böser Menschen zerschellen und werden in ein Nichts umgewandelt. Trotz aller Wut des Satans wird die Barmherzigkeit Gottes über der ganzen Welt triumphieren und von allen Seelen vermehrt werden.“ (TB 1789)

Auf der Seite der Kongregation der Mutter der Barmherzigkeit können Sie das Gnadenbild bis ins kleinste Detail genau betrachten und sich zur Geschichte des Bildes weiter informieren.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Kaplan Dieter Kaufmann

Liebe Brüder uns Schwestern im Herrn!

Wir sehen, mit viel Liebe und mit welcher Zärtlichkeit Jesus uns liebt. Er ist für dich gestorben. Wenn wir am heutigen Abend der Barmherzigkeit uns an seine Barmherzigkeit wenden, dann wollen wir uns ganz neu von seiner Liebe durchströmen lassen. Wie geht das? Dazu ein kleiner Witz! Jeder Witz hat ein Kernchen Wahrheit. Es ist ein theologischer Witz,  wo ein bisschen was dahinter steckt und ich werde Ihn dann erklären. Gut! Also, es waren einmal drei Schwestern und eine Novizenmeisterin. Und die Novizenmeisterin war sehr um die Schwestern bemüht und wollte unbedingt wissen, wie es ihren Schwestern so geht und so fragt sie einzeln, eine nach der anderen: „Ja, wie geht es dir, und wie sind deine Wünsche und Anregungen und wie kannst du dich einfinden in die Spiritualität der Gemeinschaft?“ Und die erste antwortet: „Ja, der Gedanke daran, gefällt mir sehr, wie eine Kerze zu sein, denn die Kerze spendet Licht, spendet Wärme und verzehrt sich für den Herrn!“ Und es scheint, dass die Novizenmeisterin voller Begeisterung ist und irgendwie der Schwester zugestimmt hat. Dann geht sie zur zweiten Schwester und auch sie wird gefragt: „Nun, wie geht es dir?“ oder „Was sind deine Wünsche für dein geistliches Leben?“ Da antwortet die zweite: „Ja, mir gefällt der Gedanke daran, besonders das Beispiel wie ein Weihrauchkorn zu sein. Das Weihrauchkörnchen verzehrt sich auf der Glut der Kohle und verbreitet einen wunderbaren Duft für den Herrn.“ Ja, und wieder scheint die Novizenmeisterin begeistert zu sein. Nun die dritte Schwester. Was kommt jetzt? Auch Sie wird dieselbe Frage gefragt, und gibt zur Antwort: „Ja, ich möchte gerne das Lektionar sein.“ Die Novizenmeisterin sagt völlig überrascht: „Ja, warum das Lektionar?“ Da bekommt sie zur Antwort: „Ja, weil ich dann jeden Tag einen Kuss vom Priester bekomme.“

So und nun die Aufklärung! Wer von diesen drei Schwestern hat eigentlich begriffen, um was es im geistlichen Leben geht? Nur die Dritte! Warum? Denn die anderen zwei wollten von sich aus etwas sein. Die Frömmigkeit ist keine Leistung. Die Liebe kann nur geschenkt werden. Sie kann nur angenommen werden wie ein Kuss. Sie hat recht gehabt. Es ist in uns Menschen durch die Erbsünde drinnen, etwas sein zu wollen, etwas zu leisten, etwas auf die Beine zu stellen und damit sich zu brüsten, nicht wahr? Sozusagen ein bisschen anzugeben, um gut dazustehen. Das ist bei uns drinnen. Die Versuchung. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber mit dem kann Gott nicht so gut arbeiten. Arbeiten kann Gott am besten, nicht wenn wir machen wollen, sondern wenn wir ihn machen lassen. Das ist das Geheimnis der Liebe: Ihn machen und wirken lassen. Und so sehen wir an diesem kleinen Witz, ja, dass man ihn eigentlich auch gut verwenden kann für ein geistliches Leben. Und, wenn wir den Herrn wirken lassen, dann kann Gott durch und durch wirken. Dann ist der Leistungsdruck nicht mehr da.

Einmal habe ich bei einem Werbeplakat für eine politische Werbung gelesen, da ging es um die Wahl eines Bürgermeisters: „Leistung schafft vertrauen!“ Das ist kommunistisch, da haben sie Recht! Denn was steht auf dem Barmherzigkeitsbild? Da steht nicht: „Leistung schafft vertrauen!“ sondern Jesus lehrt uns: „Jezu ufam Tobie“ –

„Jesus, ich vertraue auf dich!“

Das ist ein anderes Programm! Und das ist das Programm des Himmels. Auf ihn zu schauen, nicht auf Leistung, nicht wahr? Aber das ist die Leistung: Ich will machen, will etwas leisten, etwas auf die Beine stellen, nicht wahr? Von sich aus etwas zu sein. Nein! Weil, was ist mit den Armen und Kranken, die nichts mehr leisten können? Das sind auch Schätze der Kirche und es gibt Arbeiten, die sieht man und es gibt Gnaden, die sieht man nicht. Das, was hinter den Kulissen geschieht, sieht man nicht. Aber Gott sieht es. Wenn jemand schreckliche Kopfschmerzen hat, gut manchmal sieht man es schon, aber bei den meistens ist es verborgen und es gibt Leiden, die verborgen sind, aber für Gott sichtbar. Wie kostbar ist es, diese Leiden der Muttergottes zu schenken! So kann durch dein Kopfweh, oder auch andere Leiden und Kreuze, der Herr der Muttergottes erlauben, die verkopften Menschen zu heilen, dass sie ihre Herzen wieder sprechen lassen, umzukehren, Gott ihr Herz zuzuwenden… und es gibt so viel Leid in der Welt. Wer ist denn da, sich stellvertretend mal aufzuopfern? Gott hat euch ein Mittel in die Hände gegeben: Den Rosenkranz, Und er hat auch die Macht gegeben, zu beten. Das Fürbittgebet!

Ich möchte nur mal ein Beispiel erzählen, das mir ein Priester erzählt hat, Es ist eine wahre Geschichte. Ein Junge kam zur Beichte zu einem Priester und der Junge hat gewusst, er kann die Sünden seines Vaters nicht beichten, aber er kann sie stellvertretend bereuen. Das geht. Ich kann stellvertretend um Verzeihung bitten. Er kann zwar keine Lossprechung erhalten für seinen Vater, man kann nur persönlich die Lossprechung bekommen, ja, aber er kann Gott doch bitten. Und Gott hat das Gebet dieses Jungen so sehr erhört, dass auch wie durch ein Wunder der Vater nach Jahren plötzlich zur Beichte gekommen ist. Das ist stellvertretendes Beten. Du hast die Macht in deinen Händen. Stellvertretendes Einstehen. Das belohnt Gott, weil stellvertretend beten ist immer selbstlos. Du denkst nicht an deinen Vorteil. Du denkst nicht an dich, sondern an den andern. Das ist Nächstenliebe in Quadratform. Ja, mathematisch. Sehr kostbar, sehr selbstlos und diese selbstlose Liebe, die ganz im Verborgenen passiert ist, hat Gott belohnt. Vielleicht ist er schon öfters zur Beichte gekommen und hat Gott immer wieder um Verzeihung gebeten, vielleicht geht es nicht gleich beim ersten Mal, vielleicht muss man es auch öfter machen, stellvertretend den Leuten, die dir auf die Nerven gehen, zu verzeihen. Verzeih ihm, dass er so ist, wie er ist. Ja, ich halt ihn nicht aus, aber du, Herr, kannst ihm die Gnade schenken.

