Statue der Gottesmutter
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Predigt vom Christtag

Pfr. Mag. Johannes Vertesich

Liebe Schwestern und Brüder am Hochfest der Geburt unseres Erlösers!

Ich bekam vor einigen Wochen eine Geburtsanzeige. Auf der Vorderseite waren die Abdrücke von einer kleinen Hand und einem kleinen Fuß zu sehen und auf der Innenseite haben mir mein ehemaliger Schüler und seine Frau geschrieben: „Unsere Liebe hat Hand und Fuß bekommen. Sophia ist geboren!“

Unsere Liebe, Schwestern und Brüder, hat Hand und Fuß bekommen. Was für ein eindrucksvolles Bild dafür, dass die Worte der Liebe, zwei Menschen so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie greifbar, sichtbar und spürbar wurden in einem neuen Menschenkind. Und soeben haben wir im heiligen Evangelium die Worte gehört:

„Und das Wort ist Fleisch geworden“, schreibt der Evangelist Johannes am Beginn seines Evangeliums, am Anfang seiner Frohbotschaft.

Heute feiern wir, dass Gottes Liebe in Jesus Christus Hand und Fuß bekommen hat. Mit der Geburt von Jesus Christus ist Gottes Liebe für uns Menschen greifbar und erfahrbar geworden. Sie bleibt kein leeres Wort ohne Beteiligung, sie bleibt nicht als abstrakte Idee auf Distanz. Gottes Liebe wird konkret. Sie wird fassbar und fühlbar, sichtbar in einem kleinen Kind. Das menschgewordene Gotteswort.

An Weihnachten werden wir daran erinnert, dass Gottes Menschenfreundlichkeit kein leeres Wort bleibt sondern zum Wort wird, das unter die Haut geht, das in Fleisch und Blut übergehen will. An Weihnachten werde ich herausgefordert, wieder neu zu entscheiden, ob Gottes Wort auch in mir in Fleisch und Blut übergehen soll; ob Gottes Wort zu mir gehört und als Teil meiner selbst wird; ob es nur an mein Ohr dringt, oder ob es in mein Herz hinein geht, mein Denken, Handeln und Reden beeinflusst und hoffentlich auch verändert.

Johannes Scheffler, genannt Angelus Silesius, hat es Mitte des 17. Jahrhunderts im cherubinischen Wandersmann so ausgedrückt: „Wird Christus 1000 Mal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren.“

Schwestern und Brüder, Gott will in mir geboren werden. In jedem Menschen, jeder Frau, jedem Kind, jedem Mann. Gott will uns in Fleisch und Blut übergehen. Das bedeutet freilich nicht, nur wohlige und schöne Gefühle. Auch Enttäuschung, Unruhe, Niedergeschlagenheit, Sehnsucht, Einsamkeit und Ohnmacht können Einfallstore Gottes in meinem Leben sein. Gott will in uns aufgenommen werden, damit wir Kinder Gottes werden. Damit Gottes Liebe auch heute noch Hand und Fuß auf dieser Erde bekommt. Damit sie Gestalt erhält in uns und durch uns.

So werden wir selber sichtbar als eine neue Gemeinschaft von Menschen die anfangen, als Töchter und Söhne Gottes zu leben. Dann werden wir, wie es der Prophet Jesaja in der ersten Lesung schreibt, zu Freudenbotinnen und Freudenboten, die die Müden und Mutlosen aufrütteln und sie an ihre Würde wieder erinnern. Die die Sehnsucht in ihnen wecken, die Sehnsucht nach Frieden und Heilssein, nach Rettung und Trost. Die die Erinnerung an Gottes Zusage wieder ins Gedächtnis rufen und ihr Vertrauen.

Alle Enden der Erde werden das Heil Gottes schauen

Liebe Schwestern und Brüder, wer Gottes Welt tatsächlich verstehen will, wer das Geheimnis der Weihnacht für sich verstehen und aufblättern will, der muss sich an die Krippe stellen und einmal schweigen. Gottes Wort hat der verstanden, der vor der Krippe niederkniet, der vor Gott in die Knie geht und anbetet. Weihnachten ist nicht Weihnachten, wenn wir nicht an die Krippe gehen und das Kind betrachten und es immer wieder anbeten.

