Statue der Gottesmutter
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Dem Geheimnis auf der Spur

 

Berufung kann man nur von Gott her verstehen. Das Denken der Menschen säkularisiert zunehmend. Es macht Gott und Kirche zu einem abstrakten Gebilde. Aber Gott ist konkret, so wie seine Kirche. Denn Gott ist Person und seine Kirche ist gebaut auf eine Person: Petrus, den Fels. Die Kirche ist Leib Christi und wird gebaut aus lebendigen Steinen: aus Personen, die sich in die Hände Gottes gegeben haben. Ein Ziel des Ordenslebens ist die persönliche Heiligung, die voraussetzt, sich willig von Gott formen zu lassen, um tragfähig für viele zu werden. Ordenschristen sind dazu berufen, für das Heil der Menschen zu opfern, zu sühnen und zu beten, so wie es die Spiritualität und das Charisma der jeweiligen Gemeinschaft vorgibt.

Mit diesem „Jahr der Orden“, wie dieses Jahr umgangssprachlich gerne bezeichnet wird, möchte Papst Franziskus die Ordensleute wieder dazu anleiten, in vertiefter Weise aus den Quellen zu leben: aus dem Evangelium und dem jeweiligen Charisma der Orden. Der Heilige Vater erhofft sich, dass durch dieses Zurückschauen und Zurückgreifen auf das Wesentliche und Ursprüngliche das gesamte Ordensleben wieder an Ausstrahlung und Anziehungskraft gewinnt. Ein Baum kann nur gesund sein, wenn er aus seinen Wurzeln lebt. Hat er gesunde und kräftige Wurzeln, wird der Stamm fest sein und die Äste voller Saft. Er wird fähig sein, neue Triebe hervorzubringen, er wird blühen und saftige Früchte tragen.

In diesem „Ordensjahr“, das am 30.11.2014 beginnt und am 02.02.2016 endet, geht es darum, die Wurzeln zu aktivieren, junge, gesunde Triebe zu pflegen, aber auch darum, morsche Äste abzuschneiden und Fremdkörper zu entfernen. Auf den Punkt gebracht soll dieses Jahr zu einer Erneuerung im Geiste Christi führen, denn jede wirkliche, gesunde, lebenspendende Erneuerung kann nur aus der Kraft des Heiligen Geistes hervorgehen. Beten wir deshalb gemeinsam um die Wiederbelebung des Ordensgeistes in den Gemeinschaften besonders in unserem Land. Das Jahr des geweihten Lebens ist also in gewisser Weise ein Aufruf zur Umkehr für alle Ordenschristen, eine Aufforderung zur vermehrten Hinwendung zu Christus und einem gesteigerten Hören auf den Heiligen Geist, der allein das geistliche Leben fruchtbar machen kann, sowohl für die Menschen als auch für die jeweiligen Gemeinschaften selbst. Damit die vom Heiligen Vater erhoffte Erneuerung im geistlichen Leben auch zünden kann, braucht es nicht nur das persönliche Bemühen der Ordensleute. Es bedarf vor allem auch der Begleitung dieser Erneuerungsprozesse durch das Gebet und Opfer der Gläubigen. In diesem Sinne: Beten wir füreinander.

Predigt von der Gebetsnacht um geistliche Berufe Pfarrer Dietmar Orgelmeister

Der Gute-Hirten-Sonntag wurde eingeführt, damit wir an Jesus, den guten Hirten denken und wir darum beten, dass er uns gute Hirten schenkt. Man denkt bei den guten Hirten zuerst an Priester und Ordensleute, aber man kann es auch weiter sehen. Eltern sind zum Beispiel Hirten für ihre Kinder. Morgen ist Muttertag – Mütter sind die Hirtinnen! Ein Lehrer ist Hirte für seine Schüler, er soll wie ein guter Hirte für sie da sein. Ein guter Chef soll Hirte sein für seine Mitarbeiter. Selbst Bürgermeister sollen Hirten sein für ihren Ort.

Was macht es aus, ein guter Hirte zu sein gegenüber anderen Leitungsformen? Ich habe einmal in Mönichkirchen einen Hirten gesehen, der mit seiner Schafherde durch den Ort durchgezogen ist. Ich habe gestaunt, da waren hunderte Schafe und ein Hirte mit seinem Hund. Ich habe gestaunt, wie der Hirte diese Herde zusammenhielt. Wenn die Schafe nicht gewollt hätten, dann wären sie in alle Richtungen davongelaufen und niemand hätte sie mehr einfangen können. Aber der Hirte hatte seine Schafe nicht am Lasso oder an einer Leine. Er hatte keinen elektrischen Zaun. Die Schafe hörten auf seine Stimme, sie gingen freiwillig mit, weil sie wussten: Bei dem ist es gut sein.

Der Hirte führt wie Jesus es will, er leitet nicht mit Zwang und Strafe, sondern die Schafe wissen: Wenn ich mich dem anvertraue, dann öffnen sich neue Möglichkeiten. Petrus ist ein Hirte. Jesus hat Petrus die Schlüssel anvertraut. Warum? Weil man mit einem Schlüssel aufmachen kann und damit neue Möglichkeiten schaffen kann.

Heute wird immer häufiger der Ruf nach starker Führung laut. Aber wehe die Führung tut etwas, was wir nicht wollen. Dann ist Aufruhr – zum Beispiel wenn ein Bürgermeister eine Straßenlaterne am falschen Platz aufstellt.

Ein Hirte braucht die Kraft Gottes, um Möglichkeiten zu öffnen. Jesus sagt uns im Evangelium, was einen guten Hirten ausmacht. Er setzt in der Beschreibung einen besonderen Akzent: Ein guter Hirte macht nichts für sich, sondern nur für andere. In Gruppierungen wollen Leute oft nur eigene Ideen verwirklichen. Aber die Menschen kennen das gleich, sie haben ein Gespür dafür: Es kümmert sich jemand um mich, nicht weil es mir gut gehen soll, sondern um selbst etwas zu erreichen. Der gute Hirte handelt nicht so.

Der eigentliche gute Hirte ist Jesus, diese Anforderungen kann kein Mensch ganz erfüllen. Heute sind wir hier zusammen gekommen, um gemeinsam um gute Hirten zu beten, die für andere da sein können.