Als Beichtvater habe ich oft schon die Erfahrung machen dürfen, manchmal lässt Gott dieselben Sünden zu. Nicht nur als Medizin, dass wir nicht Stolz werden, dass wir klein bleiben, sondern, weil durch deine Beichte die ganze Kirche geheiligt wird. Die ganze Kirche wird geheiligt, durch jede einzelne Beichte.

Ich habe einen Freund in der apostolischen Pönitentiarie in Rom. Die Beichtväter machen normalerweise auch die Beichtväterfortbildung, das ist von Rom aus gewünscht. In der Beichtväterfortbildung wurde gesagt: „Rom wünscht nicht, dass man regelmäßig beichtet, sondern, dass man oft beichtet.“ Denn regelmäßig beichten, kann man auch alle 100 Jahre. Verstehen Sie, um was es geht? Es gilt dann zu beichten, wann dein Herz es spürt, dass es soll. Nicht zuwarten. Nicht die Liebe warten lassen. Lass die Liebe Gottes nicht warten. Echte Liebe kann nicht warten, macht keinen Aufschub. Das ist echte Liebe. Falsche Liebe lässt einen warten, gibt keine Antwort. Lass deinen Heiland, die Muttergottes, lass den Himmel nicht warten. Da freut sich der ganze Himmel. Lass es zu, dass Gott immer mehr wirken darf in deinem Herzen. Gut gesagt, aber was ist, wenn es immer dieselben Sünden sind.

Macht nix, dann heißt es, erst recht zu kommen. Denn wie verehren wir die Barmherzigkeit Gottes? Und heute ist ja Barmherzigkeitsabend. Wir verehren sie gut, indem wir singen, indem wir den Barmherzigkeitsrosenkranz beten, Litaneien beten, das ja, aber wie geht es am Besten? Am Besten verehrst du die Barmherzigkeit Gottes, indem du selbst beichtest. Denn dann lässt du die Barmherzigkeit Gottes an dir wirken. Dann handelst nicht mehr du, sondern er darf jetzt handeln. Endlich! Endlich darf er an dir handeln.

Niemand kann sich selbst erlösen. Und deshalb wollen wir auch, wenn Gott so barmherzig mit uns umgeht und umgehen möchte, dann geh auch du mit deiner Seele barmherzig um. Lass es zu, dass er barmherzig mit deiner Seele umgeht, und geh nicht nur regelmäßig beichten, sondern oft. So wie es Rom möchte. Denn die Beichte ist das vergessene Sakrament der Kirche. Große Gnaden stecken darin, es ist nicht nur für die Sündenvergebung da. Im Katechismus steht noch viel mehr drinnen. Und Hochachtung vor jedem der kommt. Hochachtung! Denn der ganze Himmel freut sich, wenn sich jemand überwinden kann zu kommen. Und manchmal benutzt er auch unser Leiden, dass sich jemand überwinden kann, durch unsere Kopfschmerzen oder Leiden, oder indem er sich selbst immer wieder überwinden kann, um zu kommen, dass plötzlich durch deine Beichten jemand anderes bekehrt wird. Das habe ich schon oft erlebt. Jemand kommt oft zur Beichte und einem anderen wird geholfen, der schon lange nicht mehr zur Beichte gegangen ist. Im geistlichen Leben ist es nämlich so. Gott lässt es zu, dass man verschiedene Versuchungen trägt, für die, die sie nicht mehr tragen können, weil sie zu schwach sind. Und dann trägst du einen doppelten oder dreifachen Rucksack. Das heißt, deine Leiden, deine Versuchungen nehmen zu. Aber wenn sie zunehmen, dann brauchst du auch zunehmend Kraft. Und wer gibt dir das? Der Heiland, in der Beichte, in der Eucharistie. Darum muss in solchen geistlichen Situationen auch der Sakramentenempfang zunehmen.

Das ist das Geheimnis der Liebe: Gott machen lassen.

Und immer werden wir geprüft, das ganze Leben lang. Es ist nicht einfach, weil in uns allen der Hang zur Selbstbestimmung usw. steckt. Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein, diese Schlagwörter. Aber im Himmel gibt es eine andere Rangfolge. Im Himmel wirst du nur nach der Liebe gerichtet. Nur nach der Liebe! Alles andere ist Schall und Rauch. Am Ende unseres Lebens zählt nur die Liebe. Das ist der Himmel. Nur die Liebe.

Und dort, wo wir verwundet worden sind in unserem Leben, möchte Gott das heilen. Damit du noch mehr lieben kannst. Darum beten wir der Messe um Heilung und Befreiung. Dort wo die Liebe blockiert ist, dass sie wieder strömen kann. Deswegen brauchen wir Heilung und Befreiung. Nicht weil Gott kompliziert ist, nicht weil du schlimm bist, weil der böse Feind die Sünde nutzt, um uns zu verwunden. Es ist wie im Krieg. Man kann schnell angeschossen und tödlich verwundet werden. Durch ein Wort, eine Geste und der andere ist schon beleidigt. Einmal hat ein Priester gesagt, die Menschen sind wie ein Minenfeld. Kommt man ihnen zu nahe, dann explodieren sie. Nun haben wir leider keinen Minendetektor, um festzustellen, wo diese Minen sind. Aber wir haben die Liebe und die Liebe ist der beste Detektor, auch einmal etwas zu übersehen, um etwas aufzuopfern, trotzdem lieb zu bleiben und wenn das nicht gelingt, dann dürfen wir wieder zur Beichte gehen. Wer sagt, dass wir nicht gehen dürfen? Hat Gott gesagt, du darfst nicht kommen? Es gibt keine Hindernisse! Also oft zur Barmherzigen Liebe zu gehen, das ist die Medizin unserer Zeit und wissen Sie, wenn Sie so zu Hause sind und die Werbung anschauen, das müssen lauter Heilige sein: Alle strahlen und preisen ihr bestes Produkt. Warum nicht auch wir dann mit der Liebe und Barmherzigkeit Gottes in der Beichte? Na wunderbar! Wir können also zu Gott gehen und alle Sünden mit einem einzigen Mittel los werden. Das Hirn kommt gar nicht mit, das geht so schnell. Das Herz, das ist so schnell gereinigt und geheiligt und wir denken immer noch an irgendwelche vergangenen Dinge. Ja logisch, die Beichte ist keine Gehirnwäsche, tut mir leid. Ja, keine Gehirnwäsche, Gott sei Dank. Wenn wir Gedanken haben an alte Sünden, die schon längst vergangen sind, dann vielleicht deswegen, damit du demütig bleibst und Gott dankst, dass er dich erlöst hat! Das ist ein Grund als Dank, wenn wir uns an etwas erinnern das schlecht war. Gott möchte uns nicht quälen. Er liebt dich unendlich! Und wenn es sein müsste, würde er sofort noch mal, so wie Sie es hier am Kreuz sehen, sofort nochmals das Leben hingeben, ohne zu zögern! Ohne zu zögern!

Und wenn hier die heilige Messe gefeiert wird, findet das Kreuzesopfer wirklich statt. Es wird gegenwärtig gesetzt. Dieselbe Gnade wie damals! Nur unblutig, aber dieselbe Gnade. Du kannst Gott alles schenken, und dort wo es uns an Liebe fehlt, wo unser Manko ist, unsere Mangelerscheinungen, Mangel an Vitaminen usw., Mangel an geistigen Vitaminen, da nehme man doch Vitamin B – B wie Beziehung. In der Kirche geht alles durch Vitamin Beziehung. Beziehung zu Jesus! Die Heiligkeit ist also nichts anderes, als Menschen die ein Beziehung zu Jesus gelebt haben und somit auch zur Liebe.