Die Anbetung, das Zwiegespräch mit Gott, an diesem Ort, macht Weihnachten erst zu Weihnachten. Und wir erkennen dann auch, wer wir tatsächlich sind. Dieses wunderbare Weihnachtsgeheimnis erschließt sich uns nur dann, wenn wir Gottes Wort in unser Herz aufnehmen und seine grenzenlose Liebe erkennen. In diesem Geschehen begeben wir uns in das Göttliche hinein und werden selber vergöttlicht und in weihnachtliche Menschen verwandelt. In der Nähe der Krippe und in der Anbetung verändert sich dann auch unsere kleine Welt, weil Gottes Wort die Kraft und die Macht hat, jede Welt und auch uns zu verändern.

Brüder und Schwestern, Weihnachten ist jedes Jahr neu die Einladung sich von Gott berühren und sich durch sein Wort verändern zu lassen. Eine solche gütige Berührung und einen solchen Lichtstrahl, der Ihre und meine und unsere Welt verändert, möchte ich Ihnen an diesem Weihnachtsfest von Herzen wünschen. Frohe und gesegnete Weihnachten! Amen.

Predigt von der Christmette

Prälat Rupert Kroisleitner CRSA

Schwestern und Brüder!

Jedes Jahr hat der Heilige Abend eine eigene Aufregung und die Christmette, so habe ich den Eindruck, ist dann die Gelegenheit, manche Emotionen, manche Ereignisse, manche Erlebnisse, in besonderer Art und Weise, entweder in ein Weihnachtslied oder in die Kirchenbank hinein sinken zu lassen und sich an Weihnachten einfach nur zu freuen. Die Sehnsucht der Menschen auf der Welt ist sehr unterschiedlich.

Und immer ist es aber auch eine große Herausforderung dieser nächtlichen Stunde, jenes weltverändernde Programm zu hören, das die kleine Gemeinde damals dem Evangelisten Lukas, als noch kein Weihnachtsfest vorhanden war und es dieses Weihnachtsfest in unserer Form im liturgischen Bereich gab, verkündet hat.

Friede den Menschen seiner Gnade! Das war die Botschaft, die der Evangelist Lukas den Menschen, den Gemeinden verkündete. An vielen Orten der Welt, Schwestern und Brüder, sind Menschen auf der Flucht, werden Opfer von Terror und Kriegen oder von Engstirnigkeit und Zwietracht. Dadurch werden die Gespräche, die Dialoge zwischen den Völkern und den Kulturen, beeinträchtigt oder finden nicht statt. Das Gespräch in den Familien, in Gemeinschaften, auch in Ordensgemeinschaften, ist oft gestört oder es kommt kein Gespräch zustande.

Weihnachten aber ist hingegen eine Einladung – und das ist es, was wir heute besonders merken sollen, was uns gleichsam in die Seele hineingehen soll: Weihnachten ist die Einladung zum Gespräch miteinander. Gott hat nämlich den Dialog mit den Menschen wieder neu versucht, indem er seinen Sohn Mensch werden ließ. Jesus ist gekommen, als der Gottessohn und auch als Menschenkind. Und ich denke, wenn wir dieses Geheimnis, diese Tatsache auch im heurigen Jahr zu diesen Weihnachten wieder ernst nehmen, dann könnte unsere Antwort sein, dass auch wir mit dem Gespräch miteinander, untereinander, gleich ob es ein klärendes, ein aufbauendes oder manchmal auch ein zurechtweisendes Gespräch sein kann, beginnen. Das sollte stattfinden.

Zwischen den Menschen, in den Familien, zwischen den Menschen der Völker, zwischen den Generationen. Und nachdem Gott Mensch geworden ist, soll dieses Gespräch auch mit Gott stattfinden und auch mit ihm dürfen wir gleichsam alles in dieses Gespräch hineinlegen.