Heilige sind Menschen, die eine Liebesbeziehung zu Gott und den Menschen hatten.

Wenn man eine Liebesbeziehung hat, dann möchte man denjenigen, den man liebt, nicht beleidigen. Ich vermute einmal, Sie waren schon mal im Laufe Ihres Lebens verliebt. Ich nehme einmal an. Das ist eine gute Schule, denn denjenigen, den man liebt, möchte man nicht beleidigen. Das wäre eine Katastrophe. Also tut man alles, um der Liebe zu entsprechen. Und jede Beichte ist eine neue Liebeserklärung an den Himmel. Deswegen: Oft beichten gehen! Egal was der Priester denkt! Fordern Sie ihn heraus! Ja, fordern Sie ihn heraus, und er weiß wieder, dass er Priester ist. Manche Priester sind ein bisschen, wie soll ich sagen, meine lieben Mitbrüder sind manchmal traurig, vom vielen arbeiten und Bürositzungen gedrängt, dass Sie beinahe nicht mehr wissen, warum Sie geweiht sind. Sie sind nämlich nur geweiht, für die Sakramente. Nicht für Sitzungen, für irgendwelche Büroarbeiten, sondern nur für die Spendung der Sakramente. Dazu braucht es die Weihe, für alles andere braucht es keine Weihe. Tut mir leid.

Und wenn Sie heiligmäßige Priester möchten, dann werden Sie beten müssen. Und die Muttergottes wird mitbeten und die Muttergottes wirk immer Wunder. Wenn Sie marianisch bleiben, dann sind sie geschützt! Die Muttergottes ist ein großer Schutz. Sie ist die Schlangenzertreterin und manchmal braucht es nicht nur einen Rosenkranz, sondern mehrere. Wir wollen der Muttergottes diese Freude machen, heute Abend wieder ganz marianisch barmherzig zu sein, ganz tief. So, jetzt habe ich genug geredet, jetzt wollen wir Jesus wirken lassen in unseren Herzen durch einen ganz neuen Geist der Liebe und Barmherzigkeit. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Em. Pfarrer Johann Schuster

Liebe ehrwürdige Schwestern, liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Herz Gottes steht offen für dich und mich. Das ist die Grundbotschaft, die das heutige Fest uns entgegen bringt. Und dieses Herz Gottes steht uns so offen, dass dieses Herz sogar in uns leben, lieben, schlagen, leiden möchte. Das ist das Geheimnis des Christseins. So wie Paulus es ausdrückt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Das ist entscheidend.

Wir feiern heute den Gedenktag der japanischen Martyrer Paul Micki und Gefährten. Der eine, ich glaube es war der Paul, der hat noch vom Kreuz herab gepredigt. Als er gekreuzigt wurde! Es ist wichtig, dass ihr versteht, dass diese Evangelisatoren, diese Missionare eine Power gehabt haben. Was für eine Auferstehungskraft Christi die Laien schon hatten. Es ist wichtig zu wissen: Du und ich, wir sind hier unvertretbar gefragt. Ich sage nicht, dass ihr alle vom Kreuz herab predigen müsst. Aber, wir denken daran, die vielen Leiden, die ja auch uns begegnen, die Schwierigkeiten, die Mühen, die sollen uns nicht hindern, an der Sorge um Christi Leib. Unsere eigenen Sorgen sollen uns nicht hindern, das Herz zu öffnen und diesen Jesus Christus weiter zu geben. Das ist die Schwäche des Christentums: Wir geben ihn nicht weiter! Oder wir erkennen vielleicht sogar nicht, wie er mit uns geht, er in uns lebt, wie er mit uns liebt und durch uns lebt und liebt.

Sie kennen das Wort von Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Es ist schön, in ein Gesicht zu schauen, wo dieses liebende Herz zum Ausdruck kommt. Meistens ist es getönt und abgedunkelt durch Sorgen und Schwächen. Aber doch, hie und da erlebt man es, dass ein reifer Mensch – meistens sind es die Frauen, die Männer haben da einen Nachteil: Sie können zwar gut predigen, aber die Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, das gelingt vielen Frauen besser. Das erkennt jeder.

Ich habe einen Jugendlichen jetzt vor kurzem bei mir gehabt, und der hat an einer Frau sofort erkannt: Diese Frau liebt, die strahlt, die liebt. Die Kinder passen gut auf und die Jugendlichen auf uns (Erwachsene). Die schauen, ob sie dieses Herz entdecken, bei dir, bei den Eltern. Und wenn das Gesicht dann so schmerzverzerrt und vergrämt und verbissen ist, sich ein Lächeln abringt… die durchschauen uns. Ein 14-jähriger hat mir einmal gesagt: Na ja, mit dem Papa, da kann ich nicht reden. Der ist so … mit der Mama kann ich noch ein bisserl reden…“ Er hat sofort die Nuancen erkannt, und konnte wie ein Seismograf liefern, wie die Eltern zu ihm stehen. Und er hat ein gutes Auge.

Die Liebe Gottes drängt uns, sagt der Apostel Paulus. Und diese drängende Liebe sollen wir leben. Die müssen wir nicht selber machen, weil dann wird es ein Krampf. Es gibt so viele verkrampfte Christen. Und gerade die Eltern sind hier in Gefahr, in diesen Krampf zu fallen. Wenn das Herz krampft, dann kommt das Herzstolpern. Wenn das Herz stolpert, dann ist der Herzinfarkt nicht mehr weit usw. Unser Herz soll in Christus ruhen. „Unruhig“, sagt der heilige Augustinus, „bis mein Herz in dir ruht.“ Und dieses Herz Gottes soll in mir leben. Es gilt nicht nur, was wir in diesem schönen Lied singen:

„Ein Priesterherz ist Jesu Herz.“

Das gilt für jeden Getauften und Gefirmten, denn wir sind Abbild Gottes. Nicht Abbild der Sorgen Gottes oder der Nöte Gottes. Sondern Abbild Gottes! Der ein Herz „weit hat wie ein Bergwerk“, hat einmal jemand gesungen. Und jemand hat in der Nähe der Mutter Teresa gespürt: Die betet wie ein Kraftwerk, da geht Power aus ihrem Herzen aus. Kraft, Vollmacht! Nicht weil wir so gut sind, nicht weil wir so brav sind – ich bin weder gut noch brav. Und die Kinder brauchen es auch nicht sein. Es steht nirgends im Evangelium, dass sie gut und brav sein müssen. Aber sie sollen leben dürfen, die Liebe erfahren, das Herz Gottes berühren dürfen, bei dir! Wo sollen sie es sonst berühren? Bei dir! Durch dich! Wenn dich das Kind berührt, dann soll es spüren, es berührt jetzt Christus. Diesen Glauben zu leben, wird das Kind zum Jugendlichen heranreifen lassen, der gefestigt und stark genug ist, in den Schwierigkeiten zu bestehen.

Was machen wir? Wir kümmern uns um die Sorgen – da könnte etwas passieren, und dort muss man schauen, das muss man verhindern – und mein Gott, was da so alles Gefährliches in der Welt ist und durch den Computer und alles Mögliche heranschwirrt… Ja, wenn ich stark bin in Christus, dann kann der Mist schon heranschwirren, denn dann wird er gleich wieder wegschwirren. Das hängt von der Kraft ab, von der Kraft meiner Liebe! Dann brauche ich doch diesen Mist nicht. Der ist nur dann eine wirkliche Gefahr, wenn ich sehr bedürftig bin, wenn ich schwach bin, wenn ich abhängig bin; wenn ich keinen Glauben habe und wenig in der Liebe gefestigt bin. Ich weiß, Kindererziehung ist schwer. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder mit Menschen zu tun, wo ich merke, die Eltern tun sich schwer. Vor allem, wenn sie sie christlich erziehen wollen. Da tun sie sich noch einmal so schwer, weil das so schwierig ist in der heutigen Gesellschaft. Aber ich habe vor kurzem in einem spirituellen Buch gelesen, das Lehren, das Dozieren, das Belehren, kommt im Lateinischen mehr im Sinn von „einsichtig machen“. Ich brauche mein Kind nicht hunderttausendmal über meine Weisheit, Sorgen und Ängste belehren, sondern ich brauche es nur durch mein Leben einsichtig machen, was Leben ist; wer das Leben ist! Und da geht es zuerst in der Familie darum, wie ich lebe, wie ich liebe. Nicht, wie ich rede.

Bei einem 15-jährigen ist das Reden schon vorbei. Da wirkt nur mehr das Leben: Fühle ich mich geliebt, gehalten in meiner Situation? Fühle ich mich verstanden, oder muss ich bei den Eltern aufpassen? Der Papa hört mir ja gar nicht zu… die Mama leiert immer das Gleiche… Ich höre ja diese Leiden der Kinder. Und da sagte ich dann einmal einer Mutter, wie wir so gesprochen haben: „Ja, wir waren ja auch einmal jung! Und ich kann mich nicht erinnern, dass ich immer so brav gewesen wäre, wie ihr Sohn!“ Verstehen Sie? Es geht nicht um das Bravsein. Es geht darum: Die Kinder und Jugendlichen bekommen Schwierigkeiten, wenn sie nicht leben können. Wenn sie das Leben nicht erfahren haben, wenn sie die Liebe, diesen Halt und diese Kraft der Liebe Gottes nicht erleben können. Das ist entscheidend. Ob sie jetzt viel wissen oder wenig wissen, das ist nicht entscheidend. Wir glauben immer, das viele Wissen, das macht frei. Ja – das macht Kopfweh! Viel Wissen macht Kopfweh! Ich sage nicht, ihr sollt in der Schule nicht lernen! Aber ihr sollt einsichtig lernen. Einsicht kriegen! Was nützt dir das ganze Wissen, wie es im Buch steht, wie Leben geht und wie Erziehung geht, aber du kannst es nicht, weil du keine Einsicht hast?! Du brauchst kein Buch, um zu lernen, wie Leben geht. Und oft sind da die Lehrer sehr gefährdet, denn sie wollen es besonders gut machen – und die Kinder leiden dann besonders darunter…

Jesu Herz ist in dir und in mir!

Das gibt schon eine gewisse Gelassenheit. Natürlich provozieren Jugendliche; natürlich versuchen sie ihr Leben, ihr eigenes Ich zu formen und sich durch das Leben zu winden. Natürlich überschießt ein Jugendlicher, aber, wenn wir zurückdenken: Bei uns, da war ja auch so manches Überschießen. Da waren wir ja auch nicht gerade die Braven, die Frommen und die, die nur für die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Eltern und Geschwistern gelebt haben. Wir haben es ja auch erst gelernt, sind gewachsen. Und am besten lernt man von Jesus. Wenn ich ein dickes Problem habe, wo ich aus eigener Kraft nicht weiterkomme, und das habe ich der Mutter auch geraten und dem Sohn auch gesagt, dann gehe ich Jesus ganz lästig und direkt an. Das kann jeder. Lästig sein, glaube ich, können alle, wenn sie wollen.

Und der heilige Pfarrer von Ars sagt, bei Gott darf man lästig sein. Bei der M. Oberin oder beim Chef weiß ich es nicht, aber bei Gott darf man lästig sein. Aber bei Jesus dürfen wir das. Und das vermittle ich den Kindern und Jugendlichen: Du darfst lästig sein. Du darfst dich bei Gott aussprechen. Du darfst auch einmal schimpfen. „Darf ich bei Gott auch zornig sein?“ Selbstverständlich, habe ich gesagt, du darfst bei Gott auch einmal zornig sein, wenn etwas daneben geht. Ich darf sein, wie ich bin, das hat Jesus gesagt. Er hat die Jünger auch so genommen, wie sie waren. Das waren nicht gleich Martyrer vom Babysessel aus. Das ist alles erst gewachsen. Und wie werde ich Martyrer? Indem ich bezeuge. Ich brauche nur Zeuge sein für den, der in mir lebt. Und wenn ich so einsichtig werde, weil ich in der Schule Jesu stehe und er mein Herz in der Liebe weiten darf, dann kann ich auch den anderen in der Not sagen, wie es vielleicht geht, wo wir anstehen, wo etwas in Bewegung kommen kann, wie etwas verändert werden kann, wie kann mein Herz mehr Halt finden und wie kann meine Unruhe in das Herz Gottes übergeleitet werden. Und wenn wir uns dann sammeln können, und vor Gott einmal Dasein dürfen – zum Beispiel in der Anbetung, da gelingt es mir am besten oder jeder nach seinen Möglichkeiten – dann bin ich da. Und wisst ihr, was der Name Gottes ist? Ich bin da! Und der ich da war, der ich da sein werde. Das ist der Name Gottes. Und unser Name ist auch vor diesem Gott: Maria, Franz oder Johann, ich bin jetzt da, Gott, ich bin da. Und dann darf ich diese Gegenwart spüren.

Und glauben Sie mir, wie oft ich das erlebe, wenn ich so Einzelgespräche führe und nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, auch bei Erwachsenen. Jetzt war einmal eine ältere Frau da. Die Altersfrage ist nicht entscheidend. Bei Kindern und Jugendlichen geht es halt oft schneller, weil sie noch nicht so viel verbogen wurden – ich sage das mal vorsichtig – von der Sünde, von der Gesellschaft und von den Sorgen. Aber wenn wir durch diese Not durchdringen und durch diese Sorgen… und ich merke dann, der Mensch geht hinaus und kann wieder lachen, aus dem Herzen befreit lachen, dann danke ich Gott, dass seine Gnade durch mich wirken durfte. Immer gelingt das nicht. Aber je mehr ich versuche, selber in Christus zu sein, desto besser gelingt es. Und desto weniger schwierig ist es, dem Menschen und im Menschen Gott zu begegnen. Ich muss sagen, die Begegnung von Ich und Du, die berührt mich. Ein Mensch, der Gott ausstrahlt, der berührt mich. Oder er macht mich zumindest betroffen. Oder er ruft in meinem Gewissen etwas wach. Wir brauchen nur zu wissen, das Leben, das Jesus uns gesagt hat. Und das meine ich, wäre das Lehren, das Dozere, das Einsichtigmachen: Dass sie Einsicht bekommen in ihr Leben, dass die Kinder Einsicht bekommen, wie der Vater und die Mutter miteinander umgehen, dass hier Liebe ist, die Liebe Gottes. Dass sie selber erfahren und spüren: Auch in meinen Schwierigkeiten werde ich nicht nur kontrolliert und bestraft und weiß ich was … und dann bin ich frustriert und komme mit der Mutter nicht zurecht … sondern, ich bin trotz allem geliebt. Und dieser Paul Micki hat das schön ausgedrückt. Wenn man am Kreuz hängt, dann weiß man, es geht dem Ende des Lebens zu. Und er hat weiterverkündigt, als hinge er gar nicht am Kreuz. Er hat weiter das getan, was er bis jetzt getan hat. Und ich denke, das ist dann ein Zeichen dafür, wie weit wir in Gott sind. Wie weit wir in ihm sind. Und wenn, und so stelle ich mir den Himmel vor, wenn wir da so im Herzen Gottes ruhen, das ist dann das Hineingehen in die Fülle. Ohne Bedrängnis, ohne Unterbrechung. Das ist ein nahtloser Übergang. Nicht ein Vorher und Nachher, wie wir uns das vielleicht früher vorgestellt haben. Dieser Gott spricht uns wirklich persönlich an. Ich habe einen 15-jährigen gefragt und er hat gesagt: „Ja, ich habe das noch nicht gespürt.“ Ja das glaube ich dir, habe ich gesagt, aber Gott spricht dich trotzdem an. Und er hat dann gesagt: „Ja, ein oder zwei Mal kann ich mich erinnern, da hat er mich berührt.“ Einsichtig machen. Und die Eltern und die Lehrer hätten da große Chancen, das wach zu holen, ins Bewusstsein zu holen, was eigentlich in einem Kind schon da sein kann und ist. Und ich meine, das gilt auch für die Ordensgemeinschaft.