Weihnachten ist aber auch eine Einladung. Gott ist in die Welt gekommen, das bedeutet für uns Menschen, die wir in der Welt sind, die wir Aufträge haben in dieser Welt, sie umzusetzen, und unsere Aufträge sind oft gar nicht so groß und wir müssen gar nicht suchen, sondern sie sind uns ins Herz gelegt. Sie sind uns sozusagen als Motivation für einen Beruf ins Herz gelegt. Vielleicht ist jemand Arzt geworden, vielleicht ist einer Bauer, vielleicht ist ein anderer Handwerker, ganz gleich. Es ist der Auftrag, in dieser Welt zu wirken.

Gott ist der Herrscher auf ewig und der Friede der Menschen

Und Weihnachten sollte für uns noch etwas dazu bringen, nämlich, wir sollten auch für dieses Kind, das Gott und Mensch ist, einen Raum bieten. Wir sollten diesem Kind, diesem Gotteskind in dieser Welt einen Raum verschaffen, in dem wir selber versuchen, gut zu leben, und wir sollten auch in unserem eigenen Herzen diesem Kind einen Raum geben.

Als Christen sind wir durch die Taufe dort mit hineingenommen und deshalb haben wir diesen Auftrag auch in dieser Welt, die menschgewordene Liebe unter den Menschen im Alltag immer wieder zu leben, zu versuchen. Ihm sollten wir, diesem Gott, diesem Kind gleichsam, auch die weltverändernde Kraft zutrauen.

Das ist manchmal für uns Menschen nicht leicht. Aber als Christen dürfen wir Gott diese Kraft zutrauen, dass er die Welt verändern kann. In einem Psalm heißt es schon: „Er ist der Herrscher auf ewig und der Friede der Menschen.“ Gott ist der Friede der Menschen. Wenn wir Gott über diese Weihnachten hinaus in unserem Leben, in unserem Umfeld, Raum geben, dann wirken wir Frieden für diese Welt. Schwestern und Brüder, ihnen allen wünsche ich gesegnete Weihnachten. Amen.

Vielen Heiligen wurde Zukünftiges über ihr Leben geoffenbart, selbst Kindern wurde ihr Leiden und Sterben vorausgesagt. Man denke hier an die beiden Fatimakinder Jacinta und Francisco Marto. Es ist also durchaus möglich, dass Jesus durch seine innige Beziehung zum Vater, wie auch durch die wachsende Kenntnis der heiligen Schrift, seine Bestimmung schon sehr früh erkannte und darüber nachdachte.

Wie tief und wie früh er als wahrer Gott und wahrer Mensch in das Geheimnis seines Lebens eindringen konnte, wird für uns immer ein Rätsel bleiben, über das wir nur spekulieren können. Mit seiner Empfängnis wurde er Mensch. Im unversehrten Schoß der Mutter hat er das Paradies noch nicht verlassen. Bei seiner Geburt aber verließ es das Paradies durch die „Pforte des Himmels“, wie Maria in der Lauretanischen Litanei genannt wird, und trat damit in diese Welt ein, um die Unannehmlichkeiten des menschlichen Lebens anzunehmen. Die Kälte der Winternacht umfing seinen kleinen Leib. Die Krippe wurde zu seiner ersten Ruhestatt und ein paar raue Hirten seine ersten Freunde. Sein Leben begann nicht in einem heimeligen Palast. Das Holz der Krippe war das erste Lager des zukünftigen Zimmermanns, das Holz des Kreuzes wurde sein Sterbebett.

Über dem Leben des neugeborenen Königs steht ein einziges Wort: Sühne. Sie ist der tiefste Ausdruck seiner Liebe zu uns Menschen und diese Liebe befähigte ihn, „sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,45) Aber ob wir zu den „Vielen“ gehören, liegt daran, ob wir ihn annehmen oder zurückweisen.