Wenn ich in einer Ordensgemeinschaft lebe, dann muss das wachgerufen werden, was mir Gott mitgegeben hat, was mir entspricht; auch die Gotteserfahrungen, auch die Liebeserfahrungen in der Begegnung mit Gott. Berührung mit der Ewigkeit, mit Gott selber. Und ich sage immer zu den Jugendlichen, wenn sie mit mir unterwegs sind: Sie müssen Gott erfahren, ganz konkret erfahren. Erst dann kommt dieses unruhige Herz zur Ruhe. Es ist dann gefestigt genug, um sich dann weit aufzumachen; weit sich für Gott zu öffnen, für die Gabe Gottes, für den Heiligen Geist. Und aus dieser Weite heraus, und das merke ich, dass dann der Mensch gesünder wird. Automatisch gesünder wird, reifer wird und mit dem Leben besser umgehen kann,auch mit sich selbst besser umgehen kann.

Jesu Herz schlägt für uns.

Und unser Herz darf in diesem göttlichen Rhythmus im Heiligen Geist schlagen. Das ist kein Herzstolpern oder Rhythmusstörungen, nein, das ist ein eigener Rhythmus. Ein Rhythmus der aus der Liebe, dem Leben, aus der Kraft und der Vollmacht Gottes kommt. Und das sagt ja Jesus zu den Jüngern, als er sie beauftragt: Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Warum bin ich dann machtlos? Wenn Jesus sagt, mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden? Weil ich das Vertrauen nicht habe, dass Jesu Macht in mir ist. Das ist das Problem der Ohnmacht. Und das merken schon Kinder, die Ohnmacht. Und wenn ich in dieser Ohnmacht die Erfahrung mache, dass durch diese Ohnmacht hindurch Gott mich rausholen kann, dann beginnt das interessante Leben mit Gott, die Liebe mit Gott. Und Sie und Ihre Familie werden lebendiger werden. Es wird zwar Schwierigkeiten geben, es wird auch Streit geben. Es wird auch einmal lauter werden, aber das macht alles nichts. Weil das Kind im Grunde weiß: Ich bin geliebt, wie ich mich auch verhalte. Und das ist dann das Zeichen, dass es die Gottesliebe gut in sein Leben hinein nehmen kann und integrieren kann und aus dieser Kraft leben, reifen und wachsen kann. Und diese Liebe, die strömt dann über. Es ist kein Belehren des Kopfes, sondern, ich werde einsichtig, wie groß und barmherzig dieser Gott ist. Wie groß seine Liebe ist, für mich! Und wie kleinlich ich bin. Und dann bitt ich immer: Herr, mach mein Herz weit wie deines. Voller Erbarmen, voller Mitleid, voller Güte. Denn mit Strenge allein erreicht man nichts. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Wenn man mit Pubertierenden sehr streng ist, erreicht man gar nichts. Denn der macht dann zu und sagt weiter: Mir geht es eh gut. Und er sagt nichts. Und wenn er nichts sagt, dann kann ich mit ihm nicht arbeiten. Aber wenn ich ihn freundlich anschaue, wenn ich versuche, ihn zu verstehen und zuzuhören… Das ist wichtig: Mit dem Herzen zuzuhören und mitzufühlen mit ihm. Und dann rückt er raus mit seinen Nöten und dann kann ich beten und ihm zeigen, wie er zu Jesus gehen kann. Nämlich so wie er ist und nicht so, wie ihn die Mutter oder der Vater haben wollen. Und dann kommt Gott in seinem Leben vor. Und dann wird er reif und wird dem Internet und allen anderen Versuchungen widersagen können.

Schauen wir zuerst auf Gott. Er gibt das Übrige dazu. Wenn Sie zuerst auf die Not des Kindes schauen, auf seine Fehler, dann werden Sie mit den Fehlern und der Not konfrontiert sein. Aber wenn Sie zuerst auf Jesus schauen, und mit Jesu Augen den Mitbruder, die Mitschwester oder das Kind anschauen, dann geschieht Beziehung. Dann kann sich der andere öffnen, auch wenn er schwierig ist. Ich bin auch schwierig und ich habe es auch mit schwierigen Menschen zu tun. Wie komme ich da weiter? Manchmal spüre ich auch die Ohnmacht. Was soll ich jetzt tun? Der geht mir schon so am Hammer und das ist schon so arg, ich kann mich nicht mehr halten, weil da gar nichts geschieht.

Und dann habe ich mir gesagt: Johann, machst es einmal anders. Diese Frau, mit der hast du Schwierigkeiten, die geht dir am Hammer – du schenkst ihr jetzt etwas. Und ich habe mir gedacht: Was könnte ich ihr schenken? Ein paar CD’s vom letzten Einkehrtag von P. Antonius Sagardoy: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Und auf einmal sagt sie: „Ja, das ist schön. Den wollte ich gerne hören. Ich habe schon ein Buch von ihm gelesen.“ Und der Krieg war schon gewonnen. Und Sie sollen nicht glauben, wie die Frau aufgegangen ist. Wie sie das Herz geöffnet hat. Und wie sie mir ihre Not anvertraut hat. Und das sind Gnadenstunden, um die ich für euch bete und bitte. Dass immer mehr diese Begegnungen, diese Widerstände, diese Herzenshärte, diese Ängste, diese Nöte überwinden und das liebende Herz Gottes euch einen Weg zeigt zum Nächsten. Und Ihnen dann zeigt, dass Gott in ihm ist und es zu einer tiefen Begegnung kommt. Wenn es so mit euren Kindern zu einer herzlichen Begegnung kommt, dann können sie nicht verloren gehen. Was immer sie auch haben. Denn sie haben das Wichtigste: Sie haben die Liebe Gottes. Und wer sie nicht hat, der ist arm. Aber wir dürfen sie schenken. Wir dürfen das lernen, die Liebe zu schenken. Wieviele Ehekriege würden wir uns ersparen, wieviele Kriege unter den Völkern und Nationen, im Beruf… Das Herz schenken, wenn wir das wieder im Westen lernen, dann wird die Kirche wachsen. Denn Gott ist nur sehr gerne in einem liebenden Herzen, das versucht, aus seiner Kraft zu lieben. Mögen uns die Martyrer dazu befähigen und das erbitten: Dass wir das Wesentliche erkennen. Das Wesentliche ist nicht die Not, sondern die Liebe Gottes. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer em. Johann Schuster

Liebe Mitbrüder, ehrwürdige Schwestern, Brüder und Schwestern im Herrn, liebe Kinder und Jugendliche!

Wir haben gehört, wir befinden uns am Anfang. Und das ist gut so. Nicht nur am Anfang eines neuen Jahres, sondern oft auch spirituell am Anfang – oder am Ende – wie man es oft sehen will, am Ende unserer Weisheit. Und das ist gut so, denn es ist menschliche Weisheit.

Am Anfang hat unser geistliches Leben mit der Taufe begonnen – in der Regel. Aber ich habe heute gelesen, es werden in Deutschland nur mehr 50% der Kinder getauft. Und auf diesen unseren Anfang möchte ich jetzt eingehen, weil dieser Anfang unser Leben ganz grundsätzlich bestimmt bis heute. Ob wir die Taufe leben, wie die Bischöfe ihre Weihe oder die Ordensfrauen ihre Gelübde, ihre Weihe, ihr Versprechen, ob wir überhaupt leben und wer wir sind. Johannes wird gefragt, wer er ist. Und wenn ich jetzt einzelne fragen würde: Wer bist du? – Ich weiß nicht, welche Antworten ich bekäme. Wer bin ich? Das ist wichtig! Ich bin ein getaufter Christ, und vielleicht auch noch fromm. Und vielleicht zahle ich meinen Kirchenbeitrag… Die ehrwürdigen Schwestern lieben Christus ganz und sie geben ihr Leben hin für Christus, für die Menschen im Dienst, für die Notleidenden. Das ist auch eine schöne Antwort: Ich gebe Zeugnis für die heilende Kraft Christi im Spital. Oder: Ich gebe Zeugnis für das ehelose Leben, weil Christus das auch gelebt hat. Das wären schöne Antworten. Wer bin ich, das ist eine wichtige Frage, die sich Jugendliche in der Regel ganz gut fragen. Ich habe einen Namen, ich bin getauft. Und der Christ ist der, der einen Namen hat. Er ist nicht namenlos. Er hat einen Namen. Und dieser Name ist im größten aller Namen – wir feiern ihn morgen – das Fest des Namens Jesu. Jesus Christus selber gibt mir seinen Namen. Ich bin getauft auf seinen Namen, auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und ich bin gesalbt. Ein Christ, das heißt wortwörtlich übersetzt: Ein Gesalbter – gesalbt mit dem Heiligen Geist. Johannes wurde genau gefragt, was er war. Er hat sogar das Prophet-Sein abgelehnt für sich, obwohl Jesus von ihm gesagt hat, er ist der größte aller Propheten. Ein Jugendlicher hat einmal gesagt, es hat ihm einer gesagt, er hätte eine prophetische Berufung – und er war ganz erschrocken und sagte: Ich will nicht Prophet sein, das ist unangenehm. Und so hat jeder einen Namen, der mit einer Berufung verknüpft ist. Johannes ist der, der als Stimme in der Wüste ruft. Auch heute rufen wir in die religiöse Wüste, oder besser gesagt, in die glaubenslose Wüste hinein; es ist alles tot und leer. Beim Gottesdienst merke ich das oft: Wüstenrufer zu sein, den Weg zu bereiten. Aber wie sollen wir den Weg bereiten, wenn wir uns nicht selber kennen? Wenn wir uns nicht trauen, keinen Mut haben? Vielen Jungen fehlt der Mut! Sie wissen nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Gute Ausbildung, bestes Studium, alles… Wo beginne ich jetzt im Beruf? Wo habe ich einen Anfang? Und da ist es wichtig, auf den Grund zu gehen, auf den Grund unseres Lebens.

Johannes hat getauft, das ist die eine Ebene unseres Lebens, mit Wasser zur Umkehr. Aber die meisten behaupten ja, sie brauchen keine Umkehr. Aber ich brauche Umkehr, immer wieder. Umkehr zum Leben, Umkehr zur Liebe, Umkehr zum Frieden und das Loslassen – die Mütter können oft ihre Söhne und die Söhne ihre Mütter nicht loslassen. Oder Väter die Töchter… Loslassen, umkehren, es ist oft so schwer, von etwas loszulassen. Also, Johannes ist der Rufer, die Stimme. Der Hirte – und wir feiern heute zwei Hirten (Basilius der Große und Gregor von Nazianz) – hat eine Stimme, und es soll die Stimme Christi in den Hirten wach werden. In Johannes wurde auch die Stimme Christi wach, als Vorläufer. Aber wir sind Nachläufer, wir sind ja getauft mit dem Wasser und – das ist entscheidend – mit dem Heiligen Geist. Das erst macht das Christsein aus: Mit dem Heiligen Geist getauft zu sein. Johannes sagte: Ich taufe nur mit Wasser, aber der, der nach mir kommt, dem bin ich es nicht wert, seine Schuhe aufzuschnüren. Es braucht ein Stück Demut. Demut, das ist auch wichtig als Anfang. Und Dankbarkeit. Ich habe vor kurzem gelesen: „Sagt in allen Kleinigkeiten Dank und ihr werdet viel weniger Probleme haben.“ Je dankbarer ich bin für jede Kleinigkeit, umso weniger Zeit habe ich, den anderen auszurichten. Da habe ich gar keine Zeit, mich zu bemitleiden. Denn, ich bin ja in der Dankbarkeit. Danken für jede Kleinigkeit – da würden die Ehezwistigkeiten sofort aufhören und auch im Kloster wäre der reinste Friede – es wäre ja gar nicht auszuhalten, vor lauter Schönheit. Dankbar sein…

Ich habe gerade eine Sterbende besucht, die ich schon lange kenne; und wenn ich ins Altenheim meine beiden Schwestern besuchen gehe, die behindert sind, dann bin ich wieder sehr dankbar für meine Wehwehchen, für meine Krankheiten. Verstehen Sie, wo wir so anfangen, gelingt ein neuer Schwung, in Demut, nicht in der Überheblichkeit. Wir Hirten, das ist die Gefahr bei uns, dass wir „steigen“ – aber wir haben keinen Grund uns zu überheben. Am meisten erreicht man in der Demut, im Annehmen. Und das ist auch ein guter Anfang: Ich nehme mich an und den Nächsten, so wie er ist. Ich nehme dieses Reibeisen an, so wie er ist – Punkt. Ja, ich bin ja auch oft ein Reibeisen und muss mich auch annehmen. Das ist ein guter Anfang. Wenn man wieder gestritten hat, den anderen wieder annehmen. Wenn man beleidigt ist, die beleidigte Mine verstecken und annehmen, danken für diesen Menschen.

Mir fällt jetzt die kleine Therese ein: Was hat die mitgemacht mit einer Mitschwester! Und dann hat die Mitschwester sie einmal gefragt, weil sie sich gewundert hat, warum sie immer so freundlich zu ihr war. Sie hat geglaubt, sie sei eine besondere Schwester. Nein, ein Reibeisen war diese Schwester für die kleine Therese. Aber Therese hat sie trotzdem geliebt und ist in den Kleinigkeiten dankbar gewesen. Das ist wichtig: In den Kleinigkeiten dankbar zu sein.

Und wenn wir aufstehen und denken: Ich mag jetzt nicht so zeitig in der Früh, dann heißt es: Raus! Das ist wichtig: Mut zu haben. Und so gelingt das Leben. Was hat uns Jesus vorgezeigt? Johannes war sein Vorläufer, er hat den Weg bereitet, aber Jesus ist gekommen und als dieses kleine, wehrlose Kind hat er einen neuen Anfang gesetzt, nicht als Herrscher, nicht als Mächtiger, nicht als Weiser, er ist nicht als Professor auf die Welt gekommen, nein, als einfaches Kind von Nazareth ist er gekommen. Das war ein guter Anfang in der Jungfrau Maria. So sehen Sie, wo ein guter Grund gelegt wird, oder wo wir uns neu auf diesen Grund ausrichten, und dieser Grund ist immer Gott, Petrus, die Kirche, der Fels, dort können wir neu beginnen.

Wo wir eine gute Beichte machen, dort können wir wieder neu beginnen. Gott trägt nichts nach, was wir bereuen und bekennen. Wo wir uns versöhnen, dort kommt wieder neu der Friede, ein neuer Anfang. So können wir jeden Tag in der Ehe wieder neu beginnen, im Ordensleben, im Priesterstand, in der Jugend, in der Kindheit. Wo ich gerade stehe und bin, kann ich neu werden und einen neuen Anfang machen. Auch wo ich beleidigt war und bedrückt war, da kann ich wieder einen Versuch machen. Auch wenn es nicht leicht ist. Gott schenkt uns durch die Taufe diesen neuen Anfang, dieses neue Leben im Heiligen Geist. Und je mehr wir – und die beiden Bischöfe haben das getan – je mehr wir im Geist Gottes leben, desto mehr werden wir in die Anfechtung kommen. Aha, schon wieder ein neuer Anfang – ich bin doch eh so ein braver Pfarrer und so fromm und so gut, es kommt mir keiner an Güte gleich und dann passiert mir das, wo die Leute mich verschätzen und nicht gut beurteilen. Demut – neuer Anfang. Das ist wichtig: Was uns Gott zumutet, annehmen. Und Gott mutet uns immer zu, neu zu werden, auch noch mit 110 Jahren neu geboren zu werden für das Leben mit Gott. Und wenn wir Christen so neu leben, dann ist die Kirche nicht alt. Dann ist sie neu, dann lebt sie, dann bewegt sie die Herzen der Menschen. Und dann geschieht etwas Neues und wir haben wieder einen neuen Anfang. So wie Johannes diesen neuen Anfang vorbereitet hat. Er ist nicht Elija, nicht der Prophet des Alten Bundes, er ist der Prophet, der für Jesus den Weg bereitet. Und auch heute ist es notwendig, für Jesus den Weg zu bereiten. Zuerst in uns selber. Aber ich mag mich ja nicht, und ich bin ja so, und das habe ich, und dieses Defizit habe ich und mit dem kann ich nicht leben… das ist ein jämmerlicher Anfang, wenn man so lebt! Der ist nicht gut, nicht cool, würden die Jungen sagen.

Neu mit Christus zu leben, das heißt dieses neue Leben! Unter der Führung des Heiligen Geistes, Mut haben, sich zu blamieren, Mut zu haben, zu dienen, Mut zu haben, Neues zu beginnen, Mut zu haben, zu lieben. Dieses kleine Kind von Nazareth, ist die Liebe, sagt Johannes im Evangelium. Dieses kleine Kind von Nazareth ist die Wahrheit. Und dieses kleine Kind von Nazareth ist die Demut, der große König der Herrlichkeit kommt bescheiden – und nicht mit Fertigwindeln und allem Drumherum, bestens medizinisch versorgt im Spital zur Welt, nein, er kommt ganz einfach, draußen wie die Ärmsten, damit keiner sagen kann, ich habe es noch schwieriger gehabt. Und er war auch von vielen nicht erwartet und manche, wie Herodes, wollten ihn töten, wollten den Anfang liquidieren. Aber Gott findet immer einen Weg, sein Heil neu in uns zu ergießen, seine Gnade, seine Liebe neu in uns zu öffnen. Ein Jugendlicher hat gesagt: Der erste Wunsch, den ich habe, ist, in den Himmel zu kommen. Er war 15 Jahre alt und hat gedacht: Der erste Wunsch von mir ist, in den Himmel zu kommen. – Ja, wo ist denn der Himmel? – Dort, wo Jesus ist. – Und wo ist Jesus? – Dort in dir, in der Krippe, wenn du ihn aufnimmst. Und wenn du mit Jesus lebst, dann bist du schon im Himmel. Dann gibt es mehr keinen Tod, der mir das Leben nehmen kann. Denn Gott lebt ewig. Und das ist unsere Freude, das ist der Anfang.

Jesus Christus ist zu uns gekommen, vom Vater gesandt, um uns diesen Neuanfang zu ermöglichen. Gehen wir diesen Weg, Johannes hat ihn bereitet. Seien wir wie Johannes. Bereiten wir den Weg der Menschen zu Jesus – für unsere Kinder, in der Liebe, in der Annahme; für unseren Ehepartner, auch wenn er mir schon seit 50 Jahren mit dem Gleichen auf den Geist geht: Ich liebe ihn trotzdem, ich habe keinen anderen. Nein, ich liebe ihn, weil Gott ihn liebt. Und das gilt auch für die Ordensgemeinschaften. Ich liebe meine Mitschwestern, auch wenn sie mir auf den Wecker gehen, weil Gott sie liebt. Vielleicht gehe ich auch jemanden auf den Wecker, und dann bin ich froh, wenn mich auch jemand liebt. Das ist doch entlastend. Christ zu sein, ist entlastend. Ich trage nicht die Schuld der Welt – meine eigene Schuld auch nicht – dafür bin ich zu schwach, sondern Christus trägt sie für mich. Also, ich möchte in den Himmel kommen, das geht am Schnellsten, wenn man mit Jesus ist. Schon jetzt kannst du mit Jesus neu anfangen, da brauchst du nicht mehr zu warten, bis das Ende des Jahres kommt. Das ist Neuanfang. Amen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder und Schwestern! Machen Sie mir bitte einmal einen Gefallen und schließen Sie ganz fest Ihre Augen. Ich sage es ihnen, wann es anfängt und ich sage es Ihnen, wann es aufhört. Dauern tut es nicht lange – und ich mache sie auch zu, damit Sie nicht Angst haben, ich würde Sie jetzt unverschämt anstarren. Also, machen Sie jetzt Ihre Augen ganz zu, so gut Sie es vermögen. Ich mache es auch. – Sie können die Augen jetzt wieder aufmachen. Vielleicht meint jetzt die eine oder der andere von Ihnen, jetzt wissen Sie ungefähr wie das ist, wenn man blind ist.

Aber blind sein ist ganz anders, denn Sie haben noch ein Licht wahrgenommen, durch die Augenlider hindurch. Sie haben gemerkt, dass hier Licht ist. Und würden Sie an einem sonnigen Sommertag rausgehen, dann würden Sie genau merken, wo Schatten ist; würden Sie unter einer Laube durchgehen und immer wieder die Stangen, wo die Rebe festgemacht ist, einen Schatten werfen, Sie würden fast zusammenzucken, so deutlich würden Sie wahrnehmen, dass hier ein Schatten ist. Nein, Blindheit ist ganz anders. Blindheit ist totale Dunkelheit, totale Finsternis. Ich sage Ihnen das, weil ich selbst mit dem Blindenapostolat in unserer Diözese zusammenarbeite, weil es im Blindenapostolat eine Kamillianische Familie gibt, und weil ich der geistliche Assistent dieser Kamillianischen Familie bin, und weil ich deswegen fast jeden Tag, wenn ich zuhause bin, mit Blinden zu tun habe. Und diese Blinden im Blindenzentrum in Bozen haben ein Dunkelrestaurant eingerichtet. Und da kann man sich zum Essen melden, es ist immer ausgebucht über Monate hinweg. Und man kann sich dort melden und man merkt dann erst, was es heißt, blind zu sein. Absolute Finsternis.

Zwei Blinde werden uns heute im Evangelium vorgestellt, die in der totalen Dunkelheit lebten, die nichts wahrnahmen, außer, – ja, was haben sie wahrgenommen? Was haben sie wahrgenommen von diesem Jesus von Nazareth?

Wir sind Sehende und was nehmen wir von ihm wahr? Habe ich heute etwas von ihm wahrgenommen? Habe ich heute etwas von Gott wahrgenommen in meinem Leben? Wir gehen hinaus in diese Welt und nehmen unendlich viel wahr: Lichter, Reklame, … wir haben den Eindruck, unsere Aufmerksamkeit soll überall hin gelenkt werden, aber weit weg von ihm!

Diese beiden Blinden im Evangelium, sie mussten von Jesus gehört haben, sie mussten etwas von ihm wahrgenommen haben. Und sie nähern sich ihm und schreien. Aber zunächst geht Jesus an ihnen vorüber. Er geht vorüber und geht weiter. Jesus bleibt nicht gleich stehen. Es ist fast so, als wollte Jesus sie hinter sich herziehen. Als wollte er sie herausfordern, zu schreien, aufzuschreien, ihm nachzuschreien.

Das ist ein Sinnbild für unser Leben. Jesus geht an uns vorüber und er möchte, dass wir ihm nachgehen. Er möchte, dass wir nicht locker lassen. Er möchte, dass auch wir schreien: „Hab Erbarmen mit uns! Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids!“

Hab Erbarmen mit uns!

Jesus möchte diesen Aufschrei. Aber es kommt noch etwas anderes: Diese beiden Blinden, die sich nicht sehen können, bestenfalls abtasten, sie müssen gemeinsam schreien, ihn gemeinsam anrufen. Es geht nicht darum, dass jeder von uns schreit, aufschreit, ihm nachschreit. Es geht darum, dass wir es gemeinsam tun. Probieren Sie es einmal aus, Sie, die Sie verheiratet sind. Beten Sie gemeinsam, schreien Sie auf, wenn es nicht so geht, wie Sie es sich vorgestellt haben. Lassen Sie gemeinsam nicht locker!

Oder, ich weiß es nicht, ob es so etwas bei Ihnen noch gibt, bei uns jedenfalls gibt es das noch, wenn zwei verlobt sind oder zumindest wissen, sie möchten heiraten, einen gemeinsamen Weg gehen, eine Familie gründen. Schreien Sie gemeinsam auf, beten Sie gemeinsam. Oder, wenn Sie Kinder haben, versuchen Sie es einmal mit den Kindern selbst. Oder, wenn Sie Ordensschwestern sind, tun Sie es nicht immer nur alleine, Gott hat Ihnen eine Gemeinschaft geschenkt. Tun Sie es in ihrer Gemeinschaft, mit Ihrer Gemeinschaft. Werden Sie beim Beten konkret, sagen Sie dem Herrn, wo es drückt. Tun Sie es gemeinsam. Wir werden heute noch den ganzen Abend über miteinander beten. Wir werden um Heilung beten, aber wir tun es nicht alleine. Wir tun es zusammen. Und dabei müssen wir nicht immer wissen, was den anderen bedrückt, wir brauchen seine Krankheit nicht immer zu wissen. Aber wir wissen, wir sind alle schwache Menschen, die ganz, ganz schnell an die Grenzen stoßen, überfordert sind. Wir sind Menschen, die sich nur Gott überlassen können, die nur Vertrauen aufbringen müssen, ihm gegenüber, für den nichts unmöglich ist. „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“, frägt Jesus diese beiden, armen Blinden.

Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Glaubst du, dass er dir helfen kann? Glaubst du das wirklich? Und ganz schnell beginnen wir als Menschen unserer Zeit zu sprechen und sagen: „Ja, also bitte, es muss nicht um jede Ecke ein Wunder passieren. Ich möchte nicht wundergläubig sein oder gelten.“ Glaubst du, oder glaube ich, dass er mir helfen kann? Oder bin ich eher geneigt zu sagen: „Ja, da will ich mal versuchen, die Ärmel hochzukrempeln. Da will ich mich mal ein bisschen zusammenreißen. Da muss ich was tun. Ich muss etwas tun!“

Liebe Brüder und Schwestern!
Diese Frage hat mich bewegt, als ich mich für diese Predigt vorbereitet habe: Glaubst du, du als Priester?

Glaubst du daran, dass Jesus helfen kann?

Ich lege Ihnen diese Frage vor, geben Sie selber eine Antwort. Denken Sie sich hinein in die möglichen und unmöglichen Situationen unseres Lebens. Denken Sie sich hinein in die Ausweglosigkeit dieser Welt, denken Sie sich hinein in die Familien, dort hin, wo Sie selber nichts bewegen können – schon längst nichts mehr bewegen können. Denken Sie sich hinein in ihre Ehe, wo alles erlahmt ist, wo die Liebe keine Lebendigkeit mehr hat. Wo man angefangen hat, sich auszuhalten, wo man vom anderen nichts mehr erwartet. Denken Sie sich hinein in unsere heutige Gesellschaft, wo wir als Christen dastehen und sagen: Was sollen wir tun? Es wird nicht mehr lange dauern, dann dürfen wir uns gar nicht mehr als Christen erkennen zu geben. „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“ Ja, glaubt ihr das?

Ich persönlich kann eigentlich nur antworten: „Ich glaube, aber hilf du bitte ganz, ganz schnell meinem Unglauben! Ja, ich möchte glauben, ich möchte es glauben, ich möchte darauf vertrauen, aber hilf du meinem Unglauben. Hilf du mir, wenn mir Zweifel kommen.

Hilf du mir, wenn ich dich runterschraube auf Mittelmaß, wenn ich dir nicht alles zutraue, wenn ich dir nicht alles übergeben, wenn ich dich nicht zum Herrn über mein Leben, über meine Gesundheit, über meine Zukunft, über alles – über meine Ehe, über meine Kinder, über meine Kongregation, mache.

Liebe Brüder und Schwestern!
Und dann wird uns Jesus berühren. Und in dieser Berührung geschieht auch heute immer noch Heilung. Lassen Sie sich von ihm berühren! Von ihm selber, er heilt Sie, er heilt mich, er heilt unsere kranken Herzen, indem er uns sein Herz gibt.

Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen.

Da wurden ihre Augen geöffnet. Wie ihr geglaubt habt! Und ich musste schmunzeln, wie ich den Text gelesen habe. Denn auf der einen Seite dachte ich: Ja, einige Male in meinem Leben habe ich tatsächlich geglaubt. Und da ist viel geschehen. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich hier wäre, hätte ich nicht einige Male geglaubt. Aber schmunzeln musste ich, weil ich dazu dachte: Was wäre alles geschehen, hätte ich mehr geglaubt!? Was wäre da noch alles geschehen? Was ist da alles brach liegen geblieben? Was ist da noch an Möglichkeit in meinem Leben drinnen, von dem ich überhaupt nichts weiß? Herr, ich glaube, hilf du meinem Unglauben. Amen.